Stürme

Jared steht am Fenster, es gewittert draußen wunderschön.

Er hat seine Kaputze aufgesetzt und sich etwas warmes zu Trinken gemacht.
Es könnte gerade sogar ganz schön und gemütlich sein, aber nur ohne die vielen Fragen in seinem Kopf.
Woher kam ich?
Wo befinde ich mich?
Wohin gehe ich?
Wer war ich?
Wer bin ich?
Wer werde ich sein?
Was besaß ich?
Was habe ich?
Was will ich?
Was tat ich?
Was mache ich?
Was wird das?
Der Weg ist das Ziel. Abenteuer sind schön.
Ich bin genug. Und liebenswert.
Und wer loslässt, hat die Hände frei.
Das ist Kunst.
Er trinkt einen Schluck warmes Wasser.
Er hat Zucker reingemacht.
Milch mit Honig für Veganer. Oder einsame Studenten.
Er muss daran denken wie Meredith auf einer der langen Straßenbahnfahrten mal auf seiner Schulter eingenickt ist und im Schlaf geredet hat. Wie sie leise rief:
"Schau mal! Ein T-rex!!"
Und gleich darauf:
"Ohh, jetzt ist er weg."
Er hatte Lachen müssen, mitten in der Straßenbahn.
Die anderen haben ihn angeguckt doch das war ihm egal gewesen.
Er liebte wie Meredith im Schlaf redete. Wie sie träumte.
Sie sprach dann mehr als am Tag.
Und so frei.
Und doch so vergänglich wie ein T-rex.
Er denkt auch daran
wie sie im Kino so extrem laut Nachos gegessen hat, sodass alle sie angeschaut haben. Er auch. Er hatte aber als einziger geschmunzelt.
Er denkt daran wie sie immer ihren Kopf an ihm angelehnt hat wenn er ihr etwas erzählt hatte.
Da wo du bist, bin ich genau richtig.
Du bist mehr als genug.
Was man liebt soll man freilassen und wenn es zu dir zurückkommt, ist es deins.
Wir könnten Kunst sein.
Jared nimmt noch einen Schluck Zuckerwasser.
Und noch einen. Spült die bitteren Gefühle herunter.
Scheisse, wir könnten zusammen sein.
Nichtmal in einer Beziehung, sondern einfach nur beeinander, wenigstens kurz.
Und scheisse: es tut weh. Nicht immer,
aber immernoch
und immerwieder
und immer öfter.
Nicht schlimmer,
Doch da ist ein dunkleres Loch
Depressivere Lieder
Gedanken erschöpfter.
Plötzlich findet er ein Wort für dieses Gefühl.
Er hat es sich schon fast darin gemütlich gemacht.
Eine Hängematte aus Trauer.
Das Glas kann halb voll oder halb leer sein.
Jared hatte dennoch einfach Durst.
Eine ganze Weile hält er das Glas trotzdem noch in den Händen und steht am Fensterbrett. Und hört dem Gewitter zu,
so lange bis es vorbei ist.
Aber Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit.
Auch traurige Lieder haben fröhliche Töne.
Und Schmerz lässt uns Dinge erschaffen.
...
Dich zu vermissen macht so unglaublich kreativ,
Meredith.
Jared legt sich ins Bett und macht die Augen zu.
Gott. Hörst du mich? Kann ich sie wiedersehen? Bitte.
Er macht sie wieder auf.
Gott, bist du da?
Bist du auch nachts wach?

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