Tag 3

Liebes Tagebuch,
Die Zeit vergeht scheinbar unendlich langsam.Ich habe zwar genug Zeit zum Nachdenken, aber ich befürchte dass mir irgendwann der Stoff ausgehen wird. Mir ist aufgefallen, dass, wenn gestern wirklich eine Art Weltuntergang war, die nachfolgenden Generationen ja noch nicht einmal wissen wie ein Elefant aussieht oder was der Eiffelturm war. Bis sie irgendwann Knochen finden und sich lustige Fabelwesen ausdenken, oder überlegen wozu so ein großes Eisengebilde wie der Eiffelturm wohl gut gewesen sein könnte. Immerhin weiß ich noch wie ein Elefant aussieht und was der Eiffelturm ist. Deshalb kam mir der Gedanke dass mein Gehirn vielleicht nicht ganz gelöscht wurde, sondern nur "verschlüsselt." Das heißt dass ich nur etwas wie meinen Namen brauche um mich wieder an alles erinnern zu können. Ich habe es inzwischen geschafft ein Lied auf meiner Mundharmonika zu spielen. Die Melodie kam mir bekannt vor, aber an den Text konnte ich mich nicht erinnern, deswegen habe ich mir einen neuen ausgedacht:

Beton unter meinen Füßen,
Beton über meinem Schopf
Beton-Einsamkeit lässt grüßen,
Nichts außer Beton im Kopf.

Nicht wirklich geistreich, aber ich bin schließlich kein Goethe. Ich kann nur leider nicht gleichzeitig singen und Mundharmonika spielen. Ich habe inzwischen übrigens herausgefunden dass die grellen Neonlichter an der Decke morgens an und abends ausgehen. Das ist ganz praktisch, sonst wüsste ich ja nie wieviele Tage vergangen sind. Ich merke jetzt schon wie mein Gehirn unter der Last der Langeweile zerfließt, aber ich kann immerhin mit mir selbst Karten spielen. Viel Zeit zum nachdenken bevor ich verrückt werde hab ich nicht. Ich müsste mir irgendetwas überlegen. Der Bildschirm zeigt unablässig den selben Satz an: Bitte den Bunker nicht vorzeitig verlassen. Die Bunkertür öffnet sich von selbst wenn ein Verlassen möglich ist.

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