"Es tut mir Leid." - und meine Welt brach zusammen.
Etwas stimmte ganz und gar nicht.
Das sah sogar ein Blinder mit 'nem Krückstock.
Ich bin ehrlich.
Ich hatte verdammt viel Angst.
Scheiß viel Angst.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, mein Gehirn stellte partout ein zu denken und in meinen Ohren rauschte es.
Ich habe es dir gesagt, irgendetwas wird hier noch passieren. Das hier ist deine Hölle.
Wow, du hilfst mir jetzt echt! Statt, dass du mich aufmunterst, ziehst du mich noch weiter runter!, schnauzte ich sie an.
„Ich muss dir was sagen."
„U-und was?", meine Stimme war das reinste Stottern.
Ich hörte ihn hörbar schlucken.
Jetzt war der Moment gekommen.
Ich war mir sicherer denn je.
Immer und immer wieder habe ich mich gefragt, wann es vorbei sein würde.
Immer.
Und immer.
Wieder.
Und heute bekam ich eine Antwort auf meine Frage.
Heute.
Heute war der Tag, an dem alles endete.
Heute war der Tag, an dem ich endgültig zusammenbrach.
„Ich weiß, was du sagen willst", kam es plötzlich mit fester Stimme von mir. Und ich fragte mich selber, woher ich auf einmal den Mut hatte, es auszusprechen.
„A-ach ja?" Jetzt war er derjenige, der anfing zu stottern.
„Ich habe schon fest damit gerechnet, als du mich gerade angerufen hast. So alles ganz ohne Fröhlichkeit", redete ich weiter.
Und so langsam verlor ich wirklich den Verstand.
„Naja, kommt der Tag nicht irgendwann mal?" Ich hörte ihn gezwungen auflachen, aber in diesem Moment fand ich rein gar nichts witzig. Mir war zum Heulen zu Mute.
„Niall. Das ist nicht witzig. Überhaupt nicht."
Seit wann bist du auf einmal so ein ernster Mensch geworden?
Seit mein Freund mit mir am Telefon Schluss macht.
Ich spürte die Tränen, wie sie sich ihren Weg an die Oberfläche machten. Aber ich hielt sie krampfhaft zurück.
Gleich war Zeit zum Weinen.
Das hier musste ich erst einmal tapfer hinter mich bringen.
„Okay, nein. Es ist nicht witzig. Du hast Recht. Tut mir leid."
„Willst du mir wenigstens sagen, warum, damit ich wenigstens einen Grund habe, dich zu hassen?"
Er zögerte.
Und wieder ein schlechtes Omen an einem so herrlichen Tag...
„E-Es ist wegen der Zeitverschiebung...und wir sehen uns so wenig. Ich wollte nicht, dass du am anderen Ende der Welt bist und ich nicht bei dir sein kann, verstehst du? Du solltest jemanden haben, den du eben schnell anrufen kannst und der in weniger als fünf Minuten vor deiner Haustür steht. Und das kann ich nicht. Ist das Grund genug."
Ich lachte.
- sarkastisch natürlich.
„Das", fing ich an, „ist wirklich die beste Geschichte, die mir je ein Junge aufgetischt hat. Wirklich. Du hast wirklich einen Ehrenpreis verdient. Ist ja nicht so, dass wir ungefähr jede Nacht geskypt haben, und es dem anderen herzlichst egal war, ob es drei Uhr nachts war, oder sonst wann", zum Ende hin war ich immer lauter geworden, und die Tränen bahnten sich einen Weg durch meine Lider auf meine Wange.
Und er schwieg.
Schon wieder.
„Klar, wenn man das Maul aufreißt, bist du still. Das ist soo typisch!"
Aber wieso regte ich mich noch darüber auf?
Er war nicht mehr mein Freund, da konnte es mir doch herzlichst egal sein.
Ich könnte ihn hassen. Ihn so sehr hassen wie damals das Mädchen in der neunten Klasse, die mir einen Eimer blauer Farbe übergegossen hatte, weil sie der Meinung war, ich würde ihr ihren Freund ausspannen.
Aber ich konnte ihn nicht hassen.
Ich wollte, aber konnte es einfach nicht.
Ich liebte ihn zu sehr.
Und zu wissen, dass die Person, die du mehr liebst als dein eigenes Leben, deine Liebe nicht mehr erwidert, ließ mein Herz in noch mehr Teile zerbrechen.
Ich wollte ihm so viel an den Kopf werfen.
Mir fielen so viele Dinge ein, die ich ihm an den Kopf werfen könnte.
So. unbeschreiblich. viele.
Aber raus kam nur: „Du bist ein mieses Arschloch, Horan."
„Das habe ich schon öfters von dir zu hören bekommen", erwiderte er genauso ernst.
„Weil es die verdammte Wahrheit ist! Und du Feigling machst es über das Telefon, wie jedes Weichei auch, weil du mir nicht in die Augen sehen kannst! Als du das letzte Mal hier warst, wolltest du dich da nur „ausführlich" verabschieden, oder wie?!"
„Ja."
Meine innere Stimme fing ihre wütende Triade an, aber ich hörte nicht zu.
Mein Herz schlug immer und immer schneller, ich konnte kaum noch atmen.
„Es tut mir Leid." Er legte auf.
Und meine Welt brach zusammen.
Ich sank auf meine Knie. Dass der Schnee meine Hose nass machte, störte mich kein Bisschen.
Ich sah vor lauter Tränen nichts mehr, alles war verschwommen.
Einzelne Schluchzer entflohen meinem Mund.
Ich hatte zu meiner Grandma einmal gesagt: „Ich bin stärker. Stärker als alle anderen."
Und doch war ich es nicht.
Ich war es überhaupt nicht.
Ich war nur eine von vielen, eine von vielen auf dieser Welt.
Ich wollte nicht mehr.
Ich konnte nicht mehr.
Ich hatte keine Kraft mehr.
Etwas kam um die Ecke gebraust, doch ich bewegte mich keinen Meter.
Ein Licht wurde auf mich geleuchtet. Ich erkannte die Konturen eines Wagens. Aber ich bewegte mich keinen Meter.
Es kam immer näher und näher. Der Abstand wurde kleiner und kleiner. Und doch bewegte ich mich keinen Meter.
Das Aufeinanderprallen von Körper auf Metall und ein gekreischtes „LAYLA!" war das letzte, was ich hörte.
Bevor ich fiel.
In unendliche Dunkelheit.
Und er war nicht da, um mich wieder aufzufangen.
Immer und immer wieder hallte seine Stimme in dieser trostlosen Dunkelheit.
„Kannst du ihm das geben? Sag, es ist von einem Mr. Horan."
„Ich lasse dich nie wieder gehen."
„Ich liebe dich auch."
„Vielleicht hast du Recht, vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten uns niemals getroffen. Aber sonst hätte ich niemals das Mädchen meiner Träume gefunden."
„Dein Kopf ist so weich wie ein Kissen mit vielen, vielen Feder."
„Ich weiß, dass es nicht leicht ist. Aber wir kriegen das hin. Zusammen. Okay? Das verspreche ich dir. Hoch und heilig."
„Noch bin ich hier. So schnell wirst du mich nicht los, keine Sorge. Das hab' ich dir auch schon einmal gesagt, hm?"
„Er hat Recht, sonst pack' ich dich und fahr' mit dir wieder nach Hause und die fahren ohne dich nach Sotchi."
„Lass es so, das ist perfekt."
„Layla, sieh' mich an."
„Ich werde nicht gehen, Layla. Sieh es ein, du wirst mich nicht los."
„Bist du bescheuert? Es ist drei Uhr morgens und ich war noch am Schlafen!"
„Du bist soo fies!"
„Also heißt das, dass du die Beziehungspause aufhebst?"
„Und ich darf dich auch wieder küssen?"
„Ich find's scheiße, dass wir uns nicht so oft sehen."
„So...weshalb ich dich anrufen wollte..."
„Es tut mir Leid."
Hoffentlich war den Schmerzen jetzt ein Ende gesetzt.
Und hoffentlich musste ich nie wieder mehr meine Augen öffnen.
Das wäre mal ein Segen.
Mom hat mir einmal gesagt, dass man die Menschen, die man am meisten liebt, gehen lassen muss, damit sie glücklich werden. Aber sie hat mir nie auf meine Frage geantwortet, was dann aus einem selber wird, weil man schließlich denjenigen gehen gelassen hat.
Und jetzt wusste ich es auch nicht.
Ich tapste noch immer in der Dunkelheit umher.
Ich rief alle Namen der Welt.
Doch niemand kam.
Und niemand fing mich auf.
Ich fiel.
Und fiel.
Ich fiel in die ewige Schwärze.
Würde das jetzt das Ende sein?
Mein Ende?
Unser Ende?
War das unser Ende gewesen?
Nur Schwärze?
„Liebling...", ertönte es auf einmal in meinen Ohren.
Diese Stimme kam mir mehr als nur bekannt vor.
Ich drehte mich um.
Und da stand sie.
In Fleisch und Blut. Genau vor mir.
Ein braunes Haar hatte sich aus ihrem unordentlichen Dutt gelöst, den sie früher immer hatte. Sie wollte sich nie die Haare abschneiden, obwohl sie sie immer nur genervt hatten.
„Mum...", hauchte ich atemlos.
Ich musste zwei Mal hingucken, um auch wirklich sicher zu sein, dass sie es war.
„Hallo, mein Liebling", sie lächelte. Ich erwiderte ihr Lächeln. „Aber was machst du denn hier? Du bist doch noch so jung."
„Ich-"
Ich konnte meinen Satz nicht zu Ende führen, weil mich plötzlich von hinten an den Armen packte und mich Stück für Stück von Mum wegzerrte.
„Lass mich los, du Arschloch!", keifte ich und zerrte wie wild an meinen Armen, aber ich kriegte sie nicht frei. „MUM", schrie ich.
Mein Schrei hallte.
Und dann wurde auf einmal alles weiß.
Willkommen zurück.
Ich öffnete blinzelnd die Augen, und stellte fest, dass das Licht von der Deckenlampe aus dem Krankenzimmer ausging.
Scheiße.
Ich weilte noch in der Welt der Lebenden.
Du solltest eher froh sein. Wer ist denn gerne tot?
Ich antwortete nicht auf ihre Frage.
Momentan war ich alleine in dem Raum, der mir so wage bekannt vorkam. Ich blickte neugierig aus dem Fenster, und runzelte die Stirn.
War das dahinten der Big Ben?
Wie komme ich denn nach London?
Ich war doch vorher noch in Sotchi gewesen...
Das machte alles keinen Sinn.
„LAYLA!" Erschrocken drehte ich mich um und schaute zur Tür, durch die gerade Haley stürmte und mich fest an sich zog. „Gott sei Dank bist du wieder wach", murmelte sie den Tränen nahe in mein Haar.
Dad kam ebenfalls durch die Tür und setzte sich neben Haley auf das Bett.
„Wie komme ich nach London?", fragte ich, nachdem Haley sich aus der Umarmung gelöst hatte und sich auf die andere Seite des Bettes setzte.
„Man hat dich hierher geflogen."
„Seit wann geht denn das?"
„Schon immer du Dummerchen!", lachte Haley. „Aber das war echt cool. Hätte liebend gern ein Foto davon gemacht, aber die Ärzte haben's mir verboten." Sie verzog traurig ihr Gesicht.
„Haley", ermahnte mein Dad meine beste Freundin und schüttelte den Kopf, ehe er sich mir zuwandte. „Wie geht es dir?"
Ich zuckte mit den Schultern. „So, wie es einem immer geht, wenn man im Krankenhaus aufwacht. Beschissen." Ich lachte kurz auf.
Die Tür öffnete sich wieder und eine Ärztin kam herein und reichte mir die Hand. „Ich bin Dr. Brown, deine behandelnde Ärztin." Sie wandte sich zu Dad und Haley. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz den Raum zu verlassen?"
„Nein, natürlich nicht", antwortete Dad schnell, bevor Haley wieder protestieren konnte und zog sie aus dem Zimmer.
„Soo, Ms. Cowell..."
Sie kramte in den Papieren rum und holte einen Kugelschreiber heraus. Schrieb hier und dort was hin, blätterte um und tat dort dasselbe.
„Hast du irgendwelche Schmerzen, sei es auch nur ein kleines Ziehen?"
Wenn ich mal so genau darüber nachdachte...
„Hier an der Hüfte", ich deutete auf die Stelle, an der es tatsächlich ein wenig zu.
„Gut..."
Dann blickte sie mich ernst an.
Wieso schlug mein Herz jetzt vor Nervösität wieder so schnell?
„Bevor wir mit dem anderen weitermachen...es gibt da etwas, worüber wir uns unterhalten müssen."
The End
*
Das Ende vom Anfang
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