Kapitel 31
Wenn Cole nicht da gewesen wäre, wer weiß, was er mit mir angestellt hätte.
Warum muss er auch gerade dann erscheinen, wenn es mir gut geht? Es ist, als ob er ein Gespür dafür hätte, wann ich kurz davor bin glücklich zu werden und es mir dann, wenn es in greifbarer Nähe ist, zu entreißen.
"Saphira?" Höre ich Cole flüstern.
"Mmmhhh?" Frage ich etwas benommen.
"Du hast schon seit mehreren Minuten nichts gesagt. Geht es dir gut?"
"Eigentlich sollte es mich nicht wundern, dass er es versucht hat." Antworte ich statt seine Frage zu beantworten.
"Wie meinst du das?" Nun ist er etwas verwirrt.
"Ganz einfach. Er würde nicht so viel Aufwand in etwas stecken, wenn er keinen Nutzen darin sieht. Mir anderen Worten, er denkt, dass ich irgendwas habe, das er braucht."
"Bist du dir sicher?"
Zur Bestätigung nicke ich nur.
"Papa? Saph?" Kommt es leise von hinten.
Sofort lässt Cole von mir ab und wir drehen uns beide um zu Jayden, der im Türrahmen steht.
Erst jetzt fällt mir auf, dass er mich die ganze Zeit über in seinen Armen festgehalten hat.
"Darf ich wieder mein Zimmer verlassen?" Fragt er etwas schüchtern.
"Natürlich." Antwortet Cole und sofort läuft sein Sohn zu uns.
Jayden umrundet die Couch und kommt vor uns zum stehen. Kurz blickt er zwischen uns hin und her, bevor er sich zu entscheiden scheint, denn kurz darauf drängt er sich zwischen mich und Cole und macht es sich gemütlich.
"Ist der böse Mann weg?" Fragt er nun.
"Ja, der böse Mann ist weg." Bestätigt Cole.
"Kommt er wieder?"
"Wenn es nach mir geht nicht."
Um die Stimmung wieder zu heben, greift Cole nach der Fernbedienung und macht den Fernseher an.
"Ich bin gleich wieder da." Sage ich und stehe auf.
"Wo gehst du hin?" Fragt Cole.
"Nur kurz ins Bad." Lächle ich etwas.
Bevor er noch irgendwas sagen oder tun kann, verschwinde ich und begebe mich ins Badezimmer.
Auch wenn es wahrscheinlich ein Fehler ist, schaue ich in den Spiegel und erschrecke mich sofort. Meine Augen sind total rot, meine Lippen total trocken, meine Nase fast so wir wie die von Rudolf und mein Gesicht viel zu blass. Und Spuren von Tränen sind auch noch zu sehen.
Na großartig. Ich habe nie besser ausgesehen, denke ich.
Gut dass ich fast nie Schminke trage, sonst würde es bestimmt noch viel schlimmer aussehen.
Wenigstens ein kleiner Trost. Seufze ich.
Dann wollen wir uns Mal an die Arbeit machen, denke ich und drehe sofort den Wasserhahn auf. Kaum dass da kaltes Wasser raus kommt beuge ich mich nach vorne und spritze mir das guttuende Wasser ins Gesicht. Sofort merke ich, wie es hilft und fühle mich auch sogleich wieder viel wohler.
Ich kann echt nicht fassen, dass mein Vater aufgetaucht ist. So viele Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Seit dem Tag, an dem er mich raus geschmissen hat.
Der Tag, an dem er mich als Lügner abgestempelt hat und einem fremden mehr glauben schenkte. Aber was hab ich auch erwartet? Er konnte mich nie leiden. Hat wahrscheinlich nur auf eine Gelegenheit gewartet mich auf die Straße zu setzen.
Wenigstens hat er mich dieses Mal nicht geschlagen....
Aber was genau will er, dass er sich sogar persönlich blicken lässt?
Will er mein Leben wieder zur Hölle machen? Er wollte mich doch los werden...
Reicht es denn nicht, dass eh niemand von meiner Existenz weiß, ausser Familie und engen Freunden?
Ich bin wohl etwas zu lange im Bad gewesen, denn gerade als ich mir das Gesicht abtrockne, höre ich ein geklopfe, gefolgt vom rufen meines Namens.
"Saphira?" Kann ich Cole's Stimme von der anderen Seite der Tür hören.
"Ja?" Antworte ich fragend.
"Alles okay bei dir?" Höre ich die Besorgnis in seiner Stimme.
Sofort öffne ich die Türe und schaue in sein besorgtes Gesicht.
"Natürlich, was soll denn sein?" Dabei Versuche ich so gut es geht ein Lächeln auf die Beine zu stellen, was mir nur mäßig gelingt.
"Du warst sehr lange weg, da habe ich mir Sorgen gemacht." Antwortet er schlicht.
"Keine sorge, es ist alles gut."
"Du brauchst mich nicht anzulügen."
Seufzend lehne ich mich an den Türrahmen.
"Du hast Recht. Ich bin immer noch viel zu geschockt, meinen Vater nach so langer Zeit gesehen zu haben." Antworte ich schließlich.
"Was ist denn zwischen euch passiert, dass es so weit gekommen ist?"
Ich wusste, dass er mir irgendwann diese Frage stellt. Aber dass es so bald ist, hätte ich nicht gedacht.
"Er hat mich als Lügnerin beschimpft und mich dann rausgeworfen." Zucke ich bloß mit den Schultern und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass es mir immer noch zusetzt.
"Und was genau war es für eine Lüge?" Bohrt er weiter.
"Versteh mich nicht falsch, aber ich bin noch nicht bereit über die schlimmste Zeit aus meinem Leben zu reden."
Mittlerweile schaue ich nur noch auf den Boden, in der Hoffnung, dass mir nicht noch mehr Tränen kommen.
"Schon gut. Lass dir alle Zeit der Welt." Beruhigt mich Cole und nimmt mich wieder in den Arm.
Sofort Schlinge ich meine Arme ebenfalls um ihn.
"Na komm. Gehen wir ins Wohnzimmer und schauen uns mit Jayden Cars an."
Als Antwort nicke ich nur und er lässt von mir ab.
Aber nicht lange, denn er nimmt meine hand in seine und zieht mich mit ins Wohnzimmer.
Hoffentlich bringt mich der Film auf andere Gedanken...
Und tatsächlich. Nach einiger Zeit kann ich wieder lächeln.
Das liegt wohl einfach daran, dass Cole auf meiner rechten und Jayden auf meiner linken Seite sitzen und wir miteinander kuscheln.
Vielleicht sieht meine Zukunft auch Mal so aus. Mit einem Mann und einem eigenen Kind.
Vielleicht schaffe ich es, irgendwann glücklich zu sein, ohne dass meine Eltern es wieder zerstören.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Jayden sich noch mehr an mich kuschelt und meine Hand hält.
Lächelnd schaue ich zu ihm runter und Stelle fest, dass er eingeschlafen ist.
"Ich glaube, wir sollten ihn ins Bett bringen." Flüstert Cole in mein Ohr.
Um Jayden nicht zu wecken nicke ich nur mit dem Kopf.
Langsam steht Cole auf und versucht Jayden so vorsichtig wie möglich hochzuheben. Sobald Jayden von mir gelöst ist, bringt sein Vater ihn in sein Zimmer und kommt kurze Zeit später zurück.
"Und? Wie geht es dir?" Fragt er nachdem er sich wieder zu mir gesetzt hat.
"Besser. Es tat echt gut, einfach nur abzuschalten und sich zu entspannen." Grinse ich.
"Das freut mich."
Und damit ist das Thema gegessen. Oder fast.
Wir haben uns noch ein paar Filme angesehen und sind dann auch schlafen gegangen.
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Hach jaaaa trautes heim Glück allein. Nie wieder eine Klassenfahrt, so viel steht fest.
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen.
Nicht das spannendste, aber das wird schon noch.
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