62- Kampf der Vergeltung
Vollkommen in Trance versunken saß ich da und starrte auf ihren Körper. Ich wiegte uns beide vor und zurück. Ich wusste nicht was um mich herum geschah, ich war einfach gefangen in vollkommener Ungewissheit. Ich nahm Schreie wahr, ich war mir fast sicher das jemand meinen Namen rief, doch ich konnte es nicht zuordnen. Ich konnte nichts zuordnen. Irgendwann spürte ich wie sich zwei große Hände um meine Schultern legten und mich hochhoben. Ich wurde weggetragen, da fing ich an zu strampeln und zu schreien. Ich wollte nicht hier weg, schon gar nicht wollte ich von ihr getrennt werden. Ich schrie aus Leibeskräften, als würde das mein Schmerz lindern. Stattdessen tut es immer mehr weh, je weiter ich mich von ihr entfernte. "Es ist nur zu deiner Sicherheit", ich erkannte diese Stimme als die meines Vaters, er ging und schloss die Tür. Erst in meinem Zimmer konnte ich mich von dieser fesselnden Trance befreien, die mir beinahe die Luft zu geschnürt hat. Viel zu schnell wurde meine Trauer und mein Schmerz zu Zorn. Ich lief in meinem Zimmer auf und ab, atmete hektisch. Ich wurde immer und immer zorniger. Und nun ist es mir klar. Ich will nicht nur Rache, sondern Vergeltung. Vergeltung für dieses Schwein. Vergeltung für Voldemort. Meine Hand zittert als ich meinen Zauberstab auf die Tür richte "BOMBARDA!", kreische ich voll mit Zorn getränkt. Die Tür wird in die Luft gesprengt.
Mit großen Schritten renne ich nach unten ins Wohnzimmer. Es war niemand mehr vorzufinden, es ist also war es kommt zu einem Kampf um Hogwarts. Ich schnappe mir das Flohpulver und reise zurück nach Hogwarts. Es ging alles so schnell, dass ich beinahe über meine eigenen Füße stolpere als ich im Schulleiterbüro ankomme. Professor Snape ist nicht hier. Ich bleibe kurz irritiert stehen, bis mir wieder einfällt weshalb ich hier bin. Ich stürme aus dem Büro und renne, ohne einen blassen Schimmer zu haben wo ich hin soll. Irgendwann kommen mir bekannte Gesichter entgegen "May!", schlitternd bleibe ich vor ihnen stehen. Ich sehe sie an und dann fließen die Tränen. Ich muss immer noch ihre Aura tragen. "Ich bin Kira", sage ich trocken. Aiden und Ethan sehen mich ungläubig an "Wo ist May?", fragt Aiden mit großen Augen. Nun breche ich vollständig in Tränen aus, bis eben konnte ich es mir zurückhalten. Ich merke wie auch Aiden den Tränen nahe ist, mein Blick sagte ihm mehr als tausend Worte. Ethan möchte mich in den Arm nehmen, doch ich weiche zurück. Würde man mich jetzt umarmen, könnte ich nie wieder aufhören zu weinen. Würde man mich jetzt in den Arm nehmen, müsste ich mir bewusst machen das es kein Traum war. Mein Zorn ist es, der mich vor dem zerbrechen bewahrt. "Ich will das er für das bezahlt was er getan hat. Was er all den unschuldigen Menschen getan hat. In die Hölle schicken will ich ihn", sage ich und sehe die drei abwechselnd an. "Wir werden dir helfen", meint Lena doch ich schüttle den Kopf "Ich möchte nicht das noch mehr von euch gefährdet werden." Die drei stellen sich mir in den Weg "Du brauchst uns. Wir brauchen uns", sagt Aiden. "Der Blitz hat eingeschlagen Kira. Er ist hier und es wird zu einem Kampf kommen. Wir müssen alle in die große Halle und wir werden dir nicht von der Seite weichen."
In der großen Halle versammelt sich jeder Schüler bei seinem eigenen Haus. Snape redet mit seiner üblichen monotonen Stimme, ich kann ihm nicht folgen. Zu viele herumschwirrende Gedanken kreisen in meinem Kopf herum. Ich bekomme Bruchteile davon mit, dass Snape weiß das Harry gesichtet wurde. Kurz darauf tritt Harry aus der Reihe "Das Sie es wagen dort zu stehen wo er stand", höre ich ihn rufen. Ich sehe wieder zu Snape und das erste Mal spüre ich so etwas wie Hass auf meinen ehemaligen Hauslehrer. Ich hasse alles und jeden der auf Voldemorts Seite steht. Sie haben mir den wichtigsten Menschen in meinem Leben genommen. Wieder schweife ich mit meinen Gedanken ab, bis ich McGonagall und Snape miteinander kämpfen sehe. Das Umfeld ändert sich, Snape flieht und McGonagall nimmt seinen Platz ein. "Wer volljährig ist darf bleiben", verkündet sie. Ein Mädchen aus Slytherin schreit "Wo ist denn nun Professor Snape?", ich grinse leicht bei der Antwort von McGonagall "Er hat, wie man so schön sagt, die Fliege gemacht", sagt sie. Jubel breitet sich in den Häuser Ecken aus, ja und auch ich würde jubeln, aber mir ist nicht danach zu Mute. Ich denke immerzu an May und will einfach nur das Voldemort das bekommt was er verdient. Plötzlich hallt eine hohe, kalte und doch so klare Stimme durch die Halle "Ich weiß ihr macht euch bereit für den Kampf." Einige Schüler fangen an zu schreien, manche klammern sich aneinander fest. Sie haben Angst. Ich nicht. Der Zorn, die Wut und der Hass auf Voldemort steigern sich nur noch mehr. Ich balle meine Hand zu einer Faust.
"Eure Bemühungen sind zwecklos. Ihr könnt mich nicht besiegen. Ich will euch nicht töten. Ich habe Hochachtung vor den Lehrern von Hogwarts." Bei seinen Worten möchte ich mich am liebsten übergeben. Wenn doch nur May hier wäre, denke ich und wieder ist die Trauer da. Wieder versinke ich in Trance. Voldemort fordert die Auslieferung von Harry, Pansy will ihn direkt übergeben. All das bekomme ich nur bruchhaft mit. Ich weiß nicht wie ich all das durchstehen soll. Ich spüre eine Hand auf meinem Rücken welche mich aus der Halle schiebt "Es geht los", meint Aiden. Als ich wieder vollständig bei mir bin, tun wir alles das wir unbemerkt abhauen können. Wir werden kämpfen das steht für uns alle fest, koste es was es wolle. Wir werden immer langsamer und wandern in der Reihe immer weiter nach hinten. Dann kommt eine Ecke und wir haben freie Bahn. Die Schlacht von Hogwarts hat begonnen.
*
"Aiden pass auf", kreische ich und stoße ihn weg, der Fluch verfehlt ihn nur knapp. "Stupor!", schreie ich, der Todesser wird nach hinten geworfen. Ich lächle, bis mit einem Mal zwei weitere Todesser auftauchen. Aiden nimmt meine Hand und zieht mich hinter eine Ecke. Wir pressen uns an die Wand "Was machen wir hier nur?", fragt Aiden "Kämpfen was denkst du?", entgegne ich und lehne mich wieder um die Ecke. "Crucio", ruft einer von ihnen, ich wehre den Fluch ab "Oh das du es wagst", zische ich "Expelliarmus." Sein Zauberstab fliegt in meine Hand "Levicorpus", ruft Aiden und der Todesser schwebt kopfüber in der Luft. "Mal sehen was du ohne deinen Zauberstab bist", ohne mit der Wimper zu zucken zerbreche ich seinen Zauberstab. Aiden lässt den Todesser fallen, welcher mit einem lauten Aufschrei zu Boden kracht. "Schnell", sage ich und deute auf die anderen Todesser. Ich schnappe nach Aidens Hand und ziehe ihn mit mir mit. Ethan und Lena kommen uns entgegen "Es sind so viele", keucht Ethan. "Die Barriere ist gerade einmal eine halbe Stunde gebrochen und schon sind wir am Ende", sagt Lena und legt ihren Kopf in den Nacken. Ich sehe die drei abwechselnd an, ich bin in keiner Sekunde müder oder schwächer geworden. Zu viel Adrenalin wird durch meinen Körper gepumpt. "Ich hab euch nicht darum gebeten mitzukommen, ich gehe allein weiter." "Kommt nicht in Frage", entgegen sie unisono.
So kämpfen wir weiter. Bei jedem weiteren Todesser den ich bekämpfe, steigt mein Hochgefühl. Plötzlich bleibe ich abrupt stehen. Draco und Harry fliegen auf einen Besen aus einem Raum, welcher große leuchtende Flammen wirft. Harry sucht etwas, wird panisch, aufeinmal entdecke ich eine Art Diadem direkt vor meinem Fuß. Ich hebe es auf "Harry!", rufe ich und werfe es in hohem Bogen zu ihm. Er zersticht es, als daraus plötzlich schwarzer Rauch wird.
Als Draco mich sieht macht er große Augen "Du hast hier nichts zu suchen", er läuft auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine Hände "Du hast hier nichts zu suchen", wiederholt er und schüttelt mich "Lass mich los", fordere ich. "Du wirst nicht kämpfen damit das klar ist", er sieht mich ernst an. "Ich werde kämpfen. Jetzt erst recht. Nachdem was er ihr angetan hat", schreie ich unter Tränen. "Ich lass das nicht zu. Du bist fünfzehn! Ich bringe dich zu den anderen-" "Vergiss es! Du hast selbst um dein Leben zu kämpfen. Lass mich in Ruhe, niemand kann mich aufhalten. Lass mich das für sie tun", ich drehe mich um und renne los.
Mir ist alles egal. Ich will einfach nicht mehr. Draco hat Recht das ist kein Ort für mich, aber ich will diese Vergeltung mehr als alles andere. May hätte genau dasselbe getan. Ich bin kein Mensch der wegrennt wenn's brenzlig wird. Nicht mal bei der Schlacht von Hogwarts. Hogwarts ist mein Zuhause, dass lass ich mir nicht auch noch nehmen.
*
Erneut versank ich in Trance, ich kann es nicht kontrollieren. Ich rannte, doch es kam mir vor als würde sich alles um mich herum in Zeitlupe bewegen. Ohne May bin ich nur eine leere Hülle. Eine Hülle, nichts weiter. In dieser Hülle bin ich gefangen, für immer und ewig, ich weiß kein Ausweg. Ich drehe mich um während ich renne, da sehe ich sie stehen. May, sie steht vor mir. Ich bleibe stehen, lächle, will etwas sagen allerdings bleibt mein Mund verschlossen. Sie läuft auf mich zu, sie kommt mir so nahe, dass ihre Lippen beinahe mein Ohr berühren "Überlebe", flüstert sie mir ins Ohr. Sie wiederholt dieses Wort drei mal. Ich sehe sie verwirrt an, dann werde ich zu Boden geworfen. Ich schreie auf. May ist verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Wieder schreie ich und komme langsam zu mir. Etwas schmerzt, es schmerzt so sehr. Meine Atmung geht immer schneller, mein Herz schlägt heftig gegen meine Brust. Ich hebe meinen Kopf und reiße meine Augen auf. Ich hebe meinen Blick und starre auf den Todesser welcher das Messer getränkt mit meinem Blut in der Hand hält. Meine Lieder werden schwerer "Überlebe", schreit es in meinem Kopf. Ich höre wie jemand nach mir schreit. Dann sehe ich meinen Bruder welcher den Todesser bekämpft. Von einem Moment auf den anderen sehe ich Ethans Gesicht über meinem. Er reißt meine Bluse in zwei, legt seine Hände über meinen halbnackten Oberkörper und murmelt irgendetwas. Ich spüre noch wie ich hoch gehoben werde ehe ich in Ohnmacht sinke.
*
Panisch schlage ich meine Augen auf und setze mich auf. Die Morgendämmerung hat bereits eingesetzt. Ich sehe mich um, um mich herum liegen überall Verletzte und Leichen. Überall Leichen. Dieser Anblick lässt mich innerlich zerbrechen. Menschen die ihr Leben hier gelassen haben, alles nur wegen Voldemort. Ich presse meine Lippen aufeinander, als mein Bauch schmerzt. Ich sehe an mir herunter, ich trage meine Bluse nicht mehr sondern einen großen schwarzen Pulli. Auf einen Schlag kommen die Erinnerungen zurück. Mir steigen Tränen in die Augen, als ich an May zurück denke, sie hat mich gerettet. Ich stehe auf und laufe herum. Bei den Wesleys bleibe ich stehen, sie haben jemanden verloren. Ich trete näher heran und sehe das es einer der Weasley Zwillinge ist. Doch ich sehe nicht etwa ihn dort liegen sondern May. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich streiche mir das Haar hinter mein linkes Ohr und sinke zu Boden. "Das tut mir so leid. Mein herzliches Beileid", schluchze ich und betrachte den toten Weasley. Ich mochte die Weasleys schon immer. Schon immer habe ich mir insgeheim gewünscht meine Familie wäre so herzlich wie sie. Ich stehe wieder auf und sehe zu Ginny. "Das ist nicht fair. Nichts ist fair", sage ich und umarme sie. "Mit ihrer Verletzung haben Sie nicht aufzustehen", sagt jemand und weist mich zurück auf meine Liege. Ethan, Aiden und Lena warten dort auf mich. "Ich bin so froh das es dir gut geht", sagt Aiden und drückt mich an sich. "Deine Narbe, sie ist groß. Sie wird vielleicht nie wieder weggehen." "Das ist okay. Was habe ich verpasst?" Sie erzählen mir, dass Voldemort gefordet hat das sich Harry selbst ausliefern soll oder er würde alles und jeden töten und er ist tatsächlich gegangen. "Nein", hauche ich und werde immer trauriger.
*
Alle laufen langsam nach draußen. Mein Körper verlangt nach Ruhe. Doch ich mache weiter. Für May. Für Leia. Für mich und alle anderen unschuldigen die ihr Leben verloren haben. Ich umklammere meinen Zauberstab fest, als würde er mir Schutz geben. Die Todesser mit ihrem Führer stehen uns gegenüber. "Harry Potter ist tot", verkündet Voldemort strahlend. Mein Herz bleibt für einen kurzen Moment stehen. Nein! Ginny will auf ihn zu rennen, er liegt in Hagrids Armen, doch sie wird von Mister Weasley aufgehalten. Er darf nicht gewinnen!
"Harry Potter ist tot. Von heute bis in alle Ewigkeit!", ich schaue direkt in sein Schlangenartiges Gesicht. Ich balle meine Hände zu Fäusten. "Draco komm", sagt mein Vater, ich sehe zu ihm und kneife meine Augen zusammen. Meine Hand ist immer noch zu einer Faust geballt. Und Draco geht tatsächlich zu unseren Eltern, man sieht ihm an wie sehr ihm das widersteht. Ich frage mich ob Vater überhaupt weiß, dass ich beinahe gestorben bin. "Mary." Nun liegen alle Blicke auf mir. "Nein", sage ich aalglatt "Ich bin nicht Mary", auf einmal merke ich wie sich etwas an mir verändert. Mein ganzer Körper fängt an zu leuchten "Das du tatsächlich denkst ich würde das tun. Er hat mir May genommen! Ich stehe nicht auf deiner Seite, das tat ich niemals. Du kennst mich, dass bin nicht ich", als ich fertig bin spüre ich wieder meine eigene Aura. Nun liegen wieder meine lockigen Haare über meinen Schultern. Ich sehe zu Voldemort. Er sieht total irritiert aus. "Ja du hast die falsche getötet."
*
Harry Potter lebt. Er wurde nicht getötet. Es ist nicht alles verloren. Es kommt zu einem gigantischen Kampf zwischen Voldemort und Harry Potter. Mein Herz schlägt immer schneller, ich stehe am Fenster der großen Halle und sehe alles. Die zwei Zaubersprüche treffen aufeinander, es scheint als würde Voldemort siegen. Doch dann auf einmal geht der Todesfluch von Voldemort immer weiter zurück. Mein Atmen stockt als ich sehe wie Voldemort von seinem eigenen Todesfluch getroffen wird. Er löst sich auf. Lord Voldemort ist tot. Von heute bis in alle Ewigkeit. In diesem Moment steigen mir Tränen in die Augen. Es ist geschafft. Und ich habe das bekommen was ich wollte, die Vergeltung. Doch recht schnell merke ich dass das meine Schwester auch nicht zurück bringt.
Harry Potter läuft durch die große Halle, während ich ihm zulächle. Das Böse wurde besiegt. Eine Erleichterung macht sich in mir breit.
"Kira." Ich drehe mich zu meinem Vater und mein Lächeln erlischt. Er zieht mich in seine Arme, nach kurzem Zögern lasse ich die Umarmung zu. Meine Familie nimmt mich in die Mitte und wir disapparieren, auch wenn ich es nicht wollte. Ich bleibe jedoch die Tochter der Malfoys.
*
Als wir ankommen, bricht alles über mir zusammen.
May.
May.
May.
Nun dreht sich alles um sie. Ich denke an sie, als ich plötzlich durch eine laute Stimme in die Realität zurückgezogen werde. "Wie kannst du es wagen, mir meine Tochter zu nehmen", wütet mein Vater. Illa sieht ängstlich zu ihm. Mein Vater hebt seine Hand "Hör sofort damit auf! Lernst du denn gar nichts?!", schreie ich und stelle mir vor meine kleine Freundin. "Illa tut es leid, aber Sir sie hat doch noch gelebt. Ich habe sie ins St. Mungos gebracht. Sie lebt doch noch", wimmert sie.
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