14. Die Party - 1
TAYLOR
Geschlagene zwei Stunden habe ich es geschafft, Layla von ihrem trauten Heim fernzuhalten. Und ich finde, zwei Stunden sind schon ganz schön viel. Zumal ich mal eine grausige Niete in Ablecken bin. Ich kann wirklich stolz auf mich sein. Jedoch fing mich Layla mit ihrer Meckerei, die sie eindeutig von ihrem Vater hat, an auf die Nerven zu gehen, weshalb ich El schnell schrieb, dass wir jetzt auf dem Weg nach Hause wären.
Auf dem Weg nach Hause schaute Layla die ganze Zeit aus dem Fenster.
Ich konnte zwar keine Gedanken lesen. Aber ich wusste auch so, an was sie dachte.
Oder vielmehr an wen.
Gut, dass ich das eingerichtet hatte. Sie wird mich wahrscheinlich dafür hassen, weil sie zu mir meinte, sie hätte mit ihm abgeschlossen, aber so ganz glaubte ich ihr das nicht. („Nein, wirklich Taylor. Er kann mich mal. Ich hab abgeschlossen. Nada. Finito. Da ist nichts mehr." - „Ich werde das jetzt einfach mal ignorieren, weil wir beide wissen, dass das dreist hoch zehn gelogen ist.)
Im Radio lief leise Musik. Ich hatte sie extra etwas leiser gestellt, damit Layla das genießen konnte.
„Hast du eigentlich schon Pläne, was du jetzt machen willst?", fragte ich sie, setzte den Blinker und bog in die nächste Straße ein.
Noch 15 Minuten.
„Viel zur Auswahl habe ich ja nicht", erwiderte sie monoton und starrte weiterhin nach draußen. „Eigentlich wollte ich an die AML, aber da das ja jetzt nicht mehr geht..." Ich hörte, wie sie schwer schluckte. „Ich weiß es nicht", sagte sie schließlich mit fester Stimme. Für sie war das Thema schon abgehackt, bevor wir richtig darüber gesprochen hatten.
„Wann wirst du deinem Dad von der Schwangerschaft erzählen?"
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, ich muss erst einmal damit klarkommen, dass er und Felicity eine Affäre haben. Aber wieso wundert es mich auch? Es lag doch schon auf der Hand. So, wie sie ihn ständig angebetet hat...." Sie sah zu mir, ein kleines Grinsen auf den Lippen.
Ich sah kurz zu ihr und erwiderte das leichte Grinsen, bevor ich meinen Blick wieder vor mir auf die Straße heftete. „Ich hätte nur zu gerne dein Gesicht gesehen als sie in Shirt und Höschen an dir vorbeigestöckelt ist. Der wäre bestimmt mindestens einen Oskar wert gewesen", lachte ich. „Glaub mir, das war nicht witzig!", schnaubte diese.
Noch zehn Minuten.
Ellie Goulding gab gerade Burn von sich aus dem Radio. Ich klopfte mit den Fingern zum Rhythmus auf das Lenkrad.
Vor uns bildete sich ein kleiner Stau, ein paar hupten schon wie so Verrückte.
Seufzend lehnte ich mich zurück.
„Ich war letztens bei Nando's. Und da habe ich Niall gesehen. Mit seiner neuen Freundin." Ich sah zu Layla. Sie grinste dämlich vor sich hin und kicherte. „Sorry wenn ich schadenfroh grinse...aber bei denen gibt es Ärger im Paradies. Und das finde ich irgendwie witzig. Keine Ahnung wieso."
Wenn du nur wüsstest..., dachte ich leise, grinste aber nur zur Antwort.
Dass da zwischen Niall und seiner Ex beziehungsweise seiner momentaner Fake-Modelfreundin Babara Palvin nichts lief, hatte ich schon bei den ersten Bildern bemerkt, die seit langem wieder erschienen waren. Selbst auf Interviews war er nicht gut auf sie anzusprechen. Dass Layla es noch nicht mitbekommen hatte, nahm ich ihr nicht übel. Sie kannte wahrscheinlich nur die Vision aus dem Fernsehen und hatte andere Dinge im Kopf.
Ich habe mich ständig gefragt, wieso sich Niall auf diesen Deal eingelassen hat - zumal er damals noch mit Layla zusammen gewesen war, als er den Vertrag unterschrieben hatte. Palvin hatte schon genug Ruhm und all den Scheiß, wieso will die noch berühmter werden?
Wenn die Presse wüsste, dass die damals vor zwei Jahren nicht friedlich getrennt hätten, dann würden sie auch gezielter suchen.
Dann wäre die Fake-Beziehung finito.
Es war mittlerweile wirklich zum Kotzen, dass BBC ständig nur etwas über die beiden brachte.
Ich hatte sogar schon einmal mit dem Gedanken gespielt, die deswegen zu verklagen.
Noch fünf Minuten.
Der Stau vor uns löste sich wieder auf.
Ich parkte den Wagen in der Auffahrt der Cowell's. Layla sprang raus als ich den Motor abschaltete. Von außen sah noch alles wie immer aus. Ich sah El durch das Fenster, sie reckte den Daumen in die Höhe, hinter ihr stand Haley und nickte grinsend.
Na, los geht's würde ich sagen.
So ahnungslos wie Layla momentan war, öffnete sie die Haustüre.
„Ich sag' dir Taylor, das ist das geilste Geschenk, was ich jemals bekommen habe." Das Wohnzimmer war komplett abgedunkelt. Da ich wusste, wieso es so dunkel war, erschreckte ich mich nicht so sehr wie Layla als laut „HAPPY BIRTHDAY!" erklang. Bestimmt zwanzig Leute standen in der Mitte des Wohnzimmers, darunter auch Harry, Louis, Liam und Zayn. Ich wusste auch, wo sich der Fünfte der Truppe herumtrieb.
Das Geburtstagskind stand mit offenem Mund vor der Menge.
Sie sagte - noch - nichts.
„Oh."
„Mein."
„Gott."
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen als sie von mir, zu Haley und schlussendlich zu El sah.
„Ihr seid so bescheuerte beste Freunde." Sie lachte. Alles endete irgendwie in einer riesigen Gruppenumarmung. Es war so schnell gekommen, dass ich nicht einmal die Chance hatte mich eigenständig einzubringen. Ich wurde einfach mitgezogen.
Es drang Musik aus den aufgestellten Boxen.
Ein paar hatten sich auf der Couch gemütlich gemacht und beobachteten Layla gespannt dabei, wie sie die Geschenke öffnete. Ich stand am Türrahmen, warf noch einen unauffälligen Blick über meine Schulter ehe ich mich in die Küche verzog und das Fenster öffnete.
„Kannst kommen."
„Das ist wirklich die bescheuertste Idee, wie man in ein Haus kommt. Da finde Einbrechen sogar noch sinnvoller", kam es brummend von draußen. Kurz darauf klammerten sich zwei Hände an das Fensterbrett und der blonde Haarschopf erschien. „Das nächste Mal nehme ich die Tür oder erscheine erst gar nicht." - „Jetzt sei keine Pussy, Horan, und schwing deinen Arsch in die Küche." Schnaubend zog er sich hoch und kletterte durch das Fenster in die Küche. „Die Eingangstüre wäre wahrscheinlich unauffälliger gewesen."
„Jetzt halt einmal deine vorlaute Klappe, ja? Misch' dich einfach unter die Leute...und sei einfach nicht zu auffällig. Sonst entdeckt sich dich noch früher als geplant, okay?", wies ich ihm mit einer gewissen Schärfe in meiner Stimme zurecht. „Ai, ai, Cäpt'n", murmelte er. Dann verschwand er im Getümmel.
Ich seufzte.
Wenn das nur gut geht...
LAYLA
Ich hatte mit allem gerechnet.
Ich meine, das mit der Gitarre hatte mich ja schon umgehauen.
Aber das...
Das hatte ich auch noch nie.
Da sah man, was man für tolle Freunde hatte.
Heute lächelte ich seit langem wieder richtig. Manchmal wollte ich sogar schon aufhören, aber mein Gehirn ließ es nicht zu, und so saß ich mit dem schmerzenden Dauergrinsen im Gesicht auf der Couch im Wohnzimmer, im Hintergrund Musik laufend, und öffnete ein Geschenk nach dem anderen.
Irgendwo hatte ich schon Liam rumtummeln sehen. Hieß, die anderen Jungs waren auch hier im Haus. Fragt sich halt, wie viele von den fünf hier sind.
Ich wusste gar nicht mit den ganzen Sachen wohin. Letztendlich verstauten wir sie in meinem Zimmer.
Es herrschte ausgelassene Stimmung. Manche tanzten leicht zu der Musik. Ein paar Diskolampen erhellten den Raum ein wenig. In meiner Hand hielt ich einen typischen roten Partybecher, mit der Ausnahme, dass da kein Alkohol sondern irgendein Traubensaft drin war. Ab und zu bekam ich noch ein paar Glückwünsche. Haley, Taylor und El hatten sich unter die Leute gemischt. Haley's neuer Lover Dave war auch da, er hielt ihre Hand und obwohl es relativ dunkel im Raum war, erkannte ich ihre roten Wangen.
Ich kicherte leicht in mich hinein.
Aber ich freute mich für sie. Nach all dem Chaos mit Sean hatte sie jemanden verdient, der sie zu schätzen wusste.
Ich drehte mich um.
Auf einmal kam mir ein bekannter blonder Haarschopf in mein Blickfeld. Doch ehe ich mir die Person näher anschauen konnte, war sie wieder verschwunden. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Wieso kam mir die Person nur so bekannt vor?
Langsam drängte ich mich durch die Menge, folgte dieser besagten Person. Aber sie schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
Hm, merkwürdig...
Vielleicht hast du sie dir auch nur eingebildet?
Nein, das glaube ich nicht. Sie sah schon sehr real aus.
Meine innere Stimme runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr.
Ich ging weiter durch den Raum und hielt Ausschau nach dem blonden Haarschopf.
Er kam wieder in mein Blickfeld - doch so schnell er aufgetaucht war, so schnell war er wieder verschwunden.
Ich spürte Taylor's Blick auf mir, aber sobald ich meinen Blick zu ihr wendete, drehte sie sich zu irgendjemanden um. Ich bekam das Gefühl nicht weg, dass ich die Person wirklich kannte. Sehr gut kannte. Doch jedes Mal, wenn ich der Person einen Schritt näher gekommen war, verschwand sie aus meinem Blickfeld. Es war als wollte sie nicht, dass ich sie von Nahem sah.
Doch ich gab nicht auf.
Irgendetwas in mir trieb mich dazu, nach der Person zu suchen.
Mein Herz schlug schneller, ohne dass ich wusste, wieso.
Wenn du nicht einen auf Blind machen würdest, wüsstest du schon längst, wer diese Person ist.
Ich ignorierte sie, ging weiter durch die Menge. Der blonde Haarschopf tauchte schon wieder auf, direkt zwei Meter von mir entfernt. Es war meine Chance. Ich ergriff sie nicht. Mein Herz hatte aufgehört zu schlagen als ich einsah, dass meine innere Stimme Recht gehabt hatte. Ich hätte sie schon viel früher erkennen können.
Ich hatte aufgehört zu atmen als er seinen Kopf hob und das Blau seiner Augen mich blendete. Es zog mir beinahe den Boden unter den Füßen weg, aber ich hielt mich, hielt den Blickkontakt.
Taylor schaute wieder zu mir.
Ob ich sauer, glücklich oder doch traurig war, wusste ich nicht. Ich konnte mich nicht entscheiden.
Er stand zwei Meter von mir, machte aber keine Anstalten zu gehen oder auf mich zu zukommen.
Ich bin ehrlich, ich wusste nicht, wie ich reagieren würde.
Der Knacks in meinem Herzen machte sich wieder bemerkbar. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Langsam brauchte ich Luft. Ich musste atmen. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren.
Mit ihm hätte ich am wenigsten gerechnet.
Meiner inneren Stimme hatte es schier die Sprache verschlagen, obwohl sie gewusst hatte, wer die Person gewesen war. Es war das erste Mal, dass sie wirklich sprachlos war.
Langsam wich ich zurück, ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Sein Mund öffnete sich leicht, es sah aus als würde er mit sich kämpfen ob er jetzt etwas sagen sollte oder nicht. Und dann war da noch dieser Schmerz in seinen Augen als ich an Abstand gewann, ihm den Rücken zudrehte und in die Menge verschwand. Mein Herz fing wieder an zu schlagen - viel schneller als sonst.
Niall.
Er war hier.
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