19. Kapitel
„Lila, wo bist du wenn nicht zuhause und nicht bei mir?", fragte Sarah sofort nachdem sie ans Handy gegangen war.
„Ich bin bei Luke, ist eine lange Geschichte!", antwortete ich.
„Bei Luke? Wir müssen uns bald mal treffen und du musst mir alles erzählen. Alles!"
„Ja aber ich bin im Moment krank, du könntest morgen nachmittag zu mir nach Hause kommen!", schlug ich vor.
„Versprich mir, dass du mir wirklich alles erzählst, auch was vor einem halben Jahr passiert ist!"
„Ja, auch das, was vor einem halben Jahr passiert ist, ich verspreche es!" Ich hatte es noch nie jemandem erzählt und zu wissen, dass ich es morgen Sarah erzählen werde, ist ein ziemlich komisches Gefühl.
Ich bemerkte Luke's fragenden Blick doch ich ignorierte ihn, es ging ihn nichts an worüber ich mit Sarah redete.
„Deine Mutter hat bei mir angerufen, du solltest sie wirklich mal zurück rufen!", wechselte Sarah das Thema.
„Ach ja, falls sie fragt, könntest du ihr dann sagen, dass ich noch eine Nacht bei dir schlafe? Ich rede noch mal mit ihr aber sie wird mir nicht erlauben, dass ich bei Luke schlafe!", bat ich sie.
„Ja klar, aber irgendwann musst du ihr deinen Freund vorstellen!" Ich hörte ihr grinsen durch das Telefon.
„Ja ja, träum weiter! Wie ist es denn so mit Linus?"
„Ähm, wir haben heute Abend ein Date!" Sie klang aufgeregt.
„Ui, viel Spaß und immer die Ruhe bewahren!" Ich hoffte wirklich, dass aus den beiden etwas richtiges wurde, sie passten so gut zusammen. „Okay ich muss jetzt noch mal meine mutter anrufen, bis morgen!"
„Viel Glück!"
Ich legte auf und ließ mich auf dem Sofa zusammensacken. Ich war erschöpft und meine Gedanken wanderten schon zu dem Telefonat mit meiner Mutter.
„Was ist mit Linus?", fragte Luke und sah mich finster an.
„Äh was?", ich wusste gar nicht, was er meinte, ich war so in Gedanken versunken gewesen.
„Ihr habt über Linus geredet!", erinnerte mich Luke.
„Ach das meinst du!" Ich fuhr mir müde über die Augen. „Sarah ist jetzt mit ihm zusammen!"
Luke beugte sich aprupt nach vorne. „Linus hat eine Freundin? Seit wann?"
„Seit der Party gestern!"
„Er ist... Mit deiner Freundin?" Er wollte wohl eine Bestätigung.
„Ja und wenn du weitere Fragen hast, dann frag ihn!" Ich hatte gerade keine Kraft um ihm unnötige Fragen zu beantworten, ich musste jetzt meine Mutter anrufen.
Er nickte und fing an, an seinem Handy herum zu tippen. Ich wählte die Nummer meiner Mutter und wartete. Es dauerte nicht lange, bis sie ran ging.
„Lila, ich habe dich sieben mal angerufen!", fing sie auch sofort an.
„Ich habe noch geschlafen, war eine anstrengende Nacht gewesen!"
„Ist alles okay? Du hast doch nichts getrunken, oder?"
Ich rollte mit den Augen. „Ja, alles okay und keine Sorge, ich halte mein Versprechen!"
„Gut, wann kommst du nach Hause?"
„Ähm, könnte ich noch eine Nacht bei Sarah schlafen?", fragte ich vorsichtig.
„Lila wir hatten eine Abmachung, eine Nacht!", sagte sie streng.
„Ich weiß aber... Komm schon, ich habe gestern auch nichts getrunken!"
„Wenn man dir den kleinen Finger reicht, nimmst du gleich die ganze Hand! Ich wusste gleich, dass die Idee mit den neuen Regeln schlecht ist!", schimpfte meine Mutter.
„Bitte, ich...!" Ich wusste nicht, was ich als Grund nehmen sollte. „Okay, du hast Recht aber... Ich weiß, ich habe mich bisher nicht so gut an unsere Abmachungen gehalten und ich verstehe, warum du es mir jetzt nicht erlauben willst aber Mum, für mich ist das gerade ziemlich wichtig und... Na ja, wir können ja mal wieder etwas zusammen unternehmen."
„Ach Lila!" Meine Mutter seufzt. „Na gut, du darfst noch einmal bei Sarah schlafen aber komm morgen pünktlich nach Hause!"
„Danke!" Ich legte auf und machte es mir auf dem Sofa mit meiner Decke bequem. Die Wunden taten durchgehend weh und es zehrte an meinen Kräften. Ich war fiebrig und hatte immer wieder Kälte- und Hitzeschübe.
„Ähm, hast du Hunger?", fragte Luke und sah zur Küche.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein danke, ich bekomme gerade nichts in mich hinein!"
Er nickte. „Okay, sag einfach Bescheid, wenn du etwas brauchst! Und du kannst übrigens auch den Fernseher benutzen!"
Ich lächelte leicht. „Danke, für alles!"
„Kein Problem, ich habe hier ja eigentlich genug Platz und so viele Umstände machst du jetzt auch nicht!"
Ich sah ihn stirnrunzelnd an. „Du hast also keine Probleme damit, dass du mir beim verarzten helfen musst und du nachts von meinen schreien aufwachst?", fragte ich ihn neckend.
„Übertreib es nicht, sonst musst du heute Nacht woanders schlafen!" Seine Augen funkelten belustigt.
Wir schwiegen eine Weile und gingen beide unseren eigenen Gedanken nach.
„Warum bist du eigentlich von deiner Familie weggezogen?", fragte ich schließlich.
„Es gab mehrere Gründe. Ich wollte meine Familie nicht immer wecken, wenn ich spät nach Hause gekommen bin, dann halt noch wegen Verantwortung und so und der dritte Grund ist... Privat!" Sein Blick war in die Ferne gerichtet und seine Gesichtszüge waren starr.
Ich schwieg, um ihm etwas Zeit zu geben. Ich versuchte nicht, ihn zu drängen mir etwas zu erzählen, denn ich wusste selber genau, wie es war wenn man etwas einfach nicht erzählen konnte.
„Okay, erzählst du mir, warum du die Klasse wiederholen musst?", fragte er nach einer Weile und lächelte schwach.
Ich nickte zögernd. „Das ist aber eine lange Geschichte!", warnte ich ihn vor.
„Und wir haben jede Menge Zeit!" Er machte es sich auf dem Sofa bequem und sah mich abwartend an.
„In Ordnung, aber versprich mir, dass du nicht anders über mich denkst und es keinem erzählst!" Ich hatte meine Geschichte noch nie jemandem erzählt und ich war etwas nervös, aber Luke war im Moment ziemlich nett und ich vertraute ihm irgendwie, außerdem musste ich irgendwann eh mit jemanden darüber reden, sonst zerstörte es mich noch von innen!
„Ich werde mich bemühen, nicht schlecht über dich zu denken und ja, ich werde es keinem erzählen! Wie bei einem Therapeuten!"
Ich verdrehte die Augen. „Bitte vergleich dich nicht mit einem Therapeuten!" Ich wollte es von mir aus erzählen und nicht, weil mich ein Therapeut dazu aufforderte.
„Ja gut und jetzt fang endlich an!", forderte Luke mich ungeduldig auf und lächelte mich dabei aufmunternd an.
Ich holte tief Luft. „Also..."
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