Teil 11

Mit zerzausten Haaren stand ich vorm Badezimmer Spiegel und putzte mir die Zähne. So müde war ich seid langem nicht mehr gewesen. Nachdem ich gestern von Jeno nach Hause gebracht wurde, bekam ich zunächst eine Standpauke von meinem Vater, für mein zu spätes Erscheinen. Danach wurde ich von Mi Yeom über mein Treffen ausgequetscht und nach allen Einzelheiten befragt. Als ich mich dann in mein Bett fallen ließ hatten wir bereits 23:58 Uhr und ich war echt erledigt. Am liebsten wäre ich heute Morgen einfach im Bett liegen geblieben und hätte weiter geschlafen doch mein Papa hätte bemerkt, dass es mir an nichts gefehlt hätte. Außerdem müsste ich mir dann auch den ganzen Tag lang Beziehungs-Tipps von Mi Yeom anhören, dann ging ich doch lieber total erledigt in die Schule.

"Dein Bus kommt in 15min LinKi!" Mihyun erinnerte mich daran aus meinen Gedanken aufzutauchen und mich zu beeilen. Ich lief schnell in mein Zimmer um meine Tasche zu holen und gewann nebenbei den Kampf gegen meine Haare. "Tschüss!" Rief ich aus der Tür und machte mich so schnell es ging auf den Weg in Richtung Bushaltestelle. Gerade noch rechtzeitig ankommend konnte ich einsteigen, überblickte den recht überschaubare Anzahl an Mitfahrenden und konnte enttäuscht feststellen, dass Jaehyun leider nirgends ausfindig zumachen war. Betrübt ließ ich mich nach hinten an ein Fensterplatz nieder und schielte nach draußen, es fing an in Strömen zu regnen und ich schaute mir die Regentropfen an der Scheibe an, wie sie vereinzelt an dem Glas runterliefen. Es war so friedlich und ruhig hier, langsam spürte ich, wie meine Augenlider immer schwerer wurden und ich anfing zu Gähnen. Der Bus stoppte kurzerhand und ich flog unbeholfen nach vorn, geradeso konnte ich noch eine Haltestange umklammern um dem Fußboden nicht begrüßen zu müssen. Die Türen öffneten sich und erst jetzt realisierte ich, dass ich bereits angekommen war. Beim verlassen des Busses bekam ich ein leises 'Pass besser auf du Maulwurf!' vom Busfahrer zugezischt, worauf ich nur ein beschämtes Lächeln raus brachte. Das fing ja toll an.

Im Klassenzimmer angekommen schweifte mein Blick durch die Klasse, doch auch Renjun war nicht aufzufinden. Komisch...
normalerweise ist er immer vor mir da. Unmotiviert ließ ich mich auf meinen Platz fallen und packte meine Sachen aus, dabei lagen meine Augen die ganze Zeit auf die Tür gerichtet, mit der Hoffnung, dass dort jeden Augenblick ein freudestrahlender Renjun rein stolzieren- und mich mit seiner Laune anstecken würde. Doch der einzige der nach dem Schellen den Raum betrat war unser Lehrer.

Die letzten vier Stunden ließ ich nur schwer über mich ergehen. Nun hatte ich endlich große Pause und konnte mich zu den anderen Jungs an den Tisch gesellen. Ich schnappte mir mein Tablet und blieb im hintern Teil der Mensa stehen. Keine Spur von den weitern dreien, was war denn hier los? Schwänzten sie gemeinsam? Nein, das würden sie nicht tun. Niedergeschlagen überflog ich ein weiteres Mal die im Raum anwesenden Leute, doch ich konnte keinen der älteren ausfindig machen. Als ich mich gerade umdrehen wollte lief jemand genau mit seinem Tablett in mich hinein und sein gesamtes auf dem Tablett liegendes Komponente landete auf mich hinab. Mir blieb vor Schock der Mund offen stehen, mein Oberteil war komplett durchnässt und sein gesamtes Essen, was in diesem Fall Spaghetti waren, landete auf meinem Rock sowie Schuhen. Das schlimmste aber gerade war, dass meine weiße Bluse, welche mit zur Schuluniform gehörte, durchsichtig geworden war, dies konnte aber gerade niemand sehen. Das aber auch nur da ich mir die ebenfalls mit zur Schuluniform dazugehörende Jacke zuhielt. Dieser Tag konnte einfach nicht mehr schlimmer werden, was ich aber erst jetzt mitbekam war das alle um mich herum lachten und sogar auf mich drauf zeigten. Ich konnte einfach nicht mehr, meine gesamte Frustration kam mit einem Mal über mich und das einzige woran ich grade denken konnte war 'Schnell weg hier'.

Ich rannte aus der Mensa raus zu den Toiletten hin, wo nie jemand war, aus einem einfachen Grund; sie waren widerlich. Doch sie waren gerade die am nahegelegensten und über den gesamten Campus zu laufen, nur um zu den neuen Toiletten zu kommen, war es mir mit diesem Anblick nicht wert. Angekommen entfernte ich erstmal meinem Rock von den Nudel Resten und wusch so gut wie es ging die Soße raus. Ich stützte mich, nachdem ich das zuvor genannte getan hatte, am Spülbecken ab und betrachtete mich im bekritzelten Spiegel. Was ich dort betrachtete war abscheulich, riesige Augenringe, nasse Haare mit Soße und diese gläsernen Augen. Ich konnte einfach nicht mehr, aus mir kam einfach mit einmal meine ganze angestaute Verzweiflung raus. Ich ließ mich auf den Boden fallen und zog meine Beine zu meinem Gesicht hoch, ich wollte einfach nur noch alleine zu Hause sein, mich unter meiner Bettdecke verstecken und einen riesigen Pott Schokoladen Eis in mich hinein stopfen.

Mein leises Schluchzen durchbrach die ungewohnte Stille, doch dann spürte ich eine Hand auf meinem Rücken, schreckte zusammen und hob meinen Blick. Vor mir stand ein westlich aussehender Junge mit hellbraunen Haaren der mir ein aufbauendes Lächeln zuwarf. Ich legte meinen Kopf schief und verstand nicht ganz was er von mir wollte, dabei wischte ich mir die Tränen weg und probierte garnicht erst so zutun als ob alles in Ordnung wäre. Aber ich glaubte, niemand hätte in so einer Situation gedacht, dass alles gut gewesen wäre.
"Es t-tut mir ja so leid, das wollte ich nicht," brachte er nur sehr geschockt und brüchig raus. Ich verstand ihn nicht und hob nichtverstehens eine Augenbraue, warum entschuldigt er sich bei mir? "Was?" Fragte ich deutlich verwirrt. "Das mit dem Tablett, das war nicht meine Absicht, es tut mir so leid." Also war er der Banause der in mich reingelaufen war. "Es ist nicht deinetwegen, es ist-..Warte mal, du kannst deutsch?" Bei unserem Gespräch hatte ich garnicht bemerkt, dass er mit mir Deutsch sprach, ich hatte wohl einfach aus Reflex auf meiner Muttersprache geantwortet. Er fing an zu lächeln und lachte wohl gerade innerlich über meine Aussage. Wer war dieser Junge?

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