Olivia

Noah und ich gehen die dunklen Straßen entlang. Er ist irgendwie total nervös und spielt mit seinen Händen rum. Süß, so nervös habe ich ihn noch nie gesehen. "Liv, ich muss dir was sagen...", fängt er irgendwann an. "Ich glaube, ich habe mich in Kathy verliebt.", rückt er endlich mit der Sprache herraus. "Awww!", ist das erste was ich erwieder. Ich meine, wie süß ist das denn bitte? "Willst du mit ihr zusammen sein?", frage ich ihn. "I-ich denke schon, aber ich habe Angst, dass sie nicht mit mir zusammen sein möchte.", äußert er seine Bedenken. "Du wirst es nicht herrausfinden, indem du mir, das sagst. Du solltest es ihr sagen." "Meinst du?" Er ist immer noch ein wenig unsicher. Energisch nicke ich und schlage ihm dann vor zurück zum Club zu gehen, da es etwas kalt ist.

Im Club angekommen, läuft grade 'Lost Boy' von 5 seconds of summer. Oh gott, wie ich diesen Song liebe! Ich renne fast schon auf die Tanzfläche und tanze mir mit geschlossenen Augen die Füße ab. Ich fühle mich schon länger beobachtet und mitten beim Refrain öffne ich meine Augen und blicke zur Bar. Jack steht dort an den Tresen angelehnt und beobachtet mich. Ich blicke ihn fragend an, höre dabei aber nicht auf zu tanzen.

I'm coming because I need to find you

Is anybody there who can rescue

Somebody like me 'cos I'm just waiting

For somebody like you, somebody like you

Without you I'm a lost boy

Without you I'm a lost boy

Come find me I'm a lost boy

'Cause without you I'm a lost boy

Langsam fängt er an zu lächeln. Er kommt näher und steht nach kurzer Zeit direkt vor mir. Seine wunderschönen Augen blicken direkt in meine. Als würde er meine Seele, mein Herz erkunden.

I can't remember the last time I heard your voice

I'm sat in silence, living in a world of noise

'Cause you were perfection

Cause I've been from place to place trying to win you back

I've walked for days and days 'cause I can't face the fact

That nothing is better than you.

Seine Hand wandert zu meiner Wange und ich schmiege meinen Kopf in seine warme Handfläche. Diese kleinen, aber dennoch zärtlichen Berührungen lösen in mir komische Gefühle aus, die ich noch nie zuvor gefühlt habe. Meine Wange prickelt. Nein, alles prickelt. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als würde er unter Strom stehen. Aber kein schmerzender Strom. Dieser Strom, der durch meinen Körper fließt, ist angenehm warm und fühlt sich wunderbar an. Es ist zwar ein Klischee, aber ein wunderschönes. "Habe ich dir heute schon gesagt, dass du wunderschön aussiehst?", fragt Jack mich plötzlich. Ich werde leicht rot und schüttele sanft meinen Kopf. "Gut jetzt habe ich es. Du bist immer wunderschön." Ich werde noch röter, wenn das überhaupt noch möglich ist. Er legt seine großen Hände sachte auf meinen Hüften ab und zieht mich näher zu sich. Ich schlinge meine Hände zögernd um seinen Nacken. Das Lied ist zwar nicht das ruhige, zu dem man gut langsam tanzen kann, aber wir tanzen in unserem eigenen Rythmus, in unserer eigenen Welt. Er zieht mich noch ein Stück näher zu sich, sodass ich nun an seinen Oberkörper gepresst werde. Er fängt an zu grinsen, genauso wie ich.

"Ich wollte mich noch entschuldigen.", sagt er plötzlich. "Wofür?", frage ich verwundert. "Für alles. Ich hätte dich nie beleidigen dürfen. Und ich möchte, dass du weißt, dass alles was ich über dich gesagt habe, nicht der Wahrheit entspricht ok? Du warst damals betrunken. Du bist keine Schlampe." "Aber wieso warst du deswegen so sauer auf mich?", hake ich nach. Er seufzt kurz. "Ich konnte es irgendwie nicht ertragen, dass du ihn küsst. Ich wollte das nicht und ich will auch jetzt nicht, dass du andere Jungs küsst." "Aber wieso? Wie du sagtest, wir kennen uns kaum." "Ich weiß, aber...ach ich weiß auch nicht." Sein Blick wirkt fast schon verzweifelt. Ich habe das Gefühl, dass er mir nicht alles erzählt. Aber das sollte fürs Erste genügen. "Ich danke dir.", flüstere ich und gucke zu ihm hoch. Er lächelt sein wunderbares, schiefes Lächeln.

Wir kommen uns immer näher. Es ist, als würde die Zeit still stehen. Mittlerweile sind wir uns so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüre. Ich schlinge meine Arme stärker um seinen Nacken und ziehe ihn ein wenig mehr zu mir runter. Er guckt mich zögernd an.

Ist das dein Ernst, Parker? Kapierst du es nicht? Küss mich endlich du Arsch!

Und als hätte er meine Gedanken gelesen, schaut er einmal kurz auf meine Lippen und wieder hoch zu meinen Augen. Innerlich seufze ich. So ein Weichei. Ich strecke mich noch ein Stückchen mehr hoch. Unsere Lippen berühren sich schon fast. Also wenn er es jetzt immer noch nicht kapiert, ist er dümmer als ich dachte! Doch da legt er schon sanft seine wundervollen, weichen Lippen auf meine. Endlich! Sofort schließe ich meine Augen. Unsere Lippen bewegen sich synchron. Der Kuss ist unheimlich gefühlvoll und der schönste den ich je hatte. Ich seufze in den Kuss hinein und augenblicklich ziehe ich ihn näher zu mir heran. Zwischen uns passt kein Blatt Papier mehr. Im Hintergrund höre ich wie das Lied zu 'Love me like you do' von Elli Goulding wechselt. Na toll, noch so ein Klischee. Über meinen eigenen Gedanken muss ich in den Kuss hinein kichern und ich spüre, wie Jack auch sofort anfängt zu grinsen. Der Kuss wird immer intensiver und nach gefühlten hundert Minuten, die schönsten hundert Minuten meines Lebens nebenbei gesagt, bittet seine Zunge um Einlass, indem er sanft mit seiner Zunge über meine Unterlippe fährt. Nack kurzem Zögern, gewähre ich ihm Einlass. Unsere Lippen spielen miteinander. Nach kurzer Zeit beißt Jack leicht in meine Unterlippe, wobei mir ein kleines Stöhnen entweicht. Jack's Hände fahren über meinen Rücken und ich ziehe leicht an seine Haaren. Was stellt dieser dumme Junge nur mit mir an? Plötzlich löst er sich ruckartig von mir. Wir beide atmen schwer und seine Haare sind verwuschelt. Etwas peinlich berührt nehme ich meine Hände aus seinen Haaren und lächele ihn verunsichert an. Doch auf seinen Lippen entsteht nur ein schiefes Grinsen. Wir beschließen etwas zu trinken und gesellen uns zu den anderen. Wenig später machen wir uns schon auf den Heimweg.