13

Shane stand in schwarzer Jean und dazu passenden Schwarzer Lederjacke vor dem Tor der Schule.

Ich musste eingestehen, dass er keinesweg wie ein Junge im Schulalter aussah. Mittlerweile hatte er ein neuen Haarschnitt. Die Seiten waren gekürzt und seine Locken auf dem Kopf wirkten dadurch etwas voluminöser. Durch seine dunkel wirkenden Augen, die die Schule immer durchsuchten und nicht auf einem Punkt ruhten, wusste ich, dass er nicht die Person war, die er sich ausgab.

Natürlich habe ich mir einen Plan zusammen geschrieben, wie ich die Mission - also ihn auszuspionieren - am Besten anging.
Zurzeit befand ich mich noch auf Schritt Nummer eins, ihn zu beobachten. Zu meinem Bedauern konnte er förmlich meine Anwesenheit fühlen und schien mich immer im Blickfeld zu haben. Wie auch jetzt, wo seine Augen, die meiner suchten.

Es dauerte zwei Herztakte, ehe ich zu Boden starrte und weiter neben meinem Bruder ging, der von dem ganzen Nichts mitbekam. Wie auch? Es waren nur Blicke, die wir austauschten. Manchmal hielten die zehn Sekunden lang, andere Tage kürzer. Jedes Mal wenn ich an ihm vorbei ging, stoppten meine Gedanken. Mittlerweile hatte ich gelernt mit dem um zu gehen.

Schlimmer wurden dafür meine Träume.

"Sie weiß etwas", hatte Shane im Traum gemeint.
"Ich habe das gefühl, dass sie etwas bei mir beschäftigt."
Der Blondshopf hatte sich wenig dazu geäußert, jedoch wirkte er interessierter. Umso mehr spürte ich den Drang an Shane's Nähe zu sein.

Ich wurde verrückt.
"Glaubst du, sie spürt dich?" Shane hatte darauf nur seinen Kopf geschüttelt.
"Nein, bezweifle ich. Das geht unter Menschen nicht. Es muss etwas anderes sein"

"Kommst du?", holte mich mein Bruder aus meinen Gedanken zurück. Erst da bemerkte ich, dass ich mitten des Schulgeländes stehen geblieben war.

"Das ist es ja. Sie ist ein Mensch. Was würde sie verstehen? Vielleicht fühlt sie sich nur zu dir hingezogen? Vielleicht steht sie auf dich?"
Shane hatte darauf bloß den Kopf geschüttelt und zu Lachen begonnen.
"Wie sehr ich mir das nur wünschte"

"Ja, ich komme", gab ich meinem Bruder die Rückmeldung, ehe wir an Shane vorbei traten, meine Gedanken wieder stoppten und alles um mich anders wahr genommen wurde. Ich sah Dinge, die ich davor unter Gedanken, nie mitbekommen hätte. Wie die Sonnenstrahle auf den Glastüren der Schule reflektiert wurden, wie sich Tristan wieder einmal, dank seiner Allergien, die Nase rümpfte, wie fett meine Beine im Spiegelbild der Glastüren aussahen oder gar die noch nicht aufgesammelten Blätter an den Ecken der Schule, verblieben waren.

"Hey", grüßte Tristan wie jeden Morgen seinen Klassenkameraden. Wo heute mal - zu meiner Verwunderung - Shane ihn zurück grüßte.
"Hey" Es war kurz und bündig und ließ meine Augen zu ihm wandern. Gezielt starrte er zurück und wie bei jedem nahen Blickkontakt, konnte ich darauf schwören, dass ich einen Wolf darin entdeckte. Mittlerweile empfand ich es als normals. Es wäre komisch wenn nicht. Ich glaubte zu Wissen, dass ich meine neue Realität als normal empfand und es nicht als anders kannte.

"Hey", rutschte es mir raus, weil wie sonst auch immer, keine Gedanken hatte, um es aufzuhalten.

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