Liebe?
Er war ihr nicht aufgefallen. Sie war doch sowieso nicht interessant. Was sollte das alles?
Nach einer Woche war sie dann wieder alleine. Ihre Freunde mussten gehen. Sie war wieder auf sich alleine gestellt.
Die anderen akzeptierten sie zwar, doch mehr auch nicht.
Dann fing es an. Der Junge, der neben ihr saß redete mit ihr und sie hatten Spaß zusammen. Auch ausserhalb der Schule redeten sie miteinander oder warfen sich freundliche Blicke zu.
Nach dem Essen war sie die einzige im Aufenthaltsraum. Die Tischtennisplatte hatte sie für sich eingenommen. Dann kam er.
Sie fragte ihn ob sie zusammen spielen wollten. Er nickte und so begannen die Gefühle ihren Lauf.
Sie spielten eine Stunde, sie war wirklich schlecht. Doch er zeigte ihr, wie sie ihren Schläger zu halten hatte, lobte sie, brachte sie zum lachen.
Auch er warf ihr Blicke zu, doch diese konnte sie überhaupt nicht einordnen. Was sollte das?
Als sie in einem Wasserpark schwimmen waren wollten dann auf einmal mehrere mit ihr rutschen. Das Hochklettern war wirklich anstrengend.
Nach einer Stunde ruhte sie sich auf einer Plattform in der Mitte aus, als plötzlich Hände ihre Beine und ihren Oberkörper umfassten.
Sie schaute auf. Es war der zweite Junge. Da war wieder dieser komische Blick. Sie wusste immer noch nicht, was es zu bedeuten hatte.
Er hob sie im Brautstil hoch und sprang ins Wasser. Erschrocken klammerte sie sich an ihm fest.
Als beide dann im Wasser waren musste sie lachen und grinste ihn an. Er erwiderte es genauso fröhlich.
Einen Tag später saß sie wieder alleine im Aufenthaltsraum. Sie hörte Musik auf einem gemütlichen Sofa. Ein paar andere spielten Tischtennis und das weiche Klopfen des Balls war zu hören.
Ein Stöpsel hing in ihrem Ohr, der andere lag auf ihrem Schoß. Sie gab sich der Musik hin, als sie plötzlich zwei Hände links und rechts von sich wahr nahm.
Es folgte ein Kopf an ihrer Schulter und ein sanfter Atem an ihrer Wange. Es war er. Er griff nach dem anderen Kopfhörer und sie hörten so Musik. Ihr Kopf glich inzwischen der Farbe einer Tomate.
"Was hörst du für Musik?", wollte sie wissen. Sanft nahm er ihr das Handy aus der Hand und ging auf Spotify.
Beide hörten zusammen seine Musik. Seine Hand spielte mit ihren Haaren und streifte ihre Schulter. Ihr Herz schlug ungewohnt schnell. Die anderen schauten sie ab und zu an.
Nach einiger Zeit schauten sie sich zusammen YouTube Videos an und lachten über die Witzige Musik. Sein Atem strich warm ihr Gesicht und lies sie unklar denken.
Am nächsten Tag, wie es der Zufall will, saß er neben ihr im Bus. Sie schaute aus dem Fenster. Sein Bein berührte ihren Oberschenkel und wärmte diese angenehm.
Wenn sich ihre Blicke zufällig trafen mussten sie Lächeln. Auf einmal spürte sie seine Hand auf ihrem Oberschenkel und die Röte war wieder da. Verlegen grinste sie ihn an.
"Mein Gott was war nur los mit mir?" Der Tag verging und sie beschloss ihn am Abend im Bus nach seiner Nummer zu fragen. "Was hatte ich zu verlieren?"
Jetzt hörte er Musik und sie wusste nicht wie sie das anstellen sollte.
Eine Stunde machte sie sich Gedanken. Ihre Hand spielte nervös mit ihren Haaren, unruhig rutschte sie auf dem Stuhl hin und her.
"Das war doch ganz einfach warum musste ich mir denn so viele Gedanken darüber machen? Was zur Hölle war nur los?"
Sie setzte hundert mal an um ihn zu fragen und stoppte dann doch wieder. Innerlich verfluchte sie sich. Kurz bevor sie da waren riss sie sich endlich zusammen.
"Was hörst du grade?", fragte sie. Auch nicht gut, aber vielleicht ein Anfang. Er nahm seine Kopfhörer aus dem Ohr und reichte ihr einen.
Es war wirklich nicht schlecht und die Musik nahm sie, deutlich sichtbar, mit.
"Willst du mithören?"
Auf die Frage nickte sie nur und lächelte schüchtern. Genauso schüchtern erwiderte er das Lächeln.
Er fing an leise mit zu singen und sie musste grinsen.
Dann fragte sie ihn endlich nach seiner Nummer. Er gab ihr diese und die Last ihres Lebens fiel von ihr ab. Erleichtert grinste sie und wollte gar nicht mehr aufhören.
Dann schrieb er ihr auf WhatsApp und sie musste breiter grinsen. Sie schrieb ihm zurück und beide hörten, bis sie da waren, weiter zusammen Musik.
Am nächsten Tag war dann der letzte Tag. Von den Mädchen hatte sie sich verabschiedet, die Jungs waren in ihren Zimmern.
Alleine saß sie im Auto und wartete. Wartete auf die Frau, die sie nach Hause fahren würde, weg von ihren Freunden und in ihr altes Leben.
Nein nicht nur auf sie.
Immer wieder schaute sie in den Spiegel. Sie hoffte er käme aus dem Gebäude und sagte vielleicht Tschüss.
Aber er kam nicht.
Trauer überkam sie und sie hoffte weiter, dass er kam. Sie hoffte sich doch noch verabschieden zu können. Unruhig zappelte sie auf dem Sitz herum.
Mit einem Mal sprang sie auf und rannte aus dem Auto zum Gebäude.
Wenn der Prinz nicht zu dir kommt, musst du eben zu ihm gehen.
Sie informierte die Frau, mit der sie fuhr, dass sie sich verabschieden musste. Freundlicherweise sagte sie ihr, dass alle im Aufenthaltsraum waren.
Sie rannte in den Raum und fand alle lachend hervor. Innerlich zerriss es sie. Ihr eben gefasster Entschluss war plötzlich weg. Sie winkte nur zögerlich.
Da kam der erste und verabschiedete sich. Dankbar und erleichtert lächelte sie ihn an. Dann kam der Junge der neben ihr gesessen hatte. Er wollte sie gar nicht mehr loslassen. Nach mehreren Minuten tat er es dann doch.
Irgendwann kam er dann zu ihr. Sie schaute ihn an und da war wieder dieser Blick. Nervös nahm sie ihn in den Arm als er ihr immer näher kam und sie vor allen Küsste.
Überrascht drehte sie sich weg und er erwischte nur ihre Wange. Sie drückte sich mit pochenden Herzen noch enger an ihn. Ihre Gefühle fuhren grade Achterbahn und sie lies ihn endlich los.
Dann ging sie. Bevor sie das Gebäude verließ sprang sie leise kreischend im Flur herum. Sein Geruch war ihr für kurze Zeit geblieben. Sie atmete draußen tief ein. Das Wetter spiegelte ihre Gefühle wieder. Sonnenschein und Regen.
Sie wusste nicht ob sie schreien oder lachen sollte, heulen oder grinsen. "Warum hatte ich mich weggedreht?"
Zuhause zerriss es sie dann ihn nicht bei sich zu haben.
Warum eigentlich? War das Liebe? Auch jetzt vermisste sie ihn. Leise fanden die Tränen ihren Weg.
Bahnten sich in tiefen Furchen ihren Weg und ließen sie erschöpft zurück.
Doch das Schicksal hatte ihn ihr genommen und sie mit blutendem Herzen zurück gelassen.
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