28 | Letzte Tage und ein Abschied
A.N.: Nach den beiden kurzen Kapiteln folgt nun nochmal ein längeres. Ich schätze, ich werde das nach Beendigung des Buches nochmal gründlich durchgehen, aber vorerst soll es so genügen. Außerdem bin ich ja schon einen Tag im Verzug und wollte euch nicht noch länger warte lassen. Und ich wollte mich noch herzlich bei euch für all eure lieben Kommis und Votes, die ihr immer wieder fleißig dalasst, bedanken. Ihr macht mir jedes Mal eine unglaubliche Freude. Und morgen werde ich sie endlich alle beantworten.
2.629 Worte
»Habe ich also richtig gesehen: Dem heißen Sunnyboy fehlt ein halber Arm«, begrüßt sie uns trocken und zieht mich danach in eine Umarmung, die ich mit Freuden erwidere. Feingefühl war auch noch nie ihre Stärke. Deshalb haben wir uns wahrscheinlich von Anfang an verstanden. Ihr ist ihre zum Teil fehlende Taktlosigkeit aber nicht halb so unangenehm wie mir. »Schön dich endlich wiederzusehen. Ich kann noch gar nicht glauben, dass du wieder da bist.«
Roy hat bei ihren Worten unruhig das Gewicht von einem Bein auf das andere und wieder zurück verlagert, fast sich an seinen Stumpf, um den Makel etwas zu verbergen. Wenn ich ihn jetzt mit dem Roy von vor sechs Monaten vergleiche, den ich in der Tankstelle kennengelernt habe, erkenne ich ihn nicht wieder. Es wundert mich, dass er in Gegenwart von Menschen, die ihm etwas bedeuten, so viel nervöser ist.
»So, wen hast du da mitgebracht?«
»Sharon, das ist Roy. Mein Freund. Er kommt aus Dallas.«
Verblüffung, Unverständnis zusammen mit einem ungläubigen Lachen spiegeln sich nun gleichzeitig auf dem Gesicht meiner Freundin wieder. »Wie? Also...ich verstehe nicht ganz. Was macht er denn dann hier?«
»Wie wäre es,vwenn wir erstmal reinkommen. Dann erzählen wir dir alles.«
»Ja klar, kommt rein, du weißt ja, wo du alles abstellen kannst. Geh einfach schon ins Wohnzimmer. Ich komme gleich«, schickt sie uns vor und verschwindet selbst in einem anderen Raum, der Küche, wie ich weiß.
»Sie hat mich nicht begrüßt. Sie mag mich nicht«, flüstert Roy mir zu, während wir unsere Schuhe und Jacken ausziehen.
»Sharon begrüßt Leute grundsätzlich nicht wirklich. Ist für sie alles nur unnötiges, wie sie es ausdrückt, Höflichkeitsfloskelgehabe. Außerdem kennt sie dich mal gerade zwei Minuten.«
Roy wirkt trotzdem skeptisch und folgt mir ins Wohnzimmer, das aus einer kleinen Dreimanncouch plus zugehörigem Kaffeetisch, einem relativ alten Fernseher, ein paar Pflanzen und einem Bücherregal besteht.
»Trinkt dein Sunnyboy Kaffee?«
»Ja.«
»Für dich ein Kakao?«
»Gerne.«
Ein paar Minuten später kehrt Sharon mit drei dampfenden Tassen aus der Küche zurück und stellt sie vor uns auf dem kleinen Tisch ab, lässt sich neben mich plumpsen. »Ist das das Mitbringsel für mich?«, fragt sie anschließend freudig und deutet auf das eingepackte Geschenk, das ich neben den Tisch gestellt habe.
»Ja, ist es. Aber du bekommst es noch nicht jetzt. Mein Freund macht sich nämlich schon ganz große Sorgen, dass du ihn nicht leiden könntest, weil du kaum mit ihm redest.« Dafür ernte ich einen Tritt von rechts. Beleidigt reibe ich mir das Schienbein. »Ist doch wahr.«
»Tja, wer weiß, wer weiß«, feixt die Brünette und nippt an ihrem Kaffee. »Dann erzählt mal.«
»Ich finde, du kannst ihr die Geschichte erzählen. Schließlich musste ich mir gestern schon den Mund fusselig reden, um den Ansprüchen meiner detailgierigen Eltern gerecht zu werden«, beschließe ich kurzerhand und lenke Sharons Aufmerksamkeit auf den momentan sehr schüchternen Blondschopf.
»Dann schieß mal los. Wobei ich bei dir eher auf eine ganz andere Geschichte gespannt bin. Bist du so geboren worden?«, fragt meine Freundin direkt. Sie ist weitaus direkter als ich. Und das bekommt Roy nun mit aller Härte zu spüren. Vielleicht hätte ich ihn vorwarnen sollen.
»Nein, ich, das war ein Unfall«, hält er sich kurz. Es meinen Eltern zu erzählen war eine Sache, aber bei Sharon scheint er Hemmungen zu haben. Eigentlich dürfte mich das nicht wundern, denn selbst mir hat er es erst nach fünf Wochen erzählt.
»Auf der Arbeit?«, bohrt sie weiter und ich merke, wie Roy sich mehr und mehr verschließt.
»Nein.«
»Im Grunde reicht das ja auch als Information«, springe ich ihm zur Seite, weshalb Sharon sich geschlagen gibt.
»Okay, dann erzählt mal. Wie habt ihr euch kennengelernt?«
Da meine Freundin ebenso wissbegierig wie meine Eltern ist, darf auch bei ihr keine noch so kleine Einzelheit der Geschichte fehlen und so sitzen wir gut zwei Stunden zusammen und unterhalten uns, während Sharon hin und wieder überrascht an ihrem Lippenpiercing herumspielt.
Zuerst geht es in unserem Gespräch ausschließlich um Roy und mich, aber irgendwann erzähle ich ihr auch von meiner Roadtripzeit vor dem Blondschopf.
»Ich muss schon sagen Annie, soetwas hätte ich dir nach der missratenen Beziehung mit Micheal nicht zugetraut. Und wie geht es jetzt mit euch weiter? Wie lange ist dein Sunnyboy noch hier? Schließlich muss er ja auch irgendwann wieder zurück nach Hause. Was macht ihr dann?«
Ich seufze. »Momentan ist unser Plan, es mit einer Fernbeziehung zu versuchen. Darauf wäre es ja eigentlich schon hinausgelaufen, wenn Roy mir nicht bis hierhin gefolgt wäre.«
Sie nickt. »Und ihr meint, ihr schafft das?«
»Ja«, antworte ich überzeugt, weiß jedoch gleichzeitig auch, dass es nicht einfach werden wird.
»Wir haben jetzt vier Monate auf engstem Raum zusammengelebt, ich denke, ein bisschen Abstand ist vielleicht auch nicht ganz verkehrt.«
Ich horche auf. Was sagt Roy da? Ein wenig Abstand würde uns gut tun? »Wie meinst du das?« Fragend schnellt mein Kopf zu ihm.
»Hey, nein, nicht so wie du jetzt denkst«, rudert mein Freund zurück. »Ich meine, das man so nochmal mehr Wertschätzung für den jeweils anderen bekommt, begreift, welches Glück man hat.«
»Und das weißt du jetzt nicht?«, frage ich verletzt. Ich möchte keinen Streit vor Sharon anfangen, aber ich begreife Roys Worte einfach nicht. Für mich klingt das so, als wäre er sich nicht ganz sicher mit unserer Beziehung.
»Doch natürlich.« Verdutzt schaut Roy mich an, versteht anscheinend nicht, wie ich eine solche Frage stellen kann.
»Das hat sich gerade anders angehört.«
»Wow, also wie ein Pärchen, dass das ohne Wenn und Aber schafft, klingt ihr jetzt nicht«, bemerkt meine Freundin, nachdem ich meinen Kopf wieder ihr zugewendet habe.
»Themawechsel. Ich finde, es ist Zeit, dass du dein Geschenk bekommst.« Schwungvoll nehme ich das Geschenk vom Boden, innerlich beschäftigen mich Roys Worte jedoch. Ist er vielleicht doch nicht so glücklich, wie ich dachte, dass er es ist? Aber warum sollte er dann so großen Wert darauflegen, was meine Eltern von ihm halten?
Sharon geht grinsend auf den Themawechsel ein. Sie weiß, dass ich zu ihr komme, wenn ich reden möchte. »Und, wann hast du das geholt? Zwei Tage vor Roadtripende?« Andere würden die Brünette jetzt für undankbar halten, aber das ist einfach ihre Art. Man muss nur wissen, wie man damit umgeht. Und ich weiß, dass sie das absolut nicht böse meint, sondern sich wirklich freut.
»Mach's auf, dann weißt du es«, antworte ich deshalb schulterzuckend und lächle verschwörerisch.
Vorsichtig löst Sharon den Tesafilm vom Geschenkpapier, um es ja nicht zu stark zu beschädigen und seufzt leicht, als sie die Schachtel in ihren Händen hält. »Du hattest schon immer eine Vorliebe dafür alles zwei- und dreifach einzupacken.«
Wenn sie wüsste...
Neugierig öffnet sie den Deckel und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie die weiteren kleinen eingepackten Geschenke darin entdeckt. »Siehst du, sag ich doch. Aber immerhin schon mal eine erste Botschaft.« Kopfschüttelnd nimmt sie den Klebezettel, den ich innen am Deckel der Box befestigt habe.
»Liebe Sharon«, liest sie vor, »ich weiß, du hattest gesagt, ich solle dir ein Geschenk von meinem Roadtrip mitbringen. Daran habe ich mich leider nicht gehalten. Stattdessen habe ich dir aus jedem Bundesstaat, in dem ich Halt gemacht habe, eines mitgebracht.« Bei diesen Worten schnappt sie nach Luft. »Annie, du bist doch verrückt.«
»Nichts großes. Immer nur Kleinigkeiten, von denen ich gedacht habe, sie passen zu dir und könnten dir gefallen«, besänftige ich sie schnell und schmunzle. »Ich habe keine Unsummen für dich ausgegeben.«
»Dann könnte ich wohl auch nichts von dem hier annehmen.« Kopfschüttelnd wendet sie sich wieder dem Zettel zu. »Die Box stammt aus Dallas. Und die Idee dazu kam mir, als mir bewusst wurde, dass ich etwas zum Transportieren für deine ganzen Geschenke brauche.«
Lächelnd nimmt Sharon das erste Geschenk, auf das ich eine große ›1‹ geklebt habe. Auch dort befindet sich unter dem Geschenkpapier ein kleiner Zettel, auf dem steht, woher das Präsent stammt und weshalb ich es ausgesucht habe.
Am Ende, nachdem sie sorgfältig und nach der Reihenfolge jedes einzelne Mitbringsel geöffnet hat, fällt meine Freundin mir um den Hals. »Du bist verrückt. Die sind alle unglaublich toll. Besonders die Gewitterohrringe. Da hat es sich wirklich gelohnt, dich ein Jahr zu entbehren«, scherzt sie und auch ich fange an zu lachen.
»Das freut mich.«
»Aber ich habe dich trotzdem vermisst.«
»Ich dich doch auch.«
»Und, wie findest du Sharon?«, frage ich Roy gespannt, nachdem wir ins Auto gestiegen und losgefahren sind.
»Gewöhnungsbedürftig. Aber nach dem ersten Start war sie eigentlich ganz okay.«
Ich nicke. »Denkst du, dass ihr euch denn mit etwas Zeit verstehen könntet?«
»Ich wüsste nicht, wieso nicht. Vielleicht werden wir nicht die besten Freunde, dafür ist sie mir, glaube ich, zu direkt, aber warum sollte ich mich nicht mit ihr verstehen?«
»Okay. Das freut mich.« Ich fände es schade, wenn er sich mit ihr nicht verstehen würde.
Am Abend, Roy dürfte längst schlafen, liege ich wach neben ihm und denke über seine Worte von heute Nachmittag nach. Messe ich ihnen zu viel Wert bei?
Nachdenklich wende ich meinen Kopf über die linke Schulter. Roy liegt auf der Seite, den nackten Rücken mir zugewandt. Eigentlich schläft er jede Nacht so, da er es nicht mag, auf seinem halben Arm zu schlafen, aber gerade wünschte ich, er würde es nicht tun und ich hätte weniger das Gefühl, er hätte sich absichtlich von mir abgewandt.
An dem Abend erhalte ich keine Antwort auf meine Frage. Und so sehr ich mich auch bemühe, sie als Hingespinst abzutun - es gelingt mir nicht.
Der Rest der Woche vergeht schneller als es mir lieb ist. Die meiste Zeit verbringen Roy und ich zusammen oder mit meinen Eltern, laufen durch meinen Heimatort, tauschen Zärtlichkeiten aus und verlieren fast kein Wort über unser weiteres Vorgehen. Es ist genauso wie in Dallas.
Er will nicht über unsere räumliche Trennung sprechen und ich belasse es bis zum letzten Moment dabei. Wenigstens habe ich es geschafft, den Gedanken, Roy könnte Zweifel an unserer Beziehung haben, zu besiegen. Bereits am Tag darauf haben mir seine Taten und Worte gezeigt, dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Er hat sich wahrscheinlich einfach ungünstig ausgedrückt.
»Ich will nicht, dass du morgen zurück nach Dallas fliegst«, nuschle ich deswegen am Donnerstagabend in seine Brust und genieße die Liebkosungen meiner Kopfhaut mit seinen Fingern. Das ist abends irgendwie zum Ritual zwischen uns geworden. Roy massiert meine Kopfhaut, während ich meinen rechten Arm über ihn gelegt habe und mit meinen Fingern seinen Rücken rauf- und runterstreiche.
»Ich will auch nicht, leider muss ich. Und am meisten macht es mich fertig, dass ich nicht weiß, wann ich dich wiedersehen werde. Aber sobald drüben alles wieder in geregelten Bahnen läuft, sage ich dir, wann du mich besuchen kommen kannst.« Zart berühren seine Lippen meine Stirn und ich beginne mit meinen Zeigefingern in einem ausgedachten Takt auf seine Brust zu tippen.
»Okay. Dann will ich die Zeit, die uns jetzt noch bleibt, nutzen.« Lasziv fahre ich mit meinen Händen seinen Oberkörper nach oben bis zu seinen Schultern, während ich mich gleichzeitig ein bisschen von ihm wegdrücke, um ihn besser anschauen zu können.
»Gott Annie, du weißt, dass ich nicht oder nur schwer an mich halten kann, wenn du das machst«, stöhnt er und zieht mich wieder näher zu sich.
Ungeachtet seines Protestes fahre ich fort und taste mich mit meinen Fingerkuppen entlang seines Halses, bis ich am Haaransatz angelangt bin. Dann ziehe ich meine Hände nach vorne und zeiche seinen Unterkiefer nach. Zitterend atmet Roy aus und hält eines meiner Handgelenke fest.
»Annie, ich kann nicht. Deine Eltern sind fast nebenan.«
»Ist mir egal«, spreche ich verrucht und lege meine Lippen auf seine. »Ich habe dich nur noch heute. Und meine Eltern sind ebenfalls Menschen. Sie wissen, was in uns vorgeht. Außerdem musst du ihnen morgen ja nicht für allzu lange Zeit in die Augen schauen.« Noch spüre ich wie Roy sich dagegen sträubt, aber schon bald stellt auch er jeglichen Widerstand gegen meine Berührungen ein und wir geben uns völlig einander hin.
Am nächsten Morgen müssen wir früh aufstehen, um Roys noch nicht verstaute Sachen zu packen und rechtzeitig am Flughafen zu sein. Meine Eltern begleiten uns.
Die Autofahrt ist bedrückend. Dicht neben Roy sitzend habe ich meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt und versuche auszublenden, wohin wir fahren. Nicht einmal das Radio läuft und verbreitet gute Laune, was die ideale Vorlage für meinen Dad ist, einen peinlichen Spruch vom Stapel zulassen. Irgendwoher muss ich meine vorschnelle Zunge ja haben und er hat sich schließlich schon die gesamte vergangene Woche am Riemen gerissen.
»Ich danke euch übrigens, dass ihr unsere Ohren die Woche über verschont habt und nur gestern über euch hergefallen seid.«
Ein Blick nach rechts zu Roy genügt, um zu sehen, wie er puterrot anläuft. Auch wenn es mir ein Stück weit peinlich ist, dass meine Eltern tatsächlich gehört haben, wie Roy und ich zusammen Sex hatten, kann ich ein Lachen nicht verbergen. Meinem Dad, der wohl einen Blick in den Rückspiegel gewagt hat, geht es genauso.
»Ach Jungchen, ich war in deinem Alter doch ganz genauso. Außerdem müsst ihr ja jetzt erstmal eine Weile ohne den anderen auskommen. Ich habe schon überlegt, mir Ohrenschützer zu kaufen, um Annies theatralisches Geheule auszublenden.«
»Dad«, empöre ich mich. »Ich bin erwachsen. Und Roy und ich haben und das gut überlegt. Wir werden das packen.«
Ein Blick zu meinem Freund, der mir beipflichtet, genügt und mein Dad quittiert die gesamte Konversation mit einem Nicken. »Nun gut.«
Am Flughafen angekommen wird mein Herz immer schwerer und ich will Roys Hand gar nicht mehr loslassen. »Ruf mich an, sobald du zu Hause bist.«
»Mache ich.«
»Und bestell den anderen liebe Grüße von mir.«
»Mache ich auch.«
»Und - «
Roy zieht mich zu sich in eine Umarmung. »Mache ich alles.« Und gibt mir einen ausgiebigen Kuss. »Ich werde dich schrecklich vermissen.«
»Und ihr seid sicher, dass ihr eine Fernbeziehung führen wollt?«, mischt sich meine Mutter von hinten ein.
»Silvia, wie du gerade eben gehört hast, die beiden sind erwachsen und haben sich das reiflich überlegt.«
»Ich liebe dich«, flüstert Roy mir zu, ehe sein Flug aufgerufen wird und ich ihn loslassen muss. Nur widerwillig löse ich die Umarmung, gebe ihm aber noch einen letzten Kuss.
»Ich dich auch.« Dieser Abschied ist noch schlimmer als der in Dallas.
»Denk einfach, dass ich schon bald wieder bei dir bin, okay?«, raunt der Blondschopf mir noch ins Ohr, ehe er sich langsam rückwärts bewegt und zum Boarding läuft. Ich nicke. Wir schaffen das. So schwer kann das doch nicht sein.
Dass ich mich diesbezüglich gewaltig geirrt habe, merke ich bereits einen Tag später. Ich habe fast ein halbes Jahr lang jeden Tag mit Roy verbracht. Ihn jetzt nicht mehr bei mir zu haben, ist ein wahnsinnig seltsames Gefühl, das mich überhaupt nicht glücklich stimmt. Noch dazu habe ich meinem Dad versprochen, ihm nicht alle halbe Stunde die Ohren vollzuheulen, obwohl ich fast die gesamte Zeit das Bedürfnis danach habe.
»Willst du auch die ganze Zeit in dein Zimmer oder die Küche gehen, um mir was zu erzählen oder mich einfach nur in den Arm zu nehmen?«, fragt Roy mich, als wir abends miteinander telefonieren. Zum Glück liegt zwischen uns nur eine Stunde Zeitverschiebung.
»Ständig. Ich schätze, es wird noch eine Weile dauern, bis das aufhört und wir völlig begriffen haben, dass der andere jetzt sehr weit weg ist«, seufze ich und kann vollkommen nachvollziehen, was Roy meint.
»Eigentlich will ich gar nicht, dass es aufhört. So darf ich zumindest kurzzeitig die Illusion genießen, du wärst bei mir.«
»Aber die Enttäuschung ist danach umso größer.«
»Wenigstens kann ich jetzt deine Stimme hören.«
»Ja.« Meine Stimme ist trotzdem niedergeschlagen. Seine Stimme zu hören genügt mir bei Weitem nicht. Aber ich wusste, was auf mich zukommt, also stehe ich das jetzt auch durch. »Ich vermisse dich trotzdem.«
»Ich dich doch auch.«
A.N: Nun folgt nur noch der Epilog. Den bekommt ihr morgen zu lesen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top