Teil 28
Ich rannte zur Bushaltestelle, ich war zu spät dran, viel zu spät. Es hatte ewig gedauert bis ich mich für ein Outfit entschieden hatte, jedoch war ich mit dieser Wahl immer noch unzufrieden. Gerade so bekam ich noch den Bus, ich ließ mich auf einen der hinteren Plätze fallen und atmete erschöpft aus. Ein Blick auf mein Handy sagte mir das ich nun wieder rechtzeitig im Zeitplan war. Ich trug ein weinrotes Hemd welches ich in einen weißen, lockeren Rock gesteckt hatte, dazu graue Turnschuhe und einen grauen Cardigan. Jake hatte mir seine Adresse geschickt und ich war schon ganz angespannt . Ich verstand meine ganze Nervosität nicht, lag es an seinem Vater, seiner Familie oder doch viel mehr an ihm?
Der Bus stoppte und ich stieg aus, ab hier musste ich dann wohl laufen. Ich war in einem Stadtteil der mehr außerhalb von Seoul lag, die Hochhäuser, Wolkenkratzer und Menschenmassen waren komplett verschwunden. Es war schon richtig ungewohnt für mich, so allein auf der Straße zu sein ohne von jeder dritten Person angerempelt zu werden oder die stickige Luft einatmen zu müssen. Beim laufen schweifte mein Blick durch die Umgebung, ich war in einem edlen Wohnviertel gelandet, hier gab es viele Villen und große Häuser. Vor den Grundstücken parkten teure Autos, eins teurer und größer als das andere. Hier lebte eindeutig die bessere Hälfte Seoul's.
Ich blieb stehen und blickte unglaubwürdig von meinem Handy auf das Grundstück vor mir. Ich machte einen Schritt zurück und begutachtete das Straßenschild. "Das kann doch nicht stimmen..", flüsterte ich gegen mein Handydisplay und schaute noch einmal von dem Chatt Verlauf, auf das Straßenschild und dann auf das was vor mir stand. "Nein, dass muss es sein." Murmelte ich gedankenversunken vor mich hin und lief die Einfahrt endlang. Wenn das dass Haus von Jake war, dann...dann weiß ich auch nicht mehr. Es war kein Haus mehr, das war eine Villa, eine riesige weiße zweistöckige Bonzen Villa. Ich stellte mich vor die Haustür und betätigte die Klingel. "LinKi!" Rief ein Freude strahlender Jake, der mich sofort in seine Arme zog. Ich reagierte nicht, denn erst jetzt wurde mir klar das ich wirklich hier war und das dass alles hier auch kein schlechter Traum war. "Komm ich muss dir alles zeigen!" Jake zog mich an der Hand in das riesige 'Gebäude' und ich kam kaum noch aus dem staunen raus. Es war riesig, hell und edel. Er brachte mich in sein Zimmer und sagte das ich dort auf ihn warten sollte. Jake's Zimmer Unterschied sich stark vom Rest des Hauses. Es war etwas dunkler gehalten, nicht so edel, und hatte einen dunklen Holzboden und nicht weiße Fliesen wie das Restliche Haus. Ein klopfen an der Tür machte mich hellhörig und ich stand von seinem Bett, auf welches ich mich gesetzt hatte, auf. "Hallo! Du musst LinKi sein, nicht wah?" Ein etwas größerer Junge stand im Türrahmen und kam lächelnd auf mich zu. "Ja und du bist?" Fragte ich und schüttelte seine Hand. "Ach hat Jake dir noch nichts von mir erzählt? Nah warte der kann was erleben. Ich bin Nico, Jake's älterer Bruder." Nico hatte die selben weißen Zähne wie Jake und auch das selbe Grinsen, seine Haare waren etwas dunkler als die seines Bruders doch seine Statur war genau wie die seines Brüderchens. "Nico belästigst du sie etwa?" Jake stand in der Tür und zog abwartend eine Augenbraue hoch. Der Ältere klatschte in seine Hände und fing an zu lachen, was sein Bruder ihm nachmachte. Die beiden gaben sich kurz ein Handschlag und zogen mich gleich weiter in den nächsten Raum. Das Wohnzimmer, es war gigantisch. Wir ließen uns auf das Sofa fallen oder besser gesagt schmissen sie mich drauf und beobachteten wie ich mich wieder richtete. Anscheinend war Nico genau so verrückt drauf wie Jake. Lag wohl in der Familie. "Euer Ernst?" Fragte ich sie Kopfschüttelnd und probierte wieder eine angemessene Haltung einzunehmen. "Du hast recht Jake." Rief der eine seinem Bruder zu, der wiederum machte ein nichtverstehendes Gesicht. "Womit?" Unterbrach ich die beiden und setzte mich aufrecht hin. "Damit das du schnell gereizt bist, aber probierst dir nichts anmerken zu lassen. Ach und das du hübsch bist." Bei seinem letzten Satz sprang Jake vor seinen Bruder und hielt ihm den Mund zu, jedoch zu spät denn ich hatte es verstanden. Ich wollte gerade etwas entgegnen als eine lautere sprechende Person im Flur zu hören war. Die beiden Jungs, die sich gerade noch am raufen waren verstummten plötzlich und stellten sich aufrecht hin. Ein etwas älterer Mann, vielleicht so um die 30, im Anzug betrat den Raum. Ich stand auf und stellte mich zu den Jungs. Jedoch beachtete der Mann uns erst garnicht und unterhielt sich lieber lautstark mit seinem Telefon, es ging um Geld, dass hörte man sofort raus. "Der Vertrag war doch abgeklärt und in sicheren Händen, warum will er ihn denn jetzt auflösen?! Diese Möchtegern Idole sollen sich mal nicht so anstellen! Arg...!!! Wir hörn uns." Beendete er sein Telefonat und schaute erbost zu seinen Söhnen. Danach blickte er genervt zu mir und dann wieder zu seinen Kindern. "Mit wem hab ich das Vergnügen?" Fragte dieser und schenkte mir keine weitere Beachtung. "LinKi. Du hattest sie doch für heute eingeladen? Oder hast du das schon wieder vergessen?" Stellte Jake nun eine Gegenfrage und wirkte ebenfalls gereizt, also ging ich dazwischen und verbeugte mich vor seinem Vater. "Hallo LinKi." Begrüßte mich sein Vater kalt und nickte nur einmal halb mit dem Kopf. "Linn das ist mein Dad Lucifer, Vater das ist meine Klassenkameradin LinKi." Stellte mich Jake ein weiteres Mal vor und wirkte dabei sehr gereizt. Lucifer? Wurde so nicht auch der Teufel gennant? Jetzt verstand ich auch warum sich Jake so schlapp gelacht hatte. Nico kippte die unangenehme Stimmung indem er uns Bescheid gab das dass Essen angerichtet war. Wir gingen in einen großen Raum wo ein langer Tisch stand der mit wohlriechenden Speisen gedeckt war, wahrscheinlich alles von der Hausköchin. Sein Vater hatte ja schonmal nicht gekocht, denn der hatte ja meine Einladung komplett vergessen und eine Mutter hatte ich noch garnicht zu Gesicht bekommen.
Wir setzten uns und gaben uns schweigsam dem Essen hin. Ich saß zwischen Jake und Nico, gegenüber von mir ihr Vater, der mich immer mal wieder musterte. "Also LinKi du kommst auch aus Deutschland hat mir Jake erzählt. Warum bist du nach Korea gekommen, unseren Grund hat dir mein Sohn wahrscheinlich schon erzählt. " Durchbrach Lucifer die Stille und legte eine Ellenbogen auf den Tisch ab um seinen Kopf kurz darauf auf seine Hände zu stützen. "Mein Vater hat eine neue Freundin. Mihyun. Sie ist Koreanerin, deshalb sind wir hier." Erklärte ich. Meine Handflächen wurden mit jedem Satz verschwitzter und ich immer nervöser. Ich fühlte mich wie in einem Gericht beim Verhör. "Und dein Name? Ich meine LinKi ist kein Deutscher Name. Und was machen deine Eltern so Beruflich, ich mein ja nur ich möchte nicht das meine Jungs in irgendwelche illegalen Geschäfte reingezogen werden." Hatte ich mich gerade verhört? Illegal? War das sein Ernst? Es tut mir leid aber sowas war respektlos! Aber ich riss mich zusammen und atmete einmal tief durch. "LinKi ist eine Mischung aus meinem echten Namen Linn und Kim. LinKi versteht sich von selbst. Mein Vater ist Dolmetscher für Reisende und auch im Finanzbereich, also falls mal jemand aus Korea zum Beispiel mit jemand aus Australien ein Meeting führen muss ist mein Vater in dem Bereich tätig. Mihyun ist Immobilienmaklerin in Deutschland gewesen und hat sich hier nun zu ihrem Traumberuf umschulen lassen Kinderärztin. Also was Illegales machen wir nicht." Beendete ich meinen Satz und setzte mich nun aufrecht und selbstbewusster vor Lucifer hin. So das ich ihm genau in seine Augen gucken konnte. "Und was sucht so etwas wie du auf einer Artist Schule?" Etwas wie ich? Langsam ging mir das Benehmen seines Vaters gewaltig auf die Nerven. "Ich weiß erst seid kurzem das ich auf einer Artist School bin. Also weiß ich noch nicht so recht als was ich mich dort Ausbilden lassen will."
"Und-.." Sprach Lucifer weiter wurde jedoch von Jake, welcher seine beiden Hände auf den Tisch stemmte und sich aufrecht hinstellte unterbrochen. "Das reicht jetzt! Ich kann verstehen warum Mutter dich verlassen hat!"
"Was fällt dir ein!" Sein Vater stand auf und holte mit seiner Hand aus. Ein lauter Schlag hallte durch die Räume und Jake hielt sich seine Wange. Doch sein wütendes Gesicht blieb unverändert. "Was fällt dir ein, so mit mir zu reden?" Fragte sein Vater mit einer extrem tiefen Stimme. "Mein Stolz..." Beendete Jake seinen Satz und verschwand mit mir an der Hand in sein Zimmer. Ich war geschockt, es war still und wir saßen einfach nur auf seinem Bett. Wie sollte ich damit umgehen? Was sollte ich jetzt nur tun? Er wurde von seinem Vater geschlagen. Ich sammelte mich wieder und berührte vorsichtig die rote Wange meines Gegenübers. Er zischte und drehte sich von mir weg, verunsichert zog ich meine Hand zurück und packte sie auf seine Schulter. Ich zog in zu mir und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Danke das du hier bist." Kam es leise von ihm. Von draußen knallten kleine und größere Hagelstücke gegen die Scheibe und machten den einzigsten Laut. Er zog mich fester an seine Brust und ließ meinen Kopf nicht von ihr, egal wie sehr ich mich lösen wollte. "Bitte bleib noch kurz so, ich will nicht das du mich so siehst." Sagte er zitterig. "Wie?" Fragte ich. "Verletzt." Sagte er monoton und löste sich langsam von mir. Er lächelte mich mit seinen weißen Zähnen an, er wirkte so glücklich, wenn da nicht diese roten verheulten Augen wären.
Ich wollte meine Hand an seine Wange legen, jedoch nahm er mein Handgelenk und führte meine Hand zu seiner Brust. Zu seinem Herzen. Er schaute von meiner Hand wieder hoch in mein Gesicht und da kam es, Jake's Lächeln. Er näherte sich mir langsam und legte seinen Kopf leicht schräg. Ich drehte meinen Kopf weg und er stoppte, ein leises kichern verließ seinen Mund und er drückte mir ein Kuss auf die Wange.
Wir legten uns auf sein Bett und betrachteten einfach nur die Decke. Als ich meine Augen wieder öffnete war es draußen stockfinster und ein Blick auf die Uhr sagte mir das ich eingeschlafen war. Denn wir hatten es nicht mehr 18:00 sondern 21:00 Uhr. Jake schaute mir in die Augen und lächelte mich verlegen an. "Weißt du das du beim schlafen trittst." Sagte er mit einem Lachen im Anschluss. Ich schlug ihn gegen die Brust und fragte was ich jetzt machen sollte, da es schon so spät war und kein Bus mehr fuhr. "Bleib einfach hier morgen bring ich dich dann nach Hause." Antwortete er mir und ich stimmte zu, ich wollte ihn heute sowieso nicht mehr allein mit seinem Dad lassen.
Jake POV
Wir starten an die Decke und genossen die Stille. Leises atmen machte sich von Linn bemerkbar, sie musste wohl eingeschlafen sein. Ich schaute ihr zu wie sie dort so friedlich schlief und so unschuldig aussah. Ich bin ihr so dankbar das sie heute für mich da war, allerdings wurde mir schlecht bei dem Gedanken das sie mich verletzt gesehen hatte und ich so abweisend zu ihr war. Ein helles Licht hinter ihr machte mich neugierig. Es war ihr Handy, es musste ihr wohl aus der Jacke raus gefallen sein. Ich wollte nicht neugierig sein, jedoch konnte ich nicht anders als ich den Namen das Absenders gelesen hatte. Vorsichtig entfernte ich mich von ihr und lass mir die ersten Zeilen der Nachricht durch, die man auf dem Display lesen konnte. Sofort entsperrte ich ihr Handy und ging auf den Chat, ihr Passwort hatte sie mir mal gesagt und dachte wohl das ich es schon vergessen hatte. Aber wie könnte ich nur etwas vergessen was sie zu mir sagte. Die Nachricht kam von einem Jeno, war es etwa der Jeno von letztens?
Jeno: LinKi-Ah willst du morgen mal vorbei kommen? Die Jungs fragen schon ständig nach dir. Ich wünsch dir süße Träume^~^
LinKi-Ah? War sie etwa mit ihm zusammen? Hatte sie etwa einen Freund? Ich muss mir was einfallen lassen, wenn das so weiter geht verlier ich sie noch. Das darf ich nicht zulassen.
Langsam bewegte sie sich und ich warf das Handy schnell wieder hinter sie und tat so als ob ich die ganze Zeit neben ihr gelegen hätte.
POV ENDE
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