10. Kapitel
Am Donnerstag erzählte ich Sarah in der Schule alles was passiert war und sie hörte mit großen Augen zu.
Luke sah den ganzen Tag lang angespannt und ernst aus. Wir sprachen nicht miteinander und er beachtete mich nicht, als wir aneinander vorbei liefen. Er war total in Gedanken versunken und ich sah leicht Augenringe bei ihm.
Am Nachmittag hatte ich dann Mal wieder Therapie und ich antwortete ausführlich auf die Fragen meiner Therapeutin.
Meine Mutter war nach der Stunde sichtlich zufrieden und auch mein Vater war froh.
Am Freitag verfluchte ich dann mal wieder meinen Wecker als er klingelte, zwang mich aus dem Bett und fuhr zur Schule.
Nach der ersten Pause wollte ich gerade wieder in den Unterricht gehen, als mich der Direktor in sein Büro rief.
Verwundert klopfte ich also an die Tür von dem Direktorat und als ein „Herein!" kam, trat ich vorsichtig ein.
„Ah, Miss Adney!" Der Direktor sah mich ernst an. „Bitte setz dich doch!"
Ich tat wie mir geheißen und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
„Deine Mutter hat mir erzählt, warum du die Schule gewechselt hast, als sie dich angemeldet hat. Sie war sehr besorgt, dass du wieder einen Rückfall haben könntest!"
Ich erstarrte. Meine Mutter hatte bitteschön was getan? Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie einfach so mit einem Fremden darüber sprach, ausgerechnet sie, die meine Vergangenheit schlecht für das Familienimage hielt. Ich war wirklich entsetzt.
„Nun, an dieser Schule sind Zigaretten, Drogen und Alkohol für minderjährige verboten. Und wie wir alle wissen, bist du erst 17 Jahre alt. Wir haben einen Hinweis bekommen und daraufhin ihren Spind angeschaut. Dort haben wir diese hier gefunden!" Er legte eine Schachtel mit Zigaretten auf den Tisch.
Entsetzt sah ich sie an. Ja, ich erkannte sie, die hatte ich in meinen Spind getan. „Darf ich fragen, von wem sie den Hinweis bekommen haben?", fragte ich und versuchte, ruhig zu bleiben.
„Natürlich, der Hinweis kam von Nadine!"
Ich fluchte in Gedanken. Nadine, dieses Miststück!
„Ich habe ihre Mutter Informiert und sie ist bereits auf dem Weg hier her!", informierte mich der Direktor.
Mein Herz setzte aus und meine Welt brach zusammen. Meine Mutter würde ausrasten.
Mein Kopf war plötzlich wie leergefegt und ich hatte nur noch einen Gedanken. Ich musste hier raus!
„Kann ich bitte kurz auf die Toilette gehen?", hörte ich mich mit hohler Stimme fragen.
„Ja natürlich! Kommen sie danach aber bitte wieder ohne Umwege hier her!", antwortete der Direktor und blätterte in irgendwelchen Akten.
Ich nickte, stand auf und ging schwankend auf die Mädchentoilette. Dort lehnte ich mich erst mal gegen eine Wand und holte tief Luft. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Nadine kam herein. Als sie mich sah, lächelte sie breit und schenkte mir einen herablassenden Blick.
„Und Lila, bekommst du jetzt Ärger von deiner Mami und deinem Papi?", fragte sie und verspottete mich.
Hass kroch in mir hoch. Purer Hass. Und dann schoss ich nach Vorne und drückte sie an die Wand. Wie konnte sie einfach so mein Leben zerstören und dabei noch so fröhlich sein?
„Weißt du eigentlich, was du getan hast? Du hast mein Leben zerstört, du hast meine Chance, wieder ein normales Leben zu haben, zerstört!", zischte ich ihr wutentbrannt ins Gesicht. „Wegen dir muss ich wahrscheinlich wieder die Schule wechseln! Wegen dir darf ich nichts mehr mit Sarah machen! Und alles nur, weil du mir einen Streich spielen wolltest?"
Das Grinsen auf ihrem Gesicht erlosch und sie sah mich voller Angst an.
Ich ließ sie los und sie rannte sofort auf den Flur hinaus.
Langsam ließ ich mich an der kalten Wand hinunter gleiten und zog meine Beine eng an meinen Körper. Mein Leben war zerstört, ich würde nicht noch einmal eine neue Chance bekommen.
Warum konnte Nadine nicht einfach ihre Klappe halten? Warum konnte ich nicht einmal tun, was von mir erwartet wurde? Warum hatte ich mir die Zigaretten kaufen müssen?
Mir war nach weinen zumute aber keine einzige Träne rann über mein Gesicht.
Nach einer Weile stand ich wieder auf und ging ins Büro zurück. Meine Mutter wartete dort bereits und sah mich ernst an.
„Lila, wir fahren jetzt sofort nach Hause und dort werden wir reden!", sagte sie bestimmt und stand auf. „Auf Wiedersehen und danke für die Nachricht, wir werden uns melden sobald wir wissen wie es mit Lila weiter geht!" Sie schenkte dem Direktor ein kleines Lächeln und er erwiderte es.
„Natürlich und Sie sollten wissen, dass ich immer ein offenes Ohr habe falls sie reden möchten!" Er sah meiner Mutter in die Augen und für einen Moment sagte niemand etwas. Dann ging durch meine Mutter ein Ruck und sie nickte.
„Danke!"
Sie drehte sich um und lief durch die Schule zum Parkplatz, ich folgte ihr. Ich wusste, dass sie ihre Wut und Enttäuschung nur mühsam zurück halten konnte. Aber was war das gerade zwischen ihr und dem Direktor gewesen?
Ich wollte zu meinem Auto gehen, als meine Mutter mich zurück hielt. „Das kannst du vergessen, wir fahren schön zusammen mit meinem Auto!"
Ich blieb wie versteinert stehen und wollte protestieren, doch dann nickte ich bloß. Ich wollte es nicht noch schlimmer machen als es schon war.
Also stieg ich in das Auto meiner Mutter.
„Gib mir deinen Autoschlüssel und dein Handy!", verlangte sie.
Entsetzt sah ich sie an. Das konnte sie doch nicht machen!
„Sofort!"
Langsam holte ich den Autoschlüssel und mein Handy aus meiner Tasche und gab sie ihr wiederwillig. Mein Gesicht war dabei eine steinerne Maske.
Meine Mutter packte die Sachen ein und fuhr dann los.
„Du hast Hausarrest und deine neuen Freunde darfst du nicht mehr sehen!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten doch ich schwieg. Es würde eh nichts bringen.
Schweigend fuhren wir nach Hause und dort angekommen, setzte ich mich an den Küchentisch und wartete auf mein Verhör.
„Also, warum um alles in der Welt, hast du nicht mit rauchen aufgehört?", fing es auch schon an.
„Es war nur eine Zigarette und an dem Tag ging es mir echt kacke!", erklärte ich.
„Ach und eine Zigarette ist da die Lösung?" Meine Mutter hob eine Augenbraue. „Bei den Drogen war es auch nur „ein Mal", hast du gesagt, aber dieses „ein Mal" muss aufhören!"
„Werde ich wieder die Schule wechseln müssen?", fragte ich vorsichtig und sah sie dabei flehend an. Ich wollte bei Sarah bleiben.
„Darüber reden wir, wenn dein Vater da ist!" Plötzlich wirkte sie müde. „Frau Schröder meinte doch, es wird besser!", murmelte sie.
Ich schwieg und sah auf meine Hände.
„Willst du nicht auch, dass es dir besser geht?"
Ich sah auf. „Es geht mir gut, ich hatte Spaß in den letzten Tagen!", antwortete ich. „Du siehst doch gar nicht, wie es mir geht. Mir ging es schlecht, als ich immer nur Zuhause war aber seit ich wieder in die Schule gehe, geht es mir gut!", damit sprang ich auf und lief in mein Zimmer. Tränen rannen mir über die Wangen doch ich gab keinen laut von mir. Ich war still, während meine Welt zusammen brach.
Meine Mutter kannte mich überhaupt nicht. Mag sein, dass sie immer Zuhause war damit ich nicht alleine war aber sie sah nicht, wie es mir ging. Sie hatte überhaupt kein Vertrauen in mich.
Und weil sie mich immer so vorsichtig und nicht wie ein normales Mädchen behandelte, hatte ich Rückfälle, denn es erinnerte mich immer wieder an meine Vergangenheit, an meine Fehler, an mein Versagen.
Ich wollte doch auch, dass alles wieder normal ist und ich sah meine Fehler ein, aber das ging nicht, wenn meine Mutter mich immer so komisch behandelte.
Luke' s Sicht
Ich hatte Lila heute nur in der ersten Pause gesehen, danach saß Sarah immer alleine am Tisch und starrte auf ihr Handy als würde sie auf etwas warten.
Liv hatte mir erzählt, dass Lila den Mann verprügelt hatte und sie nicht nur nach Hause gefahren hat. Zum Glück war ich an dem Abend in der Villa gewesen um meine Familie zu besuchen, denn ich hatte schon eine eigene Wohnung und mein altes Zuhause zu besuchen löste Erinnerungen in mir aus die ich lieber vergessen wollte.
Liv ging es inzwischen wieder etwas besser aber sie hat erst gestern Nachmittag angefangen es mir zu erzählen. Ich den letzten Tagen habe ich in der Villa geschlafen um ein Auge auf sie zu haben.
Jetzt wollte ich eigentlich Lila noch einmal danken aber sie war ja nicht da.
Nach Schulschluss ging ich gerade mit Linus auf den Parkplatz, als ich Sarah bei Lilas Auto warten sah.
„Komm, wir fragen Sarah kurz nach Lila!", sagte ich und ging schon los. Linus folgte mir.
„Was wollt ihr?", fragte Sarah misstrauisch.
„Ich wollte noch einmal mit Lila reden. Weißt du, wo sie ist?", antwortete ich und ignorierte ihre abweisende Art.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, sie sollte zum Direktor gehen und jetzt ist sie nicht mehr da. Ihr Auto steht hier zwar noch aber sie geht nicht ans Handy!"
„Und du hast keine Ahnung, was los ist?", fragte ich.
Sie schüttelte wieder den Kopf. „Nein und eigentlich wollte sie mich nach Hause fahren!"
„Ich könnte dich mitnehmen, wenn du willst!", bot Linus an.
„Das wäre super und wenn ich Lila sehe, sage ich ihr, dass ihr mit ihr reden wollt!"
Ich nickte ihr dankend zu und wollte mich gerade wieder abwenden, als Nadine ankam.
„Luke, Lila hat mich heute Morgen angegriffen!", sagte sie und sah mich mit großen Augen abwartend an. Wahrscheinlich wollte sie jetzt irgendetwas von mir.
„Und warum?", fragte ich nur.
„Keine Ahnung, ich habe nur dem Direktor gesagt, dass sie Zigaretten in ihrem Spind hat!"
„Scheiße, und warum hast du das getan?", fragte Sarah entsetzt und jetzt schien ihr ein Licht auf zu gehen.
Nadine zuckte mit den Schultern. „Sie ist auf jeden Fall voll ausgetickt und meinte, ich hätte ihr Leben zerstört und so einen Mist!"
Ich überlegte. Was war an Zigaretten so schlimm, dass Lila so entsetzt darüber gewesen war?
„Nadine, dass solltest du vielleicht nicht jedem so offen erzählen, sonst denken noch alle, dass Lila dich einfach so fertig machen kann!", sagte ich. Ich war Lila etwas schuldig und ich wollte es so schnell wie möglich einlösen.
Nadine nickte und sah mich mit großen Augen an. „Luke, wollen wir vielleicht Mal zusammen ausgehen?" Wechselte sie plötzlich das Thema.
Och nö. Nadine war schon seit Ewigkeiten in mich verliebt aber die Geschwister von Freunden waren tabu, das war eine meiner Regeln. Außerdem entsprach Nadine nicht meinem Typ und sie war etwas zu... Na ja, andere würden sagen, sie war zu sehr eine Bitch. „Ich habe im Moment sehr viel in der Schule zu tun, Abi und so!", antwortete ich schnell.
Nadine nickte. „Okay, vielleicht ja in einem Jahr wenn du fertig mit Abi bist!" Dann drehte sie sich um und ging zu ihrem Auto.
Linus grinste mich an, er wusste, dass ich nicht auf Nadine stand.
„Du willst kein Date mit Nadine? Ich dachte immer, die Bad-Boys stehen auf Bitches!" Sarah hob eine Augenbraue und sah mich fragend an.
Dieses Thema war allerdings nicht so meins. „Vielleicht bin ich gar kein Bad-Boy?" Ich überdeckte meinen ernst einfach mit einer spöttischen Frage.
Sarah zuckte mit den Schultern. „Okay!" Dann wandte sie sich an Linus. „Ich muss nach Hause, kannst du mich jetzt mitnehmen?"
„Klar!" Somit fuhren sie beide los und ich stand alleine auf dem Parkplatz.
Ich seufzte und setzte mich in mein Auto. Dann fuhr ich nach Hause.
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Halli hallo, da bin ich wieder. Hinterlast doch bitte Kommentare wie die Geschichte euch gefällt und vielleicht könnt ihr ja auch voten.
Liebe Grüße von yintaijitu ❤️
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