Teil 46
Ich atmete tief ein und probierte einen professionellen Eindruck zu machen. Meine Augen brannten und mein Kopf dröhnte, ich hatte schon im Gefühl, das dass heute nicht mein Tag würde. "Also dann erzähl mal." Begann Mihyun vor mir und zog abwartend eine Augenbraue in die Höhe. Heute hatte ich eigentlich Schule, doch es ging mir zu schlecht. Ein Grund dafür könnte mein Mangel an Schlaf sein, aber dann kamen diese unangenehmen Kopfschmerzen und die ständige Übelkeit hinzu. Also beschloss Mihyun mich zu Hause zulassen und nach ihrer Arbeit fragte sie sofort nach dem gestrigen Abend, oder besser gesagt, dem heutigen Morgen. Die noch immer im Arzt Kittel angezogene Frau vor mir räusperte sich und blickte mir eindringlich in die Augen. "Also du kennst doch noch Jeno, von unserem Ausflug. Es gibt da etwas was ich euch über ihn erzählen muss.." Und dann fing ich an ihr alles zu erzählen. Von unserem kennenlernen am Flughafen, unserem ersten Treffen, der Geheimnistuerei, seinem Geständnis, meiner Fassungslosigkeit, China, Mark, von der gestrigen Nacht, bis heute. Und aus Mihyun's fragender Haltung wurde ein aufmerksames und ungläubiges Gesicht. "..ja und dann hast du mich heute morgen auf dem Flur erwischt." Beendete ich meinen schon fast nie endenden Monolog und wartete schon auf eine Predigt, doch es kam nichts. Es herrschte reine Stille, was man hörte war wie meine Sitznachbarin in regelmäßigen Abständen mit ihren Nägeln auf dem Tisch rumklopfte. "Warum hast du es mir nicht schon früher erzählt?" Fragte sie mit einem enttäuschenden Unterton. Verblüfft schaute ich auf und weitete meine Augen. "Das war's? Kein 'Das ist unverantwortlich von dir!' oder 'Junge Mädchen wie du sollten sich nicht auf sowas einlassen!'?" Fragte ich meine gegenüber, welche vor mir ihre Hände faltete. "Nein, ich bin nur enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass du mir sowas nicht anvertrauen konntest. Aber das lassen wir einfach mal beiseite, weiß Appa davon?" Ich schüttelte beschämt meinen Kopf und wusste schon worauf das hinaus laufen würde. "Ich sag es ihm." Murmelte ich über den Tisch, bevor sie überhaupt beginnen konnte. "Gut. Aber versprich mir das nächste mal einfach von Anfang an ehrlich zu sein."
"Versprochen."
Danach legte ich mich etwas ins Wohnzimmer und quälte mich mit der alt zu bekannten Situation. Langeweile. Mit der Zeit ging es mir besser und ich schaute auf mein Handy. 15:30. In einer halben Stunde hätte Jeno Schluss, sollte ich zu ihm? Aber ich vergaß, dass ich ja krank war. Doch es ging mir wieder besser.
Nach kurzem überlegenen hatte ich mich entschlossen zu ihm zu gehen und zu hoffen, dass es niemandem auffiel. Ich zog zielsicher meine Schuhe an, griff nach meiner Jacke und meinen Kopfhörern. "Wohin des Weges?" Fragte mich Mihyun, die gerade die Treppe runtergelaufen kam. Nervös spielte ich mit meinen Händen rum und vermied Augenkontakt. "Nur etwas Luft schnappen", sagte ich schlussendlich mit einem unsicheren Unterton. Meine Nervosität bemerkte jedoch nicht nur ich sondern auch die schwarzhaarige Frau vor mir und stemmte demonstrativ ihre Hände in die Hüfte. "Was hatten wir zum Thema Ehrlichkeit gesagt LinKi?" Geschlagen atmete ich aus und nickte stumm. "Ich wollte zu Jeno und ihn überraschen", nuschelte ich vor mich hin und zupfte an dem Reisverschluss meiner Jacke rum. "Ich dachte dir ging es schlecht?" Fragte Mihyun streng. "Ging es auch, aber jetzt geht es mir wieder besser ehrlich." Meine Gegenüber schüttelte enttäuscht ihren Kopf und kam auf mich zu. Sie legte ihre Hand auf meine Stirn und schaute ob ich Fieber hatte, danach schaute sie sich mein Gesicht genau an und machte einen überlegenden Blick. "Fieber hast du zwar nicht, aber dein Gesicht ist ganz blass und müde wirkst du auch." Erklärte sie mir, doch ich konnte sie vom Gegenteil überzeugen. Bei unserem Gespräch hatte ich Zeit verloren und beeilte mich so schnell wie es ging, zu ihrer Wohnung zu gelangen.
Schnell rannte ich die Treppen hoch und kam schief keuchend in ihrer Etage an. Nach kurzem durchatmen betätigte ich schon die Klingel und wurde von einem überraschten Doyoung angeguckt. "Was machst du denn hier?" Fragte er mich sichtlich überrumpelt. "Ich wollte Jeno überraschen." Antwortete ich knapp und wollte in die Wohnung eintreten, doch mir wurde der Einlass verwehrt. "Heißt das etwa, dass ihr euch wieder vertragen hab?" Fragte der blonde mit weit aufgerissenem Mund. Unentschlossen nickte ich ihm zu und wurde von ihm in die Wohnung hinein gezogen. Er brachte mich ins Wohnzimmer wo auch schon Yuta, Taeil, Jaehyun und Johnny ihre Augenpaare auf mich gerichtet hatten. "Was machst du denn hier?" Fragte mich Taeil skeptisch und schaute zwischen mir und Doyoung, welcher noch immer mein Arm festhielt, hin und her. "Sie haben sich wieder versöhnt!" Rief der neben mir und alle standen vor Freude auf. Jaehyun war der erste der mich in seine Arme schloss, daraufhin folgten die anderen. Alle erzählten sie mir, wie sehr sich mich vermisst hatten und wie viele Sorgen sie sich um mich machten. Dazu erzählten sie mir auch noch, dass es Jeno ganz schlecht gegangen sei und sie sich auch Gedanken um ihn machten. Zusammen setzten wir uns auf die Couch und redeten über alles. Bis plötzlich ein ziehen in meinem Bauch entstand. Leidens packte ich mir an die Magengrube. Doyoung fiel es als erster auf und er begann damit einen Tee für mich aufzukochen.
Gerade als er die dampfende Tasse auf dem kleinen Tisch vor mir abstellte hörten wir lautes Gepolter aus dem Flur ertönen. "Sind wieder da!" Rief eine mir nur alt zu bekannte Stimme. Ein nicht zu übersehendes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als Jeno um die Ecke Schritt und überrascht stehen blieb. Freudig kam er zu mir gerannt und drückte mich fest. "Was machst du denn hier?" Fragte der schwarzhaarige überrascht und ließ mich langsam los. "Dich überraschen."
Wieder umarmte er mich fest und ließ sich auf den Platz neben mich fallen. Bei seinen ständigen darauffolgenden Umarmungen biss ich mir fest auf die Zähne, weil mein Bauch mit jedem Mal mehr schmerzte. "Alles in Ordnung?" Fragte er mich plötzlich und legte mir eine Hand an die Wange. Erschrocken schaute ich auf und schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, alles gut. Hab nur etwas Bauchstechen." Beschwichtigte ich und wurde daraufhin zu ihm hin gezogen. "Weißt du was am besten hilft? Lachen." Bevor ich noch etwas sagen konnte begann Jeno schon damit mich aus zu kitzeln, was mich in lautes Gelächter verfallen ließ. "Wir sind eben einkaufen!" Schallte es den Flur entlang, jedoch ließ Jeno sich davon nicht stören und er machte weiter.
Bei einem kurzen aufschauen erblickte ich plötzlich Mark an der Wand gelehnt stehen und uns begaffen. Ich löste mich leicht von Jeno und wollte etwas von ihm wegrücken. Doch Mark begrüßte mich freundlich und lief zu uns hin. Und zu meinem Erstaunen setzte er sich nicht zu mir, sondern neben Jeno. Anscheinend hatten sie sich wirklich ausgesprochen und sich wieder vertragen. "Ich störe doch nicht etwa?" Fragte er vorsichtig. Gleichzeitig schüttelten der schwarzhaarige und ich unsere Köpfe und lachten. "Alles in Ordnung Linn? Du bist ganz blass." Fragte der blonde plötzlich und ich konnte mich nicht mehr raus reden. Mir ging es schlecht, noch schlechter als schlecht. Es ging mir grauenvoll.
"Mir ist schon etwas schlecht." Gab ich mich letztendlich geschlagen und ließ mich in die Couch zurück fallen. Jeno legte seinen Arm um mich und streichelte mir behutsam über den Kopf. "Sag Bescheid wenn es nicht geht, dann bring ich dich nach Hause." Murmelte er traurig vor sich hin, doch ich schüttelte verneinend den Kopf. "Alles gut, geht schon." Log ich und schloss, mit Aussicht auf Besserung, meine Augen.
Mark POV
Nachdem Jeno und ich zusammen nach der Schule Zuhause ankamen, ging ich sofort in mein Zimmer und befreite mich von dieser beklemmenden Schuluniform. Danach machte ich mich etwas an meine Hausaufgaben und hörte wie sich die anderen zum einkaufen verabschiedeten. Jeno und ich waren nun allein, doch trotzdem hörte ich auf einmal lautes Gelächter. Ich folgte den Stimmen und kam schlussendlich im Wohnzimmer an. Dort stockte mir kurz der Atem, als ich Linn und Jeno zusammen auf dem Sofa vorfand. Ich lehnte mich an die Wand und unterdrückte meine Gedanken. Wie gerne ich doch jetzt dort mit ihr rumalbern würde. Sie in meine Arme schließen, und sie wegen mir auflachen sehen wollen würde. Aber sie hatte sich entschieden Mark. Es ist zu spät.
Sie schaute auf und ich erkannte ihren unsicheren Blick. Lachend begrüßte ich sie und ging gezwungenermaßen an ihr vorbei. Doch etwas störte mich noch mehr, als die Tatsache mit ihr und Jeno. Ihre Gesichtsfarbe. Sie sah nicht gesund aus. Natürlich sprach ich sie sofort darauf an, woraufhin sie einknickte. Ihr war schlecht und Jeno legte beschützend seinen Arm um sie. Ich ließ mich zurück fallen und schloss meine Augen. Obwohl ich jetzt am liebsten die Stelle des Daesang (jüngeren) einnehmen würde, wusste ich, dass es das beste war es zu akzeptieren. Ich hatte es Jeno versprochen. Ich hatte es insgeheim LinKi versprochen. Ich hatte es mir selbst versprochen.
Wie gerne hätte ich ihr damals geholfen? Warum hatte ich sie nicht bemerkt? Würde ich sie überhaupt ohne Jeno kennen?
Ich war zu spät und das konnte ich nicht mehr ändern.
POV ENDE
Mit der Zeit kam auch die Dämmerung zum Vorschein. Mittlerweile hatte ich mich in Jeno's Bett gelegt und probierte mich auf andere Gedanken zu bringen. "Hey ich bin's, kann ich rein?" Hörte ich Jeno's besorgte Stimme auf der anderen Seite der Tür. "Es ist dein Zimmer also warum nicht?"
Der Schwarzhaarige kam zu mir gelaufen und streichelte mir behutsam eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. "Aha, wieder vertragen?" Kam es plötzlich von Taeyong, welcher sich an den Türrahmen lehnte. "Nicht jetzt Hyung, ihr geht es schlecht." Antwortete mein gegenüber, woraufhin der ältere Augenrollend verschwand. "Ich glaube es ist besser wenn ich gehe." Nuschelte ich vor mich hin und stützte mich an meinem Freund ab. Im Flur angekommen knickten mir fast die Füße weg und mir wurde schwindelig, weshalb ich mich noch mehr an Jeno's Arm klammerte. "Alles in Ordnung?" Fragte er mich nun noch besorgter doch erhielt keine Antwort. Ich stürmte an ihm vorbei ins Bad hinein und übergab mich über der Kloschüssel.
Es war mir egal, was sie nun über mich dachten und ob sie mich jetzt abstoßend fanden. Ich hörte wie Jeno, "Scheiße," sagte und mir hinterher rannte. Nicht einmal schaute ich hoch, ich konnte ihm jetzt einfach nicht ins Gesicht schauen. Immer mehr versammelten sich hinter dem Schwarzhaarigen und murmelten vor sich hin. "Du bleibst auf jeden Fall diese Nacht hier. Keine Wiederrede." Hörte ich jemanden sagen und vernahm wie ein anderer die Tür leicht anlehnte. "Hab ihr ein Dachschaden?! Als ob ich mir eine Wohnung mit dieser Bazillenschleuder teile!" Meckerte Taeyong die anderen an.
"Sie bleibt hier! Hast du sie dir mal angesehen? Es geht ihr schlecht." Hörte ich Mark demonstrierend antwortend. "Ich werde sie mir jetzt ganz bestimmt nicht mehr ansehen und in dieses Bad werde ich auch keinen Fuß mehr rein setzten!" Waren seine letzten Worte, ab da hörte ich nicht mehr zu. Wie es aussah würde ich diese Nacht bei den Jungs verbringen...
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annyeonghaseyo!
Dankeschön! Einfach nur Danke! 5 Tsd Leser! Fast 700 Votes!
Meine Dankbarkeit ist nicht in Worte zu fassen und das habe ich nur euch zu verdanken! Vielen lieben Dank an euch<3
Wie immer würde ich mich über Feedback freuen und sage so wie sonst auch immer
annyeong jigeum-eun!
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