1 - félix graham de vanily
Die Finger schmerzten.
„Würden Sie sagen, dass ihr Vater große Erwartungen an sie hatte?“
„Ja.“
„Und haben Sie diese erfüllen können?“
„Ich – ich weiß nicht. Manchmal dachte ich ja. Aber ich glaube nicht, dass das je genug für ihn war. Zumindest immer weniger.“
Die Kettenglieder klirrten bei jedem Schlag aneinander.
„Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vater?“
„Nicht mehr seit dem Tod meiner Mutter.“
„Können Sie das spezifizieren?“
„Ich habe ihn manchmal für Tage nicht gesehen. In den schlimmsten Wochen sogar nur ein oder zweimal die Woche.“
Die Muskeln in den Beinen zitterten.
„Haben Sie sich deswegen allein gelassen gefühlt?“
„Ja.“
Seine Fingerknöchel krachten gegen den Nylonstoff.
„Was haben Sie genau über das Verschwinden ihrer Mutter gewusst?“
„Ich wusste nicht, dass sie tot ist. Ich habe es oft vermutet. Ich wusste, das sie krank war, aber nicht, was sie hatte. Mein Vater hat es heruntergespielt und behauptet, es wäre nichts. Und dann war sie von dem einen auf den anderen Tag einfach weg.“
Er verlor das Gleichgewicht, knickte mit dem Fuß ein, fing sich wieder, schlug erneut zu.
„Haben Sie ihre Mutter jemals eines der Miraculous-Schmuckstücke tragen sehen?“
„Nein. Und wenn doch, dann nur in Tarnform.“
„Kennen Sie den Grund, weshalb ihre Mutter das Pfauen-Miraculous in Gebrauch hatte?“
„Nein. Kenne ich nicht.“
Adrien hielt mit den Schlägen inne.
Seine Arme zitterten, seine Finger waren verkrampft, die Knöchel waren aufgeplatzt und bluteten. Schwer atmend starrte Adrien auf die Wunden, lauschte auf seinen wild klopfenden Herzschlag.
An dem Boxsack klebte eine dünne Blutspur, die er mit zitternden Fingerspitzen wegwischte.
Sein Blick fiel auf seine Sporttasche an der Wand - auf Tikkis blaue Augen, die aus der Öffnung hervorlugten, das Gesicht zu einer Mischung aus Vorwurf und Mitgefühl verzogen.
… „Monsieur Agreste! Stimmt es, dass ihr Vater eure Mutter auf dem Gewissen hat“ …
… „- was sagen sie zu den Forderungen der Bevölkerung, Gabriel Agreste der Höchststrafe auszusetzen?“ …
Adrien kniff die Augen zusammen, lehnte sich mit der Stirn gegen den Boxsack, an den er sich klammerte.
… „Wussten Sie von den geheimen terroristischen Tätigkeiten ihres Vaters?“ …
… „Können Sie uns sagen, weshalb euer Vater seine Aussage verweigert?“ …
… „Ist es wahr, dass ihr Vater von Chat Noir tödlich verwundet wurde?!“ …
Adrien ließ das Trainingsgerät los, vergrub das Gesicht in seinen Handflächen und schrie auf, in dem Versuch, seinen Frust loszuwerden, in dem Versuch, die Stimmen zu übertönen, die seit Stunden in seinem Kopf herumspukten.
Kleine, warme Pfoten legten sich auf seine Fingerkuppen, zogen seine Hände langsam von seinem Gesicht fort. Plaggs grüne Augen leuchteten in dem Dämmerlicht des Raumes, seine Katzenohren waren gespitzt, der Schweif aufgeplustert.
„Hinsetzen, Adrien!“, kommandierte der Kwami nur, ohne seinen Schalk in der Stimme und ohne direkt auf Adriens Frust einzugehen.
Adrien folgte automatisch dem Ziehen an seinen Händen, als der Katzenkwami in langsam, aber bestimmt zur Zimmerwand zog, bevor er in sanft in den Sitz seines Rollstuhls zurückschubste. Erst jetzt registrierte Adrien das schmerzhaft taube Pochen in seinen Beinmuskeln.
Müde schloss der Achtzehnjährige die Augen. Die Kopfschmerzen von heute Morgen waren kein Stück abgeklungen. Er hatte in der letzten Nacht kaum schlafen können, den halben Tag in stickigen Gerichtssälen verbracht, in denen er pausenlos von fremden Menschen angegafft wurde, als säße ihm ein zweiter Kopf auf den Schultern.
Es war selbst in der professionellen Umgebung eines Gerichtes kein Stück besser, als bei den Menschen auf der Straße oder den Reportern, die an den Gebäudeeingängen warteten und sich auf ihn stürzten, wie Geier auf ihre Beute.
Und heute war erst der erste Verhandlungstag gewesen. Adrien wünschte sich, dass die Gerichtsverhandlung so schnell wie möglich verlaufen würden, allerdings war ihm bewusst, dass das nicht möglich war – dazu gab es in dem Fall zu viele Ungereimtheiten, zu viele Aspekte, die noch unbekannt waren, Akteure, deren Beteiligung ungewiss waren, Geheimnisse, die niemand aufdecken würde oder wollte – Und die drei wichtigsten Menschen die Anteil an dem Fall „Miraculous“ hatten, waren alle drei nicht in der Lage oder bereit, eine Aussage zu tätigen.
Ladybug war tot, HawkMoth schwieg beharrlich und Chat Noir blieb verschwunden.
Adrien war schlecht gewesen, jede einzelne Minute, in denen die Anwälte und Richter ihre Fragen an ihn gestellt hatten, jedes Mal, wenn er ehrlich sein musste und jedes Mal wenn er nicht ehrlich sein konnte.
Schweigend griff Adrien nach der Sporttasche, legte sie auf seine Oberschenkel, bevor er an die Räder des Rollstuhls griff und sich aus dem abgedunkelten Zimmer schob, ohne die Tür hinter sich zu schließen – Nino war vor einigen Wochen bei ihm gewesen, extra, um Adrien den Boxsack in dem kleinen Kellerraum aufzuhängen, der ursprünglich ein Weinkeller gewesen war. Es war eines der wenigen Zimmer in diesem verhassten Haus gewesen, die Adrien nicht mit unangenehmen Erinnerungen an seinen Vater verband, einfach weil er sie kaum betreten hatte.
Der Keller besaß einen kleinen Aufzug, groß genug für drei Personen (oder einer Person mit Rollstuhl), der direkt hoch zur Küche führte und auch der einzige Weg in den Keller war, der aktiv genutzt wurde, auch in der Vergangenheit – es gab auch eine Treppe, aber die war schmal und steil, unterhalb der großen Treppe in der Eingangshalle, und somit für Adrien kaum nutzbar.
Adrien durchquerte die Küche, das leise Schaben der Räder hallte gespenstisch durch die leere Eingangshalle. Sie wirkte kälter als früher, trotz der ausgetauschten, nun hellbeigen Vorhänge, trotz dem neuen, olivgrünen Teppich, der den Großteil der schwarzweißen Fliesen verdeckte. Die kleine Sesselecke neben der breiten Treppe nach oben war verlassen – Adrien hatte Placide gebeten, ihn für heute alleine zu lassen.
Sein Bodyguard hatte darüber nicht begeistert ausgesehen, ihm aber schlussendlich den Freiraum gewährt – Adrien war froh über die Sorge, die der Mann ihm entgegenbrachte, und die stärker war, als die Sorge, die sein eigener Vater ihm je entgegengebracht hatte, aber manchmal war es einfach zu viel.
„Plagg?“, fragte Adrien in die Stille, lauschte dem leichten Echo, das er auslöste, während sein Blick die Treppe hoch zu seinem Zimmer wanderte. Die Wand zwischen den beiden Türen zu einem Zimmer war leer. Nur ein leichter grauer Rahmenabdruck auf der weißen Wand zeugte von dem Gemälde, das zuvor dort gehangen hatte. Adrien hatte es nach Plaggs Drängen abnehmen lassen – und war hinterher erleichtert gewesen, sich dem strengen Blick seines Vaters nicht mehr auszusetzen, jedes Mal, wenn er das Haus betrat oder verließ.
„Ja?“, murmelte Plagg von Adriens Sporttasche aus, wo sich der Kater neben Tikki eingekugelt hatte.
„Wann genau hatte sich Tante Amelie angekündigt?“, fragte Adrien leise, um das Echo zu verhindern. Es funktionierte nicht.
„Äh – wieso fragst du mich“, murrte Plagg nur, putzte sich mit der kleinen Pfote über dem Ohr.
„Sie wollten um 19 Uhr ankommen“, sagte Tikki mit leiser Stimme, neigte ihren roten Kopf ein wenig zur Seite, tippte auf den Bildschirm seines Handys, das ebenfalls in der Tasche lag.
„Das ist gleich“, fügte sie hinzu, ließ Adrien aufseufzen.
Er hatte gehofft noch einige Zeit alleine sein zu können – das seine Tante mit seinem Cousin nach Paris reisen würden, stand jedoch schon seit einigen Wochen fest und Adrien hatte bisher immer Ausreden finden können, es noch weiter nach hinten zu verschieben, doch da die Gerichtsverhandlung begonnen hatte, gab es keine gültige Ausrede mehr – denn auch seine Tante Amelie musste eine Aussage tätigen.
Adrien sah sie selten, vor allem seit dem Tod seiner Mutter, und wenn doch, erinnerte sie ihn jede Minute an sie – Amelie und Emelie waren Zwillinge und glichen sich bis aufs Haar. Es war schwer für Adrien, ihre grünen Augen zu sehen und dabei nicht an seine Mutter denken zu müssen.
Und sein Verhältnis zu seinem Cousin Félix war ebenfalls nicht wirklich einfach – sie hatten sich auseinandergelebt, seitdem Félix mit seiner Familie nach London gezogen war, als sie beide erst sechs Jahre alt gewesen waren, dazu kam, dass Gabriel sich nie gut mit Amelie verstanden hatte, Félix offen nicht leiden konnte und sie nicht zur Beerdigung von Félix Vater erschienen waren – Adrien wusste, dass es nun nicht helfen würde, dass er niemanden zu der Beerdigung seiner Mutter eingeladen hatte. Außer Nino und Alya war niemand anwesend gewesen, geschweige denn, hatte niemand davon gewusst, um den Medienrummel zu vermeiden.
„Dann bleibe ich wohl gleich hier – versteckt euch bitte, sie sollen euch nicht sehen“, sagte er leise, unnötigerweise, denn die Kwamis wussten genau, dass sie sich niemandem zeigen durften – Plagg verkniff sich sichtlich ein Kommentar, schlüpfte stattdessen zusammen mit Tikki aus der Sporttasche und verkrümelte sich in der Bauchtasche seines schwarzen Hoodies. Es war sein Lieblings-Pullover, dennoch trug er ihn selten, um ihn nicht abzunutzen, denn er war ein Einzelstück und von Marinette.
Schweigend rollte er zum Fenster neben der Haustür, starrte gedankenverloren auf den gepflasterten Hof zwischen dem Haus und der Grundstücksmauer. Kurze Sträucher Unkraut quetschten sich zwischen den Pflastersteinen hervor, die Wiese, die am Rand des Hofplatzes anfing, war schon lange nicht mehr gemäht worden. Adrien gefiel es so besser.
Pünktlich auf die Minute rollte ein dunkelgrau lackierter Wagen vor das schmiedeeiserne Tor – noch bevor der Fahrer aussteigen konnte, betätigte Adrien den elektrischen Toröffner neben der Haustür, woraufhin das Eisentor aufschwang.
Er machte sich jedoch nicht die Mühe, die Haustür zu öffnen, geschweige denn, seine Gäste draußen zu begrüßen, auch wenn er Tikkis tadelnden Blick bereits auf sie liegen spürte.
Stumm beobachtete er Amelie dabei, wie sie aus dem Wagen stieg, sich bei dem Fahrer bedankte, der die zwei Koffer aus dem Kofferraum hievte. Dann verließ Félix das Auto – Adrien blinzelte.
Sein Cousin sah noch immer so aus, wie ein perfekteres Spiegelbild von ihm selbst.
Die gleichen goldblonden Haare, nur ordentlicher frisiert. Die gleichen blattgrünen Augen. Die gleiche gerade Nase, die gleiche blasse Haut. Die Schultern waren schmaler, aber das fiel nur ihm selber auf.
Félix trug eine schwarze Jacke, darunter ein weißes Hemd, eine graue Hose und schwarze Anzugschuhe, poliert. Seine Beine waren nicht so dünn, wie Adriens. Er hatte auch keine dünnen Narben am Hals. Sein Gesicht war noch makellos, ihm fehlte die schwache Narbe an Adriens Wange.
Félix nahm seiner Mutter die Koffer ab, sagte einige Worte zum Fahrer, bevor er die Treppen zur Haustür hochstieg.
Adrien wandte sich vom Fenster ab, rollte vom Eingangsbereich weg. Die Haustür war nicht abgeschlossen, also machte er sich nicht die Mühe, sie zu öffnen.
Amelies Lächeln, als sie durch die Haustür trat und seine Gestalt entdeckte, war das schönste und schmerzhafteste Lächeln, dass Adrien je gesehen hatte. Er wollte weinen, wegsehen, und gleichzeitig konnte er sie nur anstarren.
„Adrien, ma chérie! Es ist so lange her!“ Amelies Stimme hallte leicht durch den Raum, während sie strahlend die Arme ausbreitete, sich zu Adrien hinunterbeugte, um ihn in eine Umarmung zu ziehen.
Über Amelies Schulter hinweg beobachtete Adrien Félix, der die beiden Koffer auf dem Boden abstellte, die Hände hinter dem Rücken verschränkte. Dann löste sich seine Tante von ihm, ließ liebevoll ihre Hände auf seinen Wangen ruhen.
„Es tut gut, dich zu sehen, chérie“, sagte sie noch, lächelte ihn so herzlich an, dass es ihm Tränen in die Augen trieb, die er hektisch wegblinzelte.
„Nichts für ungut, aber du siehst scheiße aus, Cousin.“ Félix verschränkte seine Arme vor der Brust, musterte Adrien mit neutralem Gesichtsausdruck, der durch seine Worte zusammenzuckte – Amelie verlor ihr Lächeln, drehte sich mit einem empörten Ausdruck zu ihrem Sohn um.
„Félix!“
„Wie viel schläfst du? Antworte nicht, es steht dir ins Gesicht geschrieben“, sagte Félix, ignorierte die Mahnung seiner Mutter.
„Ich freu mich auch, dich zu sehen“, murmelte Adrien matt zurück, woraufhin Félix zweifelnd eine Augenbraue hochzog.
„Ich höre an deiner Tonlage, dass du das nicht ernst meinst.“
„Félix!“, rief Amelie erneut, stemmte die Arme in die Hüften, während Félix die Augen verdrehte.
„Ich bin nur ehrlich.“
„Ist okay“, sagte Adrien schnell, bevor seine Tante etwas erwidern konnte. „Ich habe wirklich nicht mit viel Vorfreude auf euren Besuch gewartet.“
„Weil du Angst hast, dass wir es dir übel nehmen könnten, dass du mit Tante Emelies Beerdigung nicht auf uns gewartet hast?“
Einen Augenblick musterte Adrien Félix Gesichtsausdruck. Auch wenn sie beide aussahen, wie ihr jeweiliges Spiegelbild, so sehr unterschied sich dagegen ihr Charakter – Félix Handlungen und Aussagen blieben häufig undurchschaubar, dennoch nahm er ebenso oft kein Blatt vor den Mund und sprach Dinge direkt und ehrlich an, ohne Rücksicht auf Höflichkeiten oder Nettigkeit. Und wie meistens traf er mit seiner Vermutung direkt ins Schwarze.
„Wenn ich Recht habe – und das habe ich für gewöhnlich, dann ja. Dann sind deine Befürchtungen leider war.“
Adrien biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe, wich dem Blick seines Cousins aus. Er konnte Amelie neben sich leise seufzen hören.
„Wir verstehen, dass die Lage hier gerade angespannt ist", sagte sie schließlich, legte vorsichtig ihre Hand auf Adriens Schulter. „Aber - Emelie war nicht nur deine Mutter. Sie war meine Schwester."
Adrien konnte das Zittern in ihrer Stimme heraushören, das sie zuvor erfolgreich hatte verstecken können. Unbehaglich rutschte er auf seinem Sitz herum, kratzte mit den Nägeln über seine Fingerkuppen.
„Ich weiß - tut mir leid", hauchte er, drehte seiner Tante den Kopf zu. Sie lächelte ihn an. Er wollte weinen.
Félix ließ nach Adriens Worten die verschränkten Arme fallen, wandte den Kopf zu Boden. Adrien blinzelte, bevor er versuchte, sich aus dem Rollstuhl auf seine Füße zu stellen - er musste unbedingt das Thema wechseln.
Adrien strauchelte kurz, bis er Halt an den Rückenlehnen des Rollstuhls fand. Er bemerkte Félix musterden Blick auf sich, doch ignorierte ihn.
„Ich habe Placide gebeten, die beiden Zimmer für euch zu beziehen", sagte er und deutete mit einem Kopfnicken die Treppe hoch - auch wenn es eine eher unhöfliche Aufforderung war, ihn alleine zu lassen. In solchen Situationen war er doch ganz froh, dass die Villa so groß war. Er wollte seiner Tante nicht zumuten, in dem alten Schlafzimmer seiner Eltern unterzukommen, ebensowenig wie er Félix bei sich im Zimmer haben wollte - abgesehen von der seltsamen Stimmung, wäre es ihm zu riskant, seinen Cousin in das Zimmer zu lassen, durch das doch mal ab und zu ein Kwami flog.
Seine Tante würde das alte Zimmer von Nathalie bekommen, während Félix in dem kleineren Gästezimmer daneben schlafen konnte.
„Sicher - danke, Adrien", antwortete Amelie sanft, wirkte, als wolle sie erneut eine Hand auf seiner Schulter platzieren, doch überlegte es sich mitten in der Bewegung doch anders - vielleicht war seine Haltung zu abwehrend weiteren Berührungen gegenüber.
„Ich bringe die Koffer schonmal hoch, Darling", sagte sie noch zu Félix, der sich nicht mehr bewegt hatte und nur als Antwort nickte. Dann verschwand die blonde Frau mit den beiden Koffern, auf dem weg nach oben.
„Warum hast du sie alleine beerdigt?“
Félix Stimme klang belegt, als er die Frage stellte, hallte leicht in der Stille des Raumes. Adrien sah ihn nicht an, schüttelte nur den Kopf.
"Behaupte nicht, es lag an der Presse. Die hätten das auch nicht mitbekommen, wenn du eine Woche gewartet hättest." Félix trat näher zu ihm heran, die Stimme jetzt leicht erhoben. Adrien wandte ihm den Kopf zu, musterte die nun nicht mehr neutrale Miene seines Cousins. Er hatte dieses seltsame Druckgefühl im Hals, als würde ihm jemand die Luft abschnüren - er brachte kein Wort heraus.
„Ich wollte es hinter mich bringen.“ Seine Stimme klang kratzig, als er es endlich schaffte, zu antworten. Diesmal war er ehrlich - Félix würde ihn durchschauen, wenn er es nicht wäre, dass wusste er.
„Das klingt, als würde es dir gar nichts bedeuten.“
Adrien biss sich erneut auf die schmerzende Lippe, bis er Blut schmecken konnte. Enttäuschung - wenn Félix doch nur endlich aufhören könnte, Adrien die ganze Zeit vor Augen zu führen, was er versuchte zu verdrängen.
„Für mich war sie schon lange beerdigt – okay?!", brach es aus ihm heraus, als sich Félix Augenbrauen skeptisch verzogen. „Ich habe schon lange damit abgeschlossen – ich habe Jahre damit verbracht, zu wissen, dass sie tot ist!"
Sein Herzschlag pochte laut in den Ohren, als er einige Sekunden innehielt, Félix Blick begegnete.
"Ich wollte dabei nur nicht noch in Mamans Augen schauen müssen, während sie begraben wird", murmelte Adrien jetzt leise. „Das heißt nicht, dass es mir nichts bedeutet.“
„Ich weiß.“
„Tut mir leid. Das war egoistisch von mir."
Félix seufzte. "Irgendwann wird Mum dir das verzeihen, weißt du? Sie kann nicht lange Groll gegen andere hegen - das konnte sie auch nie bei Emelie. Und du bist ihr einfach zu ähnlich."
Adrien nickte leicht, zupfte an dem Saum seines Pullovers. Félix blinzelte, hob eine Augenbraue.
"Das ist nicht alles, oder?", fragte er dann mit fester Stimme, bevor er noch einen Schritt näher an Adrien herantrat, bis sich ihre Schultern fast berührten - Adrien starrte aus dem Fenster nach draußen, um seinem Blick auszuweichen.
"Du gibst dir die Schuld. Du glaubst, du hättest etwas bemerken müssen."
Schuss ins Schwarze, dachte Adrien resigniert - irgendwie schaffte es Félix immer wieder, ihn zu durchschauen. Als wäre Adrien ein offenes Buch, das er lesen konnte - Adrien würde nur aufpassen müssen, dass einige Seiten für ihn verschlossen und unlesbar blieben.
Félix schnaubte, als Adrien nicht antwortete, vergrub die Hände in seinen Hosentaschen.
"Ich verrate dir ein Geheimnis, Adrien. Du bist nicht der Einzige. Wenn Marinette Dupain-Chengs Eltern nicht bemerkt haben, dass ihre eigene und einzige Tochter als Superheldin durch die Stadt gerannt ist, dann ist dir nicht vorzuwerfen, dass du das nicht bei deinem Vater bemerkt hast. Vor allem nicht bei einem Menschen wie Gabriel Agreste. Magie ist ein Monster, Adrien. Jeder, der in Berührung mit ihr kommt, wird früher oder später davon vernichtet."
Adrien hörte, wie Félix sich nach seinen Worten von ihm abwandte - seine Schritte hallten gespenstisch in der leeren Halle nach, bevor sich der Blonde noch einmal zu ihm umdrehte. Und bei seinen letzten Worten konnte Adrien die drohenden Tränen nun doch nicht mehr zurückhalten.
„Es ist nicht deine Schuld."
___________
Hello^^
Ja, es ist lange her - und bis zum nächsten Kapitel dauert es auch wieder xD
Seht dieses KApitel als kleines Vorweihnachtsgeschenk - es ist jetzt schon ne Weile fertig, nur komme ich mit dem nächsten noch nicht so recht weiter (Guardian hat eben noch immer Vorrang und allzuviel Zeit zum Schreiben habe ich zurzeit eh nicht), aber ich wollte euch jetzt nochmal versichern, dass es trotz der langen Zeit, wo ich mich hier nicht gemeldet habe, immer noch weiter geht ;)
Also, lass wie immer gerne eine Rückmeldung da, und danke schonmal, für eure Geduld :)) <3
Liebe Grüße
Danni^^
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