Gedankendickicht (WFFC)
Das hier ist ein Beitrag für Woche 9 des Weekly Flash Fiction Competition von crystalleemonaid.
Ich stehe im Wald mit mir. Es ist düster. Kaum finde ich meinen Weg durch das dichte Gestrüpp. Die Bäume vor mir scheinen mit jedem Schritt noch etwas näher aneinander zu rücken und eine beinahe undurchdringliche Wand zu bilden. Dunkle, schlanke Stämme wachsen vom Boden der Tatsachdn hinauf in die höchsten Höhen, so weit hinauf, dass Fetzen von vergangenen oder noch nicht ausgereiften Träumen zwischen ihren Ästen hindurchwehen. Es ist still. Gerade erst hat sich der Sturm gelegt, der bis eben noch heftig getobt und Wort um Wort gegen die alten Bäume geschleudert hat. Tiefe Kerben hat das in dem dunklen Holz hinterlassen, aus denen nun buntes Baumblut auf den Boden tropft. Lautlos federt es auf dem Laub gefallener Gedanken. Langsam trete ich näher an eine der hoch aufgeschossenen Pflanzen und berühre vorsichtig die Flüssigkeit, die aus der Verletzung hervorquillt. Sie hat die Farbe des Himmels vor einem Sonnenaufgang, von der Sekunde, bevor sich das Licht des Tages in den ersten Sonnenstrahlen über den Horizont ergießt. Etwas von dem Baumblut klebt an meinen aufgeschürften Fingern und hinterlässt einen schimmernden Film. Warum war so ein schreckllicher Sturm nötig, um so etwas Schönes hervorzulocken? Gedenkenverloren richte ich mich auf, während ich immer noch auf das magisch wirkende Harz auf meiner Hand blicke. Ein leises Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, während ich den Satz neu formuliere: manchmal ist etwas Heftiges, etwas Gewaltiges Nötig, um etwas Schönes zum Vorschein zu bringen.
Ich hebe den Blick von meiner Hand und bemerke, wie sich die Bäume langsam zurückziehen und einen schmalen Pfad vor mir freigeben. Ich zögere nicht lange, da ich weiß, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Mit festen Schritten folge ich dem Weg, um den Wald zu verlassen, der jetzt gar nicht mehr bedrohlich wirkt. Ich werde früh genug zurückkehren.
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