18 | Wahnsinnig verliebt

A/N: Jetzt habt ihr ein mega Kapitel, extra für die 1.000 Votes. Ich hätte mich zwar eigentlich schon vor einer Woche dafür bedanken müssen, aber ich habe es nicht schneller geschafft ein Kapitel dafür zu schreiben. Nun ist es da. Und ich bin jedem einzelnen von euch so dankbar für seine Unterstützung. Es ist einfach unglaublich wie viele Leute dieses Buch schon lesen. Tausend Dank. <3

2.864 Wörter

»Setz dich«, fordert Roy mich auf, als Tisch und Stühle aufgebaut sind, und zieht einen davon für mich gentlemanlike zurück. Ich grinse ihn an und komme seiner Auffoderung nach. Ranziehen muss ich mir den Stuhl allerdings selbst, da er das auf dem Sandboden mit einem Arm nicht schafft.

Rasch nimmt er mir gegenüber platz und greift nach dem klassischen Picknickkorb, der ein Stück neben ihm steht, und stellt ihn auf den Tisch. Er klappt den Deckel auf und zaubert sogleich Teller und zwei Becher hervor.

Dem spärlichen Besteck folgt eine Dose mit bereits belegten Brötchen, die meine Frage, warum er keine Messer eingepackt hat, beantwortet, und eine herkömmliche Flasche Sekt. »Die hatten wir vom letzten Weihnachten noch übrig«, schmunzelt Roy über mein Gesicht, denn ich bin mehr als überrascht, dass er Sekt dabeihat. »Leider müssen wir den aus Bechern trinken, denn ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass die Gläser bei der Fahrt im Korb kaputt gehen.«

»Ich finde, das hat was. Sekt aus Plastikbechern. Ist irgendwie besonderer als aus Sektgläsern. Und außerdem nicht so förmlich«, sage ich ehrlich und betrachte unser kleines Picknick.

»Gut. Dann schütte ich der werten Lady mal einen Becher Sekt ein.« Roy nimmt sich die Flasche, klemmt sie zwischen seine Oberschenkel und entkorkt sie. Dann zieht er meinen Becher zu sich und schüttet mir etwas ein.

»Willst du mich betrunken machen, damit ich dich nicht in den See schubsen kann?«, frage ich grinsend und ziehe neckend eine Augenbraue in die Höhe.

»Dann müsste ich ja bereits zu Hause gewusst haben, dass du das vorhast. Hellsehen kann ich aber leider nicht.« Ich nehme meinen Becher dankend entgegen und nippe einmal daran, während Roy nun sich selbst etwas einschenkt. Anschließend stoßen wir an.

»Die Brötchen habe ich bereits belegt, weil die verschiedenen Beläge sonst zu viel Platz im Korb eingenommen hätten«, grinst er verschmitzt und reicht mir dann die große Lunchbox. »Ich habe die Hälfte so belegt, wie du es beim Picknick in deinem Wohnmobil gemacht hast.«

»Das hast du dir gemerkt?«, sage ich überrascht und spüre wie mir bei seiner Aufmerksamkeit warm ums Herz wird.

Er gluckst. »Ja, scheint so. Ich will dich doch kennenlernen und jetzt weiß ich schon mal, dass du Käse oder Schinken bevorzugst.«

Ich genieße die gelöste Stimmung und nippe noch einmal an meinem Wein, während er etwas von seinem belegten Brötchen isst.

»Roy?«

»Mhh?«

»Ich habe das Gefühl, ich weiß so viel privates von dir, aber du nichts von mir. Das will ich ändern. Anstatt, dass ich dir eine Frage stelle, sollst du das machen«, teile ich ihm meine Gedanken mit.

»Ich soll mir eine Frage stellen?«, grinst er provozierend.

»Nein, du Idiot! Du sollst mir eine Frage stellen. Wenn du willst.« Wirklich lachen kann ich über seinen Scherz nicht. Ich möchte, dass er mich ernst nimmt. Mir ist wichtig, dass er spürt, dass ich ihm vertraue.

»Annie, ich glaube, ich habe keine Fragen, wie du sie dir vorstellst, an dich.«

Meine Mundwinkel, die zu einem sanften Lächeln hochzogen waren, bereit ihm seine Frage zu beantworten, sinken. Er hat keine Frage? Interessiert ihn denn gar nicht, was ich bisher so erlebt habe? Zum Beispiel auf meinem Roadtrip? Hat er sich noch nie Gedanken darüber gemacht?

»Macht dich das so traurig?« Sanft neigt er seinen Kopf ein Stück zu Seite und schaut mich aus seinen dunklen Augen an.

Ich blicke auf den Tisch. Ja, macht es. Ich dachte, er will mehr über mich wissen, als diese oberflächlichen Dinge. Mehr als das Wissem um meine Lieblingsfarbe und dass ich Geschwister habe. »Nein«, lautet meine Antwort trotz allem. »Ich dachte nur, du hättest dir vielleicht Gedanken darüber gemacht.«

»Annie«, der Tisch ist so schmal, dass er ohne Probleme seinen Arm zu mir ausstrecken kann und einen Finger unter mein Kinn legt, mich so dazu bringt ihn anzusehen, »wie sollen mir auch nur annährend irgendwelche Fragen in den Sinn kommen, wenn es überhaupt keinen Grund für solche gibt? Wie soll ich Fragen über Dinge stellen, von denen ich nicht mal weiß, dass sie passiert sind?«

Ich muss schlucken bei der Zärtlichkeit in seinen Augen.

»Das heißt aber nicht, dass ich nichts von dir erfahren möchte. Warum erzählst du mir nicht einfach etwas von dir? Okay?«

»Okay.« Zu mehr bin ich nicht in der Lage. Roys Nähe benebelt meinen Verstand dermaßen, dass er mich gerade um alles hätte bitten können. Ich hätte wahrscheinlich ohne zu zögern zugestimmt.

»Aber lass uns erst zu Ende essen, die Sachen wieder ins Auto bringen und dann ein bisschen am See spazieren gehen. Dabei kannst du mir erzählen, was immer du erzählen möchtest.«

Ich nicke nur, unfähig einen Laut über meine Lippen zu bringen. Zum Glück sorgt Roy beim Rest unseres Strandpicknicks für Gesprächsmaterial, indem er mir von ein paar lustigen Kunden, die ihm im Laufe seiner Arbeit bei der Tankstelle begegnet sind, berichtet.

Als wir schließlich am Strand spazieren gehen, ist es schon längst dunkel. Nicht mal der Mond spendet wirklich Licht, da er zur Zeit nur eine schmale Sichel am tiefblauen, sternenbehangenen Himmelszelt ist. Die Nacht ist klar und die nun lauen Temperaturen sorgen dafür, dass ich in meinem Top nicht fröstele.

Roy und ich laufen unbeirrt nebeneinander her. Einmal wäre ich in der Dunkelheit fast über einen Ast gestolpert, aber konnte mich noch rechtzeitig fangen, sodass ich nicht vor Roy der Länge nach in den Sand gefolgen bin.

Der Sand knirscht unter unseren Schuhen und schon bald habe ich ihn in meinen Ballerinas und ziehe diese deshalb aus. Er ist zwar etwas feucht und kalt, aber trotzdem mag ich das Gefühl unter meinen Füßen. Kleine Muschelstücke pieksen mir in die Fußsohlen.

Ich will gerade beginnen zu reden, da schiebt Roy seine Hand in meine und fordert mich mit seinem zärtlichen »Erzähl« auf zu sprechen. Eine wunderschöne Wärme breitet sich in meinem Körper aus und lässt mein Herz schneller schlagen.

»Du weißt ja, dass ich einen jüngeren Bruder habe, Vincent, was du nicht weißt, ist, dass er behindert ist. Nicht so stark, dass ich nun wüsste, wie ich mich beeinträchtigten Leuten gegenüber verhalten soll, aber dennoch zählt er als behindert. Sowohl geistig als auch ein wenig körperlich. Er braucht Hörgeräte und trägt eine Brille und hat viel länger gebraucht, um Sprechen und Laufen zu lernen. Das alles, weil er bei seiner Geburt einen Wasserkopf hatte. Nach seiner Geburt haben meine Eltern sich fast nur noch um ihn gekümmert. Zumindest hatte ich das Gefühl, da ich zuvor ja Einzelkind gewesen bin. Sie hatten zwar weniger Zeit für mich, aber immer noch genug, wie ich inzwischen weiß.

Ich war so eifersüchtig auf meinen kleinen Bruder, dass ich mich die ersten Jahre gar nicht mit ihm verstanden habe. Erst als ich älter wurde, legten sich diese kindischen Marotten. Trotzdem haben er und ich bis heute kein inniges Geschwisterverhältnis. Meine Eltern macht das traurig, ich kann damit leben. Zumindest konnte ich das, bis ich die Geschichte mit deiner Schwester gehört habe. Ich wollte es mir nicht sofort eingestehen, aber ich habe mich schlecht gefühlt, schob es darauf, dass ich dich nicht so hätte drängen sollen, doch eigentlich wusste ich, dass es nicht ausschließlich deswegen war.

Du willst wahrscheinlich unbedingt Kontakt zu deiner Schwester, kannst ihn aber nicht haben. Und ich kann welchen mit meinem Bruder haben und es ist oder war mir ziemlich egal.«

Roy hat mir die gesamte Zeit über aufmerksam zugehört, auch wenn mein Blick stets auf den Sand zu unseren Füßen gerichtet war. »Ich freue mich, dass du mir das erzählt hast, darum versteh meine Worte jetzt nicht falsch, wenn ich sage, du hättest mir das nicht erzählen müssen. Ich will nicht, dass du mir sowas aus reinem Pflichtgefühl erzählst, weil du schließlich auch solche Dinge von mir weißt. Das musst du nicht und das sollst du auch nicht.«

»Nein Roy, ich wollte es dir wirklich erzählen. Ich wollte dir zeigen, dass ich dir vertraue und ich wollte, dass du mehr von mir weißt als diese oberflächlichen Dinge wie Lieblingsfarbe und Lieblingsessen«, sage ich kopfschüttelnd zu ihm. »Nicht, um für Ausgleich zu sorgen.«

Roy bleibt stehen, hebt seine Hand mit meiner empor. Meine Hand ist so viel kleiner als seine, fällt mir auf, als er unsere Finger voneinander löst und nur unsere Handflächen aneinander hält. Dann verschränkt er sie wieder und macht einen Schritt auf mich zu, legt seine Stirn an meine. »Dann kannst du mir immer etwas von dir erzählen, denn ich brenne darauf mehr von dir zu erfahren.«

Dieser Mann lässt alle Pannen dieses Roadtrips nichtig werden, unbedeutend, fast als hätten sie nie existiert, denn wie schlecht kann mein Roadtrip schon sein, wenn ich ihn kennenlernen durfte?

»Ich bin wahnsinnig verliebt in dich Roy.« Sie sind raus, bevor ich genauer über meine Worte nachdenken kann. Aber sie sind mir nicht peinlich, im Gegenteil. Er soll die Wahrheit kennen. Der Sekt trägt bestimmt auch seinen Teil dazu bei, dass ich noch weniger über meine Worte nachdenke als ohnehin schon und das, obwohl ich mich nicht mal beschwipst fühle, aber das macht nichts.

Einen Moment verweilt er noch so an meiner Stirn, dann übermannen ihn die Emotionen. »Oh Annie!« Er löst unsere Hände, schlingt seinen Arm um meine Taille und zieht mich ohne Vorwarnung an seinen Körper, beginnt mich zu küssen. »Ich in dich auch.«

Ich lasse mich rücklings in den Sand fallen und ziehe ihn mit mir runter. Meine Hände vergraben sich in seinen Haaren und wir beide scheinen völlig zu vergessen, dass wir uns mitten in der Öffentlichkeit befinden. Es ist unvergleichlich. Unsere Küsse überwältigen mich von Mal zu Mal mehr.

Doch irgendwannlassen wir heftig atmend voneinander ab und Roy legt sich neben michin den Sand, stützt seinen Kopf auf seinen Arm und wendet sich mirzu. Ich tue das Gleiche.

Eine ganze Weileliegen wir so da, sagen nichts und schauen uns einfach nur an. Ich lasse meine freie Hand durch seine blonden Haare gleiten über seine Schläfe und seine Wangen hin zu seiner Nase und seinem Kinn. Roy lässt es einfach geschehen, schließt die Augen und genießt meine Berührungen.

Irgendwann steht er jedoch auf, klopft sich den Sand von den Klamotten und zieht mich zu sich hoch. »Ich denke, wir müssen langsam nach Hause.«

Ich genieße die Rückfahrt, genauso wie alles andere an diesem Abend, bis ich merke, dass meine Periode sich ganz plötzlich ankündigt, indem ich spüre, wie etwas in meine Unterhose geht.

Oh Gott, nein! Nicht jetzt! Nicht hier!

Augenblicklich verkrampfen sich meine Hände in das Sitzpolster und ich kneife die Beine zusammen.

Das darf nicht wahr sein! Warum müssen sich meine Tage gerade jetzt so unangekündigt melden?

Normalerweise bin ich froh, eine der wenigen Frauen zu sein, die mit Regelschmerzen wenig Probleme hat, aber gerade jetzt wäre eine Warnung wirklich toll gewesen. Ich bin es aber auch selbst Schuld. Für gewöhnlich achte ich darauf, wann ich überfällig werde. In den letzten drei Wochen ist jedoch so viel passiert, dass ich es schlicht und ergreifend vergessen habe.

Mir wird unangenehm warm, wenn ich daran denke, was passieren könnte. Ich will Roys Sitz nicht versauen und ihn dann später um etwas zum Saubermachen bitten müssen.

Zu meinem Trost stelle ich jedoch fest, dass es nur noch ein paar Minuten bis nach Hause sind. Gleichzeitig spüre ich aber auch, dass weitere Flüssigkeit meinen Körper verlässt. Dabei kann ich meine Beine schon gar nicht mehr fester zusammenpressen.

»Alles okay?«, fragt Roy mich von der Seite, der meine verkrampfte Haltung wohl bemerkt hat, blickt zu meinem Glück aber weiterhin auf die Straße.

»Mhh«, murmle ich nur und versuche zumindest den Griff meiner Hände etwas zu lockern, mein Gesicht wende ich jedoch von ihm ab und schaue auf die Straße. Da er mich so nicht sehen kann, schließe ich kurz verzweifelt die Augen und presse die Lippen aufeinander.

Als Roy endlich vor dem Haus hält, kann ich mich nicht schnell genug abschnallen und steige aus dem Auto, werfe beim Türzuschlagen aber unauffällig einen Blick auf den Sitz. Die Hitze fährt bei der Erkenntnis, dass tatsächlich etwas auf der Autogarnitur gelandet ist, durch meinen gesamten Körper und ich merke, wie ich puterrot werde.

Nein!

Gelähmt schmeiße ich die Autotür zu und Roy läuft an mir vorbei zur Haustür. Zum Glück habe ich eine schwarze Hose an, sodass man die Flecken nicht direkt sehen dürfte.

Als ich hinter ihm stehe, während er die Haustür aufschließt, bekomme ich vor Scham kein Wort raus. Dabei ist es noch peinlicher, wenn er morgen selber feststellt, dass da Blut auf seinem Sitz ist.

Ich schlucke. Durch die Lampe neben der Tür, die auf Bewegung reagiert, ist mein feuerrotes Gesicht nun leider nicht mehr in Dunkelheit gehüllt. »Roy?«, frage ich zögerlich, ehe er die Haustür aufstößt.

»Ja?« Er hält die Klinke in der Hand, dreht sich aber zu mir um und lässt die Tür einen Spalt offen. »Was bist du denn so rot? So warm ist es doch gar nicht mehr«, gibt er belustigt von sich, als er mich sieht, ohne den wahren Grund zu kennen. Das senkt meinen Scham aber in keinster Weise, sondern führt mir nur vor Augen, dass ich wirklich so aussehe, wie ich mich fühle.

»Mir - Mir ist da ein Missgeschick passiert. In deinem - deinem Auto.« Fragend schaut er mich an. »Ich - Ich habe wohl gerade meine Tage bekommen.« Die letzten zwei Worte sind nur noch ein beschämtes Murmeln.

Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie Roy reagieren wird. Nicht im geringsten. Wahrscheinlich hatte ich einfach gehofft, er gibt mir ein Eimerchen und gut ist die Sache. Dass er allerdings lachen würde, hätte ich nicht vermutet. Aber tatsächlich löst sich ein Glucksen aus seiner Kehle.

Wut steigt in mir auf. Die Situation ist schon peinlich genug, da muss er mich nicht auch noch auslachen. Aber er setzt sogar noch einen drauf.

»Wolltest du dein Revier markieren?«

Bitte was? Mir bleibt die Luft weg. Das hat er nicht gesagt! Aufgebracht drängle ich mich an ihm vorbei ins Haus, fest entschlossen einfach Eddie nach einem Eimer Wasser und einem Putzlappen zu fragen. Eine Frau versteht meine Probleme immerhin.

Muss er diesen schönen Abend so ruinieren?

»Annie es tut mir leid. Das war taktlos von mir«, entschuldigt er sich, während er mir nach drinnen folgt.

»Ach, tatsächlich? Warum musst du auch alles, was du denkst, immer gleich aussprechen? Möglicherweise können deine unüberlegten Worte andere verletzen«, echauffiere ich mich über ihn und klopfe an Eddies Zimmertüre, nicht gewillt mich weiter mit ihm zu streiten.

»Du trägst dein Herz doch genauso auf der Zunge«, sagt er etwas vor den Kopf gestoßen. Seine Worten sollten mich wahrscheinlich gar nicht angreifen, aber genau so fühle ich mich - angegriffen! Und dementsprechend garstig fällt mein Tonfall aus, obwohl ich eigentlich nicht weiter mit ihm streiten wollte.

»Ja, darauf bin ich aber nicht gerade stolz. Und jetzt dreh mir nicht das Wort im Mund um. Es geht hier um deine Worte und nicht um meine. Für die ich mich im Übrigen entschuldigt habe und die mir überaus peinlich waren.« Inzwischen steht eine total perplexe Eddie im Türrahmen und verfolgt völlig irrtiert unser Streitgespräch.

»Eddie hast du einen kleinen Putzeimer und einen Lappen?«, wende ich mich nun an sie und ignoriere Roy geflissentlich. Seinen Einwand darauf will ich gar nicht hören. Ich möchte einfach nur, dass er geht. Wenn ich so aufgebracht bin, kommen mir nachher nur Dinge über die Lippen, die ich später bereuen werde.

»Ich, emm, ja, emm Moment.« Kopfschüttelnd läuft sie an mir vorbei die Treppe hoch ins Badezimmer und ich folge ihr. Roy hat anscheinend begriffen, dass es momentan keinen Zweck hat, mit mir zu reden und dreht sich um, um seine Schuhe auszuziehen.

Oben im Bad reicht mir Eddie einen kleinen Eimer mit Putzlappen, den ich rasch mit kaltem Wasser fülle. Ehe ich jedoch wieder nach draußen gehe, ziehe ich mir eine frische Unterhose mit Binde und eine saubere Jeans an. Unten bitte ich Roy noch trocken um seinen Autoschlüssel und wasche anschließend das Blut aus seinem Autositz. Zum Glück lässt es sich rückstandslos entfernen, da es noch nicht getrocknet und geronnen ist.

Drinnen lege ich den Schlüssel auf die kleine Kommode im Flur und will gerade hoch in mein Zimmer verschwinden, als ich Eddie in der Küche höre. Die Tür ist lediglich angelehnt.

»Gott Roy, das hast du nicht wirklich gesagt. Du hast echt null Ahnung davon, wie Frauen während ihrer Periode reagieren. Wahrscheinlich war ihr das ohnehin schon peinlich und du machst dich auch noch darüber lustig.«

Genugtuung erfasst mich und ich danke Eddie insgeheim dafür, dass sie sich Roy zur Brust nimmt. Ich wusste, dass sie meine Situation verstehen würde.

Roy entgegnet nur ein »Ja, das war falsch von mir.« Wenigstens hört er sich geknickt an.

Ich höre, wie ein Stuhl zurückgeschoben wird und flitze die Treppenstufen rauf zu meinem Zimmer. Dort schnappe ich mir noch schnell mein Zahnputzzeug und laufe ins Bad. Fertig mit Zähne putzen, schlüpfe ich nur noch aus meinen Klamotten und werfe mir mein Schlafoberteil über. Dann lege ich mich ins Bett.

Innerlich hoffe ich, dass Roy noch einmal in mein Zimmer kommt, wie er es nach seiner Rückkehr aus Portland getan hat, und sich entschuldigt. Aber meine Zimmertüre bleibt geschlossen und so schlafe ich irgendwann enttäuscht und frustriert ein.

Warum musste dieser schöne Tag so miserabel enden?

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