Kapitel 5
Lucy wachte in ihrem Bett auf.
Die Vorhänge waren zugezogen, aber durch die kleine Lücke an der Seite konnte man erkennen das draußen die Sonne schien.
Das Fenster war ein Spalt weit geöffnet und eine Windböe ließ den Vorhang ein bisschen in der Luft tanzen. Die Prise Wind erreichte das Bett, und fuhr über Lucy's Stirn. Es war angenehm Warm.
Als Lucy dann ganz wach war, stellte sie fest, das sie fürchterliche Kopfschmerzen hatte. Sie massierte mit ihren Fingern ihre Schläfen, doch es brachte nichts.
Das Glas auf dem Nachttisch war auch leer.
Also rappelte Lucy sich auf, und nahm das Glas in die Hand. Sie lief ins Badezimmer, und hielt dort das Glas unter den Wasserhahn. Kurz bevor das Wasser überlief, stellte sie ihn ab, und trank aus dem Glas.
Ihr Körper fühlte sich sofort erfrischt und die Kopfschmerzen ließen für einen Moment nach.
Doch als sie das Glas abgestellt hatte, breiteten sich die Schmerzen wieder aus. Es fühlte sich so an, als wäre ihr Gehirn zu klein für ihren Kopf.
Lucy ließ noch einmal Wasser über ihr Gesicht laufen und verließ dann das Badezimmer.
„Ed?", rief sie.
„Wo bist du?", wollte die wissen.
Keine Antwort.
Sie ging zum Fenster und schaute hinaus.
Jetzt wurde ihr klar warum keine Antwortete.
Ihr Mann war garnicht Zuhause.
Das Auto, was sonst immer vor der Haustür stand, war fort.
Bestimmt ist er in die Stadt gefahren um noch etwas zu erledigen.
Lucy wandte sich vom Fenster ab und ging runter in die Küche. Dort schälte sie sich einen Apfel, und schnitt in dann in Stückchen.
Sie nahm ein Stücken, steckte es sich in den Mund und verspeiste es. Kurz danach verzog sie ihr Gesicht. Der Apfel schien noch nicht reif zu sein.
Er schmeckte bitter und säuerlich. Die restlichen Stücke schmiss sie dann in den Abfalleimer.
Lucy nahm ihren Wäschekorb in die Hände, und schritt dann die Treppen, in den Keller hinab.
Dort befand sie die Waschmaschine. In dem Korb war die weiße Wäsche. Seitdem Ed einmal weiße Wäsche mit blauer Wäsche gewaschen hatte, und dann alles Blau war, übernahm Lucy das Waschen.
Der Keller war sehr dreckig und die Wände waren sehr kaputt. Die einzige Lichtquelle war eine Glühbirne, die von der Decke herab baumelte.
Die Waschmaschine stand in der hintersten Ecke des Raumes. Lucy stellte den Korb davor und öffnete die Tür. Sie stopfte die ganze Wäsche in die Trommel und schloss die Tür dann wieder.
Ihre Hand betätigte den Startknopf, und die Trommel fing an sich zu drehen. Immer schneller und schneller.
Lucy wollte gerade den Keller verlassen, als sie plötzlich ein Klopfen hörte. Es schien so, als käme es aus der Wand hinter der Waschmaschine. Vorsichtig schritt Lucy auf den weißen Kasten zu.
Wieder ein Klopfen. Diesmal ein bisschen Lauter als das erste mal. Lucy war an der Wand angekommen.
Ein erneutes Klopfen. Jetzt war es von der Lautstärke schon fast ein Hämmern.
Dann hörte sie plötzlich eine Stimme
„LUCY"
Aus der Wand kam ihr Name! Erschrocken zuckte Lucy zusammen und entfernt sich einen Schritt von der Wand.
Wieder ein Klopfen.
Diesmal war es aber so stark, das es die Wand erzittern ließ. Kleine Steine bröckelten von der Wand ab. Lucy entfernte sich immer weiter von der Wand, doch es schien so, als würde sie sich nicht von der Stelle bewegen. Egal wie sie auch versuchte wegzurennen, die Wand kam immer näher auf sie zu. Die Tür, die die Treppe vom Keller trennte, entfernte sich immer weiter.
Lucy hielt sich schreiend die Hände vors Gesicht. Am ganzem Körper zitternd versuchte sie nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren.
Noch ein Klopfen.
Es war so stark, das ein großes Loch in die Wand geschlagen wurde.
Stille.
Die Wand hörte auf sich zu bewegen.
Es war kein laut mehr zu hören.
Doch dann sah Lucy es.
Aus dem Loch, so groß wie eine Melone, lief plötzlich ein kleines Rinnsal rote Flüssigkeit hinaus. Das Blut lief die Wand hinunter und bildete unten eine kleine Pfütze. Das Rinnsal wurde immer größer. Immer mehr Blut schwappte aus dem Loch. Der beißende Geruch von Eisen stieg ihr in die Nase. Das Blut lief immer weiter in Richtung Lucy. Doch die konnte sich durch ihre Schockstarre nicht bewegen. Noch immer mit den Händen vorm Gesicht, musste sie mit ansehen, wie sich der Raum langsam mit Blut füllte. Mittlerweile standen ihre Füße schon einige Zentimeter tief in der roten, leicht dickflüssigen Flüssigkeit. Lucy Magen drehte sich um.
Doch dann wurde ihr plötzlich etwas bewusst. Es fühlte sich so an, als wäre eine Schleier vor ihren Augen verschwunden.
Lucy nahm alle Kraft zusammen.
„D...das ist n...nicht real!", bibberte sie.
Doch das Blut strömte weiter aus dem Loch.
„Das ist nicht real!", sagte sie ein bisschen Lauter, ihre Stimme zitterte aber immer noch.
Lucy schloss die Augen. Sie versuchte sich zu konzentrieren. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
Dann schrie sie mit aller Kraft:,, DAS IST NICHT REAL!"
Sie öffnete die Augen wieder. Der Raum war leer. Die Wand war wieder an ihrer ursprünglichen Steller. Die Tür zu Treppe war auch wieder nahe, und es war keine Spur von Blut zu sehen.
Das Loch in der Wand war ebenfalls verschwunden.
Lucy konnte sich nicht länger in dem Raum aufhalten. Sie schritt so schnell sie konnte zur Tür, und dann die Treppen hoch. Erleichtert hielt sie sich am Geländer fest. Ed war anscheinend immer noch nicht Zuhause. Lucy war ein wenig froh das ihr Mann das hier gerade nicht mitbekommen hatte. Sie wollte nicht das er sich Sorgen machte. Es sollte ja schließlich ein Neuanfang werden. Für sie beide. Nur im Moment wurden Lucy's Angstzustände wieder schlimmer, und das erschwerte natürlich so einen Neuanfang. Ihre Tabletten schienen auch nicht mehr zu wirken. Also muss es Lucy in solchen Situationen schaffen, sich klar zumachen, das es nicht real ist. Gerade eben konnte sie das erste mal, in einer solchen Situation, klar denken. Sie hat geschafft sich einzureden, das es nicht real war, was gerade passierte.
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