||𝓔𝓲𝓰𝓱𝓽𝓮𝓮𝓷
Francesco
,,Ich erwarte immernoch von dir, dass du mich ignorierst", waren die ersten Worte als Livia in mein Auto stieg.
,,Ich muss mich auch noch daran gewöhnen", "begrüßte" sie mich zurück.
Der Motor brummte auf und das Radio ging direkt mit an. ,,Oh ich liebe dieses Lied." Sie beugte sich nach vorne um es laut aufzudrehen und- mein Gott nichtmal ich höre so laut Musik.
Ich streckte meinen Arm und drehte etwas runter, natürlich nicht zu viel. Ich wollte meinen Kopf noch gerne behalten. Und mein Trommelfell auch.
,,So hör ich nichtmal meine Gedanken", schmunzelte ich.
,,Du hast mir noch garnicht gesagt wohin es geht", bemerkte sie nach einiger Zeit in der wir still nebeneinander saßen. Für mich war es unangenehm, aber sie schien ruhig, also war ich es auch. Und ich war darüber glücklich. Dass sie sich in meiner Nähe wieder ruhig fühlte.
,,Weil es eine Überraschung sein soll", beantwortete ich schlicht. Die Frage war, ob es ihr gefallen würde. Ich liebte diese Frau, aber wusste so gut wie garnichtsmehr über sie. Vielleicht war sie ja jetzt anders und meine Gefühle spielten nur verrückt, da ich Livia seit über einem halben Jahr vermisst hatte. Dieses Overthinking machte ich schon seit dem Kuss.
Versteht mich nicht falsch: der Kuss war nicht der Grund für meine Zweifel. Theoretisch sollte er der Beweis dafür sein, dass ich sie wirklich noch liebte. Es war fantastisch. Befreiend und fucking heiss. Auch wenn es absolut nicht die Absicht war es heiss zu machen, aber come on- ich hatte seit über einem Jahr kein Mädchen mehr geküsst, weil ich nicht wollte und nicht konnte. Allein der Gedanke jemanden an meiner Seite zu haben, die nicht Livia war machte mich verrückt.
Hatte sie jemand anderes in der Zeit gehabt? Ryan und die Anderen haben nie etwas erwähnt, aber ich hatte ihnen auch teilweise verboten neben mir über Livia zu sprechen. Wer weiss, vielleicht wäre ich wie ein wilder Ochse losgestürmt und zu ihr gerannt, weil ich es nichtmehr ohne sie aushielt.
,,Über was denkst du schon wieder nach? Du warst vorhin schon so still und ich wollte deine Gedanken nicht unterbrechen, also war ich auch still. Aber jetzt scheinst du wirklich besorgt. Ist irgendwas passiert?"
Ich warf ihr einen Seitenblick zu. Automatisch fiel mein Blick auf ihre Lippen, die sie mit Lipgloss verziert hatte. Später würde ich sie küssen.
,,Nein, alles gut. Ich hab mich nur gefragt, ob- ach vergiss es. Wir sind da."
Sie beäugte das Gebäude vor uns und etwas glitzerte in ihren Augen auf. Aber sie schnallte sich nicht ab und wendete sich wieder zu mir um. Ich blieb auch sitzen. Vielleicht war es ein Fehler sie hierher gebracht zu haben. Ich meine: wie weird ist das denn?
,,Du kannst keinen Satz anfangen und es dann nich beenden. Ich bin neugierig. Also sag schon." In ihren blauen Augen lag eine kleine Bedrohung und diese Ähnlichkeit mit Lyannas Sturheit ließ mich kurz innehalten. Sie waren definitiv so gut befreundet, dass Livia schon ihre Tricks benutzte.
,,Ich habe mich gefragt, ob du in der Zeit in der wir uns nicht gesehen haben jemand anderes hattest. Und wenn es so war, dann habe ich natürlich kein Recht auf dich sauer zu sein - ich war Schuld für unsere Trennung? " Es war ganz sicher keine Trennung. Wir waren nie zusammen.
,,Es gab niemand anderes. Ich meine, klar ich wurde oft angemacht, aber ich hatte keine Lust und auch keine Zeit für einen Freund also..." Ich hasse es das sagen zu müssen, aber ein Stein fiel mir vom Herzen. Und um mich selbst zu zitieren: Ich hatte kein Recht dazu.
,,Und du? Ich denke du warst auch nicht unsichtbar für die Frauenwelt." Sie checkte mich aus. Livia checkte mich aus. In wiefern sollte ich das jetzt interpretieren?
,,War ich auch nicht." Ich bin ein verdammtes Arschloch. Aber diese Eifersucht in ihren Augen bringt mich zum lachen. Mission erfüllt. ,,Aber die Frauenwelt war unsichtbar für mich."
,,Ich hasse dich." Jetzt schnallte sie sich ab.
,,Tust du nicht", sagte ich in einem Singsang, während wir aus dem Auto stiegen.
,,Doch." Sie blieb ernst.
Sie lief direkt zum Eingang, als ich sie aber am Arm festhielt und zu mir zog. ,,Tust du nicht." Hauchte ich gegen ihre wunderschönen Lippen. Hoo boy. Diese Lippen.
,,Okay.", flüsterte sie, ,,Tu ich nicht"
———
Mein Grandpa saß wie immer auf dem selben Sessel und laß die aktuelle Zeitung. Später würde er mir ein paar Ausschnitte vorlesen und wir würden darüber diskutieren.
Wir waren nichteinmal bei ihm angekommen schon schaute er auf und grinste sobald er das Mädchen neben mir erkannte. Dieses Grinsen erinnerte mich schwer an Carter.
,,Cesco, mein Sohn." Er stand etwas wackelig mithilfe seines Gehstockes auf und schloss mich sofort in seine Arme. ,,Ich sehe du hast Besuch mitgebracht." Er lächelte Livia an und sie lächelte zurück. Am liebsten hätte ich ein Bild von diesem Augenblick gemacht und es mir dann eingerahmt und ins Zimmer gehängt.
,,Opa, das ist Livia. Eine-" Livia unterbrach mich. ,,-seine Freundin. Schön Sie kennenzulernen."
Sprachlos stand ich da und schaute (nicht hörte) den beiden zu wie sie sich unterhielten, als wären sie seit Ewigkeiten befreundet. Es schockten mich zwei Dinge. Okay nein, dass sie sich verstehen würden wusste ich, aber hatte sie sich wirklich als meine Freundin vorgestellt? Oder hatte ich mich verhört.
Nein nein, das breite und stolze Grinsen meines Opas war eindeutig. Sie hatte ,,seine Freundin" gesagt.
Das Gespräch der beiden hätte noch Stunden gehen können, aber die Pflegerin, die ich schon oft gesehen hatte und sich um meinen Opa kümmerte stellte sich neben seinen Sessel und hatte ein leichtes Lächeln. Es sah gezwungen aus. Aber erst als sie Livia gesehen hatte war sie so angepisst? Oh no, sie hatte sich doch nich in mich verkuckt?
Sie war jung, um die mitte Zwanzig, aber absolut nich mein Typ. Hässlich auch nicht, aber wie gesagt: nicht mein Typ.
,,Ich sehe, Herr Esposito, sie haben neue Gesellschaft. Tut mir Leid Sie zu stören, aber sie haben jetzt ihre Massage."
,,Ach ja, das habe ich total vergessen. Tut mir Leid, Kinder, aber darauf freue ich mich schon die ganze Woche. Es war wirklich schön euch zu sehen, kommt demnächst mal wieder." Die Pflegerin, ich hatte ihren Namen vergessen, half ihm diesmal hoch und führte ihn, nachdem er mich und Livia fast zerdrückt hätte, zum Aufzug.
,,Ich liebe ihn", seufzte Livia wieder im Auto angekommen.
,,Ich auch..." Mir fiel ein, dass ich ihr die ganze Geschichte noch garnicht erzählt hatte, wieso er noch am Leben war und wieso ich nichts von ihm wusste. Aber das hatte noch Zeit.
,,Meine Freundin also, huh?" Ich grinste sie von der Seite schief an.
,,Mhm." War nur ihre Antwort, aber sie schaute mich nicht an, sondern fand die Windschutzscheibe viel interessanter.
Wir standen noch auf dem Parkplatz vor dem Pflegeheim, also konnte nichts was sie noch nicht gesehen hat vor ihr sein.
Mit meinem Daumen und Zeigefinger drehe ich sie am Kinn zu mir, sodass unsere Augen aufeinander treffen. ,,Meintest du das ernst, oder wolltest du nur meinen Opa davon abhalten uns vollzulabern was wir denn jetzt füreinander sind."
,,Ich glaube wir sind weit genug um das hier", sie zeigte zwischen mich und sich hin und her, ,,funktionieren lassen zu können."
,,Das glaube ich auch."
Ich beugte mich über die Mittelkonsole und setzte meinen Vorsatz um: ich küsste sie. Langsam und kurz, aber länger ging es nicht, denn mein Handy fing an zu klingeln.
,,Fick mein Leben", knurrte ich und holte es raus um es aus zu machen. Aber es war kein Anruf sondern ein Bild von Ryan. Ich öffnete es mit einer Falte auf meiner Stirn.
Es war ein Bild von einem Brief.
,,Francesco was ist los?" Livias Stimme hörte sich weit weg an.
Fuck. Nicht jetzt. Nicht schon wieder.
,,Francesco, du bist weiss wie eine Wand. Was zum Teufel ist los."
,,Wir haben einen Drohbrief bekommen. Erinnerst du dich an Morté? Natürlich tust du das." Ich atmete tief ein.
,,Er war wohl nicht alleine."
***
Düm düm düm düüüüm
Hach ich heul ja jetzt schon
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