Kapitel 5
Nach diesem seltsamen Abend hörte ich wieder fast 4 Wochen nichts von Nicolaj. Ich war unausstehlich und das wusste ich auch. Irgendwann wurde es Julia zu bunt und sie lass mir, wieder einmal, ordentlich die Leviten. Sie fing mich nach Ladenschluss im Aufenthaltsraum ab. "Isabelle Winter, du hörst mir jetzt ganz genau zu: Ich habe keine Lust mehr, mit so einer...schlecht gelaunten Kuh, weiter zu arbeiten. Verdammt, so kenn ich dich gar nicht! Und alles nur wegen diesem Kerl? Mensch, Belle, schieß ihn endlich in den Wind wenn er sich nicht meldet." Der letzte Satz klang fast schon sanft. "Aber reiß dich verdammt noch mal am Riemen und lass dich nicht von einem dahergelaufenen Kerl runter ziehen." Das saß. Den Rest der Woche kramte ich die alte Belle wieder hervor und verbat mir bis auf weiteres jeden Gedanken an Nicolaj.
Das ging so lange gut bis er dann plötzlich wieder in der Buchhandlung stand. Es war Donnerstagmorgen und nicht sonderlich viel los. Ich stand im Lager und war gerade dabei die Bücher aus der Verpackung zu schneiden, als ich vom Verkaufsraum her Stimmern hörte. Laute Stimmen. Oder besser Julias laute Stimme. "Sie lassen sie in Ruhe! Seit Belle Sie kennt ist sie völlig neben der Spur. Raus hier!" "Kann Isabelle nicht selber entscheiden, was sie will und was nicht?" Das war unverkennbar, der arrogante Tonfall von Nicolaj. "Wenn es um Sie geht, dann nicht" antwortet Julia schlicht. Jetzt reichte es aber. Wütend stürmte ich aus dem Lager. "Du" ich zeigte auf Julia "Misch dich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten ein und du" ich deutete mit meinem Zeigefinger auf Nicolaj "brauchst gar nicht so zu grinsen. Erst meldest du dich 5 Wochen nicht und dann platz du einfach wieder hier rein. Ich weiß, dass ich nicht deine Freundin bin, aber wir waren einmal zusammen weg da erwarte ich einen Grund, wenn du keine Lust mehr hast dich mit mir zu treffen!" Jetzt war es raus und mir ging es schlagartig besser. Julia starrte mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tasse im Schrank. Dann rauschte sie ohne ein weiteres Wort davon. Na super. Sie konnte so schrecklich nachtragend sein. Nicolaj bemühte sich, ein Lachen zu verkneifen. Meine Augen wurden schmal. "Wag es ja nicht mich aus zu lachen" zischte ich und ging zurück ins Lager. Nicolaj ließ ich stehen. Ich war gerade dabei ein paar Dekoartikel, die hier auch verkauften wurden aus dem Karton zu befreien, als ich hörte wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. "Okay, Julia, hör zu, es tut mir leid. Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man sich in meine Sachen einmischt." "Da geht es mir genauso." Ich zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. "Was willst du?" fragte ich kalt. "Mit dir reden. Es liegt an meinem Job. Zu viele kurzfristige Geschäftsreisen.“ Ich schnaubte und packte das nächste Buch aus. "Und dein Handy hast du vor lauter Eile zu Hause liegen lassen oder was? Leck mich, Nicolaj. Ich hab keine Lust auf Spielchen." Vor lauter Wut fiel mir das Buch aus der Hand und als ob das nicht alles schon blöd genug wäre, brannten meine Augen jetzt auch noch verräterisch. Ich war so nah am Wasser gebaut vor allem, wenn ich mich aufregte. Schon rollte die erste Träne. Gereizt wischte ich sie weg. Ich wollte nicht weinen, nicht wegen diesem Kerl mit dem ich noch nicht einmal zusammen war. Wir hatte noch nicht mal eine Affäre! Ich hob das Buch und als ich mich aufrichtete knallte ich mit meinem Gesicht an Nicolajs breite Brust. Wie groß war er eigentlich? Ich atmete tief seinen Duft ein. Er roch nach Zitrone und Minze, vermischt mit einem Hauch Tabak. Ehe ich wusste wie mir geschah hatte Nicolaj bereits seine Arme um mich geschlungen und mich fest an sich gedrückt. "Es tut mir leid, Belle" sagte er und hauchte mir einen Kuss auf meine Haare. Das war zu viel. Wie ein kleines Mädchen fing ich an zu weinen. Er strich mir beruhigend über den Rücken. "Es ist so frustrieren. Ich erwarte doch gar nicht, dass du jeden Tag mit mir zusammen bist. Selbst wenn du sagen würdest, dass du mit mir nichts mehr unternehmen möchtest wäre das immer noch besser als dieses hin und her." Nuschelte ich an seine Brust. Er drückte mich ein Stück von sich weg. "Ich möchte mich noch mit dir Treffen, aber ich weiß noch nicht ob sich daraus eine Beziehung entwickelt. Das wäre zu gefährlich für dich." Das fügte er so leise hinzu, dass ich es beinahe nicht gehört hätte. Ich schniefte und strich mir verlegen über das Gesicht. "Tut mir leid. War wohl alles ein bisschen viel in letzter Zeit." Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. "Hast du übers Wochenende schon etwas vor?" Ich überlegt kurz. "Nein, hab ich nicht. Wieso fragst du?" Nicolaj grinste. "Hättest du Lust mit mir wegzufahren?" "Wohin?" fragte ich zurück. "Wirst du schon sehen" sagte er geheimnisvoll. "Ich hol dich am Freitag um 19 Uhr ab." Er drückte mir einen raschen Kuss auf die Lippen und verschwand pfeifend aus dem Lager. Ich stand belämmert am selben Fleck, das Buch fest an meine Brust gepresst. Ich hatte doch nicht mal wirklich zu gesagt. Aber du hättest sagte ich mir.
Ich hatte es bis zur Mittagspause vor mir hergeschoben, aber jetzt musste ich da durch. Julia saß vor ihrem Laptop und blickte nicht auf, als ich mich zu ihr stellte. "Hi" begrüßte ich sie. Julia reagierte nicht. Innerlich seufzte ich. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden. Ich setzte mich neben sie. "Hör zu, Julia. Es tut mir Leid, ok? Ich weiß ja, dass du dir nur Sorgen machst, aber das hat mich so aufgeregt. Komm schon, ein bisschen musst du mich auch verstehen. Du würdest auch nicht "Juhu" schreien, wenn ich deiner Bekanntschaft sagen würde er soll gehen, weil er nicht gut genug für dich ist." Mit einem Seufzer klappte Julia ihren Laptop zu. "Ok, ich hätte das nicht machten dürfen, aber meiner Meinung nach hat der Typ dich echt nicht verdient, aber gut, du musste es ja wissen." Sie war immer noch angepisst. "Er hat mich übers Wochenende eingeladen mit ihm weg zu fahren." Julia sah mich mit großen Augen an. "Erst meldet er sich nicht und dann will er mit dir weg fahren? Der Typ ist irgendwie schräg. Na ja, ich soll mich ja nicht mehr einmischen." Ich hasste es, wenn sie so war. Aber es würde sowieso nichts bringen, wenn ich ihr das so oder so ähnlich sagen würde. "Du bist manchmal wirklich..." "...die beste Freundin die man sich wünschen kann, ich weiß" beendete Julia meinen Satz und grinste.
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