7. Kapitel ~

the first lesson:

Nachdem ich mir einen Platz gesucht hatte und mich hingesetzt hatte, ging der Unterricht normal los. Ich hatte mich in die letzte Reihe setzen müssen, weil nur noch dort freie Bänke übrig waren. Insgesamt standen immer 5 einzelne Tische nebeneinander und meiner war der Letzte in der Reihe, sodass ich nun direkt am Fenster saß. Nachdenklich kaute ich am Ende meines Bleistifts, ohne den ekligen Geschmack von trockenem Holz wahrzunehmen, da ich über die Geschehnisse vom Anfang der Stunde nachdachte.

Doch bevor ich genauer auf meine Gedanken eingehen konnte, breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus und ich wurde nervös, wie als ob mich jemand beobachten würde. So unauffällig, wie möglich, drehte ich den Kopf nach vorne in Richtung der Tafel. Ich dachte, dass einer der anderen Schüler mich neugierig anschauen würde oder Mrs. Baker, weil ich bis jetzt nur aus dem Fenster gesehen hatte, anstatt am Unterricht teilzunehmen. Doch nichts davon traf zu. Darum drehte ich den Kopf weiter nach rechts, in Richtung der anderen Seite des Zimmers und schon wurde mein Blick von geheimnisvollen, schüchternen Augen erwidert. Deidre sah mich einfach nur schweigsam und unverstohlen an. Sie versuchte nicht einmal es unauffällig zu machen und schaute auch nicht weg, nachdem ich sie ertappt hatte. Viel eher war ich die Erste von uns beiden, die schnell wegsah. Unruhig trommelte ich mit den Fingern auf der Tischplatte und versuchte mir meine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. Dabei breitete sich nun eine wichtige, bedeutsame Frage in meinem Kopf aus und verdrängte alles andere:

Wieso sah sie mich so an?!

Ich versuchte mich zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Deswegen schloss ich kurz die Augen und atmete tief ein und aus, bevor ich langsam wieder den Kopf in die Richtung des rothaarigen Mädchens drehte.

Sie sah mich noch immer an, doch in ihrem Blick lag nun ein unheimliches Funkeln. Ich konnte ihre Gedanken und Emotionen nicht deuten, doch ich wusste, dass sie mir Angst machte. Es war, als würde sie sich unauffällig von hinten an mich anschleichen und mir auflauern, wie ein Wolf seiner Beute auflauerte. Ein Wolf. Genau, so konnte man Deidre im Moment am Besten beschreiben. So geduldig und schweigsam, wie sie an ihrem Platz saß und jede noch so kleine Bewegung von mir mit einer unnatürlichen Aufmerksamkeit verfolgt, wie als würde sie den richtigen Augenblick abwarten mich niederzustrecken . . .

Jetzt hör auf, Eika! Du bist nur aufgeregt und nervös, weil heute dein erster Tag ist, das ist Alles!

So verging auch der Rest der Stunde und entsetzt musste ich feststellen, dass ich während der ganzen Zeit nichts von dem, was Mrs. Baker uns erklärt hatte, aufgeschrieben hatte. Verzweifelt ließ ich den Kopf in den Nacken fallen und betrachtete stumm die Zimmerdecke, während die Schulklingel ertönte und mich, aber auch den Rest der Schüler, von diesen Qualen erlöste. Hastig stand ich auf und stellte meinen Rucksack auf die Bank, nachdem ich diesen vom Boden hochgenommen hatte. In aller Eile riss ich den Reißverschluss auf und warf regelrecht meine Federmappe, den Block, meinen Wochenplaner und alles Andere, was noch mir gehörte, in den Rucksack, welchen ich danach sofort schloss, um endlich aus dem Zimmer gehen zu können. Okay, gehen war das falsche Wort. Ich wollte hier rausrennen, um soweit wie nur möglich von Deidre wegzukommen.

In meiner Hektik nahm ich die Anderen im Zimmer kaum noch wahr, während ich versuchte mir meinen Weg nach draußen auf den Flur zu bahnen. Doch mein 'Fluchtversuch' fand ein schnelles Ende, als ich gegen jemanden lief. "Oh, tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen!", brachte ich schnell eine Entschuldigung zustande und fasste mir peinlich berührt an den Hinterkopf, während ich nach oben sah, zum Gesicht der Person. Mein linkes Auge fing an zu zucken und ich machte reflexartig einen Schritt nach hinten, einfach nur aus Sicherheitsgründen. Vor mir stand Deidre und zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass sie auch noch einen knappen Kopf größer war als ich. Am Liebsten wäre ich im Erdboden versunken, da nach meiner Entschuldigung eine unangenehme Stille zwischen uns eintrat. Langsam wanderte mein Blick zu Boden und ich verharrte an Ort und Stelle. Ich könnte einfach wietergehen, aber ich konnte nicht, denn ich fühlte mich ihr hilflos ausgeliefert.

Sie war der große, hungrige Wolf, der dem wehrlosen Kaninchen den Weg versperrte.

"Entschuldige dich nicht. Viel eher müsste ich mich bei dir entschuldigen", brach sie dann das Schweigen. Irritiert darüber hob ich den Blick und verstand nicht recht, was sie damit meinte, aber sie deutete mit einem Finger auf meine Kleidung, welche an einigen Stellen Flecken aufwies und nun auch das ein oder andere Loch besaß. Auch klebten die Sachen auch noch ein wenig an meinem Körper, da nie Nässe noch nicht vollständig aus ihnen gewichen war. "Ach, das ist nur halb so schlimm, wie es aussieht.", wehrte ich beschwichtigend ab. So unhöflich es auch klingen mag, ich wollte nicht mit diesem Mädchen reden. Eine so merkwürdige Aura ging von ihr aus, welche all meine inneren Alarmglocken aufklingen ließ. "Es ist wirklich alles in Ordnung, glaub mir. Ich möchte jetzt einfach nur ins nächste Zim-", hob ich an, um ihr endlich entkommen zu können, doch sie ließ mich nicht einmal ausreden. Sie packte nur plötzlich entschlossen nach meiner Hand und drehte sich von mir weg. Ich starrte für einige Augenblick perplex auf unsere Hände, ohne zu verstehen, was gerade passierte, bevor ich von Deidre aus dem Zimmer gezogen wurde, hinein in das Gedränge von Menschen auf dem Flur, in welchem wir Beide untergingen.

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