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Olivia
"Olivia, schön dich zu sehen!", begrüßt Jack's und Melli's Mutter Avery mich breit lächelnd. "Hallo Avery, ist Jack zu Hause?", ich lächel zurück und lasse mich von ihr in eine kurze Umarmung ziehen. "Er ist in seinem Zimmer.", antwortet sie und macht die Tür ein Stückchen mehr auf, damit ich ins Haus schlüpfen kann. Ich bedanke mich noch kurz bei ihr, dann gehe ich langsam die Treppe hoch. Ich hab ein wenig Angst, wie Jack reagieren wird, aber ich muss es ihm sagen. Zaghaft klopfe ich an seiner Zimmertür an. "Herein.", tönt es von innen. Einmal atme ich noch tief durch, dann lege ich meine Hand auf die Türklinke und wäre beinahe zusammengezuckt, als ich das kalte Metall berühre. Langsam drücke ich die Klinke nach unten und schiebe die Tür auf. Ich sehe, wie Jack an seinem Schreibtisch sitzt, mit dem Rücken zu mir. Leise schließe ich die Tür wieder und laufe lautlos durch sein Zimmer. Vorsichtig lege ich von hinten meine Arme um meinen Freund und drücke ihn fest an mich. "Liv!", Jack löst sich aus meiner Umarmung und springt vom Stuhl auf. Ich kann gar nicht so schnell gucken, da schlingt er schon seine starken Arme um mich und wirbelt mich übermütig herum. Ich höre ihn leise lachen und muss selbst lächeln, bis mir der Grund für meinen Besuch wieder einfällt. Schlagartig vergeht mir das Lachen. Es macht mich traurig, dass Jack mich gleich hassen wird, ich habe so unglaubliche Angst vor seiner Reaktion. Ich spüre wie mir plötzlich eine Träne die Wange herunterläuft. Jack hört mit dem Herumwirbeln auf und stellt mich wieder auf dem Boden ab, allerdings ohne seine Arme von mir zu nehmen. Immer mehr Tränen fließen aus meinen Augen und als der erste Schluchzer meine Kehle verlässt, kralle ich mich an Jack's Shirt fest, als wäre er mein Rettungsring. "Hey Liv, was ist denn los?", Jack's Stimme hört sich so unglaublich besorgt an und seine Hand die mir sanft über den Kopf streicht gibt mir schließlich den Rest. Aus tiefstem Herzen weinend sacke ich in seinen Armen zusammen, meine Schluchzer werden immer herzzerreißender. "Liv, ich hab Angst, was ist passiert?", Jack's Stimme zittert und er hört sich immer besorgter an. Ich kann einfach nicht mehr, dass ist wohl der Grund, warum plötzlich meine Knie nachgeben. Ich wäre auf den Boden gestürzt, hätte Jack mich nicht geistesgegenwärtig aufgefangen.
Ich bemerke, wie er mich hochhebt und auf seinem Bett absetzt. "Hey, es ist doch alles gut, ich bin ja hier.", beruhigend beginnt Jack über meinen Rücken zu streichen. Nach ein paar Minuten der Stille, indenen man nur mein Schluchzen hören kann erhebe ich endlich meine Stimme. "Es tut mir so leid!", flüstere ich, meine Stimme ist ein einziges Zittern. "Was? Was tut dir denn leid. Liv, ich verstehe dich nicht!", Jack hört sich leicht verzweifelt an, was ich auch verstehen kann. Ich hatte eigentlich nicht vor, gleich sofort in seinem Zimmer zusammenzubrechen. Langsam löse ich mich von Jack und wische mir die Tränen von den Wangen. "Ich muss dir etwas erzählen, aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht unterbrechen wirst.", bringe ich schließlich mit einigermaßen fester Stimme raus. Auf Jack's zustimmendem Nicken hin beginne ich schließlich damit, ihm alles zu erzählen.
"Es tut mir so leid.", hauche ich am Ende meiner Rede und sehe ängstlich zu Jack rüber. Ich habe ihm von Luke erzählt, davon, dass wir eigentlich Freunde waren, doch er mich geküsst hat, als wir betrunken waren. Ich habe ihm erzählt, dass ich Luke von mir gedrückt habe, ich habe ihm erzählt, dass Luke mir gesagt hat, dass er in mich verliebt ist und ich habe ihm erzählt, dass wir nebeneinander in einem Bett geschlafen haben. Und das wir miteinander gekuschelt haben. Jack's Blick sieht nachdenklich aus, als er vom Bett aufsteht. Tief einatmend fährt er sich durch die braunen Haare und wandert einmal quer durch sein Zimmer. Ich beobachte ihn ängstlich dabei und wische mir erneut eine Träne aus dem Gesicht. Jack vergräbt sein Gesicht in seinen Händen und lehnt sich an seine Zimmerwand an. Dann nimmt er die Hände wieder runter, verschränkt sie vor der Brust und lächelt mich an. Was? Er lächelt mich tatsächlich an. Zwar traurig und gequält, aber er lächelt mich an. Wo ist der Wutausbruch, den ich erwartet habe, wo bleibt das Geschreie? Er steht einfach dort und guckt mich an. "Jack?", frage ich zögernd nach, als er nach ein paar Sekunden immer noch nichts gesagt hat. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll.", seufzt er und reibt sich erneut mit den Händen übers Gesicht. "Du brauchst gar nichts sagen.", hauche ich, dann stehe ich auf und gehe langsam auf Jack zu. Ich darf nicht einfach nur dasitzen und warten, dass etwas passiert. Manchmal muss man sein Schicksal selber in die Hand nehmen. Ich bleibe dicht vor Jack stehen und löse sanft seine Hände von seinem Gesicht. "Du weißt nicht, wie sehr mir das alles leid tut, wie sehr ich mir wünschte, ich wäre nicht einfach mitten in unserem Streit abgehauen.", beginne ich mit fester Stimme und schaue Jack dabei direkt in die wunderschönen Augen. "Liv du-", will er mich unterbrechen, doch ich lasse ihn nicht ausreden.
"Ich will dir nur noch sagen, dass ich dich liebe. Egal was passieren wird, ich werde dich immer lieben." Ich will mich grade von ihm abwenden und das Zimmer verlassen, doch ich spüre eine warme Hand die sich sanft um mein Handgelenk legt. Langsam drehe ich meinen Kopf zurück zu Jack. In seinem Blick ist keine Wut zu erkennen, nur Liebe. "Ich liebe dich auch.", haucht er und dann bückt er sich die wenigen Zentimeter herunter und legt sanft seine Lippen auf meine. Augenblicklich schließen sich meine Augen flatternd. In meinem Bauch beginnen die Schmetterlinge zu flattern, als er seine große Hand zärtlich auf meiner Wange ablegt. "Ich gebe dir nicht die Schuld.", flüstert er ernst, als wir uns wieder voneinander gelöst haben. "Dir braucht nichts leid zu tun. Er hat dich geküsst, nicht du ihn. Du hast den Kuss abgebrochen und bist nicht auf sein Geständnis eingegangen. Das einzige, was mich wütend macht, ist das dieser Luke mein Mädchen angefasst hat.", seine Stimme ist sanft und leise, keineswegs wütend oder laut. "Er wird mich nie wieder anfassen, versprochen. Du bist der Einzige, der das darf. Ich liebe dich so sehr.", hauche ich, während erneut eine Träne über meine Wange rennt. Sanft küsst Jack diese Träne hinfort. Und die nächsten Minuten liegen wir einfach dicht aneinander gekuschelt in seinem Bett und reden über irgendwelche, belanglosen Dinge. Ich weiß, dass wir dies bald nicht mehr tun können, bald ist Jack wieder in Los Angeles, bald studieren wir beide. Wir werden erneut getrennt, es lässt sich gar nicht vermeiden. Deswegen versuche ich die Zeit mit Jack, die mir noch bleibt, voll und ganz zu genießen. Mit ganzem Herzen. Ich will ihm in den nächsten zwei Wochen zeigen, wie sehr ich ihn liebe.
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