Ich und mein Lehrer Kapitel2

Die nächsten Tage und Stunden vergehen ganz normal. Mit der Ausnahme, dass der Unterricht bei Herrn Sinta sich stark von allen anderen Fächern abhebt. Trotzdem ich mir geschworen habe ihn nicht zu mögen und so toll zu finden wie alle anderen, sträubt mein Innerstes sich dagegen. Biologie war schon immer eins meiner liebsten Fächer, mit diesem Lehrer oder Referendar zeigt sich aber wirklich was alles in dem Fach steckt. Gegen meinen Willen muss ich lachen, wenn ich an Bio denke . Und gegen meinen Willen fang ich an Herrn Sinta zu mögen.
Wir sind grade dabei mehrere Arbeitsblätter zu bearbeiten, als sich jemand meldet und eine Frage stellt:"
Adenin und Cytosin gegen eine Basenverbindung, oder wie auch immer das heißt, ein. Oder? "
"Kann jemand diese Frage beantworten?", fragt Herr Sinta.
Niemand meldet sich. Ich meine die Antwort zu kennen, habe doch keine Lust mich zu melden, sondern möchte an meinem Blatt weiterarbeiten. Herr Sinta versucht und zu motivieren, jedoch erfolglos. Er gibt sich geschlagen"Okay dann beantworte ich die Frage einfach. Wenn ihr euch das nicht merken könnt, macht euch eine Eselsbrücke. Ich merke mir das zum Beispiel mit Gamescom und Altes Testament. Zwei Dinge die in meinen Leben repräsentativ sind."
Ich hasse Eselsbrücken, doch die finde ich cool und sie stellt mir die Frage, was das alte Testament für eine Rolle in seinem Leben spielt oder ob er das nur so gesagt hat. Wir arbeiten weiter an unseren Texten und Diagrammen. Dann stoße ich auf ein Wort, welches ich nicht kenne. Ich versuche mir dieses erst aus dem Kontext zu erklären, dann meine Freundin zu fragen, doch wir bleiben erfolglos. Schliesslich hebe ich sachte meinem Arm. "Ja, ich komme.", sagt Herr Sinta, als er mich bemerkt.
Als er meinen Tisch erreicht Sprudel ich sofort mit der Frage los und schaue dabei immer wieder zu ihm und auf den Tisch, dann auf mein Blatt, zu ihm und auf den Tisch. Er kommt auf die andere Seite rum zu mir, da ein Waschbecken und ein Gashahn zwischen uns stehen und ich zeige meinem Lehrer die Textstelle. Er guckt sie sich genauer an und möchte sich grade das Blatt nehmen, als sich unsere Hände berühren und ich zurück schrecke. Als wäre nichts passiert fährt er fort und erklärt mir das Wort. Erst prallt alles an mir ab, mein Herz rast im Eiltempo und ich kann mich nicht konzentrieren, doch dann nach und nach dringen die Worte seiner sanften Stimme zu mir hindurch.
"Verstanden?", fragt er.
"Äh ja ich glaube schon.", ist meine zögerliche Antwort.
"Wirklich oder soll ich es dir noch einmal erklären?"
Ich laufe leicht rot an und sage schnell:"Nein,nein." Dabei senke ich meinen Kopf, sodass er es nicht sehen kann. Er wendet sich ab, anscheinend glaubt er mir, dass ich das verstanden habe, was auch der Fall ist.
Peinlich berührt verstecke ich mich den Rest der Stunde hinter meinen Haaren und senke den Kopf so tief wie möglich in meine Blätter. Am Ende der Stunde bin ich die Erste, die den Raum verlässt. Als Jenny mich darauf anspricht und ,dass ich heute so seltsam sei, sage ich nichts und gebe einfach irgend ein sinnloses Zeug von mir. Den Rest des Tages bin ich in Gedanken versunken und reagiere kaum auf meine Umgebung. Nach der letzten Stunde, ich unterhalte mich mal wieder mit Timo, begegnet mir Herr Sinta auf dem Gang. Ich versuche mich unauffällig hinter Timo zu verstecken, der denkt, dass ich ihn umarmen will. Dadurch angestachelt "erwidert" er die Umarmung. Herr Sinta, welcher an uns vorbei läuft wirft Timo einen richtig komischen Blick zu. Dieser Moment wird mir immer unangenehmer. Geschockt und ziemlich verwirrt drehe ich mich um und renne nach Hause.
Timo ruft mir noch ein"Warte"hinterher, aber ich lasse ihn einfach hinter mir.
Was ist nur los? Zuhause angekommen setzte ich mich erstmal auf mein Bett und denke nach. Irgendwie bin ich mit alldem überfordert. Was soll das alles? Was haben die Blicke sowohl von Timo als auch von Herrn Sinat zu bedeuten?
Plötzlich verspüre ich ein ungekanntes Ziehen im Bauch. Ich versuche mich abzulenken, versuche Hausaufgaben zu machen, aber meine Gedanken kehren immer wieder zu der selben Stelle zurück. Letztendlich lege ich mich völlig aufgelöst in mein Bett und fange an zu heulen.

Am nächsten Tag habe ich keine Lust aufzustehen. Doch ich gebe dem Tag eine Chance und Rappel mich auf. Müder als sonst ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zur Schule. Lara ist heute krank, also treffe ich erst vor der Schule auf meine Freunde. Ein knappes "hi" bringe ich hervor sonst bleibe ich ruhig. Meine Freunde finden dies seltsam und ich erkläre ihnen, dass ich müde sei. Die ersten drei Stunden ziehen an mir vorbei, ohne dass ich etwas mitbekomme, in der Pause knabber ich lustlos auf meine Brot herum. Als ich dann vor den Bioräumen stehe, fängt mein Herz an schneller zu schlagen. Ich versuche dies zu vermeiden, habe Angst vor der bevorstehenden Stunde. Vielleicht ist es keine Angst, aber dieses Gegühl beschreibt glaub ich grade am besten das, was ich fühle. Herr Sinat kommt fröhlich und gut gelaunt in den Raum.
"Morgen.", ruft er voller Tatendrang, " wie geht es euch denn.
"Scheiße.", denke ich, als mich plötzlich mehrere Leute angucken.
"Hab ich das grade laut gesagt?", flüstere ich Jenny zu.
"Jap!", meint sie mit einem unterdrückten kichern.
"Mist.", rutscht es mir leise heraus und ich versinke in einem Anflug von Scham. Zwar guckt Herr Sinat etwas interessiert zu mir herüber, scheint aber nichts bemerkt zu haben.
Verwundert über mich selbst falle ich ein paar Minuten in eine Schockstarre.
Dann folge ich dem Unterricht ganz normal. Ein wenig kann mich das Thema aufmuntern, bis Herr Sinat zu mir kommt und fragt, warum es mir scheiße ginge.
"Keine Ahnung. Ich habe einen schlechten Tag.", sage ich einfach nur, verwundert darüber, dass ihn so etwas interessiert. "Okay, wenn es weiter nichts ist.", sagt er schon etwas enttäuscht. Jenny gibt mir mal wieder einen ihrer unverwechselbaren Ellebogenstupser und ich schüttel sofort den Kopf. "Nein so ist das nicht. Er fragt nur, weil er Lehrer ist, mehr nicht." Nun zieht sie mich mal wieder mit den entsprechenden Blicken auf und ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen. Dies ist aber auch das Einzige an diesem Tag. Nach der Stunde packe ich meine Sachen ganz normal zusammen, verabschiede mich normal wie immer, fange jedoch wieder diesen komischen Blick von Herrn Sinat auf. Dieser veranlasst mich schneller zu gehen.
Als ich zuhause ankomme, gehe ich erst mal joggen um die ganze Energie loszuwerden, die sich den ganzen Tag in mir angestaut hat. Ich laufe lange durch die Stadt, in Nebenstraßen und wieder zurück. Dabei bemerke ich nicht, dass es mittlerweile dunkel geworden ist. Völlig ausgelaugt, aber überglücklich komme ich zuhause an. Ich gehe duschen und sinke danach in einen traumlosen Schlaf.

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