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Weils letzte Woche kein Kapitel gab, gibts jetzt noch eines. Viel Spaß :)


Die Jäger nahmen mich mit zu ihrem Oberhaupt, dem ersten Kultisten. Ihn musste ich davon überzeugen, dass ich es Wert war, einer von ihnen zu werden. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit, bis er mich endlich anhörte und mich mehr nicht als einen Anwärter sah.



Erst als ich dem Kultisten meine Kette mit den Vampirzähnen zeigte und ihm erklären konnte, wie ich jeden Einzelnen davon zur Strecke gebracht hatte, stieg seine Hochachtung vor mir.



„Trotz Ihren Erfahrungen kann ich Ihnen nicht erlauben, ohne Ritual bei uns einzusteigen", erklärte er mir gerade. Seinen Namen hatte er mir noch nicht genannt, den kannten anscheinend auch nur engste Vertraute von ihm.



Ich musste schlucken, als ich sein Gesprochenes realisiert hatte. Ein Aufnahmeritual. Ich wusste noch von früheren Tagen, dass diese Rituale dazu dienten, dass wirklich nur Menschen in den Kult kommen konnten und Vampire sofort auffliegen sollten. Ich hoffte inständig, dass sich das Ritual in den Jahren nicht verändert hatte und ich mich wieder mühelos durch die Prüfungen bringen konnte. Ansonsten würde ich definitiv zum Gejagten werden. Und das konnte ich mir in dieser Zeit nicht leisten, nicht in einer Zeit, in der ich mich gar nicht auskannte und verloren ohne Hilfe war.



„Wie läuft diese Prüfung ab?", fragte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie es in mir aussah.



„Da Sie schon einiges an Erfahrung vorweisen können, würde ich vorschlagen, dass wir den ersten Teil der Prüfung vergessen und mit Ihnen nur das Aufnahmeritual durchführen."



Mir fiel ein Stein vom Herzen, wenigstens etwas. Doch neugierig war ich trotzdem, deshalb fragte ich, was es denn mit diesem Ritual auf sich hatte.



„Das darf ich Ihnen leider noch nicht sagen", sagte er und strich sich über seinen grau melierten Bart. „Bis zum Aufnahmeritual sind Sie kein vollwertiges Mitglied, daher ist es noch geheim, aber lassen Sie sich überraschen. Wobei Sie ziemliches Glück haben, das nächste Ritual wird morgen Abend stattfinden."



Zwar war ich etwas nervös, immerhin wusste ich so gar nicht was auf mich zukommen würde, doch ich ließ mir nichts anmerken und sagte scheinbar entspannt: „Okay, dann werde ich mich überraschen lassen und mich nun in mein Gemach zurückziehen." Ich deutete eine Verbeugung an und drehte mich dann um. Siedend heiß fiel es mir dann ein, solche Gepflogenheiten waren für diese Zeit nicht mehr üblich. Vorsichtig und leicht auf meiner Lippe kauend, drehte ich mich um, doch für den Herrn, am anderen Ende des Raumes schien es ganz normal zu sein, dass man ihn so behandelte. Dennoch sollte ich mir das abgewöhnen, die heutige Zeit war nun mal nicht so höflich wie ich es gekannt hatte ...



Den nächsten Tag verbrachte ich in meinem Gemach, meinem Zimmer, das ich zugestellt bekommen hatte. Einige der Anwärter und auch der Kultisten kamen zu mir und wollten mich zum Essen oder Ähnliches holen, doch die Tatsache, dass ich ein Vampir war und dass die Sonne meine Fleisch verbrennen würde, machte es mir schwer. Ich hoffte inständig, dass meine Ausrede, dass ich mich auf die Aufnahme vorbereiten wollte, angenommen wurde.



Als die Zeit für das Ritual gekommen war, musste ich in eine schwarze Kutte schlüpfen, die mir bis zu den Knien reichte. Die Kapuze fiel mir ins Gesicht, sodass die anderen Anwärter mein Gesicht nicht erkennen konnten.



Die sieben anderen Anwärter und ich wurden in einen dunklen hallenähnlichen Raum geführt, der nur spärlich, mit Kerzen ausgeleuchtet war. Trotzdem konnte ich mich, durch meine verstärkten Sinne gut zurecht finden.



„Willkommen, liebe zukünftige Kultisten", echote eine dunkle Stimme, „Ihr seid bestimmt neugierig, was euch erwarten wird." Zustimmendes Gemurmel war zu hören.



Plötzlich flogen von allen Seiten die Türen auf und eine Menge anderer Kultisten traten mit einem monotonen Singsang ein. Ihr Lied erinnerte mich stark an den Gesang von Mönchen bei einer Messe. Jeder von ihnen hatten ihre Hände wie zu einem Gebet gefaltet.



Sie stellten sich um einen großen Kreis um uns und verstummten ganz plötzlich. Stumm wurde ein Gefäß mit einer klaren Flüssigkeit umher gereicht. Als ich an der Reihe war, zögerte ich kurz, denn ich wusste ja nicht um was es sich handelte, doch nachdem ich roch, dass zumindest kein Knoblauch darin war, der mich verraten konnte, trank ich einen Schluck. Für einen kurzen Moment hielt ich die Augen geschlossen und wartete, ob sich vielleicht nicht doch eine spätere Wirkung bemerkbar machte, doch nichts passierte.



Als ich die Augen öffnete, merkte ich, wie sich die Stimmung im Raum verändert hatte. Der Kreis hatte sich in der Mitte geteilt und das Oberhaupt der Angelis Custodis stand nun vor uns. Erst als ich mich genauer umblickte, merkte ich, dass sich alle verbeugt hatten. Außer meine Wenigkeit. Schnell senkte ich ebenfalls mein Haupt und hoffte, dass es nicht weiter schlimm war, dass ich nicht gemerkt hatte, was los war. Doch schon wenige Sekunden später ertönte wieder die dunkle Stimme und wies uns an, dass wir uns erheben sollten.



Wieder setzten die Kultisten zu einem monotonen Singsang an:


„Ego autem in Tesperavi, Domine;dixi: "Deus meus es tu, in manibus tuissortes meae. Eripeme de manuinimicorum meorumet a persequentibusme; illustra faciemtuam super servumtuum, salvum me facin misericordia tua.Domine, nonconfundar, quoniaminvocavi te;erubescant impii etobmutescant in inferno.""




Währenddessen beobachteten sie uns Anwärter mit Argusaugen. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Gebet, dass böse Geister und Dämonen, zu denen ich eigentlich auch zählte, vertreiben sollte. Allerdings müsste ihnen schon längst klar sein, dass Gebete keinerlei Wirkung auf uns hatte.



Sobald sie mir besser vertrauten, musste ich ihnen ein paar nützlichere Kniffe zeigen, als diese lachhaften Mittelchen. Dennoch freute ich mich innerlich. Immerhin war dieses Ritual einfacher als gedacht. Zumindest bis jetzt, ich wusste ja nicht, was noch kommen sollte.



Nachdem es wieder still geworden war, legte das Oberhaupt den Anwärtern, eiserne Kruzifixe um den Hals, die während des Gebetes geweiht worden waren.



„Nun, da Ihr von euren Sünden befreit und euer Blut vom Bösen befreit wurde, kommen wir nun zum letzten und wichtigsten Teil unseres Rituals", sprach das Oberhaupt.


„Um im Orden aufgenommen zu werden, müsst ihr ein Gelübde ablegen."


Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Niemand wagte es, etwas zu sagen und ich hätte schwören können, dass einige der Anwärter sogar den Atem anhielten und ein letztes Mal überlegten, doch noch einen Rückzieher zu machen.



„Alasdair, sie sind zuerst dran." Kurz zuckte ich beim Klang meines Namens zusammen. Zu lange hatte ich ihn nicht mehr gehört und er war mir fast schon in Vergessenheit geraten. Doch woher kannte er meinen Namen?



„Sie fragen sich sicher, woher ich Ihren Namen kenne?", flüsterte er mir zu, als ich einen zögerlichen Schritt nach vorne getan hatte. Stumm nickte ich, bevor er fortfuhr.


„Ich weiß wer und was Sie sind. Immerhin waren Sie einer der wichtigsten Mitglieder. Doch eines sage ich Ihnen. Sollten Sie sich nur einen Fehltritt erlauben, werde ich sie jagen und töten."



Wieder nickte ich. Mir war schon klar gewesen, dass ich in einigen Schriften benannt wurde, doch dass er es so schnell herausfinden würde, ließ mich erschauern.



„Sprechen Sie mir bitte nach" sagte das Oberhaupt nun etwas lauter und ich bildete mir ein, dass seine Augen kurz aufblitzten.



„Ich gelobe, meinen stetigen Gehorsam und Beständigkeit in den Dienst der Angelis Custodis zu legen. Mein Leben wird fortan stets im Beisein Gottes stattfinden, sodass er mich weisen kann, im Kampf gegen die Dunkelheit und das Böse. Ich diene den Angelis Custodis, bis zum Zeitpunkt meines Todes."



Mir war nicht wohl dabei, diesen Satz nach zu sprechen. Ich als gottlose Kreatur sollte im Dienste Gottes stehen? Was war, wenn ich meinen Blutdurst nicht im Griff hatte? Kurz schluckte ich und wiederholte dann seine Worte.



Er nahm meine Hand und schnitt mit einem Dolch in mein Fleisch. Mit dem Blut das aus der Wunde trat, sollte ich den Vertrag unterschreiben.



„Sie dürfen sich nun in Ihr Zimmer zurückziehen. Denken Sie über Ihr Gelübde nach und teilen sie uns morgen mit, was Sie für den Orden tun können."



Wieder nickte ich und deutete eine Verbeugung an. Hier war es schließlich normal, dass man sich vor dem Ranghöchsten verbeugte, so musste ich nicht die Befürchtung haben, dass ich groß auffallen würde.



Schon als ich am Gehen war, trat der nächste Novize vor und der Geruch nach Blut lag in der Luft. Ich spürte, wie er in meine Nase stieg und meine schlafende Blutgier kitzelte. Als ich endlich die Tür erreicht und geschlossen hatte, atmete ich tief durch. Ich durfte nicht nachgeben und musste es unterdrücken, so schwer es auch war. Jetzt war meine komplette Selbstbeherrschung gefragt.



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