4- Verlorenes Vertrauen

Erwin starrt einige Sekunden lang den blutbefleckten Karton an und schluckt. Er war doch gar nicht so lange weg! Was ist nur passiert? Sein Gesicht ist blasser als eine Wand und für einige Minuten kann er sich nicht rühren, weil er angst hat in diesen Karton hineinzusehen. Der Deckel ist nämlich geschlossen und die Stille macht ihm nicht halb so viel Angst, wie der Inhalt der Kiste. Nur langsam nähert sich der Blonde und bekommt jetzt schon tränen in den Augenwinkeln. Wenn Levi jetzt da Tod drin liegt, weiß Erwin, dass er sich für immer Vorwürfe machen wird, denn es war seine Schuld! Er hat ihn hier alleine zurückgelassen, mitten im Wald bei Wölfen und Bären! Er ist doch noch ein Baby verdammt! Was ist nur in ihn gefahren? Leicht kneift er die Augen zu, bevor er den Karton mit einem Schwung aufreißt, denn er will es wissen, doch er ist leer. „Levi... Levi! Fängt er jetzt an zu rufen und rennt einfach los, als er ein Wolfs jaulen hört. So schnell ist der Blonde lange nicht mehr gerannt, denn es geht hier immerhin um seinen kleinen Liebling, den er kaltherzig ausgesetzt hat! Keuchend kommt er an eine Lichtung, welche gut beleuchtet ist und da sieht er den kleinen Kater auch schon fauchend an einem Baum festgeklammert und umzingelt von Wölfen. Sofort greift Erwin sich einen Stock und rennt schreiend auf das Rudel zu „Haut ab! Na los verschwindet ihr blöden Mistviecher!" zischt er und schlägt einen Wolf zu Boden, welcher nach Levi gekrallt hat. Knurrend starren die roten Augen der Bestie Erwin an und die anderen werden ebenfalls aufmerksam. Nun haben sie es wohl auf Erwin abgesehen und treiben den größeren an einen Baum, umzingeln ihn auch fauchend. Natürlich hat Erwin nun ziemliche Angst, denn die Tiere könnten ihm nun jederzeit die Kehle aufschlitzen oder ihn beißen und tatsächlich ist dies der Fall und ein Wolf beißt ihm in die Wade. Zuvor hat Erwin noch nach Levi gesucht, der kleinen schwarzen Katze, welche nirgendwo zu sehen ist „Agh! L Levi!" keucht er schmerzhaft und versucht mit dem Stock den Wolf wegzuschlagen, doch ein anderer entwaffnet Erwin und er fällt schließlich zu Boden. Beim Aufprall spürt er den Schmerz am Hinterkopf, welcher ihn kurz Bewegungsunfähig macht. Ja vielleicht hat er genau das verdient. Immerhin hat er Levi das hier angetan und der kleine scheint schwer verletzt zu sein, wenn nicht sogar Tod, denn als der Blonde zur Seite sieht, bemerkt er, wie einige andere Wölfe, kleinere, irgendwas zerfetzen. Viel Blut verteilt sich auf dem schmutzigen Waldboden und einige Gedärme verteilen sich. Erwins Augen weiten sich „Mein Levi..." haucht er bedrückt und gerade herrschen so viele Schuldgefühle in sich, dass er am liebsten Aufgeben würde, weshalb er die Augen schließt und die Wölfe an sich herumzerren lässt. Es tut Weh, wie sie ihre Zähne in sein Fleisch rammen und ihn mit ihren Krallen kratzen. Doch gerade, als Erwin die Augen öffnet und einem Wolf in seine tief roten Augen sieht, wird dieser plötzlich weggeschlagen. Als er aufschaut, erkennt er ein Kind mit stahlgrau blauen Augen, welche in dem mageren Licht leuchten. Der Junge dürfte ungefähr zwölf sein, nicht älter. Sein Ausdruck wirkt kalt und ernst, während er nun Steine auf die Wölfe wirft. Jaulend zucken die Tiere und Erwin schützt sich das Gesicht, dass er nicht getroffen wird. Ein lautes Fauchen kommt von dem Jungen und schnell verziehen sich die Wölfe, das stille einkehrt. Langsam nimmt Erwin die Hände von seinem Gesicht und mustert den Jungen nun genau. Kleiner schmächtiger Körperbau, lange Haare und ein Schweif, welcher nun hinter ihm hervorsticht. Langsam setzt Erwin sich auf und starrt den Jungen an, denn kann es wirklich sein, dass es Levi ist? Ist er etwa wieder so schnell gewachsen? „Levi?", fragt Erwin leise und jetzt sieht er auch zu ihm, bevor er keucht und auf die Knie fällt „Oh Gott" haucht der Blonde und krabbelt schnell zu ihm. Bei näherer Betrachtung erkennt er ihn dann doch. Es ist sein kleiner Levi, welcher ihn gerettet hat. Was für ein verfluchter Zufall, dass er jetzt gerade gewachsen ist, in so einer Gefahren Situation „Levi... ich bin wieder da, siehst du... und ich bringe dich Nachhause" haucht Erwin und streichelt seine Wange, doch Levi schlägt sie weg und dreht den Kopf zur Seite „Ich hasse dich... Ewin" wispert er, denn er ist enttäuscht, wirklich schwer enttäuscht. Schluckend rappelt Erwin sich aber trotzdem auf und nimmt den kleinen auf den Arm, um ihn humpelnd zum Auto zu tragen „Es tut mir leid, was ich getan habe... Wirklich leid" haucht er bedrückt, doch der Kater sieht ihn nicht mehr an, nein er würdigt ihm keines Blickes mehr und als Erwin ihn ins Auto setzt und die Hand von Levis Bauch nimmt, bemerkt er erst das ganze Blut. Schwer schluckend setzt er sich auf die andere Seite, um eigentlich loszufahren, doch Levi öffnet seine Beifahrertür und fällt geschwächt aus dem Auto „Levi! Nein du musst drin bleiben!" sagt er und steigt schnell aus, um ihn wieder hochzuheben „Du musst, okay? Erwin muss dich behandeln und dich beschützen... Ich bekomm dich wieder hin, ich schwöre" haucht er und setzt ihn auf den Sitz, um ihn anzuschnallen. Der Hybrid jedoch packt ihn am Kragen und hält ihn fest, wobei seine Hand leicht zittert „Ich... hasse dich" wiederholt er seine Worte und sie setzen wieder ein Messer in Erwins Herz „Ich weiß" flüstert er und streichelt sein Gesicht. Wieder schlägt Levi seine Hand weg und schließt die Augen „Fass... mich nicht an du Drecks Kerl" meint er zynisch und nickend schließt Erwin die Tür und setzt sich wieder rein, um Nachhause zu fahren. Was ist denn los mit Levi? Vorhin war er noch so klein und unschuldig und nun? Jetzt ist er beinahe wie der Eisberg, welcher die Titanic ausgerottet hat. Erwin kann es ihm aber auch nicht verübeln, denn immerhin war er es, der den kleinen so schwer enttäuscht hat. Trotzdem hat Levi ihn gerettet, also kann er ihn nicht so sehr hassen, oder?
Zu Hause muss dann alles schnell gehen, denn in ein Krankenhaus kann Erwin nicht mit ihm. Sie würden ihn töten, gefangen nehmen oder sterben lassen, also legt er ihn auf sein Bett ab und holt aus dem Badezimmer den Verbandskasten. Levi wird wach, als er das weiche Bett spürt und streicht mit seiner Hand über das Laken. Er ist so müde und erschöpft, so traurig und zugleich auch unheimlich wütend. Bewegen kann er sich nicht, obwohl er am liebsten abhauen würde. Er ist sauer auf den anderen und wirft ihm giftige Blicke zu, als dieser wieder kommt und seinen Bauch untersucht „Verdammt, dass muss ich nähen" meint er und holt noch den Nähkasten. Als Levi die Nadel sieht, weitet er die Augen und tritt dem Blonden volle Kanne ins Gesicht, dass er keucht „Geh weg!" faucht er nun aufgebracht und will aufstehen, aber Erwin packt seine Handgelenke und geht über ihn „Hör auf dich zu wehren bitte! Du stirbst sonst!". Zuckend sieht Levi zu ihm hoch und knurrt „Das willst du doch... das wollen sie alle, meinen Tod... Deshalb hast du mich ausgesetzt!" meint er und versucht seine Hände zu befreien „Du kannst jetzt wirklich gut reden" schmunzelt Erwin etwas und da entkommt ihm eine Träne, welche auf Levis Wange tropft. Dadurch gewinnt er die Aufmerksamkeit des schwarzhaarigen, denn er hat Erwin nie weinen sehen „Es tut mir leid Levi... Wirklich... Glaub mir das" wispert er leise und sieht ihm tief in die Augen, ehe er ihm näher kommt, dass sich ihre Nasen berühren „Du bist doch mein kleiner Levi... ich hab dich doch lieb... Was ich getan hab, war eine Kurzschlussreaktion... und es tut mir ehrlich leid. Ich weiß nicht, wie ich das je wieder gut machen kann" gesteht er bedrückt. Erwin so zu sehen, verursacht in Levi ein seltsames Kribbeln und so legt er die Hand an seine Wange und zieht ihn etwas näher, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen, doch nur kurz. Verwirrt blinzelt Erwin ihn an und schluckt, denn es hatte sich wirklich schön angefühlt „Machs verdammt nochmal wieder gut" zischt Levi danach und lässt von Erwins Wange ab, woraufhin dieser schnell von ihm runter geht und anfängt seine Bauchwunde zu nähen. Schmerzerfüllt, verzieht Levi das Gesicht und zittert, während er in ein Kissen beißt, denn es tut mehr Weh als der Biss selbst. Immerhin muss die Nadel genau in seine Wunde, bis sie schließlich geschlossen wird. Nach diesem Akt ist Levi selbst total fertig und halb eingeschlafen. Erwin sieht ihn an, bis er ihn in eine Wolldecke wickelt, sich aufs Bett setzt und ihn in seinen Armen hält. Seine Fußwunde ignoriert er, denn damit kann er morgen früh auch noch zum Arzt oder einen herrufen. Das wird wohl das Beste sein. Der Blonde kann seinen Blick nicht mehr von dem kleinen schlafenden Kater abwenden und krault ihn am Kopf. Er hat sein Wachstum verpasst, ihn verletzt und traurig gemacht. Leicht schließt er die Augen und drückt Levi etwas fester an seine Brust, um das Gesicht in seinen Haaren zu vergraben. Fast hätte er von Levi alles verpasst. So viel. Ob er sich dies vergeben wird, ist unklar. Wenigstens ist sein Herz nun wieder da. Sein kleiner Liebling und er wird ihn nie mehr gehen lassen.

(Hey ihr lieben! Tut mir leid, dass das Update so lange auf sich warten ließ! 💛 Da ich gern meine Leser mit ins Geschehen einbaue und frage was ich ändern oder schreiben kann, hier meine Frage:

Was meint ihr? Soll Levi nun langsam in das Teenager Alter kommen oder wieder ein Kleinkind werden? Ideen hab ich für beide Seiten, also entscheidet ihr :>!!! Liebe Grüße eure Jinsei!)



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