S I X T Y - F I V E

"Bitte, bitte bleib bei mir!"

Als ich Chase kennenlernte war er kalt. Kälter als alles andere dieser Welt. Er war kalt, groß und stolz. Niemand konnte ihm das Wasser reichen, nichts war gut genug für ihn. Niemand stand über ihm, er ging stehts mit erhobenen Hauptes durch das Leben. Aber was im nächsten Moment passiert, kann ich kaum wahrnehmen.

Während er mich immer und immer wieder anfleht bei ihm zu bleiben, fällt er plötzlich vor mir auf die Knie. Der sonst so starke Chase, geht vor mir auf die Knie. Gewollt unterwirft er sich mir, als Zeichen, wie weit er in seinen Augen gesunken war. Und er fleht unaufhaltsam weiter.

"Bitte Ruby, bitte bleib bei mir. Baby, was bin ich ohne dich?" Nun fängt er an zu weinen, sein Brustkorb immer wieder erschüttert von seinem lauten Schluchzen. "Gott, Ruby, ich verstehe mich doch selbst nicht! Wie mache ich immer alles falsch, wenn ich dich doch so sehr liebe?" Er umklammert meine Knie, zwingt mich vor ihm zu Boden zu sinken. Sobald ich vor ihm knie, zieht er mich auch schon ansicht. Stürmisch, immer weiter nach Akzeptanz und Verzeihung suchend, nähern sich seine Lippen den meinen. Doch ich bin schneller.

"Ruby, bitte, küss mich. Bitte, ich liebe dich doch so sehr." Er versucht immernoch meine Lippen mit seinen zu vereinen. Als aber jeder seiner Versuche scheitert, gibt er schließlich auf. Unaufhörlich wandern die salzigen Tränen über seine Wangen, begleitet von einem markerschütterndem Schluchzen. Er fällt mir um den Hals, zieht mich auf seinen Schoß und küsst all möglichen Körperstellen, aber er versucht nicht noch einmal meine Lippen zu berühren.

"Ruby" schnieft er, "vielleicht ist dir das jetzt schon alles egal, aber ich muss es aussprechen, bevor du gehst." Er küsst meinen Hals, meinen Kiefer, meine Stirn, meine Nase und lässt seine Hand über meine Haare gleiten- ich lasse alles mit mir geschehen. "Es gibt unendlich viele Dinge die ich an dir liebe, Ruby. Meistens war ich zu stolz es auszusprechen, aber seit dem Tag, an dem wir uns begegneten hast du meine Herz."

Eine Träne rollt über mein Gesicht.

Chase...wie sind wir bloß hier gelandet.

"Ich habe keine andere Frau mehr gesehen. Verstehst du?! Sie sahen alle aus wie...wie nichts. Sie waren einfach nicht du. Nicht deine niedliche Stupsnase, nicht dein lockiges Haar, nicht deine honigfarbene Haut, und nicht deine himmelblauen Augen. Nichts war vergleichbar mit dir." Wieder zittert sein ganzer Körper. Ich spüre es an meinem. "Zuerst habe ich dagegen angekämpft. Ich dachte: Wie kann es sein das ein einfaches Mädchen so einen Effekt auf mich hat! Aber tja, irgendwann trifft es wohl jeden." Sein Schluchzen hallt durch das Zimmer, und nun bin ich die jenige die die Arme um ihn legt. Ich will auch nicht das es endet, aber haben wir irgendeinen Ausweg?

"Scheiße man! Ich kann das nicht!", stößt er hervor, bevor er sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt. "Ich kann nicht über die einzige Frau reden, die ich je lieben werde, wenn sie bald nicht mehr hier ist. Es...es tut einfach zu sehr weh!"

Die Nässe seiner Tränen überträgt sich auf meine Haut und Stille kehrt ein. Ich hole kurz Luft, um nachzudenken. Ich denke zurück an die weisen Worte, die meine Mutter mir einst gelehrt hat.

Weißt du Ruby, das ist so ein Ding mit der Liebe. Aber eins ist gewiss: Wenn ein Mensch bereit ist, seine Prioritäten nach hinten zu stellen, und für dich ein besserer Mensch werden will, dann ist es Liebe. Zweifellos. Und wenn du am Abgrund stehts, dann bedenke immer: Entscheidest du dich für die paar schlechten Dinge, die passiert sind, oder für die vielen Guten Dinge?

Mein Entschluss steht fest. Meine Mutter hat Recht. Das hier ist Liebe.

"Chase", überrascht meine Stimme zu hören, blickt er zu mir auf, "ich verstehe es doch auch nicht. Du bist meine Schwachstelle, aber gleichzeitig mein größtes Glück. Du bist mein Abgrund, verleihst mir aber gleichzeitig Flügel. Das Stück von ich wünschte, dass ich es nicht bräuchte. Bitte versprich mir einfach, dass ich nie wieder an unserer Liebe zweifeln muss."

Er umschlingt mich fester denn je, und weint umso heftiger gegen meinen Hals. "Ruby, du bist die Einzige. Nein, du bist die Eine."

Ich löse mich, und beuge mich ihm entgegen. Die Last hunderter Gewichte fällt von meinen Schultern, als er stürmisch die Lücke zwischen unseren Lippen schließt, und sein vertrauter Geschmack meine Lippen benetzt. Vergeblich suche ich in unseren Zärtlichkeiten etwas, dass mir sagt, das ich einen Fehler mache. Doch vergebens - ich finde nichts als Liebe.

- lliqhtred

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- 28.10.16 um 23:28 Uhr
#originaltext

Text inspired by "Clarity" - Zedd ft. Foxes ❤

Lliqhtblue hat offiziell die 1K erreicht, und deswegen bin ich jetzt auch offiziell die glücklichste Person der Welt!! *.* Ich hätte das niemals für möglich gehalten!! Vielen vielen Dank an jeden, der jemals auch nur eine Zeile dieses Buches gelesen hat! Das bedeutet mir unendlich viel!!❤

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