13
Ich wurde von meinem eigenen Husten geweckt, selbst als Vampir brannte Rauch in den Lungen ...
Moment Rauch? Erschrocken öffnete ich die Augen, ich war immer noch in diesem Club und es brannte. Selbst die Kultisten waren noch da und schauten den Vampiren zu, wie sie verbrannten.
Schnell versuchte ich mich aufzurichten, doch etwas hinderte mich daran. Ein starker Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Vorsichtig tastete ich nach der Ursache und konnte den Pfahl spüren, der immer noch dort steckte. Ich biss mir auf die Zähne und zog ihn mit einem Ruck raus. Es begann zu bluten und brannte wie verrückt. Verdammt, was war das nur?
Mit zitternden Knien versuchte ich mich aufzurichten. Die Jäger kümmerten sich immer noch nicht um mich, sodass ich schnell in den Schatten verschwinden konnte. Ich drückte mich an die Wand und lief an ihr entlang. Der Rauch machte es unmöglich, mich zu sehen.
„Das Mädchen ist verschwunden! Sucht sie!", ertönte plötzlich die Stimme des Jägers, der mir so bekannt vorkam. Mist, sie hatten es entdeckt. Aber das war egal, ich hatte fast den Eingang erreicht. Nur noch ein kleines Stückchen und ich war dem Inferno entkommen.
„Nur noch ein paar Schritte", flüsterte ich mir selbst zu, als plötzlich ein Jäger vor meinen Augen auftauchte. Noch sah er mich nicht. So gut es ging, pirschte ich mich von hinten an ihn ran. Bevor er losschreien konnte, legte ich meine Hände um seinen Hals und drückte zu. Von ihm trinken konnte ich nicht, da er wahrscheinlich bis obenhin vollgepumpt war mit Knoblauch. Ich drückte fester zu und er zappelte noch etwas, legte die Arme um meine Hand und versuchte diese von seinem Hals zu entfernen. Doch ich war etwas stärker, sodass er nach wenigen Sekunden leblos zu Boden sank.
Nun hatte ich freie Fahrt. Kein Jäger oder Mensch war zu sehen. Ich rannte so schnell ich konnte, hatte jedoch immer Angst, dass mir doch jemand folgen würde. Von weit entfernt erklangen die Sirenen, die Feuerwehr und die Polizei würde jeden Moment hier sein und wenn sie erstmal da waren, würde die Flucht schwer werden. Ich rannte zu Janines Auto, doch dieses war abgeschlossen. Verzweifelt blickte ich mich um und mein Blick fiel auf einen großen Wald.
Dort würden sie mich hoffentlich nicht finden. Ich überquerte die Straße und wurde fast von einem Auto angefahren, das im letzten Moment bremsen konnte. Fluchend öffnete der Fahrer das Fenster und schrie mich an, doch ich ignorierte dies einfach und rannte weiter. Keine Sekunde zu spät war ich im Schatten der Bäume angekommen, denn schon fuhren die Polizei und die Feuerwehr vor. Doch ich erlaubte es mir nicht, mich auszuruhen. Ich musste weiter und es schaffen, die stechenden Schmerzen in meiner Brust zu ignorieren. Hoffentlich verrieten die Blutspuren, die ich hinterließ, meinen Aufenthaltsort nicht.
Doch je weiter ich ging, desto mehr merkte ich, wie meine Kraft mich verließ. Ich wurde mit jedem Schritt schwächer und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, jedoch war ich jetzt tief genug im Wald, sodass ich mir erlauben konnte, eine kurze Pause zu machen.
Kraftlos ließ ich mich an einem Baum hinunter sinken und spürte, wie das Blut immer noch aus meiner Wunde lief. Schnell riss ich ein Stück von meinem Kleid ab und drückte den Stoff auf die Wunde, in der Hoffnung, dass es die Blutung stoppen würde.
Jetzt, wo das Adrenalin langsam meinen Körper verließ, wurde mir immer mehr bewusst, aus welcher Situation ich entkommen war. Ich war noch am Leben, zumindest wenn ich es irgendwie schaffte, dass die Blutung aufhörte. Und Janine, sie hatte es nicht geschafft, sie ...
Mir fiel es immer schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Kraft verließ mich und machte einer Müdigkeit Platz, die mich immer mehr einnahm und mit sich in die Tiefe zog.
Mir wurde schwindlig und ich sackte kraftlos zu Boden, bevor alles schwarz wurde. Meine letzten Gedanken galten Janine, die in den letzten Tagen meine treue Freundin geworden war ...
Dunkelheit ... um mich herum war alles schwarz, eine Leere umgab mich und trotzdem fühlte ich mich leicht. Zu leicht, denn ich hatte das Gefühl, als würde ich schweben. Losgelöst von meinem Körper, fern von allen Problemen.
Es fühlte sich gut an, ich spürte keine Schmerzen mehr und auch die Sorgen waren ganz verschwunden. Es war mir alles egal.
In der Ferne tauchte plötzlich ein Licht auf, das immer näher kam. Es blendete mich, sodass ich mir eine Hand vor die Augen halte, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass ich auf einer Wiese mit angrenzendem See stand. Viele Blumen blühten und die Bienen summten, während sie ihren Nektar tranken. Der Duft, den die Blumen verströmten, vernebelte meine Sinne und hinterließ ein Hochgefühl in mir. Ich war richtig glücklich. Ich setzte mich an den See und ließ meine Füße von dem warmen Wasser um spielen.
Alles war vergessen. Ich war frei.
„Lillith ...", ertönte eine mir unbekannte Stimme und ich schrak aus meinem Tagtraum auf. Schnell stand ich auf und ging in Kampfposition. Ängstlich schaute ich mich um, war mir etwa ein Jäger gefolgt?
„Zeig dich und sei nicht so feige!", schrie ich und meine Stimme überschlug sich dabei.
„Na, na, wer wird denn gleich so wütend", ertönte die Stimme wieder, dieses Mal direkt hinter mir.
In einer einzigen Bewegung drehte ich mich um und starrte in das Gesicht eines gutaussehenden Mannes. Er war gut gebaut, jedoch war sein feuerrotes Haar an den Schläfen schon leicht ergraut.
„Wer sind sie?", fragte ich ruhig und ließ meine Arme sinken. Ich wusste nicht warum, aber ich spürte keine Gefahr von ihm ausgehen.
„Ich bin dein Vater!", erwiderte er gelassen. Verwirrt schaute ich ihn an, wollte er mich verarschen? Es fehlte nur noch das Röcheln und die Maske.
„Wie bitte? Das ist doch nicht dein Ernst?", sagte ich verdutzt und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
Seine weißen Zähne blitzten kurz auf, als er lächelte.
„Doch, Lillith. Ich bin Lucifer. Dein Vater. Die Menschen kennen mich als Teufel oder auch als Satan", erklärte er mir und strich mir sanft übers Haar. Einen kurzen Moment war ich verwirrt über seine Geste, doch dann spürte ich, dass er Recht hatte.
Ich fühlte mich geborgen und wusste plötzlich, dass es die Wahrheit war.
Verwirrt fuhr ich mir durch die Haare und stieß einen kurzen Seufzer aus. Es war alles so verwirrend.
„Wieso zeigst du dich mir erst jetzt und wieso bin ich überhaupt hier?", wollte ich von ihm wissen und setzte mich wieder an den See. Denn plötzlich ertrug ich seine Nähe nicht mehr.
„Du bist hier in der Zwischenwelt, Liebes. In der Welt zwischen Regnum Mortuum und Regni Viventium ... Dem Reich der Toten und der Lebenden. Hier warten die Menschen auf Charon, den Fährmann, der diese dann mit seinem Knochenschiff zu mir bringt", erklärte er mir sanft. Fast schon so, als würde er mich wirklich als seine Tochter ansehen.
„Heißt das etwa ...", sagte ich, doch er unterbrach mich. „Nein, du bist nicht tot. Du steckst irgendwo dazwischen fest. Dein Körper war durch die Knoblauchessenz, mit dem der Pfahl eingerieben war, geschwächt, deshalb konnte die Wundheilung nicht einsetzen. Wenn du ein normaler Vampir wärst, wärst du gnadenlos verblutet. So bist du nur in eine Art Ohnmacht gefallen, aus der du aber schnell wieder erwachen wirst, sobald sich dein Körper erholt hat."
Nachdenklich nickte ich und ließ einen Stein über das Wasser springen.
„Dass ich kein normaler Vampir sein kann, wusste ich schon. Ich hatte mich aus keinem mir ersichtlichen Grund verwandelt. Sonne macht mir nichts aus und ein Pfahl, mitten ins Herz, konnte mich nicht töten ..." Ich machte eine kurze Pause, bevor ich weiter sprach: „Doch sag mir, was bin ich? Acair will mir keine Antwort darauf geben"
„Du, Kleines, bist ein reinblütiger Vampir. Du wurdest als solcher geboren, im Gegensatz zu den Anderen, die alle verwandelt wurden. Heutzutage gibt es nur noch wenige deiner Art", sagte er und ließ ebenfalls einen Stein über das Wasser springen.
„Aber warum ich?", wollte ich wissen. Plötzlich stand er auf und reichte mir seine Hand, die ich ohne zu zögern annahm.
„Darauf darf ich dir noch keine Antwort geben", erklärte er mir, als ich vor ihm stand. Er zog mich in eine Umarmung und drückte mich leicht.
Ich schloss meine Augen und fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben geborgen und geliebt. Doch wieso wollte mir keiner eine Antwort auf meine Fragen geben? Womit hatte ich das verdient? Schnell löste ich mich von ihm.
„Warum?", fragte ich knapp und verschränkte meine Arme vor der Brust. Wieder zog er mich in seine Arme und flüsterte: „Wecke deine Macht!"
Mit diesen Worten stieß er mich mit aller Wucht von sich, sodass ich ins Wasser fiel. Es umspielte meinen Körper und zog mich immer tiefer. Gegen die Strömung hätte ich nicht anschwimmen können, egal wie sehr ich es versucht hätte. Wieder verschlang mich die Dunkelheit. Mir wurde schwindlig und ich hatte das Gefühl, dass ich mich übergeben müsste. Doch nichts geschah. Plötzlich legte sich eine Schwere auf meine Glieder und ich spürte einen harten Aufprall. Alles war wieder da, die ganzen Probleme, die Trauer um Janine und die Angst vor den Jägern ...
Hier das Kapitel von gestern, gestern hatte Watty gesponnen, deshalb kommt es erst jetzt. Sorry :)
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