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Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
J.W.v.Goethe, Faust I
Ein Sonnenstrahl würde reichen, um die Gemüter eines Menschen zum Leben zu erwecken.
Doch Sonne war ein noch weit entfernter Begriff. Die Gemüter würden wohl noch eine Weile kalt und stumpf bleiben.
Langsam, bedacht möglichst keinen Laut zu verursachen, schritt ich durch die Reihen weißer Stühle.
Nur leise Stimmen erfüllten den riesigen Saal, viel zu groß um ihn auch nur annährnd zu füllen, und es fühlte sich mehr an als würde ich Totengräber auf einer Beerdigung durchstreifen als Gäste bei einer Hochzeit. Sollte so etwas nicht fröhlich sein? Ein kleines Fest mit engster Familie und den besten Freunden an seiner Seite. So stellte ich es mir vor, aber jeder hatte da wohl seinen eigenen Geschmack.
Wäre es allzu klischeehaft wenn ich jetzt davon rennen würde um diesem ganzen Theater zu entkommen? Dieser furchtbar erdrückenden Höflichkeit und den Regeln des Anstands, um auf einer Sommerwiese zu Tanzen. Oder einfach nur dazuliegen und vorbeiziehenden Wolken beim Wandern zuzuschauen.
Ich denke das wäre es. Aber ich wünsche mir im Moment dennoch nichts sehnlicher als einfach zu gehen.
Wenn das Brautpaar fremd wäre und ich nur als irgendeine Tochter von super alten Freunden wäre, dann könnte ich es tun. Doch im realen ist vieles so anders als man es sich wünscht. Man hätte es immer gerne so, macht sich Gedanken über das imaginäre wo man diese doch eher auf alles Reale lenken sollte. Fokussiert beobachten was um einen herum geschieht um nicht unter zu gehen in dem ganzen Gewirr an Menschlichkeit.
Aber ich verstecke mich lieber. Statt zu schwimmen lasse ich mich fallen in Tiefen aus wunschtrunkener Illusion. Dort, am Grund ohne Menschlichkeit, da erscheint plötzlich alles perfekt. Keine Person tut Dinge die falsch sind und niemand der richtig liegt wird ob der Wahrheit verbannt.
Bevor ich vergessen kann das die Menschlichkeit immer siegen wird, zieht mich jemand wieder an die Oberfläche der Realität und ich zwinge mich zum schwimmen. Es ist wichtig niemals zu vergessen wie Menschlich wir doch sind, denn das macht uns aus.
Und wenn man nicht vergisst welche Bedeutung das hat, ist man besser für Verlust und Verrat gewappnet.
Nach meiner Theorie.
Aber Dinge die einmal geschehen sind lassen sich nicht mehr ändern und vielleicht ist ja auch in unserer Zukunft schon alles passiert. Vielleicht haben wir gar keine andere Wahl, als das zu tun, was bereits geschehen ist.
Jetzt jedoch ist es viel wichtiger sich von wirklich bewusst vergangenen Momenten zu lösen, selbst wenn es sichtlich schwer fällt. Wie bei mir.
Seit Wochen hänge ich meinen Gedanken hinterher ohne je ein Ende des Karussells zu sehen oder den Funken einer Lösung.
Ich weiß ich sollte damit abschließen, doch es fällt mir schwer. Das letzte Jahr hat sich in mein Herz eingebrannt und ich habe zu viel Angst vor den Schmerzen, als das ich es auch nur wage das Mal herauszuschneiden.
Den Winter über habe ich mich verschanzt, in wollig warmen Decken vor dem Kamin, doch nun ist Frühling.
Die Zeit alles besser zu machen.
Oder, wie ich, wenigstens so zu tun als ob.
Also stand ich hier. In einem Roséfarbenen Kleid mit kurzem Rock und dünnen Trägern, meine braunen Haare zu kunstvollen Locken gedreht und hochgesteckt, aber eigentlich ohne jeglichen Plan.
Vielleicht ist eine Hochzeit nicht der richtige Ort um eine vergangene Liebe loszuwerden, doch auch für diesen Gedanken ist es zu spät.
Ich bin hier. Ich werde hier bleiben.
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581 words
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Das hier sollte eigentlich der Beginn einer Geschichte sein, doch ich bin bisher nicht dazu gekommen weiterzuschreiben.
Wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja doch noch irgendwann :)
Das Bild ist das vorgesehene Cover.
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