13. Kapitel
In meinem Zimmer setzte ich mich auf meine große Fensterbank, die mit Kissen ausgelegt war, und sah hinunter in den Garten.
Die Leute schien ganz unbesorgt zu sein, als wäre ihr Leben das einfachste.
Ich sah, wie meine Mutter mit Frau Schröder sprach. Wahrscheinlich planten sie, was jetzt mit mir passierte. Vielleicht müsste ich ja auf ein Internat? Dann würde ich wenigstens meine Mutter nicht mehr sehen.
Meine Gedanken schweiften weiter zu Sarah. Sie machte sich bestimmt sorgen, weil ich mich nicht meldete.
Ich hörte, wie jemand den Flur eintlang kam. Kurz darauf klopfte es an meiner Zimmertür und Luke streckte seinen Kopf herein.
„Da bist du ja, können wir jetzt reden?", fragte er, kam rein und schloss die Tür hinter sich.
„Worüber?" Meine stimme klang hohl und tonlos.
Luke schien es zu bemerken, doch er ignorierte es. „Ich wollte mich gestern bei dir bedanken, wegen Liv, aber du warst nicht mehr da!"
Ich sah wieder aus dem Fenster und antwortete: „Okay!" Mehr sagte ich nicht, denn ich wusste nicht, was ich noch hätte sagen sollen.
„Ich habe mit Sarah gesprochen, sie macht sich Sorgen. Warum rufst du sie nicht an?"
„Was willst du, Luke?", fragte ich genervt.
„Ich möchte wissen, was los ist! Warum darf keiner wissen, dass wir uns kennen?"
Mir wurde es zu viel, ich wollte einfach nur meine Ruhe. „Kannst du bitte wieder gehen?"
„Lila, ich möchte Antworten!"
Ich stand auf und stellte mich genau vor ihn. „Warum? Du steckst doch mit Nadine unter einer Decke. Ihr seid kein bisschen besser als sie! Wahrscheinlich ist es so gut, wie es gekommen ist!" Während ich das sagte, lief mir eine einzelne Träne über die Wange.
„Geh und nerv Nadine oder eine andere der Bitches. Meinetwegen Vögel sie oder betrink dich und Bau einen Autounfall aber lass mich einfach in Ruhe!" Dabei sah ich ihm geradewegs in die Augen.
Meine Worte schienen in ihm etwas auszulösen, denn seine Kiefermuskeln spannten sich an und der Ausdruck in seinen Augen wurde hart.
„Ich wollte nur nett sein und versuchen, dir zu helfen! Wahrscheinlich ist es dafür aber schon zu spät!" Er drehte sich um und ging.
Ich blieb alleine zurück, mein Herz war noch leerer als zuvor.
Ich setzte mich wieder auf die Fensterbank und sah in den Garten. Ich hatte gedacht, dass das Fest schön werden würde aber jetzt saß ich hier und sah nur zu. Die Lust nach Spaß war mir vergangen.
Ich sah, wie Luke zu seiner Schwester ging. Sein Blick huschte zu mir, und als er mich erkannte, sah ich Kälte und Hass. Ich hatte irgendetwas gesagt, was ihn hart getroffen hat.
Ich stand auf und zog die Vorhänge zu. Ich konnte den Anblick der unbeschwerten Leute und von Luke nicht mehr ertragen.
Ich hatte Luke nie sonderlich gemocht aber jetzt schien es zwischen uns zu frieren.
Auf dem Weg zum Bett fiel mein Blick in den Spiegel. Dieses kleid sah so nach einem braven Mädchen aus. Kurzerhand zog ich es aus und warf es über den Spiegel, so dass ich mich nicht mehr sah. Ich zog mir eine Jogginghose und ein Topp an und ließ mich ins Bett fallen. Ich war eigentlich gar nicht müde aber ich schlief trotzdem ein.
„Lila, komm nach unten und verabschiede die Gäste!" Meine Mutter trommelte gegen meine Zimmertür.
Verschlafen öffnete ich meine Augen und sah auf meinen Wecker. Es war 19:00 Uhr.
„Los Lila, die ersten wollen fahren!"
Ich stand auf und öffnete meine Zimmertür. Von der Helligkeit geblendet musste ich paar Mal blinzeln, bevor ich meine Mutter erkannte.
Meine Mutter sah mich mit großen Augen an. „So kannst du auf keinen Fall da runter gehen, du siehst schrecklich aus! Die Gäste können sich wohl nicht von dir verabschieden!"
Ich nickte nur und schlurfte zurück in mein Zimmer. Als erstes machte ich die Vorhänge auf, dann nahm ich das Kleid vom Spiegel und sah mich an. Meine Haare waren wild verwuschelt und meine Schminke total verschmiert. Ich sah echt schrecklich aus aber es spiegelte mein inneres wieder.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also ging ich zur Treppe und beobachtete die Gäste von oben.
Luke's Familie stand gerade bei meinen Eltern und verabschiedete sich.
„Wo ist denn Lila?", fragte seine Mutter und sah sich suchend um.
Meine Mutter lächelte aufgesetzt. „Ihr geht es nicht so gut, sie hat sich hingelegt!"
„Dann richte ihr gute Besserung aus!"
Luke's Blick wanderte nach oben und unsere Blicke trafen sich. Ich machte schnell einen Schritt zurück und verschwand so aus seinem Blickfeld.
Ich ging ins Badezimmer und schminkte mich ab. Danach war ich total blass und hatte Augenringe. Ich kämmte mir meine Haare und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, dann ging ich zurück in mein Zimmer.
Ich war gerade in meinem Zimmer angekommen, als meine Mutter nach mir rief.
„Lila, komm runter!"
Ich rollte mit den Augen, drehte wieder um und stieg die Treppe runter zu meinen Eltern und Frau Schröder.
„Oh gut, du hast etwas an deinem Aussehen geändert!", meinte meine Mutter und ging vor ins Wohnzimmer.
„Du siehst aber trotzdem nicht gesund aus!", meinte Frau Schröder besorgt.
Wir setzten uns auf die zwei Sofas im Wohnzimmer und ich sah die anderen abwartend an.
„Wir wollten über den Vorfall in der Schule reden!", fing meine Mutter an.
„Was ist denn genau passiert?" Frau Schröder schien es noch nicht zu wissen.
Meine Mutter erzählte ihr alles und Frau Schröder hörte ernst zu.
„Und was habt ihr jetzt vor?", fragte sie.
„Schule wechseln, Kontaktabbruch mit ihren jetzigen Schulkameraden und Hausarrest!", antwortete meine Mutter sofort.
„Lila, was sagst du dazu?" Frau Schröder sah mich fragend an.
„Ähm, ich bin dagegen. Meine jetzigen Schulkameraden haben nichts damit zu tun, sie wissen noch nicht einmal von meiner Vergangenheit! Außerdem würde ein neuer Schulwechsel wieder zu Stress führen und das führt zu einem Rückfall!", antwortete ich.
Frau Schröder nickte. „Ich muss Lila Recht geben, vielleicht kann man ein Zwischending finden!"
„Meine Eltern kontrollieren doch sowieso schon alles, was sollen sie noch überwachen?" Mir fiel nichts ein, was meine Eltern noch tun konnten.
„Aber es bringt nichts, wie man sieht!", antwortete meine Mutter.
„Ich denke, dass ihr Lila mehr Freiraum lassen müsst, damit die Therapie ihre Wirkung machen kann. Sie muss ihre Fortschritte wollen, damit es was bringt!"
„Aber... Das führt doch zu nichts!" Meine Mutter schien hoffnungslos.
Da schaltete sich mein Vater endlich Mal wieder ein: „Sieh dir Lila doch Mal an, ihr geht es nicht gut hier ganz alleine!"
„Wir sind doch bei ihr!", versuchte sie es weiter.
„Aber wir sind nur ihre Eltern!"
Ich ignorierte einfach Mal die Tatsache, dass sie über mich redeten, als wäre ich nicht da.
„Ich würde euch gerne einen Vorschlag machen!", sagte Frau Schröder und sah uns der Reihe nach an.
Meine Eltern nickten.
„Okay, also Lila, du bekommst dein Handy und Auto wieder, du darfst alleine zur Schule fahren aber dort wirst du keinen Ärger machen. Mach im Unterricht mit und verursache keinen Streit! Du darfst auf der Schule bleiben und Sachen mit deinen Freunden dort unternehmen, solange es mit deinen Eltern abgesprochen ist. Du hast einen Abend in der Woche, wo du machen darfst, was du willst und mit wem du willst. Dabei gelten drei Regeln: Kein Alkohol und Drogen, du sprichst vorher mit deinen Eltern ab, wann du wieder kommst und du bemühst dich bei der Therapie!"
Das klang eigentlich ganz gut.
„Glauben sie, so gibt es Fortschritte?", fragte meine Mutter zögernd.
Frau Schröder nickte. „Ja, sollte es keine geben, können wir das ja auch noch einmal überdenken!"
„Okay, dann stimme ich zu!" Meine Mutter holte einmal tief Luft.
„Ich finde, das ist eine gute Idee, ich stimme auch zu!" Mein Vater schien erleichtert, eine Lösung gefunden zu haben.
„Und du, Lila?" Frau Schröder sah mich fragend an.
Ich nickte. „Ja, ich bin einverstanden!"
Frau Schröder lächelte. „Sehr schön, dann haben wir jetzt vorerst eine Lösung! Ich muss jetzt aber los!"
Wir standen auf, gingen zur Tür und verabschiedeten uns von ihr. Als sie weg war, sagte meine Mutter: „Die neue Abmachung gilt ab Montag morgen, bis dahin denkst du noch einmal darüber nach, was passiert ist und vorher bekommst du dein Handy und Auto nicht wieder!"
Ich nickte und ging in mein Zimmer. Jetzt war ich eigentlich ziemlich glücklich, vielleicht würde ja irgendwann wieder alles normal werden.
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