3. Das sagen sie alle...

,,Du weißt, dass du vor den Jungs keine Angst zu haben brauchst?"

,,Pff, deine Jungs können mir sonst wo stecken bleiben. Die interessieren mich mal nicht die Bohne", erwiderte ich und verschränkte die Arme. ,,Aber ich fand das total süß, dass du diesem Harry gesagt hast, ich wäre für ihn tabu!"

,,Das meine ich auch so. Später bricht er dir das Herz und du bist zutiefst verletzt. Das kann er mit anderen Mädchen machen, aber mit meiner Tochter macht der das ganz bestimmt nicht. Sonst kann er was erleben."

Okay, dieser Harry musste wenns um Mädchen ging doch wohl ziemlich schlimm sein.

,,Wenn du meinst..."

Ich spielte mit seinem Kugelschreiber während Dad mich noch immer ansah. ,,Wieso bist du überhaupt hier? Solltest du nicht Zuhause sein?"

,,Ich hatte es satt, ständig diese Wände zu sehen und habe beschlossen, dich zu besuchen." Dad wandte sich seinem Computer zu und tippte auf seiner Tastatur rum.

Gelangweilt schaute ich mich um und mein Blick blieb bei ein paar Bildern an der Wand kleben. Ich stand auf um sie mir genauer anzusehen. Es waren Bilder von mir und Mum. Wir waren am Strand und strahlten um die Wette. Es war alles so schön, alles ohne Sorgen.

In mir brach wieder eine Welt zusammen. Meine Mum war tot. Sie würde niemals wieder kommen.

Mein Herz war in tausend Stücke zerteilt.

Nur noch Dad war von meiner Familie übrig. Wenn er auch gehen würde....Nein, daran konnte ich jetzt nicht denken.

,,Layla?"

Dad musste mich wohl schniefen gehört haben und sah mich besorgt an. ,,Ich hab nur daran gedacht wie es mit Mum war..." Eine Träne rollte an meiner Wange runter und platschte auf den Boden.

Dad stand auf und nahm mich in den Arm. Wieder ließ ich meiner Trauer freien Lauf. Es konnte sie sowieso niemand stoppen. Dad versuchte mich auch nicht zu trösten, er wusste selber, dass es nicht klappen würde. Er drückte mich noch fester an sich als wäre ich die Einzige, die ihm noch Halt geben würde.

,,Dad, wieso musste ausgerechnet Mum gehen?", schluchzte ich und drückte mich noch fester an ihn.

,,Ich weiß es nicht, Liebling, ich weiß es nicht", antwortete er weinerlich und lehnte seine Stirn an meine Schläfe. Ich wusste nicht wie lange wir so standen. Auf jeden Fall hatte es sich so angefühlt als würden wir schon ewig so stehen. Aber es tat mir gut. Alles einmal laufen zu lassen zusammen mit Dad.

Mum's Tod hatte mich so in die Tiefe gerissen und wäre da niemand wie Dad würde ich weiter fallen. Immer weiter. Und ich würde nie wieder landen. Vorher würde ich gestorben sein.

,,Soll ich jemanden auftreiben, der dich nach Hause fährt?" Ich nickte stumm und Dad ging zu seinem Telefon. ,,Hallo. Ich bin's, Simon. Hättest du grad Zeit Layla nach Hause zu fahren? - Es stört dich auch wirklich nicht? - Gut." Er legte auf und sah zu mir. ,,Niall kommt gleich und bringt dich nach Hause. Und Layla - denk nicht so viel nach, okay?"

Wieder nickte ich stumm und ging langsam aus Dad's Büro.

Felicity würdigte mich keines Blickes und telefonierte weiter. Ich hatte sowieso keinen Bock auf diese Bitch, sie konnte mir gestohlen bleiben.

Mir kam es endlos vor als ich auf den Ausgang zuging.

Dieser Niall lehnte an seinem schwarzen VW mit der Sonnenbrille auf dem Gesicht und kaute Kaugummi.

Eindeutig, das war der Typ, der heute Morgen vor der Haustür stand.

Er sah mich und öffnete mir Gentleman-Like die Beifahrertür. Ich ließ mich auf den Sitz fallen und wartete, dass Niall sich ebenfalls setzte und losfuhr. Der Motor brummte kurz auf und der Wagen setzte sich in Bewegung.

Die ganze Fahrt lang sah ich aus dem Fenster. Es herrschte Stille. Ich schätze mal, dass Niall bemerkt hatte, dass er heute morgen zu mir so komisch war. Na ja, ich war auch gerade nicht gut zu sprechen.

Es kam irgendein Lied im Radio, was mir auf Anhieb gefiel, und ohne zu fragen, drehte ich die Lautstärke höher.

,,And I'm joining up the dost with the freckles on your cheeks", sang jemand.

,,Kennst du das Lied?", fragte ich Niall ohne ihn anzusehen.

,,Es ist eins unserer Lieder. Es heißt 'Little Things'. Eins meiner Lieblingslieder."

Ich merkte wie Niall mich ansah, meinen Blick aber ging stur weiter gerade aus. Ich mochte dieses Lied wirklich. Aber dieser Niall war mir noch immer so unsympathisch.

Der Wagen hielt und Niall öffnete mir wieder Gentleman-Like die Tür.

,,Danke", meinte ich und ging auf das Tor zu.

,,Hey!", rief er noch und ich drehte mich um. ,,Sorry, wenn ich heute morgen so komisch zu dir war. Ich dachte, du wärst eine Putzfrau oder so."

Stich ins Herz.

Stich ins Herz? Was um Teufel dachte ich da?

,,Das sagen sie alle", erwiderte ich und ging weiter. Wieso nahm mich das denn so mit? Ich kannte ihn doch noch nicht einmal richtig!

Mir liefen die Tränen und ich rannte auf die Haustüre zu. Schnell öffnete ich die Türe und ließ sie ins Schloss fallen. Ich sank auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meine Knie und weinte.

Mein Leben verlief so scheiße. Obwohl ich mich glücklich schätzen konnte. Das tat ich aber nicht.

Es war so still im Haus.

Normalerweise hätte man das Tippen einer Tastatur gehört. Aber ich würde es nie wieder hören.

Gedankenlos starrte ich Löcher in die Luft und zwirbelte eine Strähne um meinen Zeigefinger. Mein Handy brummte.

'Haley'.

,,HEY!", begrüßte sie mich.

,,Hallo", sagte ich leise und wischte mir die Tränen weg.

,,Es tut mir soooooooooo unendlich leid für dich! Am liebsten würde ich dich ganz dolle drücken, aber ich glaube so wie mir Jessie es berichtet hat, sollte man dich lieber alleine lassen." Wie recht sie doch immer hatte. Das liebte ich an ihr. Haley war seit der zweiten Klasse meine beste Freundin als sie neu auf unsere Schule kam. Ich hatte sie von Anfang an gemocht und jetzt waren wir in der Wettkampfgruppe im Eislaufen. Keine Schule mehr, nur noch das Tanzen auf dem Eis, was ich so sehr liebte.

Eislaufen....

Mein Herz schmilzte wieder wenn ich daran dachte. Es war mein Leben. Mein Traum. Mein Traumberuf auf dem Eis zu tanzen. Ich würde dafür sterben!

Mein Herz zog sich sofort wieder zusammen.

,,Layla? Hörst du mir überhaupt zu?", riss mich Haley aus meinen Gedanken.

,,Sorry. Was hast du gesagt?"

,,Sean ist jetzt mir dieser Irina zusammen! Weißt du noch, diese Tussi mit der wir damals was trinken gegangen sind!"

,,War das nicht die, die schon mal was mit Sean hatte?"

,,Genau die! Ich glaub, die will ihn nur ins Bett bekommen, so eine Tussi wie die ist. Genau wie Felicity. Nur noch drei Mal schlimmer", sagte sie und seufzte besorgt.

Ja, Sean und seine Freundinnen. Ich glaub, ich muss die Geschichte nicht wirklich erzählen, oder? Sean hatte schon so VIELE Freundinnen, dass man sie nicht mehr zählen konnte. Immer meinte er, er habe die Richtige gefunden, aber meistens trennte er sich nach einer Woche Beziehung und meinte dann, sie sei es doch nicht gewesen. Er spielt wirklich mit den Herzen der Mädchen.

Okay, bei dieser Irina wäre es mir egal, die konnte ich sowieso nicht leiden, aber wenn es zum Beispiel Haley wäre....

,,Sie ist nicht gut für ihn! Sie nutzt ihn doch nur aus!"

Jap, Haley.

,,Ist das etwa Eifersucht?", neckte ich sie und kicherte. Mir fiel auf, dass ich seit Mum's weder gelacht noch gekichert habe. Ein Fortschritt!

,,Ja..." Haley klang enttäuscht. Und das zu Genüge. Haley war in Sean verliebt seit sie ihn kannte, aber ich glaube, sie wird niemals für ihn mehr als ein guter Kumpel und Eislaufpartner sein. ,,Aber ich sollte nicht mehr darüber reden. Sag, wie geht es dir?" Ach, meine liebe kleine Haley. Wie doll lieb ich sie hatte.

,,Schlecht. Am liebsten würde ich mich auf der Stelle umbringen."

Ungelogen.

,,What the....Ich schwöre dir, wenn du das tust, dann hetzte ich den Teufel persönlich hinter dir her!", drohte sie mir ernst.

,,Was soll das bringen, wenn ich sowieso tot bin?", erwiderte ich.

,,Dann....Soll er dir ins Totenreich folgen und dich jagen! Das machst du ganz bestimmt nicht!"

,,Keine Sorge, so bin ich nicht. Ich werd das irgendwie schaffen. Fragt sich halt nur wie..."

,,Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Der Wettbewerb drängt nicht. Komm dann, wenn du dich wieder bereits fühlst auf dem Eis zu tanzen. Ich muss Schluss machen. Jessie drängt mich. Und denk nicht so viel an deine Mum, okay? Sie ist jetzt an einem besseren Ort und dort geht es ihr bestimmt gut", versicherte sie mir. Ich schwieg. Ich hoffte es so sehr. Dann legte ich auf und stand auf.

Es war halb fünf. Ich hatte keine Ahnung, dass ich wirklich solange da gesessen habe. In einer halben Stunde würde Dad nach Hause kommen.

Ich kickte meine Schuhe in die Gaderobe und schaltete den Fernseher ein. Langweilig, auch langweilig.

Alles langweilig.

,,Bin wieder da!", rief Dad in diesem Moment und trat ins Wohnzimmer. In der Hand hielt er eine Pizzaverpackung und in der anderen eine Popcorntüte.

,,Auf dem Tisch liegt ein Brief, den ich dir geben soll. Wurde heute morgen abgegeben", gab ich ihm Bescheid und nahm ihm die Pizzaverpackung aus der Hand.

,,Ach ja? Von wem denn?"

,,Ich glaube von diesem Niall oder wie der auch immer hieß..." Ich holte ein paar DVD's heraus. ,,Willst du 'Hangover', 'Love Actually' oder 'Grease' schauen? Also ich bevorzuge ja 'Grease'."

,,Dann gucken wir den zum bestimmt 3791 Mal."

Dad setzte sich auf die Ledercouch während ich die DVD einlegte und der Film startete. Ich liebte Filmabende. Wir hatten immer total viel Pizza verschlungen und einen Film nach den anderen geschaut.

Mum und Dad hatten viel gelacht genauso wie ich.

Mum...Schon wieder zog sich mein Herz zusammen. Ich merkte gar nicht, wie mir die Augen zufielen und ich in einen unruhigen Schlaf sank. Traumlos wie eh und je.....
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Der dritte Teil:)
Ich bin irgendwie voll der Fan von der Geschichte. Ich mag die einfach. Ich hoffe, ihr mögt sie auch so wie ich;)

Kommis und Votes nur zu gern:))

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