Kapitel 2
"Und geht es dir jetzt besser?", fragt Riley, als wir am Abend die Auffahrt zu meinem Zuhause hinauf fahren.
Ich nicke leicht, bevor ich antworte: "Ja es geht. Es tat gut mit dir unterwegs zu sein, so konnte ich wenigstens ein paar Stunden Robin ein wenig vergessen."
"Hat er sich zwischenzeitlich nicht gemeldet?", fragt mein einziger Freund und erst jetzt fällt mir auf, dass mein Handy die ganze Zeit stumm gewesen ist.
Ich ziehe es aus meiner Gesäßtasche, will es entsperren und dann merke ich, warum mein Handy keinen Ton von sich gegeben hat.
"Mein Akku ist leer.", sage ich, mehr zu mir selbst als zu Riley und merke wie das Auto stoppt.
"Oh okay, na dann ab damit ans Ladegerät.", höre ich Riley sagen, doch es scheint als wäre er meilenweit weg.
Solange wie ich mit Robin zusammen bin, war mein Akku noch nie leer. Was ist wenn irgendwas gewesen ist? Was ist wenn Robin mich erreichen wollte und das nicht ging? Was ist wenn Robin denkt, ich ignoriere ihn?
"Ich muss los.", sage ich zu meinem einzigen Freund, öffne die Tür, steige aus dem Auto und eile zum Kofferraum.
Schnell schnappe ich mir die Tüten mit den neuen Sachen, die ich mir gekauft habe und höre Riley noch etwas sagen, doch nehme dieses nicht wirklich wahr, als ich den Kofferraum zu mache und in die Villa eile.
Dort angekommen laufe ich, schnellen Schrittes, die Treppe hinauf in meinem Zimmer, lasse die Tüten unachtsam auf den Boden fallen und setze mich dann auf mein Bett.
Das Ladekabel liegt dort ganz ruhig, auf meine Nachtschrank, während es aus der Steckdose Strom bezieht.
Eilig fummel ich den Anschluss an mein Handy und starre auf das Display.
Ich streiche über das Mobilfunktelefon und erinnere mich zurück, als ich damals das Paket in das Krankenhaus geschickt bekommen habe.
Ich war damals Sekretärsgehilfe in einem Krankenhaus, welches kurz vor der Insolvenz stand. Robin hat dieses damals gekauft, doch noch bevor das geschehen ist, haben wir uns kennengelernt.
Ich hatte Akten in der Hand und sollte sie zu einer Ärztin bringen, als ich ihn nicht gesehen habe.
Ich bin gegen Robin gelaufen und die Akten gingen zu Boden. Er half mir, damals, alles wieder aufzuheben und ich brachte ihn danach in das Konferenzzimmer.
Robin hatte, im Anschluss, sein Handy vergessen und kam dann, als ich allein in dem Konferenzraum war, nochmals zurück.
Ich hatte später geweint, als er mich festhielt. Ich weiß gar nicht mehr genau warum, aber Robin schenkte mir sein Stofftaschentuch und am nächsten Tag kam ein Päckchen von ihm, für mich, im Krankenhaus an. An dem Tag bekam ich seine Handynummer und eine Kette von TIFFANY & Co. Ich hatte ihn damals vom Festnetz des Krankenhauses angerufen um mich zu bedanken.
Ich weiß noch, wie Robin mich fragte, ob ich ihm meine Nummer nicht geben wollte und er dann auflegte, als ich ihm sagte, ich hätte kein Handy. Das stimmte auch, zu dem Zeitpunkt, denn mein Telefon hatte man mir geklaut, als ich auf der Straße gelebt habe, nachdem ich mich vor meinen Eltern geoutet hatte.
Zwei Tage später, kam erneut ein Päckchen für mich, im Krankenhaus an und darin befand sich ein Handy. Ich war überglücklich, so konnte ich endlich wieder Musik hören.
Das Telefon war ebenfalls von Robin und nun sitze ich hier und warte, dass der Akku des Handys etwas Strom hat, damit ich es einschalten kann.
Mein Blick schweift durch mein Zimmer, die zwei Kommoden, von der die eine immer noch leer ist, denn Robin hat mir damals gesagt, dass wir gemeinsam für den Inhalt der Kommode einkaufen gehen. Ich runzel kurz die Stirn, kaue mir ebenso kurz auf meiner Unterlippe rum und überlege, ob Robin mit mir gemeinsam Sachen kaufen will, die auch etwas mit dieser ganzen BDSM-Sache zu tun haben.
Ich schüttel unmerklich den Kopf und lasse meinen Blick weiter durch mein Zimmer wandern, bleibe kurz bei dem Baldachin hängen und richte dann meine Augen erneut auf das Display meines Handys.
Ich versuche es zu starten und kann es kaum abwarten das es hochgefahren ist.
Robin hat damals den Pin für dieses Telefon festgelegt und bis heute, habe ich diesen nicht geändert. Es ist immer noch die 2203, sein Geburtstag.
Als das Handy endlich hochgefahren ist, muss ich erneut kurz warten, bis es sich mit dem Internet verbunden hat und sehe jedoch vorher schon, dass ich drei verpasste Anrufe habe.
Alle drei sind von diesem gutaussehenden Mann, meinem Robin.
Die Internetverbindung ist hergestellt und erneut piept mein Handy mehrere Male.
Nachricht um Nachricht kommt rein und allesamt sind von Robin.
Ich öffne den Chat und lese die acht Nachrichten die Robin mir geschrieben hat:
Ich vermisse dich Kleiner.
Ich habe versucht dich anzurufen, doch hatte nur die Mailbox dran.
Ist alles in Ordnung? Melde dich sofort bei mir, wenn du dass liest.
Ich mache mir Sorgen Kleiner, denn immer noch konnte ich dich telefonisch nicht erreichen.
Toby, was ist denn los? Ich weiß das es Blödsinn ist zu schreiben, wenn doch schon die anderen Nachrichten nicht bei dir ankommen. Ich mache mir wirklich Sorgen.
Ich beginne langsam wirklich sauer zu werden. Das dritte Mal habe ich dich jetzt angerufen und immer noch, habe ich gleich die Mailbox dran. Toby, ruf mich an, sobald du das hier liest!
Meine Gedanken drehen sich nur um dich.
Mir reicht's!
Die Nachrichten kamen im Zeitraum von den letzen sechs Stunden und ich schlucke trocken. Was meint Robin denn mit seiner letzten Nachricht? Beendet er jetzt alles? Will er mich nicht mehr haben? Verlässt er mich jetzt?
Meine Gedanken kreisen und kreisen und mit zittrigen Fingern verlasse ich den Chat und wähle dann Robins Nummer.
Ich presse mir das Telefon an mein Ohr und nehme das Freizeichen wahr, immer und immer wieder. Jeder Ton veranlasst meine Nerven sich noch mehr anzuspannen und mein Herz noch etwas höher schlagen zu lassen.
"Ja.", ist das Wort, was ich dann am anderen Ende der Leitung höre.
"D-Daddy.", hauche ich in das Telefon und spüre die Angst, dass Robin mich jetzt zum Teufel schickt, in jeder Faser meines Körpers. Meine Stimme ist leise, denn ich habe bedenken, dass sie bricht, wenn ich lauter spreche.
Am anderen Ende herrscht Schweigen, alles ist still und ich beiße auf meine Unterlippe, bis ich sage: "V-verlass mich n-nicht. Mein Akku w-war leer und e-erst vor unserer Tür i-ist mir das auf-aufgefallen. Riley und i-ich waren unter-unterwegs. D-Daddy bitte ver-verzeih mir."
Erneut ist es, am anderen Ende der Leitung, still. Meine Nerven sind bis zum zerreißen gespannt und ich habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen, als ich endlich Robins Stimme höre: "Wo im Haus befindest du dich gerade?"
Mein Herz schlägt wie wild, denn ich kann an seiner Stimme hören, dass etwas nicht stimmt.
"I-ich bin i-n meinem Zimmer.", antworte ich und warte ab, was er als nächstes sagt.
"Steckt dein Handy am Ladegerät?", fragt Robin und ich antworte: "Ja."
"Ich hab mir Sorgen gemacht und ich will dafür von dir eine Entschädigung.", sagt er und ich höre das seine Stimme sehr bestimmend ist.
Jetzt bin ich es, der schweigt. Ich weiß nicht genau was ich sagen soll und noch weniger weiß ich, was er von mir verlangt.
"W-was für eine Ent-entschädigung?", bringe ich hervor und presse mein Handy fester an mein Ohr, weil ich Angst habe, dass es mir aus meiner zittrigen Hand fällt.
"Ich will das du auflegst.", sagt Robin und schweigt dann.
Ist das die Art der Entschädigung die er meint? Ich soll einfach auflegen? Aber was hat er davon?
In meinem Kopf sind so viele Fragen, doch mein Gedankenkarusell wird von Robins Stimme unterbrochen: "Leg auf, zieh dir etwas hübsches an, etwas, von dem du meinst, dass es mir gefallen könnte und mich entschädigt, für die Sorgen die ich mir um dich gemacht habe. Dann schickst du mir ein Foto. Verstanden Kitten?"
"Okay D-Daddy.", hauche ich in das Telefon und wie automatisiert, beende ich das Telefonat, denn ich habe einen Auftrag.
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