Kapitel 3
Wie Miss Nex es ihnen sagte legten sich die Jungs wieder ins Bett. Keiner von ihnen schien ihm zu glauben, James stand mit seiner verrückten Behauptung alleine da, aber konnte er es ihnen verübeln? Er glaubte es doch selbst kaum!
Am nächsten Tag saßen seine Zimmerkammeraden zusammen am Tisch, als James sich ihnen näherte verstummten sie abrupt. Doch er hatte sie gehört wie sie ihn Schisser genannt hatten und das er ein Spinner war, ein Freak. Er erntete verachtende Blicke von ihnen und beschloss dann das Weite zu suchen.
James wusste nicht wohin er lief, er wollte einfach nur raus, mittlerweile hatte schon der Herbst Einzug gehalten und die Blätter der Bäume schmückten den kiesigen Steinweg hinter dem Herrenhaus.
Der Garten war groß und hatte sogar einen kleinen See, den ein paar vereinzelte Goldfische ihr Zuhause nannten.
Ehe er sich versah fand er sich auf der Parkbank vor dem See wieder, heiße Tränen liefen ihm über sein Gesicht. Er hasste St. Michaels, er hasste die Kinder hier, er wünschte sich zurück in sein altes Leben, wünschte seine Eltern wären noch da!
Doch es war sinnlos zu weinen, resigniert beobachtete er die Kreise die sich durch ein gefallenes Blatt, auf der sonst unberührten Oberfläche des Sees gebildet hatten. Sie zogen immer weitere Kreise, bis das Wasser letztendlich wieder zum Stillstand kam und sich eine spiegelglatte Oberfläche bildete.
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, erschrocken zuckte er zusammen.
,,Entschuldige James, ich wollte dich nicht erschrecken!" Es war Ms Nex, sie war neben ihn getreten ohne dabei die Hand von seiner Schulter zu nehmen, ihre Haare waren wie immer zu einem fein säuberlichen Knoten gebunden. Sie sah ihm tief in seine noch vom Weinen, geröteten Augen.
,,James was ist los? Irgendwas bedrückt dich doch", sie schaute ihn besorgt an, ihre braunen Augen strahlten eine Wärme aus wodurch er sich schon etwas besser fühlte.
,,Du weißt, dass du mir alles sagen kannst?" Es war eher ein Versprechen als eine Fragen, trotzdem nickte er.
Sollte er sich ihr wirklich anvertrauen? Er war sich nicht sicher, entschied sich dann auch dagegen, sie würde ihm sowieso nicht glauben.
Damals wusste er auch noch nicht was auf ihn zu kommen würde.
Die Tage darauf wurde es nur noch schlimmer, fast jede Nacht wurde er von den Geräuschen heimgesucht, er konnte nicht mehr schlafen, weswegen er meist in der Schule einschlief und dort hatte er Albträume.
Am vorigen Tag war er sogar so durcheinander gewesen, dass er, als ein Mitschüler versehentlich mit dem Stuhl gerückt war, vor Angst aufgeschrien hatte. Der rutschende Stuhl, war dem Geräusch, diesem Kratzen in der Nacht so ähnlich gewesen. Alle hatten ihn ausgelacht. Er wurde wirklich verrückt, dieser Schlafmangel trug noch dazu bei.
Teilweise war er die ganze Nacht wach.
Seine Zimmergenossen mieden ihn und verspotteten ihn, die einzige Person die ihn nicht wie einen Aussätzigen behandelte, war seine Schwester Emely und natürlich die Erzieherinnen. Emely versuchte James zu trösten und ihn aufzubauen. ,,Weißt du James, ich finde nicht, dass du ein Angsthase bist! Ich finde sogar du bist der mutigste Mensch den ich kenne! Weißt du noch als Tommy Bolden gesagt hat du traust dich nicht in Miss Folyers Vorgarten zu gehen und bei ihr zu klingeln?"
Natürlich wusste er das noch, alle Kinder aus der Siedlung hatten angst vor Miss Floyer gehabt, denn sie sah ziemlich gruselig aus mit knochigen Händen und steinalt eben, außerdem hasste sie Kinder und er hatte sich getraut. Tommy Bolden war damals auf diese Idee mit der Wette gekommen, dieser hatte jedoch dann den Schwanz eingezogen.
Emely hatte recht, er war kein Angsthase und er würde nicht länger so weiter machen, er würde herausfinden was es mit diesem Geräusch auf sich hatte, vermutlich gab es dafür noch eine ganz plausible Erklärung. Diese Nacht würde er es tun.
Am Abend war es dann so weit, er hatte extra seine Schuhe neben dem Bett deponiert, sodass er nicht Barfuß auf die Suche gehen musste. James wartete, musste jedoch irgendwann ein gedämmert sein, denn er wurde erst wieder wach als das Kratzen begann.
Er spähte zu der Wanduhr hinüber, zwei Uhr, wie fast jede Nacht.
James zog sich die Schuhe an und lief mit langsamen Schritten zur Türe, auch wenn er sich vorgenommen hatte kein Angsthase zu sein, richteten sich trotzdem alle seine Nackenhaare auf und seine Beine schienen ihm nur wiederwillig zu gehorchen.
Tock, Tock
Mit einem Ruck öffnete er die Türe, kurz war es still, der Flur war stockdunkel nur das vereinzelte Licht des Mondes, dass durch die Fenster schien, bot ihm etwas Orientierung. Nach ein paar Sekunden gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.
Dann kam das Kratzen wieder gepaart mit dem Schlurfen. Es schien so als ob das Geräusch aus dem Erdgeschoß her rührte.
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