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L I T T L E
M I S S
C U P I D
{Kapitel 1}
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"Ich habe Hunger, Hunger, Hunger, habe Hunger, Hunger, Hunger,
habe Hunger, Hunger, Hunger, habe Durst.
Wenn ich nichts kriege, kriege, kriege,
ess ich Fliegen, Fliegen, Fliegen,
ess ich Fliegen, Fliegen, Fliegen,
von der Wand.", sang Ella und hämmerte dabei wild mit ihrem Besteck auf dem Tisch.
Gerade wollte sie erneut ansetzen und die Verse wiederholen, als sie von der tiefen Stimme ihres großen Bruders davon abgehalten wurde.
"Elli.-", setzte er mit einem bestimmten, aber dennoch sanften Tonfall an.
"Du hast vor nicht einmal einer Stunde fast eine ganze Pizza verschlungen."
Ein freches Grinsen bahnte sich auf dem mit Sommersprossen bedeckten Gesicht des kleinen Mädchens an.
"Jetzt habe ich aber wieder Hunger. Ich will Waffeln."
Zuckersüß blickte sie zu ihrem großen Bruder auf und klimperte dabei mit ihren langen, dunklen Wimpern.
"Ich will einen BMW X6.", erwiderte Elliot ihr unbeeindruckt.
Ellas Gesichtsausdruck wechselte von zuckersüß zu volkommen verwirrt und spiegelte nun tausende Fragezeichen wieder.
Elliot, der der kleinen Ella gegenüber hinter dem Tresen des Cafés stand und weiterhin unbeirrt Tassen abgetrocknet hatte, konnte seine ernste Miene nicht länger halten und musste anfangen zu lachen.
"Du bist gemein El!", erwiderte sie schmollend.
El...
Egal wie oft er diesen Spitznamen noch aus Ellas Mund hören würde, niemals würde die Gänsehaut, die sich dabei jedes Mal an seinem gesamten Körper bildete, aufhören.
Wie er diesen Spitznamen hasste.
So sehr er seine Schwester auch liebte, wünschte er sich nichts lieber, als dass sie ihn nie wieder so nennen würde.
Für einen kurzen Moment flackerten die Erinnerungen, die sich fast drei Jahren zuvor abgespielt hatten vor seinen Augen auf und ihm heute immer noch jede Nacht den Schlaf raubten.
"Pass gut auf deine Schwester auf."
Elliot, der noch Minuten zuvor die sechzehn Kerzen auf seiner Geburtstagstorte ausgepustet hatte, schaute seine Mutter verwirrt an. Ihre kristsllblauen mit Tränen gefüllten Augen schauten ihn liebevoll an. Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht und zog es sachte zu sich ran, um ihm anschließend einen Kuss auf die Stirn zu geben.
"Ich bin so stolz auf dich!
Vergiss das nie, El!"
Mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür und damit auch aus seinem Leben und dem von Ella, die damals jedoch noch so klein war, dass sie sich vermutlich an nichts mehr erinnern konnte.
"Elliot!", rief Ella und wedelte mit ihren kleinen Händen vor seinem Gesicht herum.
Er starrte sie für einen Moment reaktionlos an.
"Was ist nun mit meiner Waffel?"
Ungeduldig hämmerte Ella weiterhin mit ihrem Besteck auf dem Tresen rum.
Ein belustigtes Grinsen schlich sich auf das Gesicht von Elliot.
Eins hatten die beiden definitiv gemeinsam. Sie waren stur wie eine Herde von Eseln.
"Du bist eine Waffel."
Gespielt empört zog Ella die Luft ein und sprang von ihrem hohen Hocker herunter.
"Das sag ich Rose. Und dann macht sie mir Waffeln und ich werde dir keine einzige abgeben."
Nun war es Elliot, der theatralisch die Luft einzog und dabei sein Handtuch, welches er Sekunden zuvor noch zum Tassen abtrocknen benutzt hatte, in die Spüle warf.
"Du kleine Petze."
Innerhalb von Sekunden erreichte er Ella, die nun wie von der Tarantel gestochen vor ihrem großen Bruder flüchtete. Gekicher füllte das leere Café Rose.
Auch wenn Elliot es niemals zugeben würde, erwärmte dieses Geräusch sein Herz immer wieder auf ein Neues.
"Du kriegst mich nicht. Du kriegst mich nicht.", schrie Ella euphorisch.
Elliot, der natürlich beabsichtigt lagsamer rannte, als er eigentlich konnte, fing das kleine blonde Mädchen schließlich und wirbelte sie in der Luft herum, weshalb sich ihr Lachen nochmals verstärkte.
"Stooooop!", kicherte Ella unaufhörlich weiter, die mittlerweile sogar schon Bauchkrämpfe von dem ganzen Lachen bekommen hatte.
"Okay, okay. Ich werde Rose nichts erzählen, aber nur wenn du mir jetzt Waffeln machst."
Elliot, der sein Lachen ebenfalls unter Kontrolle bekommen hatte, musste schmunzeln. Das mit dem System der Erpressung hatte Ella offensichtlich noch nicht ganz verstanden.
Letztendlich konnte er ihrem Dackelblick jedoch nicht stand halten.
"Fein.", seufzte er, immer noch lächelnd.
Das kleine Mädchen stieß augenblicklich ein aufgedrehtes Quitschen aus und klatschte begeistert die Hände zusammen, bevor sie losrannte und hinter dem Tresen in der Küche verschwand.
Immer noch belustigt rollte Elliot die Augen, aber folgte ihr schließlich.
Eine Stunde später saß er mit Ella am Tisch und aß endlos viele Waffeln mit ihr. Auch Rose, die zuvor vom Einkaufen wiedergekommen war und ihnen später beim Zubereiten der Waffeln geholfen hatte, saß nun mit ihnen gemeinsam am Tisch. Ohne sie wäre das Ganze mit Sicherheit in einer chaotischen Katastrophe ausgegangen.
"Eeeel?-", Ella zog den verhassten Spitznamen in die Länge, um die Aufmerksamkeit ihres Bruders auf sich zu ziehen.
Abwartend sah dieser sie an.
"Können wir zur Affenschaukel gehen? Bitte, bitte, bitte?"
Rose, die dabei war das Geschirr abzuräumen, konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, da sie nur all zu gut wusste, wie sehr das kleine Mädchen die Schaukel auf dem kaum besuchten Spielplatz ein paar Straßen weiter liebte.
"Elli-", stöhnte Elliot.
"-hast du mal raus geschaut? Es ist viel zu spät!"
Zu Elliots Leidwesen war Ella alles andere, aber nicht dumm und wusste genau wie sie ihren Bruder sowie eigentlich alle Erwachsenen um ihren kleinen Finger wickeln konnte.
Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sie ihre Unterlippe vorgeschoben und die Augen weit aufgerissen.
Seufzend fuhr Elliot sich durch sein welliges, dunkelbraunes Haar, welches rein gar nicht wie das seiner Mutter oder das von Ella aussah, weshalb er sich oft fragte ob er das Haar seines Vaters geerbt hatte.
"Fein.", gab er somit nach kurzem Überlegen schon zum zweiten Mal an diesem Tag nach.
Wenige Minuten später erreichten sie in dicken Winterjacken verpackt den Spielplatz, der nicht weit entfernt vom Café und der darüberliegenden Wohnung von Rose lag.
Der kalte Wind zauberte den Geschwistern im Nu einen leicht rosanen Teint auf die Wangen.
"Komm El! Du musst mich anschubsen.", zerrte Ella an der großen Hand ihres Bruders.
Ihre kleinen Füße trugen sie in kurzen, schnellen Schritten zu der Schaukel. Elliot stolperte ihr lachend hinterher.
Ella platzierte sich gerade in dem Netz der Schukel, als Elliot einen nach Hilfe klingende Schrei aus der Ferne vernahm. Er hielt inne und versuchte die Stimme ausfindig zu machen, die mit der Zeit zunehmend verzweifelter klang.
Innerlich war er zerissen. Er wollte die Schreie nicht einfach ignorieren und sein inneres Ich schrie ihn ebenfalls förmlich an, zu helfen. Ihm war aber bewusst, dass diese Schreie Gefahr bedeuteten. Gefahr, die er Ella unter keinen Umständen aussetzen wollte.
Was also tun? Unmöglich konnte er sie einfach alleine lassen.
Andererseits wusste er, dass Ella schlau war und wenn es darauf ankam durchaus auf ihn hörte, also tat er, was ihm in diesen Moment als einzig richtig erschien.
"Pass auf Ella. Wir spielen ein Spiel. Verstecken. Das magst du doch, oder?-"
Ella, die die Schreie natürlich auch gehört hatte, nickte eingeschüchtert.
"Okay, du wirst hier in der Schaukel bis Zweihundert zählen. Das haben wir zusammen geübt, kannst du dich noch erinnern? Ich will dass du in deinem Kopf ganz langsam zählst."
Wieder nickte sie.
"Okay prima. Und nicht schummeln. Lass den Kopf unten."
Sobald Ella unscheinbar in der Schaukel versteckt war, rannte Elliot in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Innerlich betete er, dass er noch bevor Ella mit zählen fertig werden würde, wieder bei ihr sein konnte.
Gerade bog er in die Gasse ein, in welcher in jenem Moment ein neuer Schrei ertönte, als er sofort das für ihn allzubekannte kastanienbraune Haar erkannte. Die dazugehörigen ozeanblauen Augen, die ihn flehend anstarrten, versetzten ihn für einen kurzen Moment in Trance.
Aus dieser erwachte er jedoch augenblicklich, als die dunkle Gestalt, die ganz offenbar der Auslöser für die Schreie gewesen waren, die Hand hob und zu einem erneuten Schlag ansetzte.
Noch bevor die Hand das Gesicht der jungen Frau treffen konnte, zog Elliot die Person von ihr weg. Wut packte ihn. Wut, von der er nicht wusste, dass sie in ihm existierte.
Wie besessen boxte er auf die Person, die sich als Mann entpuppte, ein. Elliot war definitiv kein Bodybilder oder jegliches in dieser Hinsicht, aber er war schon immer sehr sportlich und kräftig gewesen. Ein weiterer Bonus war seine Größe, die seinen Gegenüber gnadenlos übertrumpfte.
"Hör auf. Du bringst ihn noch um.", unterbrach ihn die zarte, aber dennoch zittrige Stimme hinter ihm.
"Du bringst ihn noch um!", wiederholte sie erneut, diesmal leiser.
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Yeahhh heyyy!
Erstes Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch bisher.
Das Lied passt nicht wirklich zum Anfang oder eigentlich im allgemeinen, aber dennoch fand ich es in gewisser Weise doch irgendwie passend. XD...das klingt so dumm.
Naja egal. Dann betrachtet es einfach als Musiktipp oder so. ;)
Billie Eilish × Ocean Eyes
Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare :) und gebt die Geschichte auch gerne an Freunde weiter!
Love y'all!
S.
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