Teil 10

Am nächsten Tag traf ich mich mit David, meinem besten Freund, in einem gemütlichen Lokal, um gemeinsam zu essen.
Am Anfang sprachen wir über ganz gewöhnliche Themen, wie etwa was alles in Korea passiert war und was er erlebt hatte, während ich bei meiner Grossmutter war.
Innerlich führte ich jedoch die ganze Zeit über eine Debatte mit mir sekbst, ob ich Dave von meinem Deal mit Aidan erzählen sollte oder nicht.

„Okay, was ist los?" fragte der Halbkoreaner plötzlich.
Überrascht sah ich auf.
„Wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?"

„Du hast auf meine letzten zwei Fragen nicht reagiert, ausserdem scheinst du schon die ganze Zeit über irgendwie abgelenkt zu sein." erklärte Dave.

Ich seufzte. „Okay, ich muss dir etwas erzählen, aber ich denke nicht, dass es dir gefallen wird."

Mit diesen Worten begann ich zu erklären, was gestern Abend alles vorgefallen war.
„... und deshalb werden wir uns um vier Uhr treffen und alles weiter besprechen." endete ich mit meiner Schilderung der Ereignisse.

David schwieg.

Nervös betrachtete ich ihn, gespannt darauf, was er dazu zu sagen hatte.
„Du hast also bereits zugesagt, ohne wirklich zu wissen, was du tun musst?" fragte er nach einer Weile.

Ich nickte langsam. „Aber es ist ein guter Deal!" fügte sie schnell hinzu.

„Das stimmt." gab Dave etwas widerwillig zu.

„Ich habe sogar mit ihn verhandelt, um auf 35 Prozent des Gewinns zu kommen." sagte ich stolz mit einem breiten Grinsen.

„Ich bin beeindruckt." lachte mein bester Freund, bevor er jedoch wieder ernst wurde. „Ich bin aber trotzdem besorgt darüber, was er alles von dir verlangen wird."

Lächelnd winkte ich ab. „Das wird bestimmt nichts Schlimmes. Er sagte, ich solle für ein paar Tage seine Verlobte spielen."

„Was wenn er verlangt, dass du in dieser Zeit auch mit ihm schläfst?" fragte Dave mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Erschrocken riss ich die Augen auf. „Denkst du, er würde das tatsächlich machen?"

Er seufzte. „Ich habe keine Ahnung... alles was ich bisher über ihn gehört habe ist, dass er sehr zielorientiert ist. Ich weiss nicht wie weit er gehen würde, um seine Ziele zu erreichen."

Nachdenklich nahm ich mein Glas und trank einen Schluck der Limonade.
Würde Aidan so etwas von mir erwarten oder sogar verlangen?
Ich konnte mir dies kaum vorstellen. Er war doch nicht diese Art von Mensch... oder?

„Du sagtest, ihr trefft euch heute um vier Uhr?" fragte David und riss mich so aus meinen Gedanken.
Ich nickte zustimmend.

„Lass mich mitkommen, ich kann schauen, dass alles richtig vereinbart wird." bat er.
„Ich kann das auch alleine." wies ich ihn darauf hin. Ich würde das auch ohne seine Hilfe schaffen.

„Bitte, ich würde mich einfach viel wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass es dir gut gehen wird." sagte er mit flehenden Augen.

„Na gut." seufzte ich. Ich konnte ihm bei diesem Blick einfach nichts abschlagen...

***

So kam es, dass wir zwei Stunden später gemeinsam auf dem Weg zur Adresse waren, die mir Aidan gegeben hatte.
Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Art Club handelte.
Wir konnten gerade mal die grosse Doppeltür öffnen, als uns ein emotionsloser Butler in den Weg trat.

„Tut mir leid, wir sind ein sehr elitärer Verein, bei dem nur Mitglieder zutritt haben." sagte er und öffnete die Tür, um uns wieder aus dem Gebäude rauszuschieben.

„Wir haben hier eine Verabredung mit Aidan Crawford." sagte ich schnell, bevor er uns rauswerfen konnte und er hielt sofort inne.

„Oh verzeiht." entschuldigte er sich und verbeugte sich sogar leicht vor uns.
„Wenn ihr mir bitte folgen würdet."

Er führte uns in einen hellen Raum voller bequem aussehender Sessel, die um mehrere Tische verteilt waren.

Wir folgten ihm bis ans Ende des Raumes, wo an einem kleinen Tisch ein Mann im Anzug sass.
Er war um die fünfzig Jahre alt und sein schwarzes Haar, war bereits mit ein paar grauen Strähnen, durchzogen, was ihn jedoch nicht weniger attraktiv machte.

Als wir vor ihm stehen blieben, blickte er von seiner Zeitung auf. „Miss Choi, schön sie kennenzulernen, mein Name ist Antonio Rossi." begrüsste er mich mit einem italienischen Akzent, als er aufstand und mir die Hand reichte.

Ich erwiderte seine Begrüssung etwas verwirrt.
Wer war dieser Mr. Rossi und wo war Aidan?

Dann wanderten seine Augen zu David.
„Und Sie sind?" fragte er und musterte ihn misstrauisch.

„David Park." stellte sich mein bester Freund vor. Der dunkelhaarige Italiener presste seine Lippen unzufrieden zu einem Strich zusammen und drehte sich wieder zu mir.

„Miss Choi, hat ihnen Mr Crawford nicht ausdrücklich gesagt, dass dies hier ein streng vertrauliches Treffen ist?" fragte mich Mr. Rossi genervt.

Ich schüttelte den Kopf. „Mr. Crawford hat mir ehrlich gesagt absolut gar nichts mitgeteilt. Infolgedessen hatte ich eigentlich auch mit ihm gerechnet und nicht mit Ihnen, Mr. Rossi." setzte ich ihn höflich über meine aktuellen Kenntnisse ins Bild.
„Wird denn Aidan noch kommen?" fragte ich nach.

„Nein, Mr. Crawford hat wichtige Termine, die er nicht verschieben kann. Sie müssen sich wohl oder übel mit mir begnügen." erklärte Rossi knapp.

„Und wer sind Sie genau, wenn man fragen darf?" mischte sich Dave ein.

„Ich bin Mr. Crawfords Anwalt und als solcher muss ich Sie jetzt höflich bitten zu gehen, Mr. Park." sagte der Italiener etwas schroff.

„Leider muss ich Ihre Bitte höflich ablehnen. Ich werde nämlich hier bleiben und Mrs. Choi bei diesem Treffen unterstützen." meinte David ebenfalls kalt.

„Das ist nicht möglich, da es sich, wie bereits erwähnt, um sehr private und vertrauliche Verhandlungen handelt." beharrte Rossi stur darauf, dass Dave gehen sollte.

Mein bester Freund musterte den Italiener einen Moment schweigend und nickte dann.
„Wie Sie meinen." sagte er und lief einige Schritte in die Richtung des Ausgangs.
Als er neben mir stand, blieb er nochmals stehen und blickte zurück zu Mr. Rossi.

„Nur sollte Sie daran denken, dass wenn Gerüchte über eine Schein-Verlobung aufkommen, Mr. Crawfords Ruf darunter leiden würde..." sagte er und lächelte provokant.
David wusste schon immer genau, wie er das bekam, was er wollte.

Rossis Gesicht verfinsterte sich augenblicklich und er funkelten Dave böse an. „Nun denn, da sich die Situation offenbar verändert hat, möchte ich Sie trotzdem bitten zu bleiben, während ich meinen Klienten über die neue Lage in Kenntnis setzte." meinte Rossi und richtete seine Krawatte.
„Wenn Sie mich für einen Moment entschuldigen."
Er nahm sein Handy aus der Tasche und verliess mit schnellen Schritten den Raum.

***

Wir mussten ganze zwanzig Minuten warten, bevor der italienische Anwalt den Raum wieder betrat.
Diese Mal jedoch nicht alleine.

Neben ihm, in einem Anzug und mit perfekt gestylten Haaren, stand Aidan.
Er wirkte, genau wie sein Anwalt, auch nicht gerade erfreut.

„Hab ich dir nicht gesagt, dass jegliche Informationen zu diesem Deal unter keinen Umständen weitergegeben werden dürfen?" fragte mich Aidan sofort, ohne irgendeine Begrüssung oder etwas in der Art.

„Nein, darüber hast du kein einziges Wort verloren." antworte ich ihm wahrheitsgetreu, da ich mich wirklich nicht daran erinnern konnte, dass er mir dies so ausdrücklich gesagt hätte.

„Dann dachte ich wohl, dass es nur ein bisschen Verstand bräuchte, um zu wissen, dass man nicht über so etwas spricht!" meinte er und funkelte mich wütend an.

„Hey, Sie brauchen ihre Hilfe und wenn Sie sich nicht jemand anderen für den Job als ihre Verlobte suchen wollen, dann sollten Sie augenblicklich aufhören, so mit Jia zu sprechen!" intervenierte David zornig.

Aidan warf meinem besten Freund lediglich einen genervten Blick zu, was ihn noch mehr ärgerte.
Ich legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Dave konnte sich immer fürchterlich aufregen, wenn er etwas als ungerecht oder falsch empfand, dabei war ich mir ziemlich sicher, dass Aidan es nicht so böse meinte, wie es vielleicht klang.

„Du hättest einfach sagen können, dass du einen Freund hast, dann hätten wir uns das alles sparen können." sprach er genervt zu mir.

„Wir sind nicht zusammen." erwiderten Dave und ich gleichzeitig.
Aidan hob eine Augenbraue und sein Blick ruhte für ein paar Sekunden auf meiner Hand, die immer noch auf Davids Schulter lag.

„Wir sollten langsam zum Geschäftlichen kommen, Aidan." meldete sich der Anwalt plötzlich wieder zu Wort.
Aidan nickte und setzte sich uns gegenüber auf den Sessel neben seinen Anwalt.

Mr. Rossi holte eine dicke Mappe aus seiner Aktentasche und zog daraus ein Dossier mit etwa zehn Seiten raus, welches er vor mir auf den Tisch legte. Er zog einen Kugelschreiber aus seiner Tasche und begann zu sprechen, wobei er mit dem Stifft immer auf die Abschnitte zeigte, die er gerade beschrieb.

„Die wichtigsten Punkte zusammengefasst: Sie werden Mr Crawfords Verlobte spielen und zwar muss ihre Darbietung überzeugend wirken. Es soll nach einer gesunden und liebevollen Beziehung aussehen, wobei jegliche Massnahmen ergriffen werden müssen, um dies zu gewährleisten-"

Sofort unterbrach ich ihn: „Was meinen Sie damit genau? Welche Art von Massnahmen sind da miteingeschlossen?"

„Das kann nach Situation variieren. Je nach dem was gerade nötig ist, können diese Massnahmen beispielsweise aus Kosenamen oder einer öffentlicher Demonstration von Zuneigung bestehen." erklärte er.

„Das beinhaltet aber keine sexuellen Handlungen?" vergewisserte sich David angespannt.

„Nein." antwortete Aidan kühl, bevor sein Anwalt etwas dazu sagen konnte.
Dave nickte zufrieden und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. Auch ich war erleichtert dies zu hören. Also hatte ich doch recht und Aidan war nicht diese Art von Mensch, die soetwss verlangen würden.

„Also weitere Punkte, die Sie einhalten müssen, wären dass diese Vereinbarung streng vertraulich ist und Sie mit niemandem, nicht einmal ihrer eigenen Familie, darüber sprechen oder irgendwelche nonverbalen Hinweise vermitteln dürfen." sagte Rossi und mit einem warnenden Blick zu Dave fügte er an: „Dieser Punkt gilt von nun an auch für Sie, Mr. Park"

Wir nickten beide auch wenn ich schon jetzt wusste, dass dies für mich wahrscheinlich eine der schwersten Bedingungen in diesem Vertrag werden würde.
Ich fühlte mich nicht wohl dabei zu Lügen, aber ich musste mir einfach immer wieder sagen, dass es niemandem schaden würde... hoffte ich zumindest.

„Gut, des Weiteren muss die Verlobung bis zur Firmenübernahme aufrechterhalten werden, ausser Mr Crawford beschliesst, dass eine frühzeitige Beendigung von Nöten sei."

Wieder nickte ich zustimmend. Sollte Aidan das ganze früher beenden wollen, wäre mir das auch recht.

„Während der Dauer des Vertrages ist es Ihnen untersagt jegliche romantische Beziehungen mit einer anderen Person einzugehen oder mit jemanden Handlungen auszuführen, die auf eine romantische Beziehung hindeuten könnten. Damit meine ich jegliches Flirten, Küssen, Händchen halten und so weiter, ist ihnen mit einer anderen Person als Mr Crawford untersagt."

„Wieso gilt dieser Abschnitt nur für mich? Es wäre genau so schädlich für unseren Schein des perfekten Paares, wenn Aidan eine ‚Affäre' hat." merkte ich an.

„Wenn ich etwas mit einer anderen Frau anfange, könnte ich dies ohne Probleme verbergen. Bei dir bin ich mir hingegen nicht sicher, wie gut du dazu in der Lage wärst und ich werde keine Risiken eingehen." sagte Aidan.

Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Natürlich könnte ich das verbergen." meinte ich etwas beleidigt, dass er mir so wenig zutraute, obwohl ich schon mein ganzes Leben in der Öffentlichkeit stand und infolgedessen überaus geübt darin bin, meine Privatsphäre zu beschützen.

„Schön, wir werden es jedoch nie erfahren." sagte er knapp und deutete seinem Anwalt fortzufahren.

„Am Ende des Vertrages werden Sie öffentlich verkünden, dass Sie sich von Aidan getrennt haben mit dem Grund, dass Sie sich noch nicht bereit fühlen solch eine Verbindung mit jemandem einzugehen und Sie erst mal Zeit für sich brauchen. Mr. Crawford wird sich bedrückt aber verständnisvoll zeigen."

Überrascht sah ich Aidan an.
Ich hätte erwartet, dass er derjenige wäre, der sich offiziell von mir „trennen" würde.

„Wichtig ist auch, dass Sie nach und während der Dauer dieses Vertrags keine negativen Äusserungen zu Mr. Crawford öffentlich machen und auch keine privaten Informationen weitergeben dürfen."

Ich nickte. Ich hätte sowieso nicht vorgehabt dies zu tun. Es war nicht meine Art, schlecht über jemanden zu sprechen, vor allem nicht mit der Presse.

„Zum Schluss ist hier noch festgehalten, dass falls der Deal mit Gerald Hobbes zustande kommt, 35 Prozent der Gewinne durch diese Firmenübernahme ihrer Hilfsorganisation zugute kommt. Noch irgendwelche Fragen?"

Ich überlegte, doch mir kam nichts in den Sinn, weshalb ich zu Dave schaute, um zu sehen, ob er vielleicht noch offene Fragen hatte.
Er schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Ich glaube, es ist alles klar." sagte ich.

„Gut, dann unterzeichnen sie bitten an folgenden Stellen." Mr. Rossi zeigte mir die verschiedenen Linien auf die ich meine Unterschrift platzieren sollte, danach unterschrieb auch Dave die Verschwiegenheitserklärung und zu guter Letzt, setzte auch Aidan seine Unterschrift auf das Dokument.

Somit werde ich also die nächsten Wochen Aidan Crawfords Verlobte sein...

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