50- Eingeschlossen
Kiras Sicht
Wie von einem mächtigen Wirbelsturm werde ich mitgerissen, es dauert einige Sekunden bis ich wieder etwas sehe. Ich muss vor Schock und Angst bewusstlos gewesen sein. Meine Augen fangen an zu brennen, doch es kommen keine Tränen. Was ist passiert, warum wir, was will er und was passiert nun mit mir, werde ich meine Schwester je wieder sehen? All diese Fragen schnüren mir die Luft zu. Erst jetzt merke ich, dass es nicht meine Beine sind die mich tragen sondern Er. Das ganze Ereignis spielt sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Er wollte uns schnappen. Ich habe meine Schwester gerettet. Ich wurde entführt. Und ich weiß nicht wo ich bin. Ich könnte überall und nirgendwo sein.
Er hebt mich von seiner Schulter und packt mich grob an den Armen. Augenblicklich fange ich an nach Hilfe zu schreien, versuche mich seinem Griff zu entreißen, strample und schlage um mich. Dann schaffe ich es, er lässt mich los und ich renne davon. Noch ehe ich anfangen kann mich zu freuen, steht er wieder vor mir. Das letzte was ich sehe ist wie er mir mit einer Holzlatte einen über zieht.
*
Panisch schlage ich meine Augen auf. Alles um mich herum ist dunkel, nur eine kleine Lampe hängt an der Decke, mehr Licht gibt es nicht. Ich setze mich auf, mein Kopf pocht immernoch schmerzhaft. Vorsichtig sehe ich mich um. Ein kleiner Raum, umrandet mit Gitterstäben. Wie in einem Käfig bin ich eingesperrt. Aufeinmal packt mich die Wut, ich rüttle an dem Gitter. "Lass mich gehen. Mach auf, ich will zurück", schreie ich. "Haaaalloooo, lass mich gehen... bitte", schluchzend lasse ich von den Gitterstäben ab. Ich schlinge meine Arme fest um die Knie und wiege mich vor und zurück. "Ich will hier weg", rufe ich noch einmal leise.
Plötzlich höre das knarren einer Holztreppe. Verängstigt kauere ich mich in eine Ecke und stütze mein Kinn auf die Knie. Dann steht er da und starrt mich an. "Du bist wach", er stellt einen Teller mit einer Scheibe Brot und ein Glas Wasser auf den Boden "Nachdem du mich ohnmächtig geprügelt hast..." Er reißt seine Augen auf "Was hast du eben gesagt?" Ich schaue schnell weg "Lass mich gehen, bitte" Mein Entführer lacht rau "Denkst du wir lassen dich gehen, nachdem was du uns angetan hast?!", er nimmt mir das Essen weg und dreht sich um "Ich habe gar nichts getan. Lass mich bitte einfach zurück zu meiner Familie." Ich schaue mit großen Augen zu ihm "Ach Angelina, wir sind deine Familie wann willst du das denn endlich verstehen? Ich werde dir deine Flausen schon noch austreiben." Damit lässt er mich allein.
Erst einige Zeit später kommt jemand die Treppe herunter gelaufen. Diesesmal ist es eine Frau, sie sieht nett aus. Ich ergreife meine Chance "Hilfe! Helfen sie mir-", ich verstumme als der Mann hinter ihr auftaucht. Natürlich seine Frau. Wie komme ich nur dazu zu denken, sie könne mich hier rausholen. "Sieh mal wenn ich mitgebracht habe", er zeigt auf mich. "Angelina meine liebe, ich dachte ich seh dich nie wieder." Der Mann legt einen Arm um ihre Taille "Keine Sorge Schatz, sie wird uns nicht mehr entwischen. Nie wieder." Meine Augen werden zu schlitzen "Aber Martin, wie sieht sie überhaupt aus?", fragt die Frau. "Das werden wir bald auch wieder ändern. Christina wir haben unser Kind wieder."
Ich drehe mich von den beiden weg und lasse mich traurig an einer Wand herunter gleiten. Ich vermisse meine Familie so sehr, dass es schmerzt und dabei bin ich noch nicht lange hier. Ich lege meinen Kopf in den Nacken.
"Kira?", erschrocken fahre ich zusammen. Ich schaue zu meinen Entführern, doch die scheinen die Stimme nicht gehört zu haben. Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Was geschieht hier? Kaum kann ich mich von dem Schock erholen, kehrt die Stimme zurück.
"Kira kannst du mich hören?", spricht es, ich kenne diese Stimme doch ich kann sie nicht identifizieren. Ich sehe mich um, niemand außer mir hört diese Stimme. Es dauert eine Weile bis ich sie erneut höre
"Kannst du mich hören? Ich bin's, bitte antworte mir. Ich denke ich kann dich hier rausholen, bitte sag mir dass du mich hörst."
Eine angenehme Wäre durchströmt meinen Körper "May, bist du hier?", frage ich. Martin Siller sieht zu mir. "May ich höre dich." Siller stürmt zu mir herein und stößt mich um "Sei leise, hörst du!", schreit er und tritt mit seinem Fuß in meinen Bauch. "Ich höre dich May, bitte hilf mir." Doch sie antwortet nicht, dass einzige was passiert sind die schmerzenden Schläge die ich mir eingehandelt habe.
*
Nach drei Tagen, in denen ich hier gefangen bin, bekomme ich wieder etwas zu essen. Ich weiß das es dumm war, May laut zu antworten. Es war dämlich zu denken, sie sei hier. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass die Stimme aus meinem Kopf kommt. Sie versucht immer wieder sich mit mir zu verständigen, doch vergeblich, ich kann ihr nicht antworten. Ich versuche es jedes Mal aufs Neue. Und jedes Mal breche ich in Tränen aus wenn ich es nicht schaffe, oder May aufgibt. Denn ich höre sie, jedes einzelne Wort, doch ich kann es ihr nicht zeigen. Ich weiß noch nicht einmal wie das überhaupt möglich ist.
"Wie versprochen dein Essen, wenn du brav warst. Warst du brav?", Martin sieht mich fragend an. Ich unterdrücke meine freche Zunge und nicke eifrig. "Hier", noch bevor er es sich anders überlegt schlinge ich die Brote runter. Auch wenn es nur Vollkornbrot mit Wurst und Käse ist, fühlt es sich an wie im siebten Himmel. "Hast du deine Lektion nun gelernt?", fragt er als er mir den leeren Teller abnimmt. "Das nennst du lernen einer Lektion? Tut man denn sowas seiner Tochter an?", ich funkle ihn wütend an. Martin schüttelt den Kopf "Du lernst einfach nicht draus Angelina." Er läuft die Treppe nach oben "Ich bin nicht Angelina! Wann willst du DAS denn endlich lernen?!", schreie ich zorning. "Gute Nacht Angelina", damit schlägt er die Kerkertür zu und lässt mich im dunkeln. Mit geballten Fäusten laufe ich in meinem Verlies herum. Wie lange muss ich noch hier bleiben?
Ich lehne mich an die Wand und starre ins Nichts, als May zu mir spricht.
"Heute hat man mich gezwungen etwas zu essen. Seit drei Tagen habe ich nichts mehr gegessen, ich hatte keinen Appetit, weil du immer noch weg bist. Doch das wollen sie nicht verstehen."
Lächelnd setze ich mich hin, oh May wenn ich wieder zurück komme bekommst du was zu hören! Ich lausche weiter ihrer Stimme. Jedes Mal wenn ich sie höre, fühle ich mich als sei ich bei ihr. Doch mit dem Schönen daran, kommt auch die Klarheit das sie nicht bei mir ist und wie sehr ich sie vermisse.
"Ach was erzähle ich dir das überhaupt, du kannst mich ja eh nicht hören", sagt sie.
Tränen laufen mir über die Wangen "Ich höre dich doch", schluchze ich. "Ich kann dich hören, verdammt ich höre alles", weine ich und schlage mit meiner Faust auf den Boden.
*
Tage verstreichen. Ich weiß nicht wieviele, mein Zeitgefühl verlor ich schon nach kurzer Zeit. May redet immer seltener mit mir, es scheint als hätte sie aufgegeben. Einmal meinte sie dass man überall nach mir suchen würde, doch man kann mich nirgends finden. Ich hatte viel Zeit zum nachdenken, viel zu viel Zeit. Doch dann kam ich zur Erkentniss, dass mir der Kerker bekannt vor kommt. Ich erinnere mich daran, dass ich im Sommer vor meinem ersten Schuljahr oftmals den selben Traum hatte. Ich träumte davon in einem dunklen Raum eingesperrt zu sein. Es passt alles zusammen. Nur das eine weitere Person dabei war. So habe ich es damals Illa erzählt.
Hatte mein Traum damals wirklich etwas zu bedeuten? Ich habe seitdem nie wieder darüber nach gedacht. Doch der Raum sieht beinahe genauso aus wie der in meinem Traum. Ist das möglich oder werde ich nur verrückt?
Mein Zwilling versucht erneut mit mir zu kommunizieren. Ich konzentriere mich angestrengt auf ihre Stimme und meine Gedanken.
"May."
"Ich höre dich und ich denke ich war hier schon einmal."
Es herrscht eine bedrückende Stille und ich bin mir sicher das es nicht geklappt hat. Doch dann höre ich die Stimme meine Zwillingsschwester "Kira, endlich!", ich kann ihre Freude heraushören. Und ich fange vor Freude an zu weinen.
"Es klappt. Es klappt tatsächlich!"
"Ich hab dich die ganze Zeit über gehört May."
Es kommt eine Weile keine Antwort mehr, so wie ich May kenne hat es ihr die Sprache verschlagen. "Mir geht es gut. Sag Draco, Mum und Dad das ich sie liebe, hörst du?"
"Ich habe solche Angst um dich."
"Mir geht es gut", sage ich noch einmal
"Was meinst du damit du seist dort schon mal gewesen?", fragt sie mich nach einer Weile. Ich erzähle ihr alles aus meinen Träumen.
"Das ist unmöglich."
"Ich weiß aber es muss doch irgendetwas zu bedeuten haben oder nicht?"
"Warte mal..."
"May?", frage ich als sie eine Weile nicht antwortet "Bitte verschwinde nicht wieder aus meinem Kopf."
"Keine Sorge, ich lasse dich nicht allein. Ich möchte nur mit Dumbledore reden." Endlose Zeit später sagt sie wieder etwas
"Die einzige Erklärung für den Traum ist, dass du mich damals sehen konntest. Das Problem ist nur, ich war damals beinahe mein ganzes Leben in einem Haus und dort bist du nicht. Und die andere Person, ist nur ein Trick deines Gehirns."
"Aber-", enttäuscht kauere ich mich zusammen, war das meine einzige Chance, meine einzige Hoffnung?
"Wir finden dich, wir holen dich da raus, versprochen... meinst du, du kannst die Umgebung herausfinden?"
"Ich habe nichts anderes außer diesen Kerker gesehen."
"Versuche dass sie dich hochlassen."
Versuchen nach oben zu kommen, als wäre das so einfach. Dennoch gebe ich nicht auf. Kurze Zeit später laufe ich in meinem Verlies auf und ab. "Dad?", schreie ich, es widersteht mir ihn so zu nennen. Nach einigen versuchen, kann ich mir die Situation klarmachen und die Tränen fließen. "Daddy!", brülle ich aus Leibeskräften. Schlussendlich geht die Tür auf und Martin Siller stolpert zu mir. "Dad", schluchze ich "Es tut mir alles so leid. Ich hätte das nicht tun sollen."
Ich wische mir die Tränen weg "Ich wollte so gerne nach Hogwarts und es war ein Fehler, dass hätte ich nicht tun dürfen, es tut mir leid Dad", meine ich. Er schließt das Tor auf und nimmt mich in den Arm. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor ich würde in den Armen meines richtigen Vaters liegen. Ansonsten würde ich durchdrehen.
*
"Wie lange willst du sie noch da unten lassen Martin?", ich stelle mich schlafen und lausche den Stimmen. "Bis sie daraus gelernt hat." Die beiden laufen zu mir herunter. "Sieh nur wie friedlich sie schläft. Martin seit einer Woche war sie genauso wie früher. Sie ist schon viel zu lange hier unten. Angie war so lieb, tu ihr das nicht weiter an." Ich lächle in mich hinein.
Eine Woche lang tat ich auf die brave verschollene Angelina Siller und es half. Einen Tag später, bringt mich Mister Siller nach oben. Ich muss meine Augen schließen als wir ins Tageslicht treten, zwei Wochen habe ich nichts anderes gesehen als das Licht dieser einen Lampe. In meinem Kopf spricht mir mein Zwilling Mut zu. Sie ist immer bei mir und das macht diese Unerträglichkeit wenigstens ein bisschen erträglicher. Martin lässt mich los, ich werde in die Arme von seiner Frau gezogen. Sie streicht mir übers Haar. "Angelina, ich habe dich so sehr vermisst. Tu uns das nie wieder an." Ich sehe ihr in die Augen, sie ist beinahe so groß wie ich. "Mum, es tut mir so leid, ich werde euch nie wieder verlassen. Versprochen. Es gab so viele Personen, sie haben auf mich eingeredet ich sei entführt worden und ich sei eine Malfoy. Ich wurde beeinflusst."
Mister Siller führt mich durchs Haus und ich gebe alle Informationen, die ich aufschnappe an May weiter. Ich stelle mich ans Fenster. Weit und breit sind keine Häuser zu sehen, nur Felder und in der Ferne schimmert das Meer in einem hellen Blau. Trotzdem wirkt alles auf mich erschreckend und bedrückend.
"Kira irgendwas stimmt hier nicht", meint meine Schwester. Ich drehe mich verwirrt um und erstarre als Siller einen Zauberstab auf mich richtet. Plötzlich höre ich ein Ohrenbetäubendes Pfeifen. Vor Schmerz halte ich mir die Hände auf die Ohren und knie schreiend nieder.
"Unsere Verbindung, sie wird unterbrochen."
"May, ich hab Angst. Er macht irgendwas mit uns", schreie ich in Gedanken.
Ihre Stimme wird immer leiser, ich versuche ihr die Umgebung mitzuteilen. Doch ich bekomme keine Antwort.
"May?", doch es kommt keine Antwort. Sie ist weg. Ich konnte ihr nicht mehr sagen wo ich gefangen gehalten werde. Wieder bin ich allein. Es war meine einzige Chance, nun ist es alles ruiniert.
"Warum hast du das getan?", frage ich mit Tränen in den Augen. "Du musst wieder eine Siller werden", lautet die knappe Antwort. Mit jeder Sekunde die verstreicht, steigert sich meine Wut und mein Hass auf die beiden. "ICH MUSS WIEDER EINE SILLER WERDEN?! TU ICH DENN NICHT SCHON ALLES WAS DU WILLST? WEIßT DU WIE WEH DAS GETAN HAT?!", brülle ich.
Ich stürme an ihm vorbei, als ich an einer Wand voller Bilder stehen bleibe. Sie zeigen ein Mädchen mit braunhaarigen Haaren und braunen Augen. Ich balle meine Hände zu Fäusten, als plötzlich etwas ungewöhnliches passiert. Die Bilder verändern sich. Allesamt. Statt Angelina ist meine Schwester - so wie sie wirklich aussieht - zu sehen. Ich lächle. All die schrecklichen Bilder von Angelina verschwinden und die Wahrheit wird sichtbar. Mein Zwilling. Mit weißblonden Haaren, sturmgrauen Augen und einem Lächeln wie nur May lächeln kann.
"Was hast du getan?!", schreit Martin und reißt mich nach hinten. Er stößt mich gegen eine Wand und beginnt damit mich zu Ohrfeigen. "Wie konntest du nur?!", er rammt seine Faust in meinen Bauch. Ich krümme mich vor Schmerz. "Ich habe Kaffee gemacht. Angie ich habe Kekse für dich herausgestellt", sagt Christina. Ich sehe sie entgeistert an. Wie kann sie dabei zu sehen wie ihre angebliche Tochter verprügelt wird und uns Kaffee und Kekse anbieten?
Martin packt mich am Kragen und stößt mich in den Käfig hinein. Nun bin ich wieder am Anfang. Er knallt die Tür zu. Wimmernd kauere ich mich in einer Ecke zusammen. Wieder verstreichen Ewigkeiten, indenen ich kein Essen bekomme.
Mittlerweile zähle ich drei Wochen, indenen ich hier bin. May habe ich ewig nicht mehr gehört und reden konnte ich auch nicht mit ihr. Vor zwei Tagen habe ich es aufgegeben, es ist hoffnungslos. Christina und Martin Siller sind und bleiben kranke Menschen. Ich werde für immer hier eingesperrt sein, vielleicht auch hier sterben, denke ich.
Aufeinmal ertönen laute Schreie, die unverkennbar zu Christina gehören. Ich stehe neugierig auf und klammere meine Finger um die rostigen Gitterstäbe. Die Tür fliegt krachend auf. Martin fliegt die Treppe nach unten. Sein Körper rollt bis zu meinem Gefängnis. Mein Atem stockt, er bewegt sich nicht mehr.
× × ×
Wow 2488 Wörter, das ist das längste Kapitel welches ich hier geschrieben habe....
Ich kann es gar nicht glauben das wir schon beim 50. Kapitel sind!
Na gefällt euch die Geschichte noch? 🙈🤷❤️
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