{𝟏𝟓.𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍} 𝑷𝒍𝒆𝒂
Die Wut hatte ihn immer noch nicht losgelassen als sie zurück im Hotel waren. Tim hatte sich auf dem Rückweg zuerst selbst aufgeregt und dann über möglichst unverfängliche Themen geredet, aber Jan fühlte sich trotzdem noch zittrig, weil er versuchte so gut wie es ging seine Gefühle zu unterdrücken. Dadurch fühlte Gisela sich zwar angestachelt, aber das war ihm lieber, als selbst wütend zu werden. Er war eigentlich das komplette Gegenteil von seinem Tourette-Syndrom und ließ sich nicht leicht provozieren, aber jetzt schlug sein Herz so wild, dass ihm schwindelig war.
Oben im Zimmer angekommen, zog er die Tür mit etwas zu viel Kraft hinter sich zu und Tim drehte sich zu ihm um, seufzte.
„Jan, ich kann verstehen dass du wütend bist, aber reg dich nicht so auf", sagte er sanft und wollte auf ihn zugehen, aber der Kleinere schüttelte den Kopf und fuchtelte dann unkontrolliert mit den Armen.
„Wie soll ich mich nicht aufregen, wenn die Menschen so sind?" Er fuhr sich übers Gesicht und Gisela warf noch ein paar Ausdrücke hinterher. Tim legte ihm wie schon gestern am Strand die Hände auf die Unterarme.
„Jan, bitte. Hör auf damit." Seine Stimme war unfassbar ruhig und irgendwie fühlte er sich dadurch noch stärker getriggert. Sein Gesicht zuckte und er konnte nur zusehen, als sein Tourette Tims Hände wegschlug.
Der ruhige Ozean in den Augen des Größeren verdunkelte sich, wurde tiefblau und stürmisch. Aber abgesehen davon, ließ er sich nicht anmerken, dass er verletzt war.
„Es tut mir leid, Tim. Das war ein Tic. Nein das war volle Absicht."
„Ich weiß", erwiderte er nur, klang aber nicht so als wäre alles in Ordnung. Jan spürte flammende Scham seinen Rücken hoch kriechen, Hitze schoss in seine Wangen, „Und ich kann deine Wut verstehen. Ich finde es auch absolut unmöglich, dass es Leute gibt, die ernsthaft noch blöde Kommentare rufen, aber ich erkenne dich seit gestern gar nicht wieder. Du bist total angespannt und aufgereizt. Möchtest du mir vielleicht sagen, was los ist?"
Es traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich hatte er gemerkt, dass Tim sich Sorgen machte, aber „Ich erkenne dich nicht wieder" war nochmal etwas anderes. Vor allem, weil Tim so etwas niemals leichtfertig sagen würde.
„Was willst du mir damit sagen? Du Arschloch", fragte er heiser und Tim seufzte.
„Ich mache mir Sorgen um dich, Jan. Das ist alles. Man könnte meinen alles sollte perfekt sein, nachdem wir nach all der Zeit zusammengekommen sind. Wir hatten einen unglaublichen Abend. Aber du scheinst irgendwie nicht glücklich zu sein. Du erzählst mir von Schuldgefühlen und verschließt dich. Und dann noch die Sache gestern am Strand. Ich merke, dass etwas mit dir nicht stimmt und will einfach nur wissen, was los ist. Warum bist du so gereizt?"
Die Worte schwirrten in seinem Kopf herum, prallten gegen eine dicke Wand aus Watte, so dass er nicht richtig fassen konnte, was sie in ihm auslösten. Wieder fuhr er sich durchs Gesicht, frustriert und voller Angst.
„Ich weiß es doch selbst nicht", gab er wieder zu, und konnte die Furcht aus seiner zitternden Stimme heraushören, „Ich weiß nicht, warum ich so gereizt bin. Es liegt auf jeden Fall weder an dir, noch an uns. Ich bin wirklich unfassbar glücklich, dass wir zusammen sind. Glaub mir das."
Tim holte Luft und ging dann rüber zum Bett, setzte sich und klopfte neben sich auf die Matratze. „Vielleicht sollten wir einfach das aussprechen, wovor wir beide Angst haben. Das würde es vielleicht einfacher machen."
Natürlich wusste Jan, wovon er redete. Aber er blieb stehen, konnte seine Beine einfach nicht dazu bewegen, zu Tim rüberzugehen. Vermutlich hätte es geholfen, vermutlich hätte es ihm eine Last abgenommen, aber er schüttelte trotzdem den Kopf.
„Nein, Tim. Ich weiß du meinst es gut, aber ich möchte nicht darüber sprechen. Ich möchte noch nicht mal darüber nachdenken. Der Gedanke, dass das unseren Urlaub komplett kaputtmachen könnte, belastet mich schon seit dem Absence-Anfall. Und ein Gespräch wird es nicht aufhalten, nichts wird es aufhalten. Weil es - Pommes - nicht steuerbar ist."
„Glaubst du das ist mir nicht bewusst?", erwiderte Tim aufgebracht und stand wieder auf, kam auf ihn zu. Jans Herz schmerzte als er beobachtete, wie er sich mit zittrigen Fingern durch die Haare fuhr. Seine Augen waren verzweifelt und aufgewühlt.
„Ich will nur, dass es dir besser geht, Jan. Das ist alles. Ich versuche dir zu helfen, dich zu erreichen, aber du lässt mich nicht an dich ran. Ich weiß, du bist ein unabhängiger Mensch, aber das heißt nicht, dass du mit allem alleine klarkommen musst."
Der Kleinere sah zu ihm auf und mit einem Mal war jegliche Wut verraucht. Stattdessen fühlte er sich wieder elend und haltlos.
„Dann lass es mich einfach vergessen. Und wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist. Wir können es nicht ändern, nicht verhindern. Vielleicht mache ich mir umsonst Sorgen, vielleicht aber auch nicht. Eigentlich ist es mir egal - ich will einfach nur einmal nicht darüber nachdenken."
Tim sah ihn schmerzerfüllt an, lächelte dann aber. „Wenn das wirklich das ist, was du willst, dann nur allzu gern."
Er nickte schnell und sein Freund beugte sich ohne ein weiteres Wort herunter, vereinte ihre Lippen. Sanft drückte er Jans Schultern gegen die Wand, vertiefte den Kuss, und der Touretter war so überwältigt von diesem Moment, dass er es tatsächlich schaffte, sich fallen zu lassen. Zum ersten Mal seit vorgestern schien die Wand in seinem Kopf zu bröckeln, wirklich positive Gefühle durchzulassen. Sein Körper kribbelte und als Tim sich an ihn presste, keuchte er auf.
„Bist du dir sicher?", hauchte Tim an seine Lippen und er nickte wieder.
„Bist du es denn?" Sein Kopf schwirrte, aber trotzdem wollte er es wissen. Das Letzte, was er wollte war, dass Tim es nur für ihn tat.
Als Antwort küsste er ihn erneut und Jan ließ seine Hände unter sein T-Shirt fahren. Sobald er die Haut seines Freundes berührte merkte er, wie seine Wärme auf ihn überging, seine kalten Finger auftaute. Auf einmal war da nur noch Feuer, wo vorher schwere Wolken gewesen waren.
Langsam strich er über seine Brust und Tim küsste ihn leidenschaftlicher, ließ seine Hände von den Schultern über die Taille auf seine Hüften wandern.
„Lass uns etwas neues ausprobieren", murmelte er und lächelte. Vorfreude machte sich gemischt mit Nervosität im Herzen des Kleineren breit als Tim ihn sanft zum Bett zog und sich wie auch schon beim letzten Mal mit ihm darauf fallen ließ, nur diesmal ohne ihren Kuss zu unterbrechen. Als Jan die Augen wieder öffnete und sich kurz von ihm löste, ihre Blicke sich trafen, war das Blau fast schwarz. Trotzdem konnte er auch einen Hauch Unsicherheit darin erkennen.
„Ich weiß nicht, wie ich dich danach fragen soll", begann er leise und ließ geistesabwesend eine Hand durch seine Haare gleiten, „Aber ich würde deine Lippen gerne wo anders spüren."
Seine Direktheit schlug wie ein Blitz in ihm ein und er verschränkte seine Hände in Tims Nacken, zog seinen Kopf zu sich herunter. Leidenschaftlich trafen sie aufeinander und während sie sich küssten, drehte Tim sich auf den Rücken und zog ihn auf sich, so dass er oben lag. Langsam ließ er seine Hände unter sein T-Shirt wandern, rollte es nach oben und zog es ihm über den Kopf. Sie unterbrachen den Kuss, damit er es ausziehen konnte, und als Jan in seine Augen sah war er überwältigt von dem Ausdruck, der in ihnen stand.
„Ich kann einfach nicht fassen, wie schön du bist", hauchte sein Freund mit schwerer Stimme und lehnte seinen Kopf gegen seine Stirn, „Ich hab dich immer angestarrt, weißt du? Auf Madeira war es unerträglich so zu tun, als ob nichts wäre."
„Ja, für mich auch", erwiderte er und küsste ihn, während er auch sein T-Shirt hochzog. Er warf es zur Seite und sah auf ihn herunter. Die blauen Flecken waren bereits zu großen Teilen verblasst, „Es ist schön zu wissen, dass ich mir deinen Körper nicht einprägen muss, weil ich ihn für immer haben kann."
„Für immer." Tims Stimme war tiefer als sonst, als er sich vorbeugte und den Kleineren zu sich zog, seinen Rücken sanft aber bestimmt nach unten drückte, so dass sie sich noch näher waren.
Jan wurde schwindelig als er seine Lippen von Tims Mund löste, und begann seinen Hals und seine Brust zu küssen. Die Hände des Größeren ruhten auf seinen Schultern und er verstärkte den Druck, als er bei seinen Brustwarzen ankam. Ein leises Stöhnen entwich ihm, und Jan sah auf, suchte seinen Blick. Seine Augen glänzten.
„Mach weiter", forderte er mit lustvoller, dunkler Stimme und Jan küsste sich seinen Weg noch weiter nach unten. Sein Herz schlug wild, sein ganzer Körper fühlte sich an wie elektrisiert und seine Hose spannte unangenehm.
Als er dann beim Hosenbund angekommen war, richtete Tim sich auf und küsste ihn nochmals im Sitzen, knöpfte mit fahrigen Fingern seine karierte Hose auf. Kurze Zeit später tat er bei ihm das Gleiche und zog auch seine Boxershorts herunter. Es war irgendwie noch surreal, aber gleichzeitig auch wunderschön, ihn nackt zu sehen.
Tim küsste ihn erneut, fest und voller Verlangen, ihre Zungen trafen sich und er rutschte zurück zum Bettende, lehnte sich an das Kopfteil. Jan spürte eine erregte Vorfreude in sich als er sich wieder langsam seinen Weg nach unten küsste und diesmal nicht anhielt. Er hörte, wie sein Freund aufkeuchte, als sich seine Lippen um seinen Penis schlossen und bekam eine Gänsehaut, weil Tim seine Hände in seinen Haaren vergrub und seinen Kopf sanft nach unten drückte.
Aber er erfüllte ihm seine Wünsche nur allzu gern.
Als er dann merkte, dass sein Freund nicht mehr lange konnte, unterbrach er sich, sah zu ihm auf. Nebel verschleierte den Ozean in seinen Augen und er sah mit einer Mischung aus Erregung und Liebe zu ihm herab. „Du musst nicht, wenn du nicht willst", sagte er sanft, aber Jan schüttelte den Kopf. Er wollte.
Es dauerte nicht mehr allzu lange, dann hörte er ein heiseres Keuchen, gefolgt von einem Stöhnen. Jan suchte seinen Blick, als er die salzige Flüssigkeit schmeckte und was er in den blauen Augen sah, als Tims Gesicht sich anspannte, und dann entspannte, brachte ihn ebenfalls fast über die Klippe. Er schluckte, spürte seine starken Hände wieder auf seinen Schultern und löste sich von ihm. Der Größere zog ihn auf seinen Schoß, legte sanft seine Hand auf seinen Hinterkopf und sah ihm in die Augen. Wieder reichte ein Blick und sie verstanden sich. Tim griff mit der anderen Hand nach seinem Penis, küsste ihn leidenschaftlich. Es fühlte sich an wie eine Erlösung.
„Das war unglaublich", hauchte er dann, als es vorbei war und sie lösten sich voneinander. Tim richtete den Blick in die Ferne, seine Augen waren voller Wehmut.
„Sieh dir an, wie schön die Stadt ist", flüsterte er, „Von hier oben hört man keine dummen Kommentare. Hier gibt es nur uns und mir ist es vollkommen egal, was irgendjemand sagt. Ich bin unfassbar glücklich mit dir."
Seine Worte erwärmten Jans Herz, brachten es zum Glühen. Langsam rückte er von seinem Schoß herunter und drehte sich um, folgte Tims Blick nach draußen. Er sah den Fluss und die rötlichen Strahlen der tiefstehenden Sonne, er sah das Meer.
Und als er den Kopf zur Seite wandte und nach oben sah, in Tims Augen, sah er sein eigenes Meer. Die Wellen glitzerten, die Flut war abgeklungen und jetzt stand nur noch sanfte Zuneigung in ihnen.
„Ich liebe dich", sagte er überwältigt, und Tim lächelte, küsste ihn zärtlich.
„Ich dich auch, Jan. Für immer."
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So, da wären wir wieder ^^ Ich weiß nicht so recht, ob man das schon Lemon nennen kann, aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber für mich hatte das "Für immer" eine bittere Note beim Schreiben.
Wie immer danke an alle für Kommentare, Aufrufe und Votes. Auch wenn die Uni bei mir jetzt angefangen hat, werde ich trotzdem weiterhin versuchen, alle zwei Tage hochzuladen. Lasst mir gerne euer Feedback da.^^
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