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Olivia

Ein lauter Knall. Ich zucke erschrocken zusammen, mein Peiniger ebenso. Ich kreische kurz, als der Fremde grob von mir gerissen wird. Das Erste was mir in den Sinn kommt, ist mich zu bedecken. Rasch schlüpfe ich zurück in meine Klamotten und wage erst dann den Blick nach oben. Mein Retter, oder eher gesagt meine Retter, sind keine anderen als Jack und Noah. Fuchsteufelswild presst Jack den Vergewaltiger an die Wand. "Wage es noch einmal dich an meinem Mädchen zu vergreifen und ich prügel dir die Seele aus dem Leib!", seine Stimme ist ein einziges bedrohliches Zischen, welches mir einen Schauer über den Rücken jagt. "Deine Freundin ist eine scheiß Schlampe!", dreckig grinsend blickt der Fremde auf Jack herunter, da er ein paar Zentimeter größer ist, doch das scheint Jack keineswegs einzuschüchtern. Mit einer fließenden Bewegung zerrt Jack ihn von der Wand weg und schmeißt ihn auf den Boden. "Pass auf was du sagst du Bastard!", Jack schenkt ihm einen harten Tritt in den Rücken, bevor er erbarmungslos auf den Kerl einschlägt. Immer mehr Tränen fließen aus meinen Augen. "Geht's dir gut?", besorgt stellt Noah sich vor mich, wahrscheinlich damit ich das schreckliche Schauspiel nicht beobachten muss. Erschüttert schlage ich mir eine Hand vor den Mund und kneife meine Augen zusammen, um die Tränen aufzuhalten, doch es gelingt mir nicht. Sanft streicht mir Noah die Haare aus dem Gesicht und legt seine Hand vorsichtig auf meiner Schulter ab. Ein lautes Schluchzen entfährt meiner Kehle, welches Jack zum Aufhören der Prügelei bringt. Nur wenige Sekunden später spüre ich auch schon, wie er seine starken Arme fest um meinen im Moment so zerbrechlich erscheinenden Körper  schlingt. Ich erwiedere seine Umarmung, welche mir unendlich viel Schutz gewährt und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust. Ich höre, wie Noah meinen Vergewaltiger mit Schimpfwörtern, Bedrohungen und wahrscheinlich auch Gewalt verjagt. "Es tut mir leid, Jack.", meine Stimme zittert unglaublich, weswegen ich mir nicht sicher bin, ob Jack meine Worte gehört hat. Doch sofort löst er sich ein wenig von mir, damit er mich besser angucken kann. Sein Blick ist immer noch aufgebracht, doch gleichzeitig auch so weich.

"Das ist auf keinen Fall deine Schuld, ok?! Dieser Bastard wird es bereuen dich angefasst zu haben, Noah ist mit ihm draußen. Hat er-Wie weit ist er gegangen?", seine Stimmer wird zum Ende hin immer dunkler. "Ihr seid genau rechtzeitig gekommen.", während ich diesen erlösenden Satz flüster wische ich mir die Tränen von den Wangen. Ich bin unglaublich froh, dass Jack und Noah gekommen sind, sonst hätte der Vergewaltiger... Am Besten ich denke nicht mehr drüber nach. "Danke Jack.", hauche ich liebevoll, dann drücke ich meinen Freund noch einmal fest an mich.

Nach dem großen Schock des Abends sind wir sofort alle zu Melli und Matthew nach Hause gefahren. Kathy und Melli haben fast angefangen zu weinen, als sie erfahren haben, was passiert ist und Matthew sah so aus, als würde er meinem Peiniger am Liebsten auch noch eine reinhauen. Als Noah endlich wiederkam, warf Kathy sich überglücklich in seine Arme, denn wir hatten alle Angst, dass ihm jetzt noch was passieren würde. Auf meine Frage, wie es dem Fremden jetzt geht antwortete Noah nur, er habe das erledigt und ich solle mich nicht um so ein Stück Dreck kümmern, womit er völlig Recht hat. Jetzt sitzen wir alle bei Melli und Matt im Wohnzimmer und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Mit einem Film lenken wir uns von dem schrecklichen Erlebnis ab, welches ich einigermaßen gut überstanden habe. Ich würde mich zwar am liebsten übergeben, wenn ich daran denke, doch ich würde schon sagen, dass ich ganz gut mit der Situation zurecht komme. Gefragt wie die Jungs mich gefunden haben, habe ich Noah und Jack nicht, dass ist mir ziemlich egal, hauptsache sie haben mich überhaupt gefunden.

Eine Woche später finde ich doch tatsächlich einen Brief von der NYU im Briefkasten, was mich sehr überrascht. Ich dachte, es würde viel länger dauern, doch ich bin unglaublich gespannt, weswegen ich den Brief schon in der Lobby öffne. Als am Abend meine Eltern vom Arbeiten zurückkommen warte ich schon ungeduldig auf sie, um ihnen von den großartigen Neuigkeiten zu erzählen. Meine Fast-Vergewaltigung habe ich in letzter Zeit ganz gut verdrängt und ich bin froh, dass ich durch die Zusage meiner Traumuni vollends abgelenkt werde. Meine Eltern wollen gleich wissen, ob ich denn während dem Studieren bei ihnen wohnen bleiben möchte, oder ob ich eine eigene Wohnung will und da ich eh bald mehr Ruhe besonders fürs Lernen brauche, stimmte ich der Idee zu, eine eigene Wohnung zu mieten. Noch am selben Abend sitzen Vanessa und ich gemeinsam vorm Laptop und guckten uns Wohnungen in der Nähe der Uni an.

"Ich bin so stolz auf dich Schwesterchen.", sagt meine Schwester stolz, als ich eine Bestätigung für einen Besichtigungstermin einer Wohnung erhalte. Nicht zu groß, nicht zu klein und eine schöne Altbauwohnung in Uninähe mit erstklassiger U-Bahnverbindung und einer kleinen Bäckerei gegenüber. Sie ist so ziemlich meine Traumwohnung, jedenfalls auf den Bildern und nun bin ich wirklich gespannt, ob sie bei meinem Besichtigungstermin gleich am nächsten Tag alle Kriterien erfüllen wird, oder ob ich weitersuchen muss, was ich aber nicht hoffe. Auch wenn der Preis hier keine Rolle spielte, ist die Wohnung in einem angemessenem Preisrahmen, worüber ich ziemlich froh bin. Es ist krass, wie schnell alles auf einmal geht, aber so läuft das nunmal nach Schulabschluss. Ab jetzt habe ich noch anderthalb Monate Ferien, die ich mit meinen Freunden genießen werde. Jack schickte ich noch schnell eine SMS, als ich schon im Bett lag, in der ich ihm über die neuesten News informierte.
Seine Antwort zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Bin stolz auf dich, Babe! Ich hoffe wir sehen uns morgen, ich liebe dich. xxJack

In Gedanken bei Jack schlafe ich schließlich glücklich und aufgeregt ein, obwohl ich weiß, dass ich morgen leider keine Zeit für meinen Freund haben werde.

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