3. Kapitel ~
bus drive ~
Viel zu früh schien die Sonne durch das Fenster in mein Zimmer. Viel zu früh weckten mich ihre warmen Strahlen, die mich aus der Traumwelt rissen und mich wieder in die kalte, graue Realität zurückbrachten. Seufzend setzte ich mich auf, wobei ich die Füße über die Bettkante schwang und mich an derselbigen mit den Händen abstützte. Gedankenverloren betrachtete ich meine Zehen, wobei ich die Haare, die mir in mein Gesicht fielen, ignorierte.
Ich wollte mein Zimmer nicht verlassen, wollte nicht raus gehen. Raus aus meinem sicheren Zuhause und hinein in die Hölle, auch bekannt als Schule. Viele Teenager in meinem Alter hassen diesen Ort, aber nicht aus dem gleichen Grund wie ich. Mich nimmt die Furcht und Hilflosigkeit ein, sobald ich mich an diesem Ort befinde. Ich bin das Opfer, den anderen Schülern ausgeliefert, die kein Problem damit haben mir das Leben zu zerstören.
Doch es bringt nichts. Ich muss dorthin, auch wenn mein Bauch bereits aufkündigt, dass etwas schlimmes bevorsteht.
Ich schloss die Haustür hinter mir und zog die Kapuze über den Kopf, als ich sofort vom Regen begrüßt wurde. Schnell rannte ich den Gehweg entlang zur Bushaltestelle.
Gerade noch rechtzeitig, denn der Bus war bereits da und wollte gerade weiterfahren, doch anscheinend bemerkte der Busfahrer im Rückspiegel mein kommen, denn das Fahrzeug blieb an Ort und Stelle. Schwer atmend blieb ich vor dem Mann stehen, der mich abschätzend musterte, wahrscheinlich, weil ich so schrecklich und durch den Win aussah. Hastig kramte ich in meiner Jackentasche nach dem Geld für ein Ticket und fluchte leise, als ich nichts fand.
"Lass gut sein, setz dich einfach.", sagte plötzlich eine Stimme und ich sah erstaunt auf. Der Mann hinter dem Steuer nickte nur nach hinten und schenkte mir ein leichtes Lächeln. "D..danke ihnen.", brachte ich nur leise flüsternd zustande, noch immer überrascht von dem großzügigen Angebot des Busfahrers.
So setzte ich mich auf einen freien Platz, nahm den Rucksack ab und stellte ihn neben mir auf dem Sitz ab. Dann lehnte ich den Kopf gegen die kühle Scheibe und betrachtete den Regen draußen, der immer stärker wurde. 'Es gibt also doch noch gute Menschen. Wer hätte das geglaubt..', dachte ich in stillen und ein schwaches Lächeln umspiele meine Lippen. Es hielt solange an, bis wir die nächste Haltestelle erreichten. Dann brach es abrupt ab, als einige Jungs, die mit mir auf die Schule gingen, einstiegen.
Ich schluckte nur und sah demonstrativ weiter nach draußen, in der Hoffnung sie würden mich nicht beachten. Doch schon im nächsten Moment spürte ich, wie mein Rucksack auf meinem Schoß landete und sich jemand neben mich setzte: Ryan, der schlimmste von allen. Er und seine "Clique" hatten damals angefangen mich zu schikanieren und sind jetzt auch noch immer die, die am meisten über mich herziehen. Wie immer im Schlepptau sein Gefolge, bestehend aus Leo und Stan. Ich hasste alle drei abgrundtief, doch anstatt etwas zu erwidern, wie "Verzieht euch doch!", brachte ich nicht einen Mucks zustande und drückte mich nur enger an die Scheibe. Auf den Plätzen hinter mir machten sich Stan und Leo breit, während Ryan den Arm aussteckte und ihn um meine Schulter legte. Sofort bekam ich Gänsehaut und schloss die Augen, wobei mein Gesicht von den dreien abgewandt war. "Was wollt ihr?", fragte ich leise mit unsicherer Stimme und verkrampfte dabei meine Finger, mit welchen ich meinen Rucksack festhielt. "Ach Deidre, wer wöllte denn nicht gerne neben so einer heißen Braut, wie dir sitzen wollen? Ich weis doch ganz genau, dass du auf mich stehst, gib es doch zu. Du hast ja nicht umsonst den Platz neben dir freigehalten.", hörte ich seine ekelerregend Stimme direkt an meinem Ohr, während ich seine linke Hand auf meinem Oberschenkel spürte. "Könnt ihr gehen, bitte? Ich will, dass ihr geht.", versuchte ich mit fester Stimme zu sagen, aber für diese Aussage kassierte ich eine leichte, aber bestimmte Ohrfeige. Sofort kniff ich meine Augen zusammen, doch schon wurde mein Kinn von einer Hand festgehalten. Jetzt war ich gezwungen Ryan anzusehen. In seinen Augen lag etwas bedrohliches, dunkles, dass mir einen Schauder über den Rücken jagte. "Wage es noch einmal so vorlaut zu sein und du wirst es bereuen, du kleines Miststück!", knurrte er mich wütend an, aber war leider schlau genug dabei leise zu sein, sodass sein Handeln ,in dem mehr als nur überfüllten Bus, gar nicht bemerkt wurde. Ich brachte auf seine Worte hin nur ein kleines Nicken zustande, was ihm ausreichte, um mein Gesicht loszulassen. Dann hätschelte er meine Wange, als wäre ich ein Haustier. Sein Haustier. "Na dann, man sieht sich.", er war während dieser Worte wieder normal, ganz anders als eben. Das dunkle Funkeln in seinen Augen war verschwunden und stattdessen zeigte sich nun Schadenfreude in seinem Grinsen. Ich wusste auch warum, denn das war für heute nicht unser letztes Treffen und bei meinem Pech würde ich nicht so glimpflich davonkommen, wie jetzt gerade eben.
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