Teil 19

Ich nahm die Jacke in die Hand und drückte skeptisch auf der Tasche rum. Das Rascheln wurde lauter und das dort drin fühlte sich weich und rund an. Sollte ich? Nach etwas längerem überlegen entschloss ich mich dazu nachzusehen, was sich in ihr befand. Meine Neugier überkam mich und vorsichtig griff ich in die Tasche hinein, doch meine großen Augen verschwanden nach einem lauten Seufzer. In meiner Hand befand sich ein zusammengerolltes, silbernes Stück Papier. Kaugummi-Papier um genauer zu sein. Was hatte ich mir eigentlich erhofft? Das sich dort der Schlüssel zur Wahrheit drin verbirgt. Das einzige was ich nun daraus schließen konnte war, dass Jeno wohl zu faul ist seinen Müll an einer der, an jeder Kreuzung stehenden Mülleimer auszuleeren. Aber wenn ich schon dabei war, mal sehen was sich sonst noch so finden lässt. Ich packte vorsichtig in seine weitere Tasche doch der Kaugummi-Papier-Ball blieb das einzig auffindbare in seiner Jacke. Langsam betrachtete ich das Papier, es blitzte leicht auf als ich es gegen einen der Sonnenstrahlen hielt, welche vereinzelnd durch mein Zimmerfenster in den Raum fielen. Ich drückte an einzelnen Stellen etwas rum, wodurch es sich leicht öffnete. "Was zum?" Entfloh es mir als ich eine Zahl auf der Innenseite entziffern konnte. Behutsam und mit aller Sorgfältigkeit entfaltete ich es vollständig und konnte nicht glauben was dort stand. Nein-..oder doch! Auf dem zerknüllten Kaugummi-Papier stand tatsächlich meine Nummer mit meinem Namen daneben gekritzelt. Er hatte sich das wohl sofort notiert, er hatte an mich gedacht. Ich strich vorsichtig mit meinem Daumen über die Zahlen, um auch sicher zu gehen das ich mir dass nicht einbildete. Doch sie waren echt, so wie alles andere. Nun stand ich wirklich neben mir, einerseits war ich verletzt das Jeno mich belog, doch andererseits ließ mich allein schon dieses kleine Papierstück alles vergessen, warum ich überhaupt wütend war. Ich sollte mich wohl lieber hinlegen, sonst würde ich noch etwas Dummes in meiner Freude anstellen.

Am nächsten Morgen wurde ich erst spät wach. Ein Blick auf die Uhr sagte mir das es 13:45 Uhr war und ich wirklich lange für meine Verhältnisse geschlafen hatte. Ich quälte mich aus meiner warmen Decke und ging auf die kleine Kommode zu. Kramte eine kurze bequeme schwarze Hose und ein blaues Shirt raus, welches mir wahrscheinlich drei Nummern zu groß war. Mit meinen Sachen und sauberer Unterwäsche machte ich mich auf den Weg ins Bad und positionierte mich unter der Dusche. Nach gefühlten Stunden stand ich unten in der Küche und durchforschte das Innere des Kühlschranks. Zum Schluss hielt ich einen großen Schokoladen Pudding in meiner Hand und suchte nach einem Löffel. Das Schellen der Haustür ignorierte ich, heute wollte ich mich lieber nicht unter Augen anderer Menschen begeben. Wie ich hörte hatte Mihyun die Tür geöffnet und begrüßte die Person, welche vor dieser stand. "Komm! Gleich hier drüben ist sie," Mihyun ging ins Wohnzimmer wo ich es mir gerade bequem auf der Couch gemacht hatte. "Besuch für dich LinKi."

Jetzt war ich aber mal gespannt, ich hob eine Augenbraue und schob mir gerade ein vollen Löffel von meinem Pudding in mein Mund. Ein Blond Schopf streckte seinen Kopf durch den Türrahmen und fing an breit zu grinsen als er mich erblickte. Ich riss meine Augen weit auf und vergaß komplett den Löffel in meinem Mund. Schnell richtete ich mich auf und stellte den Pudding samt Löffel auf den kleinen Tisch der mitten im Raum stand. "Vielleicht ist es grade etwas unpassend." Mihyun war es sichtlich unangenehm, dass sie mich in eine peinliche Situation gebracht hatte. "Ach schon gut, ich und LinKi sind gute Freunde. Da sind solche Anblicke nicht so schlimm." winkte Jaehyun ab und stellte sich belustigt vor mich hin. "Dann ist ja gut, Linn ich bin einkaufen mit Markhyun. Stellt kein Unsinn an während wir weg sind." Damit verabschiedete sie sich von uns und ich war mit dem Blondchen allein. "Was machst du denn hier?" Ich stand von der Couch auf und schnipste ihm gegen die Stirn. Er lachte und schaute sich im Raum um, danach drehte er sich wieder zu mir, um mich von oben bis unten zu mustern. "Dürfen Freunde sich denn nicht besuchen?" Er lachte und ging zu einer kleinen Vitrine in der Bilder von Mihyun's Familie aber auch vereinzelnd welche von mir drin standen. "Ähm, nicht wenn sie sich nicht vorher ankündigen."
"Wo ist dein Zimmer?" Ohne weiter auf meine Aussage einzugehen, ging er an mir vorbei und stellte sich vor der Treppe auf. Ich Grummelte genervt und ging an ihm vorbei hoch und auf mein Zimmer zu. Ich stieß die Tür auf und setzte mich auf mein Bett. Jaehyun kam mir nach und musterte auch diesen Raum detailliert. "Also der eigentliche Grund warum du hier bist, Jetzt!" Ich wollte heute einfach nur meine Ruhe doch das schien wohl niemanden hier zu interessieren, also warum sollte ich mich dann noch höflich benehmen?

"Ich hatte Schuldgefühle..." Der Ältere schaute aus dem Fenster und atmete tief ein. Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich aufs Bett. "Ich weiß du wurdest schon oft von uns vertröstet und das ist nicht fair, ich weiß. Du bist so ein bewundernswerter Mensch und du hast uns noch nie angelogen, noch nicht einmal bei sowas belanglosem wie, dass du nicht mit Stäbchen essen kannst. Ich fühle mich schlecht ich..ich bin ein schlechter Mensch." Ich nahm ihn sofort in die Arme als er den letzten Satz aussprach. "Nein Jaehyun, du bist ein toller Mensch. Auch wenn ihr es mir nicht sagen könnt bin ich dennoch froh das ihr in mein Leben getreten seid." Wir beide fingen an zu lachen als wir uns in die Augen schauten.
Die restliche Zeit die Jaehyun bei mir war verbrachten wir mit lachen und reden, einfach über Gott und die Welt. Die Ansicht von uns beiden auf bestimmte Situationen war Haargenau gleich, doch wie jeder schöne Tag musste auch dieser zu Ende gehen und auch er musste mich irgendwann verlassen.

Am Abend war ich dann aber doch zu wach um mich faul in mein Bett fallen zu lassen und den letzten Wochenendtag einfach so verstreichen zu lassen. Also nahm ich mein Handy, Kopfhörer, Tasche, Jacke und Schuhe um mich nach draußen zu begeben. Da Mihyun und mein Appa noch immer unterwegs waren und ich allein war hinterließ ich einen Zettel und öffnete dann die Haustür. Mit einpaar neuen Liedern im Schlepptau, schlenderte ich durch die Straßen und Gassen der Stadt. Ich konnte mich immer mehr mit Kpop anfreunden und hörte gerade GIRLFRIEND von BIGBANG. Zufällig ging ich am Nuguna da vorbei und beschloss einfach mal rein zu gehen. Ich betrat das schöne Café und setzte mich weiter nach hinten in die Ecke des Raumes an einen Tisch. Ich bekam ein lauten Streit zwischen dem Kassierer und einem Kellner mit die sich um eine Abrechnung stritten. Der Kellner warf die Hände in die Luft und schrie 'Du bist unmöglich!' danach verschwand er in einem hinteren Raum, wahrscheinlich die Küche. Der Kassierer verdrehte die Augen und blickte dann rüber zu mir, ich schaute sofort weg und versteckte mich in der Speisekarte. Eine Hand legte sich auf den Rand der Kart und zog sie runter, ich erschrak und hob sofort meinen Kopf. Vor mir stand Misa, eine Hand hatte sie in ihre Hüfte gestemmt und in der anderen hielt sie ein Wischtuch. Sie lächelte mich freundlich an und verdrehte die Augen als sie zu dem Kassierer hinübersah. "Hey LinKi nicht wah? Du musst meine Brüder endschuldigen." Sie fing an zu lachen und wischte über meinen Tisch. Danach setzte sie sich gegenüber von mir hin und starrte mich eindringlich an. Ich zog die Augenbrauen zusammen und legte meinen Kopf schief. "Endschuldige wegen letztens LinKi aber-.." Sie machte eine kurze Pause, ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von diesem Perfekten-24Stunden-Stahlen in ein frustriertes Gesicht. "Jeno ist mir wirklich sehr wichtig, er wurde schon oft ausgenutzt, ich könnte mir das nie verzeihen wenn ich ihn nicht mehr beschützen könnte. Was aber der Fall ist, seid dem er weg ist kann ich nicht mehr auf ihn aufpassen, er ist wie ein vierter Bruder für mich. Ich weiß du kennst mich nicht und bist mir auch nichts schuldig aber bitte spiel keine Spielchen mit ihm. Versprich es mir." Ich nahm ihre Hand und lächelte ihr aufbauend entgegen. "Versprochen." Jetzt fing auch sie wieder an zu strahlen wie von der ersten Minute an wie ich sie kennengelernt hatte. Am Anfang konnte ich sie nicht richtig einschätzen, aber alles was sie tat, meinte sie nur gut. Misa war kein schlechter Mensch, dass wusste ich jetzt. "Danke", flüsterte sie kaum hörbar. "Aber warte vierter Bruder? Ich dachte du hast nur zwei, wäre er dann nicht dein dritter Bruder?" Begann ich zu sprechen damit wir von dieser unangenehmen Situation weg kamen. "Haha, hat Jeno dir das nicht erzählt? Ich habe noch ein kleinen Bruder er ist 10 und verdammt...ist der nervig."

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