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Olivia

"Was will die Schlampe hier?!", wiederholt Jack seine Frage und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. Sein Blick ist bedrohlich und augenblicklich läuft mir ein Schauer den Rücken runter. "Ich hab dir doch gesagt du sollst mich nicht Schlampe nennen, du Idiot!", gifte ich ihn an. "Oh man Leute, was ist denn mit euch passiert?", regt sich Melli auf. "Was kann ich dafür, wenn sie eine Schlampe ist und mit jedem Jungen rummacht?", schreit Jack plötzlich los und stapft die Treppe hoch. "Jack!", rufe ich ihm hinterher, doch er geht einfach weiter. Ich folge ihm wütend. Er verschwindet in seinem Zimmer und schmeißt die Tür hinter sich laut krachend ins Schloss. Diese Dramaqueen! Ich reiße die Tür auf, gehe in sein Zimmer und knalle die Tür mit doppelter Lautstärke zu. "Jack, hör mir endlich mal zu! Ich habe nicht mit Ryan geschlafen! Zu diesem Kuss ist es nur gekommen, weil wir beide betrunken waren! Du hast gar kein Recht dich so aufzuregen!", zicke ich ihn an. Sein Blick wird noch wütender. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt so tot wie man nur tot sein kann. Er steht von seinem Bett auf und schubst mich mit voller Wucht gegen die Wand. Ich stöhne schmerzerfüllt auf, als mein Körper die kalte, harte Wand trifft. "Sag mal bist du jetzt völlig verrückt geworden?!", schreie ich. Er kommt näher und stützt seine Hände neben meinem Kopf an der Wand ab. Ich halte die Luft an, als er mir immer näher kommt. Seine Lippen sind nur noch wenige Millimeter von meinen entfernt. "Hör zu, Kleine. Du hast mich gefälligst zu respektieren. Ich lasse so nicht mit mir reden.", haucht er und schaut mir eindringlich in die Augen. Dann schaut er auf meine Lippen. Und wieder hoch in meine Augen. Er kommt mir noch näher. Seine Lippen streifen meine. "Jack, was-", setzte ich an, doch er lässt mich nicht ausreden. "Wären deine Lippen nicht so verseucht, könnte ich fast in Versuchung kommen, dich zu küssen.", flüstert er. Ich reiße meine Augen auf und während ich ihn von mir schubse schreie ich: "Du Bastard, fass mich nie wieder an!" Er guckt mich mit vor Wut lodernden Augen an. "Ich habe doch gesagt, dass du aufpassen sollst was du sagst!", knurrt er. "Du hast mir gar nichts zu sagen, Parker!", fauche ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen an. Er guckt mich belustigt an und kommt mir wieder einen Schritt näher. Er hebt seine Hand und ich kneife schon meine Augen zusammen, warte nur noch auf den Schmerz der folgenden Ohrfeige. Doch irgendwie kann Jack sich beherrschen. Ich höre wie er laut seinen Atem und die angestaute Wut mit einem Seufzen entlässt. Er legt seine Hand sanft auf meiner Wange ab und schaut mir tief in die Augen, die ich wieder öffne. Sein Blick ist weicher als vorhin, jedoch immer noch mit dem bitteren Nachgeschmack von Wut und Verzweiflung. "I-ich sollte gehen...", flüstere ich und stürme aus dem Zimmer. Als ich die Treppe runtertrampel, spüre ich Jacks intensiven Blick auf mir. Ich laufe in die Küche zu Sinan und Melli.

"Sinan, wir können gehen.", versuche ich einigermaßen ruhig zu sagen. "Aber, wolltest du nicht noch etwas klären?", fragt er und zieht die Augenbrauen hoch. "Es gibt nichts zu klären. Jedenfalls nicht heute, wo Jack sich wie ein Arsch verhält!" Sinan guckt mich zweifelnd an, nickt dann aber und zieht sich seine Jacke an. Wir gehen schweigend zu seinem Auto. Auch die Fahrt lang schweigen wir. Als wir vor seinem Haus zum Stehen kommen, bleibe ich sitzen und schaue auf meine Hände. Dicke Tränen bilden sich in meinen Augenwinkeln und nach kurzer Zeit rollen sie auch schon über mein Gesicht. "Liv bitte, ich ertrage es nicht dich weinen zu sehen.", flüstert Sinan und nimmt mich sofort in seine starken Arme. "Ich verstehe einfach nicht was ich ihm getan habe und wieso er so zu mir ist.", schluchze ich gegen seine Brust. "Er musste viel durchmachen in der letzten Zeit.", flüstert Sinan. "Aber was hat das mit mir zu tun?" Sinan zuckt mit den Schultern. Dann nimmt er seine Arme von mir und steigt aus. Er öffnet die Beifahrertür und nimmt mich im Brautstyle hoch. "Mal sehen, ob wir dich irgendwie aufmuntern können.", sagt er dabei. Ich klammer meine Arme um seinen Nacken und muss trotz der Tränen kichern. Er lächelt und trägt mich ins Wohnzimmer, wo er mich auf der Couch ablegt und sich neben mich setzt. Er lehnt sich leicht über mich und streicht mir eine, vom Weinen nasse, Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger fahren sanft meine Wange runter. Meine Wange fängt an zu prickeln und ich verliere mich in seinen Augen, die eindringlich mein Gesicht mustern. Seine Finger streichen leicht über meine Lippe.

Mittlerweile fahren seine weichen Finger sanft die Konturen meiner Lippen nach. Er lehnt sich weiter zu mir runter und guckt mir in die Augen. Ich gucke ihm ebenfalls in seine haselnussbraunen Augen. Er lehnt seine Stirn gegen meine und guckt mir wieder in die Augen. "Du bist so wunderschön..", flüstert er wieder und seine Stimme klingt dabei ein bischen heiser. Ich muss lächeln und streiche mit meiner Hand über seine Wange. Er kommt mir noch näher. "Darf ich dich küssen?", fragt er mich plötzlich leise. Ich reiße meine Augen auf. Kurz bevor er seine Lippen auf meine legen kann, drücke ich ihn mehr oder weniger sanft von mir. Er guckt mich enttäuscht an. "Es tut mir leid, aber ich bin einfach keine Schlampe, so wie Jack denkt.", versuche ich zu erklären. Dann stehe ich auf, lächel ihm nóch einmal leicht zum Abschied zu und verlasse schließlich sein Haus und fahre mit einem Taxi nach Hause.

Zu Hause angekommen warten schon meine Eltern auf mich. "Wo warst du junge Dame?", fragt mein Vater mich leicht wütend, als er mich sieht. "Bei einer Freundin.", antworte ich knapp und Dad beruhigt sich sofort. "Schön, dass du schon so schnell Freunde gefunden hast, aber sag uns das nächste Mal bitte Bescheid wenn du gehst.", lächelt er nun leicht. Ich nicke daraufhin. "So da dies ja nun geklärt ist, möchten wir dich bitten, heute Abend mit uns und dem Geschäftspartner deines Vaters essen zu gehen.", mischt sich meine Mum plötzlich ein. "Muss ich mit? Ich bin nämlich eigentlich schon verabredet.", meckert Vanessa sofort los. "Ja ihr kommt beide mit! Keiner darf sich drücken, nicht wahr Harald?", fragt meine Mum. Mein Dad nickt sofort und lächelt sie verliebt an. Ich stapfe die Treppe hoch und höre noch wie Mum mir hinterherruft, dass ich mir etwas Schickes anziehen soll.

Zwei Stunden später stehe ich vor meinem Kleiderschrank und suche mir etwas zum Anziehen raus. Schließlich entscheide ich mich für einen etwas engeren Bleistiftrock und eine hellrosane Bluse, die ich in den Rock stecke. Dazu noch schlichter, silberner Schmuck und schwarze Pumps. Mein Makeup halte ich sehr natürlich und meine Haare binde ich zu einem lockeren Dutt. "Olivia, Vanessa, wir müssen los!", ruft meine Mum von unten. Schnell sprühe ich noch ein wenig Parfüm auf und laufe dann runter zu den anderen. Mit dem Fahrstuhl fahren wir in die Hotellobby und steigen draußen angekommen, in Dads Auto.

Wir halten vor einem noblen Restaurant. Der Kellner bringt uns zu einem Tisch, an welchem bereits vier Personen sitzen. Doch als ich sehe wer sich da grade umdreht und mich mit dem gleichen geschockten Blick ansieht, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.


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