{𝑬𝒑𝒊𝒍𝒐𝒈} 𝑺𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓

Zwei Monate später

Es war ein strahlender Frühsommertag. Die Sonne knallte durch das Autofenster auf Tims Arm, als er sich mit der linken Hand durch die Haare strich. Entspannt fuhr er auf den Parkplatz, während Jan neben ihm auf dem Beifahrersitz mit dem Radio spielte. Der Kies knirschte beim Einparken unter den Reifen.
He. Der Tim kann noch weniger einparken als die Roten", rief Gisela und Tim lachte, stellte den Motor ab.
„Das ist jetzt aber echt gelogen, Gisela", beschwerte er sich und beugte sich zu Jan, um ihn zu küssen, bevor er ausstieg.
Als er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, streckte er sich und setzte die Sonnenbrille ab. Jan und er hatten beschlossen, heute einen kleinen Ausflug zu machen, und waren ein Stück in Richtung Grenze gefahren, um spazieren zu gehen. Sie hatten Henry dabei und als Tim den Kofferraum öffnete, sprang er erwartungsvoll aus dem Auto und bellte ihn an. Liebevoll strich er ihm über den Kopf während Gisela immer wieder „Hundefleisch" rief.

Seit sie aus Irland zurückgekommen waren, hatte sich viel verändert. Sie waren öfter unterwegs und luden jetzt nur noch zweimal die Woche Videos hoch, was ihn mehr entlastete, als er zugeben wollte. Immer wieder hatten sie kleinere Ausflüge unternommen, was vielleicht irgendwie ihr Weg war, damit umzugehen, dass sie den Urlaub hatten abbrechen müssen. Jan war nach Köln gezogen. Und während alldem hatten sie sich langsam daran gewöhnt, dass sie nicht mehr nur befreundet, sondern jetzt auch zusammen waren. Inzwischen wusste eigentlich ihr ganzes Umfeld Bescheid, inklusive einiger Youtube-Kollegen, aber nachdem sie länger darüber gesprochen hatten, hatten sie sich gemeinsam entschieden, es nicht öffentlich zu machen. Tim war erleichtert, dass Jan ihm nach längerem Überlegen zugestimmt hatte, dass es vielleicht zu unnötigem Stress und Gerüchten kommen würde.

„Kommst du?", fragte Jan, der Henry inzwischen angeleint hatte, und ihn erwartungsvoll ansah. Tim verdrängte die Gedanken und nickte, nahm ihm die Leine aus der Hand. Nur ein einzelnes weiteres Auto stand auf dem Parkplatz, und ansonsten war es bis auf das Zwitschern der Vögel vollkommen ruhig.
Sie gingen einen Kiesweg entlang in Richtung eines kleinen Waldstücks, und eine angenehme Stille herrschte zwischen ihnen. Tim liebte alles an diesen Spaziergängen, egal ob sie über irgendetwas redeten, oder einfach nur schwiegen. Er sah zu Jan, der entspannt neben ihm lief, und griff mit der freien Hand nach seiner, verschränkte ihre Finger. Das Allerschönste war immer noch zu sehen, dass es ihm wieder gut ging.

Auch wenn das noch nicht lange so war. Den ersten Monat über hatte es ziemliche Probleme mit Absence-Anfällen gegeben, weil Jan die Medikamentenumstellung einfach nicht vertragen hatte und das hatte zusammen mit der Amnesie und dem Umzug für ziemlich viel Stress gesorgt. Tim hatte versucht, ihm so viel Arbeit für den Channel wie möglich abzunehmen, wodurch er wiederum gestresst gewesen war. Und so waren sie ein paar Mal ziemlich heftig aneinander geraten. Mittlerweile war Jan jedoch wieder die Ruhe selbst und bis auf den Anfall waren auch alle seine Erinnerungen zurückgekehrt. Tim war wirklich froh darum, denn irgendwie hatte er es immer ein Bisschen schade gefunden, dass er sich nicht an ihr erstes Mal hatte erinnern können.

Doch das spielte jetzt alles keine Rolle mehr. Sie waren so glücklich wie nie zuvor. Jan lächelte ihm zu, als der Wald immer dichter wurde und er Henry ableinte, der sofort ein Stück weit vorauslief.
„Worüber hast du gerade nachgedacht?", fragte er und blieb neben ihm stehen. Tim drückte seine Hand.
„Nur darüber, wie es in den letzten Monaten so war, seit wir wieder da sind."
Jan sah ihn interessiert an und Tim zog ihn an sich, behielt dabei aber Henry im Blick. Auch wenn er sich normalerweise nicht weit entfernte, wollte er nicht riskieren, ihn aus den Augen zu verlieren.

„Es war eine ganz schön stressige Zeit", erwiderte sein Freund an seinem Hals, „Aber umso schöner ist es jetzt."
„Das stimmt", Tim gab ihm einen Kuss auf die Haare und löste sich dann von ihm. Henry stand ein Stück weit weg und sah sie erwartungsvoll an, „Ich glaub da möchte jemand, dass wir weitergehen."
Jan lachte und rannte ticbedingt ein paar Schritte voraus, wartete dann aber auf ihn. Je mehr sie mit dem Hund in der letzten Zeit unterwegs gewesen waren, desto langweiliger schien Gisela ihn zu finden und so konnten sie die meiste Zeit ziemlich normal spazieren gehen.
Fick dich du Hund - Ich meine den Tim", rief er in dem Moment und Tim lachte laut, schüttelte den Kopf.
„Willst du mich vielleicht auch wieder anleinen?"

Einen Moment sah Jan ihn unsicher an, so als rechnete er schon damit, dass ein Tic kommen würde, der genau das versuchen würde, aber der blieb dann doch aus.
„Du solltest so was echt nicht sagen", erwiderte er und Tim griff wieder nach seiner Hand, schmunzelte. „Sorry."
So langsam wurde er ein Bisschen nervös, wenn er darüber nachdachte, was er ihn noch fragen wollte, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen, während sie weitergingen. In der letzten Zeit hatte er sich über viele Dinge Gedanken gemacht und einen Entschluss gefasst, von dem er sich nicht sicher war, was Jan davon halten würde. Er schob es beiseite, während sie auf einen schmalen Weg abbogen, an dem ein dünner Fluss entlanglief. Sobald der richtige Moment gekommen war, würde er es einfach versuchen.

„Können wir nachher vielleicht noch bei meiner Mutter vorbeifahren?", fragte Jan ihn dann irgendwann. Die hohen Bäume wurden jetzt immer mehr von Sträuchern und Büschen ersetzt und alles war grün und roch nach Sommer. Tim freute sich auf seine Lieblingsjahreszeit, aufs Feiern gehen, auf Abende am See. Und das alles mit Jan. Es war immer noch unglaublich, was in Irland passiert war, und er erinnerte sich nur allzu gerne daran zurück.
„Klar, brauchst du was bestimmtes?"
Ich will sie fragen, wie der Dreier war. - Nein, das will ich nicht. Sie hat uns zum Kuchenessen eingeladen."

Er musste lächeln, als er daran zurückdachte, wie Jans Eltern damals auf ihre Nachricht reagiert hatten. Nur zwei Tage, nachdem sie aus dem Urlaub zurückgekommen waren, hatten sie es ihnen erzählt, und er hatte noch nie zwei Menschen so glücklich gesehen. Er liebte die beiden und war immer wieder erstaunt über die Unterstützung, die sie Jan in jeder Hinsicht gaben. Marion hatte sie beide fest gedrückt und gelacht, das Gleiche gesagt, wie seine eigene Mutter: „Ich habs ja immer gewusst."
Danach hatten sie den restlichen Tag zusammengesessen und erzählt, wie es überhaupt dazu gekommen war. Natürlich hatten sie die intimeren Details ausgelassen, aber Jan war trotzdem rot geworden, als er von ihrem - für ihn damals noch ersten - Kuss an der Klippe erzählt hatte.

„Klingt gut", antwortete er dann, als er merkte, dass er schon wieder in Gedanken versunken war, „Macht sie wieder Erdbeerkuchen?"
„Ich hab ihn zumindest bestellt", erwiderte Jan mit einem sanften Lächeln und als Tim zu ihm sah, blieb sein Blick einen kurzen Augenblick an seinen Augen hängen. Er war so wunderschön, sie hatten so ein Glück, dass alles gut ausgegangen war. Dass er ihn nicht verloren hatte. Inzwischen hatte er viel mit Patrick, Quentin und Rewi darüber gesprochen, wie es sich angefühlt hatte, als Jan ohnmächtig gewesen war und es halbwegs verarbeitet. Trotzdem gab es immer noch Momente wie diesen, in denen er einfach nur erleichtert war, dass Jan noch bei ihm war.

Er blieb stehen und zog ihn an sich, küsste ihn leidenschaftlich, anstatt ihm zu danken. Inzwischen war der Weg wieder etwas breiter geworden und sie hatten den Wald verlassen, stattdessen waren links und rechts von ihnen jetzt Felder, und ein Stück entfernt vor ihnen stand ein Strommast vor einem Hügel. Auf dem Weg, der oben über ihn verlief, fuhren Radfahrer vorbei und andere Spaziergänger liefen mit Hunden. Vorsichtshalber rief er Henry zu sich und leinte ihn wieder an.

Es war ein schönes Bild. Tim war erstaunt, denn eigentlich war es gar nicht so weit weg von Köln, aber trotzdem sehr ländlich. Wenn er eines in der letzten Zeit gelernt hatte, dann dass man gar nicht unbedingt weit reisen musste, um schöne Orte zu finden. Sie gingen den jetzt wieder gepflasterten Weg hinunter in Richtung Hügel, der Fluss plätscherte leise. Mit jedem Schritt wurde er nervöser, und weil jetzt wieder mehr Menschen in ihrer Nähe waren, verstärkten sich auch Jans Tics. Er rannte auf Henry zu und warf sein Spielzeug in Richtung Strommast. Es blieb ziemlich mittig zwischen Gänseblümchen und Löwenzahn darunter liegen. Henry blieb stehen und drehte sich verwirrt zu Tim um. Er musste lachen.

„Komm, wir gehen gemeinsam", rief er seinem Hund zu und schloss zu ihm auf, kraulte ihm am Kopf, „Der böse Jan wirft einfach den Spielzeug irgendwo in die Wiese."
Henry lief brav neben ihm her, während Gisela laut schimpfte. „Du bist der böse, schließlich quälst du deinen Hund."
In der Wiese angekommen holte Henry sich sein Spielzeug zurück und legte sich dann auf einmal ins Gras.
„Ich glaub der Henry will eine Pause machen. Der faule Hund", sagte Jan.

Sein Herz pochte. Vielleicht konnte Henry ja Gedanken lesen. Es schien der perfekte Moment zu sein, um ihn zu fragen.

Er drehte sich zu Jan und atmete tief ein, sah ihm in die warmen braunen Augen. Er wirkte etwas irritiert.
Was kuckst du so ernst?", rief Gisela und Tim lachte, fuhr sich nervös durch die Haare. Er war sich absolut sicher aber trotzdem hatte er immer noch Angst vor seiner Reaktion.
„Jan, ich wollte dich was fragen", begann er also und steckte seine Hände in die Hosentasche, damit er nicht sah, wie sehr sie zitterten, „Ich hab mir in letzter Zeit viele Gedanken darüber gemacht und ich glaube es ist Zeit, bei meinen Eltern auszuziehen. Du wohnst jetzt in Köln, und die ganze Fahrerei ist unnötig anstrengend. Außerdem könnten wir dann viel mehr Zeit miteinander verbringen."

Der Kleinere zog die Augenbrauen hoch, und er nahm die Hände doch wieder raus, um ihn zu sich heranzuziehen. Sanft umfasste er seine Taille, sah ihn aber weiterhin an. Jan schien zu merken, dass er sich kurz sammeln musste, denn er wartete einfach ab.
„Naja, falls es dich nicht stört - wegen Henry meine ich - könnten wir doch eigentlich zusammenziehen."

Sein Herz klopfte schnell und ihm war eiskalt, während er Jans Reaktion abwartete. Sein Gesicht wurde von einem Tic verzogen, aber dann nickte er.
„Ich hab es mir auch schon gedacht. Du bist in letzter Zeit eh so viel bei mir, hast dein eigenes Fach im Kleiderschrank, dein eigenes Bettzeug. Eigentlich wäre es keine große Umstellung."

„Heißt das, du sagst ja?" Er wollte sich nochmal vergewissern, aber sein Herz raste bereits und die Schmetterlinge in seinem Bauch schwirrten wild umher. Die Vorstellung jeden Morgen mit Jan aufzuwachen und jeden Abend mit ihm schlafen zu gehen, einen Alltag zu haben, war unfassbar schön.
„Ja, sage ich", erwiderte er strahlend, „Ich hatte gehofft, dass du irgendwann frägst, um ehrlich zu sein."
Tim merkte wie sich auch sein Lächeln ausbreite und schloss ihn in die Arme. Er vereinte ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen und liebevollen Kuss. Noch nie in seinem Leben war er so glücklich gewesen - abgesehen von dem Tag, an dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten.
Seine Gedanken schweiften zurück zu dem kleinen Hotelzimmer, dem dämmrigen Licht und er lächelte in den Kuss hinein. Alles, was in den letzten drei Monaten passiert war, fühlte sich immer noch unglaublich an. In dem Moment bellte Henry laut und sprang auf, zog an der Leine. Sie fuhren auseinander und Tim drehte sich um.

Sein Hund hatte ein Eichhörnchen entdeckt, dass sich auf eine Strebe des Strommastes geflüchtet hatte. Es sah zu ihnen runter, wirkte aber nicht wirklich verängstigt.
„Ist ja gut, Henry", beruhigte er ihn und er hörte auch schon wieder auf zu bellen. Jan lachte neben ihm und als er sich zu ihm umdrehte, sah er in die Augen, in die er für den Rest seines Lebens sehen wollte. Sie hatten genau die gleiche Farbe wie das Fell des Eichhörnchens, und leuchteten glücklich.

„Lass uns weitergehen", sagte er und Tim nickte, zog ihn vorher aber nochmal kurz zu sich heran. Seine Hand fuhr in Jans Nacken und durch seine weichen Haare, während ihre Lippen sich berührten.
Dann lösten sie sich voneinander und gingen mit Henry weiter. Das Plätschern des Flusses war noch eine Zeitlang zu hören als sie sich von ihm entfernten und am Hügel entlang nach Osten gingen. Die Sonne strahlte hell, Jan verschränkte ihre Finger, und Henry ging voraus.

Schöner konnte sein Leben nicht werden. Denn das würden sie immer tun: weitergehen. Und es war egal wohin, solange sie es gemeinsam taten.

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So, ein allerletztes Mal schreibe ich euch noch bei dieser Geschichte. Ich hoffe, ihr findet, dass der Epilog sie gut abrundet. Ich dachte mir ein Bisschen locker-leichte Zeit mit den beiden täte zum Abschluss gut. Lasst mir gerne noch ein letztes Mal euer Feedback da. ^^

Jetzt möchte ich mich nochmal bei euch allen bedanken. Jedem, der bis hierhin diese Geschichte verfolgt hat. Als ich vor nicht mal zwei Monaten spontan den Prolog hochgeladen hab, hätte ich niemals gedacht, dass ich überhaupt 100 Aufrufe bekomme. Und jetzt sind es über 3100. Danke für 369 Votes, alle Kommentare und jedes Feedback. Ich würde gerne euch allen einzeln danken, aber das würde glaub ich den Rahmen sprengen :D

Und nur weil diese Geschichte vorbei ist, heißt das nicht, dass ich jetzt weg bin. ^^ Einige von euch haben es vielleicht schon mitbekommen, dass ich bereits Ideen für eine neue Tian FF habe. Also wenn ihr Lust habt, folgt mir gerne. Ich schreibe unfassbar gerne, wenn ich merke, dass es Leuten gefällt. Und ihr hattet so viele liebe Worte für mich, dass ich Lust (und hoffentlich auch Zeit) habe mich nochmal auf eine neue Reise zu begeben.

In dem Sinne, macht es gut. Hoffentlich lesen wir uns bald wieder. ^^

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