O N E H U N D R E D A N D E L E V E N
„Just a jump away from where you wanna go
But you're too afraid of doing it alone
So gettin' halfway there is all you've ever known"
- The Use In Trying, Alessia Cara
_
Was ist denn bloß falsch mit mir?
Dieser Gedanke wandert seit Tagen in meinem Kopf umher. Umherwandern ist wohl etwas vage formuliert, er frisst mich eher auf. Die Lage in meinem Kopf lässt sich eigentlich ganz gut mit dem Meer vergleichen. An manchen Tagen ist das Wasser ganz ruhig, fast schon besänftigen. An manchen Tagen, ja da habe ich das Bedürfnis mich auf meinen Rücken auf die Wasseroberfläche zu legen und mich im seichten Wasser treiben zu lassen. Meine Augen zu schließen und nur dem Wasser zu lauschen - nur für einen kleinen Augenblick. An manchen Tagen wird mir dieser kurze Augenblick jedoch zum Verhängnis. Denn ganz plötzlich zieht ein fürchterlicher Sturm auf, mein Gleichgewicht geht im aufbrausenden Wasser verloren und ich habe das Gefühl die tosenden Wellen ziehen mich mit ihnen in den Abgrund. In eine Dunkelheit, die niemals ergründet werden kann und die das sichere Ende für mich bedeutet. Danach wache ich aber jedes Mal wieder an der Küste auf, frage mich wo ich bin, wie ich dem Abgrund entflohen bin, nur um dann wieder in's Wasser zu laufen. Seine hinterlistige Ruhe zieht mich immer wieder in seinen Bann und wieder schließe ich meine Augen - nur einen ganz kleinen Moment lang.
Nach abermaligen Erwachen habe ich mir angewöhnt, nur noch halb so weit ins offene Meer zu laufen. Gerade so, dass das Ufer noch in Sicht ist. Nur den halben Weg. Aber ich erfahre immer wieder schmerzlich, dass Wasser eine Macht ist, der man nur in seltenen Fällen entkommen kann, wenn sie dich bereits in ihren Klauen hat.
Und genau so fühlt sich mein Leben an. Ich tue Dinge, die mir für kurze Momente Frieden und Einklang bringen, um auf der Hälfte des Weges aufzugeben. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht die Kraft in mir habe Dinge selbstständig zu Ende zu bringen. Obwohl ich weiß, dass es dafür keine Hilfe für mich da draußen gibt, es kommt alleine auf mich an. Ich weiß, dass mich kein Rettungsboot abholen und an die sichere Küste bringen wird. Aber trotzdem warte und warte ich darauf, dass sich eines Tages alles schlagartig ändern wird. Weil mein Kopf mir sagt, dass ich den Wassermaßen sowieso nicht entkommen kann - obwohl ich es nicht mal versucht habe. Eigentlich warte ich nur darauf, dass ich eines Tages an der Küste aufwache als wäre nichts passiert, ich mich genüssliche Strecke, meine nassen Haare auswringe und einem schönen Sonnenuntergang entgegen laufe. Aber das wird niemals passieren, wenn ich nicht anfange zu schwimmen. Das wird nicht passieren, wenn ich nicht anfange die Kraft der Wellen zu nutzen, die mich an einen sicheren Ort zu spülen.
Falls das irgendwer liest, falls es irgendwen berührt und falls irgendwer genauso gegen ein ganzes Meer kämpft - I see you. Fang an zu schwimmen, mehr als nochmal von Vorne anfangen und es immer wieder versuchen kannst du nicht. Es kann nur besser werden. That's the use in trying.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top