10. My way to hell

Mein Leben meinte es auch gar nicht gut mit mir. Wirklich nicht. Was hatte ich ihm getan, dass ich es so leiden ließ? Das war ja nicht mehr normal! In meinem Leben passierten nur noch Unglücke, für anderes schien es ja nicht zu gebrauchen zu sein.

Unwillkürlich verkrampfte ich mich.

Jetzt hieß es nur noch hoffen, dass wir im Flugzeug nicht nebeneinander saßen.

Das würde mir den letzten Nerv rauben. Und es würde mich um den Verstand bringen. Ich würde ausflippen. Wie ich ausflippen würde. Er hätte Angst um sein Leben haben müssen, so stark würde ich toben. Ich würde ihn alles an den Kopf werfen, was sich in den letzten Tagen und Wochen in meinem Kopf alles zusammengereimt hatte. Aber alles würde auf dasselbe hinauslaufen.

Ich würde ihm nichts davon sagen. Ihn nur ansehen.

Kein Wort würde über meine Lippen kommen.

Nichts.

Und das ist das, was mir Angst machte.

Ich konnte nicht mit ihm reden, weil es mein Herz in noch mehr Teile zerbrechen ließ. Das wollte ich um jeden Preis verhindern. Zumal es schon in tausend Teilen zerbrochen war. Und da er ja in einer „tollen Beziehung" war, konnte ich lange darauf warten, dass er es mir reparierte...

Das Leben war s dermaßen unfair.

„Layla?", flüsterte Taylor neben mir. Ihr Blick war auf die beiden hinter uns gefallen. Ihr schien die Situation ebenso wenig zu gefallen wie mir. Sie biss den Kiefer zusammen, dann schaute sie wieder zu mir. „Wir schaffen das, ja?"

Ich sah zu ihr, unschlüssig ob ich ihr in der Sache vertrauen sollte. Aber ihr Blick...ja ihr Blick...der sprach gewiss mehr als tausend Worte. Also nickte ich einfach.

Ich werde bei dir sein. Versprochen.

Es ist wirklich schön, so viel Beistand zu haben. Und das für nur einen albernen Flug.

El sah von mir zu Taylor, dann zu den beiden irgendwo hinter uns, dann wieder zu uns. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie ausgerechnet heute wieder kommen würden", sprach sie leise. „Es ist nicht deine Schuld, Eleanor", erwiderte Taylor und lächelte sie matt an.

Wir schlossen uns der Schlange an, die sich mittlerweile vor dem Schalter gebildet hatte. Die freundlich lächelnde Stewardesse wünschte jedem einen guten Flug, und weil sie auch mir einen guten Flug mit einem freundlichen Lächeln wünschte, gab ich ihr ein halbherziges „Danke" zurück. Taylor und El folgten mir durch den Tunnel ins Flugzeug. Eine weitere Stewardesse begrüßte uns am Eingang des Flugzeuges, ebenfalls lächelte sie.

Konnten die nicht mal aufhören zu lächeln? Die taten ja so, als wären sie im siebten Himmel!

Jetzt hör auf rumzumeckern und beweg dich ins Flugzeug, verdammt, knurrte meine innere Stimme genervt und verdrehte ihre nicht existierenden Augen.

Ich könnte sie mal wieder in die nächste Tonne hauen, aber tat es nicht, weil sie es schließlich nur in meinem Kopf gab und nicht als Papierkugel. Eine zusammengeknüllte Papierkugel versteht sich.

Ich werde das jetzt einfach mal überhören.

Solltest du.

„7, 8, 9....ah. Reihe 14", seufzte ich. Genau an den Turbinen. Na super, da wird das wohl nichts mit meinem Schlaf.

Du wirst eh nicht schlafen können.

Ich verstand sie gerade nicht, runzelte einfach nur die Stirn. Ich verstaute meine Tasche in der Ablage über den Sitzen und ließ mich in meinem Sitz am Fenster sinken. Draußen schien die Sonne mit aller Macht auf den New Yorker Flughafen. Ich konnte sehen, wie sich die Flughafenmitarbeiter schwer taten in dieser Hitze zu arbeiten. Sie taten mir leid, aber ich würde nicht mit ihnen tauschen wollen.

„Oh...ähm...hi?"

Mein Kopf wanderte nach rechts zum Gang.

Und kurz bereute ich es, das getan zu haben.

Denn mein Herz schlug gleich wieder drei Mal so schnell bei seinem Anblick. Bei seinen blauen Augen. Ein kleiner Kloß bildete sich in meinem Hals, aber ich traute mich nicht ihn herunterzuschlucken.

Er stand unschlüssig im Gang und sah mich an, den Rucksack immer noch auf dem Rücken. Seine Haut war ein wenig braun von der Sonne geworden, wie mir auffiel. Und das stand ihm unglaublich gut-

STOPP, LAYLA! Sofort aufhören!

Ohne ein Wort zu sagen, drehte ich meinen Kopf wieder zum Fenster raus.

Hm, perfekt würde ich sagen. Dein Weg in die Hölle.

Klappe.

Okay, gut.

Ich spürte, dass er sich neben mir setzte und mit sich stritt, ob er etwas sagen sollte oder nicht. Ich merkte das immer noch, denn er spannte sich immer dabei an. Da ich so oder so nicht mit ihm reden wollte, konnte er meinetwegen auch die Klappe halten.

„Und...wie geht's dir so?"

Ich sah ihn wieder an. Du willst mich doch verarschen wollte ich ihm dadurch mitteilen. Dann schaute ich wieder weg.

„Okay...ja. Blöd angefangen."

Ich schnaubte auf und ignorierte ihn einfach.

Bitte sei ruhig, bitte sei ruhig, bitte sei einfach ruhig...

„Aber wir müssen jetzt zwölf Stunden in diesem Flugzeug sitzen, da können wir doch wie ganz normale Menschen reden...oder?"

Wenn er jetzt diesen Hundeblick aufsetzt, dann ist er sowas von tot. Sowas von.

„Niall?"

„Hm?" Er sah mich fragend an.

„Halt einfach die Klappe."

Und diese kleine Hoffnung, die in seinen Augen geschimmert hatte, war wieder erloschen. Ich wendete mich wieder von ihm ab.

Ich musste jetzt irgendetwas sehen.

Aber nur nicht ihn.

Ich spürte schon den nächsten Knacks in meinem Herzen. Nur, weil ich diese paar Worte mit ihm gesprochen hatte.

Das Flugzeug setzte sich langsam in Bewegung, der Kapitän des Flugzeuges meldete sich durch die Lautsprecher und sprach ein paar Worte, wünschte uns allen einen guten Flug und blablabla. Das typische Gefasel halt.

Als wir die Startbahn erreichten, hörte ich Niall schwer schlucken. Seine Hände hatten sich leicht in die beiden Lehnen gekrallt, die Knöchel traten schon hervor und wir waren noch nicht einmal in der Luft.

„Noch immer Platzangst, was?", bemerkte ich spitz und zog eine Augenbraue hoch. Ich weiß, darüber machte mein keine Scherze, aber er hatte das gerade einfach verdient. Auch wenn er es nicht einsah. Er sah mich kurz an, ehe er unwirsch erwiderte: „Das ist nicht lustig." Trotz seines Tons konnte ich nur belustig die Augen verdrehen.

Sekunden später hob das Flugzeug ab.

Gemütlich lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.

Wenn ich diesen Flug überleben werde, konnte ich verdammt stolz auf mich sein.

„Ich hasse Flugzeuge."

„Dann schwimm nächstes Mal", entgegnete ich trocken. Ich wusste nicht, wo auf einmal die ganzen Kommentare herkamen, aber was mich noch mehr beunruhigte waren die schnellen Schläge meines Herzens. Es schlug unkontrolliert gegen meine Brust. Nichts konnte es verlangsamen, nicht mal die Atemübungen vom Arzt.

Es liegt am ihm.

Das schien die realistischste Lösung zu sein.

Während des ganzen Fluges schlug mein Herz wie wild. Ich ließ es über mich ergehen ohne ein weiteres Wort mit ihm gewechselt zu haben. Mein Herz brach in noch mehr Teile. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich war nicht froh endlich in London gelandet zu sein. Ich war regelrecht aus dem Flugzeug geflüchtet, um seinem Blick nicht mehr zu begegnen.

El verabschiedete sich schon am Flughafen von uns.

Draußen regnete es wie aus Eimern, aber das war ichgewohnt. Kühle Luft schlug mir entgegen, und zitternd schlang ich meine Arme um mich.

„Ich muss sagen, das Wetter in Amerika ist da deutlich besser", bemerkte Taylor mit gerunzelter Stirn und schaute in das Unwetter hinaus.

Ich lachte.

Ja, da hatte sie Recht.

Aber ich hatte es vermisst.

London.

Meine Heimat.

*
Stand: 04.09.2015

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