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Interessiert lauschte Sirius den Rednern welcher auf der spontan aufgebauten Bühne sprachen, während er gleichzeitig spürte, wie Remus erneut seine Hand griff. Es fühlte sich einfach unfassbar gut an, zu wissen das auch Remus seine Nähe suchte.
"So, auch wieder ein großartiger Redebeitrag von Cloe! Ein toller Abschluss der Reden. Aber wir sind noch lange nicht fertig, diese Missstände und Probleme anzusprechen und in die Mitte der Gesellschaft zu tragen!" rief der Moderator aus, von dem James erzählt hatten, dass sie öfter gemeinsame Aktionen planten. Sirius hatte bereits vergessen, was sein Name war, doch er pfiff mit der Menge mit, die bisher den Beiträgen gelauscht hatte. Es waren mindestens einige hundert Menschen hier, eher mehr, und Sirius fühlte sich unfassbar wohl. Auch wenn seine Arme, welcher das Plakat in die Luft hielten, langsam schwer wurde. Doch in dieser Menge von Menschen, die dachten, wie er konnte er sich nur wohlfühlen.
"Für alle von euch, die unzufrieden damit sind, dass diese Hetzte so einfach verbreitet, werden kann und das auch noch von Kinderschändern, starten wir hier in ein paar Minuten eine Demo. Die ist nicht angemeldet, weil das so kurzfristig anscheinend nicht möglich war. Die Nummer vom EA geben wir gleich durch. Wer mit geht, bleibt zusammen und passt aufeinander auf, wir lassen niemanden zurück!" ging die Ansage weiter und Sirius spürte, wie die Aufregung in der Menge stieg, während die paar Polizisten an der Seite aufgeregt in ihren Funk sprachen und um sie herum mehrere Menschen anfingen, Sturmhauben aufzuziehen oder ihre Gesichter mit Tüchern zu verhüllen. Auch Marlene, Kingsley, James und Lily kramten bereits in ihren Taschen.
Remus beugte sich derweil zu ihm herunter. "Ich und die anderen vermutlich auch, gehen da mit. Es ist okay, wenn du nicht willst, Polizei wird vermutlich paar Leute festnehmen" erklärte Remus ihm mit rauer Stimme, die ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
"Für alle, die sich damit nicht wohlfühlen oder sich weiter informieren möchten, haben wir da drüben verschiedene Infostände, Kaffee und Kuchen und ähnliches aufgebaut" machte der Ansager weiter während Sirius bereits seinen Rucksack absetzte und aus diesem die beiden eingepackten Tücher holte.
"Ich komme mit" beschloss er leicht grinsend und machte Remus schließlich nach, als dieser sich das Tuch gefaltete über die Nase legte und hinter seinem Kopf zusammenband. Sirius setzte sich den Rucksack erneut auf und griff dann wieder nach Remus Hand.
"Okay, Alice und ich bleiben hier und unterstützen die Stände, passt auf euch auf und kommt zusammen wieder" meinte Frank schließlich, nachdem er das mit Alice scheinbar nur über Blicke vereinbart hatte. Kurz schlugen sie noch alle miteinander ein, ehe die beiden großgewachsenen Menschen in der Menge verschwanden. Sirius erkannte immer mehr vermummte Gesichter und irgendwo schwenkte jemand bereits eine Flagge, auf welcher 'Antifaschistische Aktion' stand.
"Habt ihr das Plakat?" fragte James schließlich etwas dumpf und sah zu Marlene und Dorcas welche kurz nickten und daraufhin ein langes Leintuch aus Dorcas Rucksack zogen. "Klar" antwortete Marlene grinsend, während Dorcas eines der Enden Mary in die Hand drückte.
"Gut, also dann zusammenbleiben. Schreibt euch noch irgendwo die Nummer vom EA auf" meinte James, welcher ihnen dann einen Kugelschreiber rumreichte. Sirius kritzelte sich die Nummern auf den Unterarm und hoffte, dass keiner von ihnen sie brauchen würden. Unangemeldete Demo hin oder her.
"Lasst uns gehen, da drüben sammeln wir uns" meinte Remus und nickte auf eine Menschentraube voller vermummter Gestalten welche Pappschilder in die Luft hielten und sich langsam aufstellten, teilweise ähnlich riesige Stoffplakate vorne und zur Seite, sodass man noch weniger erkennen konnte. Es waren wirklich viele. Klar, es waren auch einige Menschen hiergeblieben, manche sahen auch kopfschüttelnd in Richtung der Protestanten und schienen absolut nicht einverstanden zu sein, doch immerhin gut die Hälfte sammelte sich.
Auch ihre Gruppe, Remus, Lily, James, Marlene, Dorcas, Kingsley, Mary und Sirius, stellten sich nun dazu, blieben eng beieinander während auch Sirius ein Stück des Leintuchs in die Hand gedrückt bekam.
Viel Zeit, bevor sie losgingen, blieb nicht, etwas weiter die Straße runter, hörte man bereits Sirenen. Wohl die Verstärkung, welche die Polizisten sich gerufen hatten. Mit dem bisherigen Aufgebot von einigen Beamten würde er sich ihnen auch nicht in den Weg stellen wollen.
"Ruf einfach mit und geh nicht verloren" raunte ihm Remus ins Ohr, der Größere hatte nach seiner freien Hand gegriffen und drückte diese sanft. Für einen Moment fragte sich Sirius, ob Remus tatsächlich schon wieder auf der Straße sein sollte, nach seinem Anfall in der letzten Nacht, doch das war etwas das Remus deutlich besser einschätzen konnte als er.
"Du auch nicht" erwiderte Sirius, wollte auf keinen Fall, dass jetzt ausgerechnet Remus verhaftet wurde oder so, wenn sie sich nahegekommen waren. Nicht, dass er irgendwen hier verhaftet sehen wollte.
"Ich versuchs" erwiderte Remus noch, ehe sie sich schon in Bewegung setzten, die Straße ein Stück runter und weg von den Polizisten und dann Richtung Innenstadt. Drei Streifenwägen folgten ihnen bereits, unternahmen allerdings nichts weiter, um sie zu stoppen.
Die nächsten Minuten waren wie ein Rausch, zwischen mitgeschrienen Parolen, Polizeidurchsagen und immer wieder dem Aufruf zusammen zu bleiben und niemanden zurückzulassen liefen sie in Richtung Innenstadt. Seine Hand blieb dabei fest mit Remus verschränkt und sie grinsten sich immer wieder an, während sie der Masse vor ihnen folgten.
Sirius glaubte nicht, je so adrenalingeladen zu sein. Hier, mit so vielen Menschen, die dafür kämpften, dass Queerfeindlichkeit einfach nicht mehr passierte, dass die Welt ein bisschen besser wurde und vor allem dafür, dass sie gesehen wurden. Und Sirius fühlte sich unfassbar gesehen. Vor allem wenn James oder Remus Blick ihn streiften, selbst wenn er nur ihre Augen sehen konnte, wusste er, dass es den anderen genauso erging.
Bevor sie allerdings wirklich weit kamen, sie waren kaum losgelaufen, sah Sirius auch vor ihnen Blaulicht, wie es schien hatten die Polizisten auf Verstärkung gewartet. Doch es dauerte nicht lange, bis sie in eine Seitenstraße auswichen und ihren Weg doch noch fortsetzten.
Doch trotz dessen, dass sie als Menge bereits joggten und Sirius nicht wusste, wie lange er das ohne Remus an seiner Seite mitgemacht hätte, holte die Polizei sie an einer größeren Straße ein und versperrten sämtliche Durchgänge, sodass sie nicht gehen konnten.
Weiter vorne hatte eine Person, vermutlich die moderierende Person, ein Megafon und machte nun eine Pause von "Es gibt kein Recht auf Homophobie - Eure Priester sind so schwul wie wir" und wandte sich stattdessen an die Polizei.
"Wir sind eine friedliche Versammlung, es gibt keinen Grund dazu, uns aufzuhalten und Verhaftungen vorzunehmen. Keiner von uns möchte gewaltsam sein, also fordere ich euch Polizisten dazu auf, genauso friedlich zu bleiben, wie wir es sind. Wir alle sind nur deshalb hier, weil wir große Probleme in unserer Gesellschaft haben und darauf aufmerksam machen wollen. Ein Bischof darf ungestraft Hass und Menschenfeindlichkeit verbreiten und wir keine Demo veranstalten?" begann die Person ihre Rede, wurde dabei allerdings achtlos von den Lautsprechern eines Polizeiautos übertönt während einige Beamte um sie herum nun anfingen mit ihren Schildern alles noch weiter abzusperren.
Trotz dessen, dass keiner von ihnen Gewalt angewandt hatte oder auch nur ansatzweise etwas zerstört hatten, trugen sie schusssichere Westen, Helme und Schilde. Einige der Beamten trugen sogar richtige Gewehre mit sich herum. Trotz dessen, dass die anderen ihn immer wieder vorgewarnt hatten, hätte Sirius ein so heftiges Vorgehen nicht erwartet.
"Dies ist eine illegale Versammlung. Sie machen sich nach § 16 Versammlungsgesetz strafbar. Diese Versammlung wird nun von der Polizei aufgelöst, jeder anwesenden Person wird ein umgehender Platzverweis erteilt. Die Polizei wird nun damit beginnen, Ihre Personalien aufzunehmen" tönte es undeutlich aus dem Lautsprecher während Sirius etwas näher zu Remus trat und ihn fragend ansah.
"Wie sollen wir denn gehen, wenn sie alles absperren? Da kann man sich ja gar nicht an den Platzverweis halten?" fragte er nach, so leise, dass ihn nur Remus hören konnte, doch bei dem generellen Lärm um sie herum alles andere als geflüstert.
Weiter hinten, am Ende des Demozuges wurden bereits Personen unter Gegenwehr aus der Demo gezogen und hinter die Polizeilinie geschleift. Einer weiblich gelesenen Person wurde der Arm so stark verdreht, dass sie vor Schmerzen aufschrie und sogar kurz die Lautsprecher übertönte.
"Die wollen erst unsere Personalien, davor lassen die uns nicht gehen. Nehmen vielleicht den ein oder anderen auch mit" erklärte Remus in ähnlicher Lautstärke während die braunen Augen des anderen immer wieder hin und her huschten, ehe er wieder zu Sirius sah.
"Wie gehts dir? Ist alles in Ordnung?" fragte der andere dann ernsthaft woraufhin Sirius langsam nickte. "Ja, an sich ist alles gut. Das mit der Polizei ist nur einfach... ziemlich krass" meinte er, während sein Blick wieder zu der Ecke glitt, an welcher bereits drei weitere Personen abgeführt wurden. Gleichzeitig dazu, setzten die Personen sich auf den Boden uns verschränkten dann ihre Arme ineinander um es den Beamten so schwer wie möglich zu machen. Auch Sirius, Remus und der Rest ihrer Gruppe ließen sich noch nieder, tranken nochmal etwas und verhakten ihre Ellbogen ineinander.
"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Freiheit klaut!" schallte es nun unter anderem immer wieder über die Straße, auf der anderen Seite der Polizeiwagen bildete sich mit Sicherheit bereits ein Stau.
Weiter hinten und nun auch an den Seiten wurden weiterhin Leute aus den Reihen gerissen, überall schallten laute Rufe über den Platz. Und als Sirius sich die anderen Demonstranten genauer anschaute, fielen ihm immer wieder Jugendliche auf, die mit Schreckensgeweiteten Augen zur Polizei sahen.
"Es gibt keinen Grund für dieses Vorgehen, diese Versammlung ist friedlich. Keiner von uns muss derartig gewaltvoll verschleppt werden" rief auch die Person mit Megafon immer wieder über den Platz, traf dabei allerdings wieder auf taube Ohren.
Sirius war einfach nur froh, dass er die Leute um sich herum kannte. Auf der einen Seite hatte er sich bei Remus eingehakt, auf der anderen saß Marlene und rief fleißig mit, als "Wir sind friedlich, was seid ihr?" durch die Menge ging.
Und als dann auch noch ein Wasserwerfer eingesetzt wurde, wurde er noch lauter.
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