23. Kapitel

Der Wecker riss mich aus meinem schönen Schlaf und Zwang mich zum Aufstehen.

Es war komisch wieder zur Schule zu gehen, seit Freitag war so viel passiert. Aber dann wieder war das Wochenende total kurz gewesen und ich konnte mich gar nicht richtig ausruhen.

Ich wechselte meine Verbände und zog mir Luke's weiten Pullover an, so dass man nicht ahnte, wie verunstaltet ich war. Dann packte ich noch ein lockeres T-Shirt ein, falls es zu warm werden würde und ich mich umziehen wollte.

Verschlafen ging ich hinunter in die Küche und machte mir ein Müsli mit Obst. Meine Mutter kam auch und machte sich einen Kaffee.

„Kannst du mir eine Entschuldigung für Sport schreiben?", fragte ich und tat so, als wäre es keine große Sache.

Meine Mutter sah mich fragend an. „Hast du dich verletzt?"

Ich nickte. „Ja, ich bin umgeknickt und jetzt tut mein Fuß weh!"

„Okay, kannst du denn so Auto fahren?"

„Ja, das wird schon gehen!"

Sie nickte und holte einen Zettel und einen Stift, dann schrieb sie etwas auf den Zettel. „Hier!"

Ich nahm ihn entgegen und las ihn mir kurz durch. „Danke!", sagte ich und lächelte sie dankbar an.

Ein komischer Gesichtsausdruck wanderte kurz über ihr Gesicht, dann fing sie sich wieder. ,,Gerne!"

Dann aß ich mein Müsli auf, nahm meine Schultasche und fuhr los. 

Auf dem Weg holte ich noch schnell Sarah ab und dann fuhren wir laut Musik hörend zur Schule.

An der Schule angekommen gingen wir erstmal zu Linus und dem Rest der Truppe und Sarah begrüßte ihn mit einem Kuss und einer Umarmung.

Ich stand daneben und brachte bloß ein einfallsloses „Hi!", in die Runde zustande.

Luke nickte mir zur Begrüßung kurz zu, musterte den Pullover und wandte sich dann wieder seinem Handy zu. Na super, ich kam mir hier irgendwie fehl am Platz vor. Und mir war unwohl in der Nähe von Linus. Ich wusste, dass er nichts für seinen Bruder konnte, aber sie waren trotzdem Geschwister und gab es nicht dieses Sprichwort ,,Blut ist dicker als Wasser"? Ich konnte doch Linus gegenüber nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen, schließlich hatte sein Bruder mich gefoltert...

Zum Glück klingelte in diesem Moment die Schulglocke und erlöste mich von meinen Gedanken und meiner aufkommenden Panikattacke.

Sarah verabschiedete sich von den Jungs und dann machten wir uns auf den Weg in unseren Unterricht.

„Guten Morgen, ich habe gute Nachrichten zu einem neuen Projekt!", kam der Lehrer fröhlich ins Klassenzimmer.

„Morgen!", murmelte die anderen und ich zur Begrüßung.

„Wir machen eine Projektwoche und jeder darf sich ein Thema aussuchen, womit er sich beschäftigt und etwas worauf er verzichtet. Es gibt die Themen Medien, tierische Produkte, Zucker und Plastik." Er sah uns alle streng an. „Ich erwarte, dass ihr das ernst nehmt und alle durchzieht!"

Die Klasse schwieg einen Moment und jeder schien über die Themen nachzudenken.

„Ich hänge morgen eine Liste aus und jeder trägt sich bitte bis zur Mittagspause dort ein! Ihr werdet auf die gewählten Dinge verzichten und acht Seiten bis nächsten Montag dazu schreiben!"

„Was sollen wir denn schreiben?", fragte jemand und alle warteten gespannt aug die Antwort.

„Warum das Thema wichtig ist, warum ihr es gewählt habt, eure eigenen Erfahrungen und so weiter!"

Welches Thema sollte ich wählen? Eigentlich hatte ich keine Lust auf etwas von den Dingen zu verzichten.

Der Lehrer führte seinen normalen Unterricht fort und ich lehnte mich zu Sarah rüber.

„Weißt du schon welches Thema du nimmst?", fragte ich.

Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Wahrscheinlich Zucker, dann nehme ich auch gleich Schon mal ab und muss keine Diät machen!"

Ich hob eine Augenbraue. „Du bist doch schon total dünn!"

Da räusperte sich der Lehrer und sah uns streng an. Wir seufzte und folgten weiter dem Unterricht.

In der Pause setzten wir uns zu den Jungs in eine Sitzecke auf dem Schulhof. Sarah unterhielt sich mit Linus und die anderen bis auf Luke unterhielten sich ebenfalls. Ich versuchte Linus zu ignorieren und sah ihn nicht einmal an.

„Luke, kann ich eigentlich deine Handynummer haben? Für einen Notfall oder so!" Zum Glück saß er neben mir, so dass die anderen es nicht wirklich mitbekamen. Ich wusste nicht genau warum ich ausgerechnet ihn fragte, aber er war im Moment irgendwie der einzige der... für mich da war? Auf den ich zählen konnte? Das stimmte ja eigentlich gar nicht, schließlich hatte ich Sarah und ich kannte Luke nicht einmal richtig!

Er sah mich mit einem unergründlichen Blick an, schließlich nickte er. „Aber wenn du mich zuspamst, blockiere ich dich!"

Ich rollte mit den Augen. „Ja okay!"

Er diktierte mir seine Nummer und ich schrieb ihm eine Nachricht so dass er meine Nummer auch hatte.

Da sport für mich ausfiel, konnte ich schon früher nach Hause und musste auch nicht auf Sarah warten, da sie ja mit Linus verabredet war.

Ich war fast an meinem Auto angekommen, als mich jemand aufhielt.

„Hey, hatte ich dir nicht gesagt, du sollst dich von Luke fernhalten?"

Seufzend drehte ich mich zu Nadine um und hob stumm eine Augenbraue.

„Warum hast du seinen Pullover an?"

Ich überlegte, was ich antworten sollte, aber mir fiel leider überhaupt keine Erklärung ein, und die Wahrheit konnte ich ihr auf gar keinen Fall sagen! Ich hatte auch gerade keine Kraft mehr für irgendeine Antwort also ging ich einfach stumm weiter und schloss mein Auto auf.

„Ich rede mit dir!"

Ich zuckte mit den Schultern, drehte mich aber nicht zu ihr um sondern öffnete einfach die Autotür.

„Antworte oder ich mache deiner Freundin Sarah das Leben zur Hölle und das wäre doch schade, gerade jetzt wo sie so glücklich scheint!"

Ich hielt inne und drehte mich langsam zu ihr um. Ich konnte nicht zulassen, dass es Sarah mies ging, gerade jetzt wo sie mit Linus zusammen gekommen ist, außerdem hatte sie doch gar nichts mit dem zwischen Nadine und mir zu tun!

„Frag ihn!", antwortete ich emotionslos und stieg ein. Die Tür knallte ich zu und startete sofort den Motor um vom Parkplatz zu fahren. Nadine hatte ihre Antwort und ich hoffte, dass sie Sarah in Ruhe ließ. Außerdem hoffte ich, dass Luke ihr nicht die Wahrheit sagte. Es erstaunte mich selbst, wie viel Vertrauen ich in ihn hatte.

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