28. Ein letzter Moment
Die Traube in der einen Hand, das Glas Orangensaft in der anderen Hand, schaute ich zu meinem Handydisplay, das zum ersten Mal seit ein paar Wochen wieder aufleuchtete. Ich wusste zwar immer noch nicht ganz, was mich dazu getrieben hatte, das Ding wieder anzuschalten, aber ich habe es dennoch getan.
Unzählige Anrufe und Nachrichten.
Ganz genau so, wie ich es erwartet hatte.
Es war nur eine Nachricht von Haley dabei. 'Wenn du noch länger da bleibst, werde ich anfangen, dein Zimmer auszuräumen und dir die Sachen zuzuschicken. Sieht nicht so aus, als würdest du dich in den nächsten hundert Jahren noch einmal blicken.' In der Nachricht kam sie mir ein wenig eingeschnappt vor, weil ich mich schon so lange nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Doch sie hatte auch geschafft, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.
Kurzer Hand wählte ich ihre Nummer, stellte das Glas Orangensaft auf den Tresen und lauschte dem Tuten. Leider landete ich nur auf der Mailbox.
„Hey, ich bins, Layla - ich habe gerade deine Nachricht gelesen und wollte mich entschuldigen, dass ich mich so lange nicht mehr bei dir gemeldet habe. Und das mit den Sachen hierher schicken lässt du mal lieber bleiben. Irgendwann komme ich wieder zurück. Bis dann." Seufzend legte ich auf und ließ mein Handy sinken.
Es war mittlerweile ein paar Wochen vergangen seit jenem Vorfall und ich fühlte mich immer noch nicht bereit, mich meinem Leben zu stellen.
Feigling.
Ja, ich weiß. Das weiß ich schon ganz lange.
Ich biss in die Traube und schaute nach draußen.
Es regnete aus Eimern und das Wetter machte auch keine Anstalten dazu, dem ein Ende zu setzen. Die Küche leuchtete in einem dämmrigen Ton, der Lichtschalter befand sich eigentlich nur fünf Meter von mir entfernt. Aber ich ließ das Licht aus, einfach weil ich diese Dunkelheit gerade als angenehm empfand.
Seit zwei Tagen waren wir wieder hier, in Paris. Wir hatten kein Wort darüber verloren, was in jener Nacht passiert war. Ich schätzte, er hielt das für einen Ausrutscher, ich jedoch war mir noch nicht ganz im Klaren, wie ich darüber denken sollte. Einerseits wusste ich - und das zu 100 Prozent - , dass ich noch immer stark für ihn empfand, andererseits war ich mir nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war.
Klar, in jener Nacht hat es sich richtig angefühlt.
„Ach, verdammt", murmelte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Von oben hörte ich Grandmas Schritte die Treppe runtergehen und ihr Gesumme. Als sie die Küche betrat, zog sie eine Augenbraue hoch: „In was für einer depressiven Stimmung bist du denn gerade?"
„Frag nicht", erwiderte ich einfach nur.
Sie schaltete einfach, so dreist wie sie war, das Licht ein. Ich musste erst einmal blinzeln, um meine Augen wieder ans Licht gewöhnen zu lassen. „Ich weiß ja, dass du ein sehr umweltbewusster Mensch bist, aber du solltest dich mehr um deine Gesundheit kümmern als um die Umwelt", fügte sie hinzu und setzte Kaffee auf.
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du meinst."
„Wenn du meinst?" Sie drehte sich zu mir um. „Layla, Liebling, was ist los? Du siehst aus, als hättest du drei Nächte nicht durchgeschlafen."
Es waren nur zwei Nächte, die ich nicht durchgeschlafen und mich in meinem Bett hin und her gewälzt hatte und einfach nicht einschlafen konnte.
„Wieder Schlafprobleme, hm?" Grandma lächelte mich aufmunternd an, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte: „Ich hasse Schwangerschaften." Kotzen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Heißhunger, Stimmungsschwankungen - ich hätte mir vorher überlegen sollen, ob ich schwanger werden wollte oder nicht. Sowas war nicht für schwache Nerven geeignet.
„Ach, Layla", meine Grandma schüttete in zwei Tassen Kaffee ein und stellte diese zwischen uns auf den Tresen. „In ein paar Wochen ist alles vorbei, dann kannst du dein kleines Töchterchen in den Arm halten. Schwangerschaften und Geburten haben auch etwas Gutes an sich."
Davon hatte ich noch nicht viel mitbekommen, abgesehen von den tausenden Schwangerschafts- und Geburtendokumentationen, die sie mir aufgezwungen hatte. Grandma war schließlich der Meinung, dass man nie genug davon wissen konnte. Ich war da anderer Meinung, aber das schien sie nicht wirklich zu interessieren.
„Wo ist eigentlich der nette Herr, den du seit zwei Wochen um dich hast?"
„Irgendetwas in der Innenstadt machen. Sein Flug geht in fünf Stunden."
Ich hörte das Tick Tack Tick Tack so laut, wie noch nie zuvor. So laut, dass ich mich zwanghaft daran erinnern musste, nicht die Hände auf die Ohren zu pressen.
Grandma verzog ihre Lippen zu einem kleinen Grinsen. „Na, da ziehst du schon wieder dieses Gesicht. Wieso gehst du nicht mit ihm zurück nach London? So wenig wie ich deinen Vater leiden kann, aber ich glaube, dass er dich vermisst. Auch nach alldem, was er getan hat. Und deine Freunde wollen dich bestimmt auch mal wieder zu Gesicht bekommen." – „Was soll das werden? Willst du mich loswerden?"
Sie fing an zu lachen und schüttelte den Kopf.
„Absolut nicht. Ich habe gerne meine Enkelkinder um mich, aber du bist jetzt schon so lange hier. Meinst du nicht, es ist an der Zeit, dich deinem Leben wieder zu stellen?"
Meine Worte! Aber du willst ja nicht auf mich hören!
Alles, was ich tat, war zu schweigen.
Wie immer.
Grandma seufzte. „Nun ja, es ist deine Sache." Dann verschwand sie mit ihrer Tasse aus der Küche und ließ mich alleine zurück.
Ich versteh dich einfach nicht. Wieso folgst du nicht deinen Gefühlen? Stattdessen hockst du hier, versinkst in deiner komischen, depressiven Stimmung und machst nichts. Du warst mir schon vorher ein Mysterium, jetzt bist du das Unerklärliche für mich.
Ich stützte meinen Kopf auf meinen Arm und hörte meiner inneren Stimme weiter zu.
Okay, ein wenig kann ich mit dir fühlen, wieso du zögerst. Du willst keine falsche Entscheidung treffen und blabla, das alles hatten wir schon einmal. Aber wenn du euch keine weitere Chance geben willst, wirst du es später bestimmt bereuen.
Außerdem heißt es nicht umsonst, dass man in der Liebe Risiken eingehen muss.
Du würdest dir damit nicht nur einen Gefallen tun, sondern auch ihm, mir und allen anderen in deinem Umfeld - besonders Neela.
Das soll sich jetzt nicht so anhören, als müsstest du es allein ihretwegen machen. Ich weiß, dass du deine Entscheidung schon längst getroffen hast, nur zu schüchtern bist, den Schritt zu wagen.
Meine innere Stimme schnaubte frustriert, als ich nicht antwortete, sondern weiter schwieg. Aber ich wusste auch nicht recht, was ich darauf antworten sollte.
Kurz darauf war die Haustür zu hören, Niall erschien komplett durchnässt und außer Atem in der Küche. „Ich hasse dieses Wetter!", fluchte er und pellte sich aus seiner nassen Jacke. „Das ist ja noch schlimmer als in London."
Ein kleines, amüsantes Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, als ich ihm dabei zusah, wie er weiter lautstark über das Wetter fluchte und nach oben verschwand, um sich trockene Sachen überzuziehen. Ein paar Minuten später kehrte er wieder zurück und setzte sich neben mich auf den freien Barhocker.
„Harry meinte, ich soll ihm was mitbringen. Meinst du, der Schlüsselanhänger reicht?" Niall hielt mir den bronzefarbenen Eifelturm vors Gesicht.
„Den habe ich auch", erwiderte ich und deutete auf meinen Schlüsselbund, der sich einige Meter von uns entfernt auf dem Esstisch befand. Es fehlte einer der Beine, aber ansonsten sah mein Eifelturmanhänger noch einigermaßen okay aus.
Draußen fing es wieder an zu gewittern.
Nialls Blick wanderte zum Fenster: „Da hatte ich aber noch mal Glück."
Ich schwieg und beobachtete das Unwetter durch das Fenster. Wind setzte ein, die Äste der großen Eiche knarzten gefährlich, ein erneuter Blitz erschien für ein paar Millisekunden am Himmel.
Früher habe ich den Regen geliebt. Manche Leute hatten mich für verrückt erklärt, wenn ich mitten im Regen einfach stehen geblieben war und in den verregneten Himmel geschaut habe. Aber auf eine merkwürdige Art und Weise befreite mich der Regen. Ich wusste nicht, ob es an den nassen Regentropfen lag, die für mich Ruhe und Geborgenheit darstellten, oder einfach der Geruch, der mich an einen Frühlingsmorgen erinnerte, wenn zum ersten Mal die Sonne wieder richtig schien.
Wenn ich könnte, würde ich jetzt wieder rausgehen und im Regen stehen.
Ich erinnerte mich mal an etwas, was Mum mir vor ewigen Zeiten einmal gesagt hatte. „Regen lässt deine Sorgen wegschwimmen. Er macht dich um so vieles fröhlicher und sorgenloser, als du dir es auch nur im Entferntesten vorstellen könntest." Anfangs hatte ich das nur für dummes Fantasiegeschwafel gehalten.
Bis ich der Wirkung des Regens schließlich an einem Märztag vor vier Jahren vollkommen ausgeliefert war.
Mein Blick schwenkte zu Niall, der damit beschäftigt war, die Sachen, die er für die Jungs gekauft hatte, wieder in die Tüte zu packen.
In diesem Moment beschloss ich, jeglichen Ärger und das Risiko auf eine Lungenentzündung auf mich zu nehmen und stand mit einem „Komm, ich will dir noch was zeigen, bevor du zurückfliegst." auf.
Niall, so verwundert er auch war, folgte mir. Ich warf ihm die Schlüssel des schwarzen Mercedes zu: „Du fährst." Ohne Wenn und Aber stieg ich auf der Beifahrerseite ein. Er runzelte nur die Stirn. Wir wussten beide, dass ich niemals im Leben einen Autoschlüssel ihm überreichen würde. Einfach, weil ich mich schon mehr als einmal beschwert hatte, wie grauenvoll sein Fahrstil war und ich lieber selbst das Steuer übernahm.
Aber er sagte nichts und ließ sich von mir durch die Pariser Straßen dirigieren.
Ich wollte ihm noch etwas zeigen und das hatte ich mir bis zum Schluss aufbewahrt.
Den abgelegenen Platz hatte ich damals auf einer meiner Abenteuertouren mit Mum entdeckt. Er befand sich auf einem kleinen Hügel fern ab des Touri-Bereiches. Es war der perfekte Platz, um die Ruhe zu genießen und abzuschalten. Hier befanden sich nur kleinere Häuser und ein Bauernhof. Die Geräusche der Hauptstadt drangen nur minimal hierrüber.
Zu unserem Glück setzte der Regen aus und eine Lücke bildete sich in der Wolkendecke. Nichtsdestotrotz roch es immer noch nach Regen, es würde also nicht mehr lange dauern, ehe er erneut einsetzen würde. Die Sonne schien durch die kleine Lücke und tauchte die Umgebung in ein wohliges Licht.
Ich öffnete die Beifahrertür und setzte einen Fuß auf den Boden. Er war matschig, meine abgelaufenen Turnschuhe wurden sofort dreckig, aber das störte mich nicht im Geringsten.
Du hättest eher hierher kommen sollen. Die Aussicht ist ... whoa.
Meine innere Stimme war sprachlos. Wann erlebte man das denn? Mich machte es jedenfalls sichtlich zufrieden.
Schweigend setzte ich mich auf die Motorhaube und ließ meinen Blick über diese unglaubliche Aussicht schweifen. Neben mich setzte sich Niall, der sich ebenfalls schweigend diese Aussicht ansah.
„Es ist wirklich schön hier", sagte er schließlich nach einigen Minuten der Stille. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Danke, dass du mir das hier gezeigt hast."
Ich erwiderte ein klein wenig das Lächeln und wendete den Blick wieder auf die Aussicht.
Diese Aussicht ist wirklich der Hammer. Man hat einen perfekten Ausblick auf die Stadt. Besonders mit diesem Licht und dem Himmel. Irgendwie hat das auch etwas Romantisches an sich, bemerkte meine innere Stimme und wenn sie grinsen könnte, würde sie das wahrscheinlich auch jetzt machen.
Ich zog meine Knie an und genoss die Stille und den leichten Wind, der um mein Gesicht rauschte. Mir war nicht zu kalt, zu warm war es aber nicht. Es war genau richtig.
Plötzlich räusperte sich Niall und zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Übrigens ... ich habe auch noch was für dich."
Aus einem mir unbekannten Grund fing auf einmal mein Herz schneller an zu schlagen. Niall kramte in seiner Jackentasche und reichte mir schließlich eine kleine Tüte, in der sich eine kleine Schatulle befand.
Sollte ich jetzt Angst haben?
Jetzt mach' sie einfach auf! Los!
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, das Blut rauschte mir in die Ohren. Mit zittrigen Händen fischte ich die kleine Schatulle aus der Tüte und öffnete sie.
Es passierten zwei Dinge gleichzeitig.
Mein Herz blieb stehen.
Mein Mund klappte im wahrsten Sinne des Wortes auf.
„Oh mein Gott, Niall ...", entfuhr es mir und starrte wie benommen auf den silbernen Ring mit dem kleinen, blauen Stein.
Ich konnte nur träumen. Das hier war bloß ein Traum. Es war nicht die Realität. Anders konnte ich mir all das nicht erklären.
Es ist kein Traum, Spätzchen. Es ist Realität.
„Weißt du, ich ... vorhin, als ich die Sachen für die Jungs gekauft habe, da bin ich an diesem Juwelier vorbeigekommen ... und die hatten den hinter der Fensterscheibe." Er fuhr sich nervös durch seine Haare. „Ich fliege heute wieder zurück nach London. In einer Woche haben wir ein Konzert und ich ... wollte dir bis dahin Zeit geben, dich zu entscheiden. Also, wenn du kommst, dann weiß ich, dass du mir noch eine Chance gibst. Wenn du nicht kommst, dann ..." Er führte seinen Satz nicht zu Ende, sondern verfiel in Schweigen.
... dann weiß ich, dass es nichts mehr gibt, was wir zu bereden haben, führte ich seinen unvollendeten Satz gedanklich zu Ende und schluckte.
„Ich liebe dich, Layla. An meinen Gefühlen für dich wird sich nichts ändern und ich bereue auch nichts, was bis jetzt passiert ist." Ich spürte seinen Blick auf mir. „Abgesehen von den letzten Monaten. Ich würde alles tun, um die letzten Monate ungeschehen zu machen", fügte er noch hastig hinzu.
Hätte ich nicht noch so vieles erfahren, in den paar Monaten, in denen wir nicht zusammen waren. Vor allem das mit meinem Vater und den Aufzeichnungen meiner Mutter, die sie hier gelassen hatte. In der Hoffnung, ich würde sie irgendwann sehen. Ich hätte ihm sofort zugestimmt. Doch so schüttelte ich nur den Kopf: „Nein, Niall."
„Was?"
Ich sah zu ihm und lächelte leicht: „Du musst dich nicht schuldig fühlen, was in den letzten Wochen passiert ist. Durch dich habe ich Sachen erfahren, die ich vielleicht nie hätte erfahren können, wenn das alles nicht passiert wäre. Also nein, du solltest dir nicht wünschen, diese Monate vergesslich zu machen."
Mein Blick ging zu der großen Stadt.
„Auch wenn es sich merkwürdig anhört - zum Teil waren es die besten Wochen meines Lebens."
In Gedanken schweifte ich zurück zu dem großen Roadtrip, der im Endeffekt gar keiner gewesen war, weil Taylor, Eleanor und ich den größten Teil zu Fuß zurückgelegt haben. Trotz dass wir nachher verschwitzt, todmüde und körperlich total am Ende waren, musste ich zugeben, dass es wirklich tolle Wochen waren.
Egal wie oft sich Taylor und Eleanor darüber gestritten haben, ob Countrymusik überhaupt Musik war oder nicht oder ich mich über mein Handy geärgert habe, weil der Akku leergegangen ist.
Ich würde niemals abstreiten, dass diese Wochen der absolute Hammer waren.
Meine Geburtstagsparty, die für mich im emotionalen Chaos geendet hat, aber mich ein Stück näher der Wahrheit gebracht hatte. Die wundervolle Gitarre, die Taylor mir geschenkt hatte und die ich bis heute noch nicht einmal gespielt habe. Die Nacht, in der ich erfahren habe, welch ein Arschloch mein Vater war und meine urplötzliche Flucht aus London. Das Band von meiner Mutter, das ich auf dem Dachboden gefunden habe.
Es waren alles Dinge, die mich an emotionale Grenzen gebracht haben - positiv wie negativ.
Aber sie alle haben dafür gesorgt, dass das Wochen waren, die ich in meinem ganzen Leben nie wieder vergessen werde.
Und ich wusste, dass das noch nicht das Ende von allem war.
Mein Lächeln wurde breiter. „Es ist gut so, wie es passiert ist. Du solltest nichts daran ändern wollen."
Niall sagte nichts, sondern zog mich in seine Arme. Wortlos ließ ich meinen Kopf auf seiner Schulter sinken. Zusammen saßen wir hier die letzten Stunden, die wir zusammen verbringen konnten, auf der Motorhaube des schwarzen Mercedes, bis der Himmel wieder seine Pforten öffnete und wir wie begossene Pudel in den Wagen stürmten.
Ich drehte das Radio auf, während sich Niall durch den Verkehr zum Charles des Gaules schlängelte. Der Flughafen war voller Leute. Leute, die entweder geschäftlich irgendwo hinreisen mussten oder es waren Familien, die unterwegs in ihren Urlaub waren. Unter dieser Masse gingen wir verloren und ich war einmal mehr dankbar, dass sich hier keine Presseleute rumlümmelten.
Stumm stand ich daneben, als Niall sich sein Flugticket abholte und begleitete ihn zum Gate. Wir waren etwas spät dran, wir hatten auf dem Platz die Zeit vergessen. Sein Flug wurde erneut aufgerufen.
Niall drehte sich zu mir um und presste die Lippen zusammen: „Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen."
Ich ging einen Schritt auf ihn zu und zog ihn in eine Umarmung.
Wenn ihr es noch dramatischer macht, fange ich gleich an zu heulen.
Ich ignorierte sie, wie so oft.
„Und du willst wirklich nicht mit zurück?" Er sah mich an, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. In seinen Augen blitzte ein Hoffnungsschimmer.
Ein kleines Lächeln erschien in meinem Gesicht, aber ich schüttelte nur den Kopf: „Nein, noch nicht. Außerdem ..." Ich hob die Schatulle hoch. „Du hast mir eine Woche gegeben, schon vergessen?"
Sein Blick wanderte zu der kleinen Schatulle in meiner Hand, auf seinem Gesicht bildete sich ebenfalls ein Lächeln, eher seine Tasche schulterte. „Nun denn."
Bevor er jedoch ging, zog ich ihn wieder zu mir und hauchte ihm einen letzten Kuss auf den Mund. Ein letztes Mal schmeckte ich den Regen und den Geschmack von Apfel und Zimt und spürte seine weichen Lippen auf meinen. Als wir uns lösten, sahen wir uns einfach nur an.
Dann ging er.
Ich sah ihm mit verschränkten Armen hinterher. Er drehte sich noch einmal um und sah mich an. Ich winkte ihm nur mit einem Lächeln hinterher, dann verschwand er vollends im Flugzeug.
Das hier ist das längste Kapitel, das ich in meinem bisherigen Leben geschrieben habe. Ich hoffe, es hat euch gefallen, es ist gerade zu meinem Lieblingskapitel geworden :)
Bis demnächst!
[ 17.05.2016 ]
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