Kapitel 11
Ryan spürte, wie sich sein Kopf so schnell drehte, dass er befürchtete, er würde ihm von den Schultern fallen. Westlaker war hier? Sollte er nicht auf dem Weg nach Hollywood sein, um seinen großen Film zu drehen?
Seine Verwirrung wurde durch Wut ersetzt, als Ryan Macs schockierten Gesichtsausdruck wahrnahm.
"Mac, geht es dir gut?", fragte Jazz.
"Mir geht es gut. Ich bin nur ... überrascht. Was könnte er von Blainesworth wollen?"
"Es gibt noch etwas, dass ich dir sagen muss.", teilte ihr Jazz mit.
"Muss ich mich hinsetzen?"
"Am selben Tag, an dem die Schlagzeile über dich und Ryan herauskam, gab es eine Story über Danny und Angel. Sie haben sich getrennt. Ich hätte schon früher etwas gesagt, aber ich dachte, du hättest zu dem Zeitpunkt schon genug um die Ohren."
"Stimmt."
"Außerdem war ich mir nicht sicher, oder du interessiert wärst oder nicht ..."
"Das erklärt aber nicht, was Westlaker hier macht.", knurrte Ryan.
Aus irgendeinem Grund konnte er es nicht ertragen, zu hören, ob Mac interessiert war oder nicht. Sie hatte ihm vor Monaten gesagt, dass sie über Westlaker hinweg war. Er hoffte inständig, dass das stimmte. Er wollte nicht daran denken, dass sein Co-Star immer noch Gefühle für ihren Arsch von Ex hatte.
Jazz warf ihm einen spitzen Blick zu. "Ich habe eine Idee, Ryan. Warum gehst du nicht hin und findest es heraus?"
Er wusste, dass Jazz ihn nur loswerden wollte, damit sie Mac über ihre Reaktion auf Westlakers plötzliches Auftauchen abfragen konnte, aber das war ihm egal. Es war eine verdammt gute Idee.
"Ich denke, das werde ich.", erwiderte er deshalb.
Bevor einer der beiden Frauen noch etwas sagen konnte, verließ er die Umkleidekabine, ging durch die Flure und die Treppe hinauf in die Etage, in der sich die Büros der Geschäftsführung befanden.
Plötzlich ertönte lautes Gelächter, als eine Tür aufgerissen wurde, und dann stand Westlaker in der Tür von Blainesworths Büro.
"Es war schön dich wiederzusehen, Mick.", sagte Danny.
"Komm wieder, sobald du mit Mackanzie geredet hast."
Es war alles, was Ryan tun konnte, um den Kerl nicht am Kragen zu packen und ihm zu sagen, dass er so gut wie tot sei, wenn er auch nur einen Fuß in Macs Nähe setzen würde. Westlaker zog die Tür hinter sich zu.
"Hey, wie gehts?", fragte er Ryan und streckte seine Hand aus. "Danny Westlaker."
Sie waren beide viele Jahre lang bei den Logies und den verschiedenen Afterpartys gewesen, aber Ryan konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals zuvor miteinander gesprochen hatten. Er hatte nichts gegen Westlaker gehabt, bis er gehört hatte, was mit Mac passiert war. Jetzt konnte er den Kerl nicht mehr ausstehen. Der Arsch vor ihm hatte Mac nicht nur schlecht behandelt, er hatte ihr das Herz gebrochen. Und das war nicht nur ärgerlich - es war völlig verwirrend.
Mac war so ziemlich die perfekte Frau. Sie war gutmütig, schön, fürsorglich, sanft und eine verdammt gute Schauspielerin. Die Blondine, für die Westlaker sie abserviert hatte, war nichts gegen Mac. Nichts. Es war Westlakers Verlust, versuchte sich Ryan einzureden, aber das verhinderte nicht, dass er seine Fingernägel in seine Handflächen graben musste, um Macs Ex-Freund nicht zu einem blutigen Brei zu schlagen.
Vielleicht war es das Beste, Macs Ex nicht zu fragen, warum er hier war. Das Potenzial, dass die Unterhaltung in Gewalt endete, war einfach zu hoch. Der andere Mann sah zwar so aus, als würde er sich in einem Fitnessstudio gut auskennen, aber er war zwei Zentimeter kleiner. Ryan konnte es leicht mit ihm aufnehmen, sollte es jemals dazu kommen. Der Gedanke lockerte die Anspannung in seinem Nacken, seine Schultern und seiner Brust ein wenig.
"Ich weiß, wer du bist.", teilte Ryan ihn mit und ignorierte seine ausgestreckte Hand. "Halt dich von Mac fern."
Er ließ Westlaker stehen und klopfte ein paar Mal an Blainesworths Tür, bevor er sie öffnete und den Kopf hineinsteckte.
"Ryan, mein Junge, komm rein, komm rein."
Blainesworth winkte ihn herein. Ryan wusste, dass er für alle Besuche, die länger als ein paar Minuten dauern könnten, einen Termin mit Amanda, Blainesworth Assistentin, vereinbaren sollte, aber das hier würde nicht lange dauern.
Ryan setzte sich auf den Stuhl gegenüber seines Produzenten. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich vorbeikomme."
"Ganz und gar nicht. Was kann ich für dich tun?"
"Ich habe mich gefragt, was Danny Westlaker in dieser Gegend zu suchen hat."
Balinesworth lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte ihn aufmerksam. "Und ist dein Interesse eher persönlich oder beruflich?"
Im Wissen um das Gespräch, das sein Produzent gerade mit Mac geführt hatte, wollte Ryan nicht wirklich zugeben, dass es persönlich war. Er wollte Blainesworth keinen Grund geben, hinter Mac her zu sein oder zu glauben, dass sie involviert waren. Jetzt wo er hier war, wollte Ryan ihrem Produzenten immer noch den Artikel erklären, aber noch mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, erschien ihn dumm, vor allem, da Mac ihm gesagt hatte, dass sie sich nicht in ihn verliebt hatte.
"Beruflich.", antwortete er schließlich.
Blainesworth musterte ihn weiter. "Weißt du, ich hatte heute Morgen Mackenzie hier. Sie hat mir versichert, dass ihr beide nicht zusammen seid."
"Sie hat die Wahrheit gesagt.", versicherte Ryan.
"Gut. Ich bin sicher, du weißt bereits, dass ich keine Beziehungen zwischen Darstellern gutheiße, und Mackenzie ist nach dem Ende ihrer letzten Beziehung in eine Spirale geraten."
"Ja, das weiß ich.", bestätigte Ryan, bevor er tief Luft holte. "Deshalb verstehe ich auch nicht, was Westlaker hier zu suchen hat. Er war derjenige, der sie in diese Spirale getrieben hat."
"Ich fürchte, diese Fragen wären besser an Danny selbst gerichtet. Er hat seine Gründe hier zu sein, und es ist nicht meine Aufgabe, sie zu teilen."
"Kannst du mir dann wenigstens sagen, dass er nicht mit uns an Harts Valley arbeiten wird? Mac ist nicht die einzige Person, die damit ein Problem hätte. Ich denke, ich spreche für die ganze Besetzung, wenn ich sage, dass wir das alle ... inakzeptabel finden würden."
"Ich bin mir der Art und Weise bewusst, wie die Besetzung von Harts Valley zusammengewachsen ist und enge Bande geknüpft hat, und ich habe nicht die Absicht, Danny einen festen Platz in der Serie anzubieten. Allerdings ist Harts Valley nicht die einzige Produktion, die ich im Moment in petto habe."
"Okay.", sagte Ryan.
Es hörte sich also so an, als hätte Blainesworth eine weitere Serie in der Mache, für die er Westlaker engagieren wollte. Ryan wäre unendlich viel glücklicher gewesen, wenn der andere Schauspieler das Land verlassen hätte und sicher weit weg von Mac wäre, aber zumindest erwartete Blainesworth nicht, dass sie zusammenarbeiten würden.
"Danny und ich haben allerdings über die Idee diskutiert, dass er einen kurzen Gastauftritt in Harts Valley hat.", erklärte Blainesworth. "Aber nur, wenn es etwas ist, wo Mackenzie sich mit wohlfühlt."
"Du machst Witze, oder?"
Die Worte waren heraus, bevor Ryan sie zurückziehen konnte.
"Nur für ein oder zwei Wochen.", fügte Blainesworth hinzu. "Vielleicht beschließt sie, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Tatsächlich könnte es das Beste für sie sein. Gib ihr eine Chance, ihren Kritikern zu zeigen, was sie drauf hat."
Was für ein Schwachsinn, dachte Ryan. Hier ging es um nichts weiter als um Einschaltquoten und Ausbeutung. Wie viele ihrer Zuschauer und der Zuschauer von Junction Hospital würden nicht einschalten, um zu sehen, ob Mackenzie Lauren und Danny Westlaker immer noch den Bildschirm aufheizten, wie sie es früher getan hatten? Die Vorstellung, dass sie überhaupt noch einen Funken auf den Bildschirm haben könnten, brachte ihn zum Würgen.
"Du kannst Mac nicht bitten, noch einmal mit ihm zu arbeiten.", sagte Ryan.
"Die Entscheidung liegt bei ihr.", teilte ihm Blainesworth mit. "Und ist nur ihre. Wenn sie nicht mit ihm arbeiten will, muss sie nur Nein sagen."
******
"Geht es dir wirklich gut?"
Mac nickte. Es musste das fünfzehnte Mal gewesen sein, dass Jazz sie gefragt hatte. Zuerst war Mac sich nicht sicher gewesen, ob es ihr gut ging oder nicht, aber jetzt, wo der Schock, den Namen ihres Ex-Freundes zu hören, abgeklungen war, konnte Mac ehrlich sagen, dass sie nicht mehr so beunruhigt war, wie sie es vielleicht noch vor einigen Monaten gewesen war.
Dannys Anwesenheit änderte nichts an der Tatsache, dass sie Ryan morgen immer noch küssen musste, noch änderte es die Tatsache, dass ihr Job auf dem Spiel stand. Mit anderen Worten, Danny war die geringste ihrer Sorgen.
"Denn das muss ein Schock gewesen sein."
"Ich schätze, das war es, aber ich bin jetzt darüber hinweg."
Jazz sah sie ungläubig an.
"Ich sollte keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden, bis wir sicher wissen, warum er hier ist, oder?"
"Du willst also nicht darüber reden?"
"Will ich wirklich nicht."
"Also gut. Wenn wir mit dem Gespräch über Danny fertig sind, können wir dann über dein Treffen mit Blainesworth reden?"
"Ich habe dir gesagt -"
"Oder was zwischen dir und Ryan läuft."
"Da läuft nichts zwischen uns.", erwiderte Mac wegwerfend.
"Warum hat Brad dann heute Morgen gesagt, Ryan solle sich von dir fernhalten?"
"Was?"
Ein zaghaftes Klopfen ertönte an der Tür.
"Warte kurz.", wies Jazz an und hielt eine Hand hoch, bevor sie zur Tür ging und sie öffnete.
"Hey, ist Mac da?"
Mac wusste, wer es war, ohne sein Gesicht zu sehen. Es gab eine Zeit, in der Dannys Stimme ihr einen Schauer über den Rücken gejagt und ihre Knie weich werden lassen hätte. Zum Glück blieben diese Reaktionen jetzt völlig aus. Das war auch kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie für Ryan empfand. Das Gefühl, von zwei Männern völlig vereinnahmt und überwältigt zu werden, hätte gereicht, um sie in den Wahnsinn zu treiben.
"Mac, ist für dich."
Mac trat um die Tür herum und sah Danny dort stehen. Seine Stimme hatte sie nicht mehr so berührt wie früher, aber sie hatte trotzdem erwartet, irgendetwas zu fühlen, wenn sie ihn sah.
Sie betrachtete sein kurzes Sand-blondes Haar und seine tiefblauen Augen, und alles, was sie fühlte, war ... Traurigkeit. Sie war so angetan von diesem Mann gewesen, dass sie seinetwegen fast ihre Karriere weggeworfen hätte. Er hatte ihr gesagt, sie hätten etwas Besonderes, hatte sie glauben lassen, dass er sich um sie sorgte, so wie sie sich um ihn sorgte. Dann hatte er die Nase von ihr voll und ließ sie für seine nächste Hauptdarstellerin fallen.
"Was machst du denn hier?", fragte sie ihn.
"Kann ein alter Freund nicht einfach vorbeikommen und Hallo sagen?"
Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen, dass vor nicht allzu langer Zeit ihr Herz zum Überlaufen gebracht hätte. Jetzt machte es Mac einfach misstrauisch.
"Wir sind keine Freunde. Wir waren nie Freunde."
"Mac, wenn du mich nicht brauchst, werde ich mich auf die Suche nach Zucker und Koffein machen.", unterbrach Jazz.
Mac nickte ihr zu und ließ sie wissen, dass sie alleine zurechtkommen würde.
"Es tut mir leid.", sagte er zu ihr.
Sie zuckte mit den Schultern. Seine Entschuldigung interessierte sie nicht. Sie war jetzt so überfällig, und er war nur hier, weil er etwas wollte. Sie war sich nur noch nicht sicher, was das war.
"Ich habe weitergemacht.", sagte sie ihm.
"Mit Ryan Moore?"
Er warf einen Blick auf den empörten Ausdruck in ihrem Gesicht und hob schnell die Hände. "Es gibt Gerüchte.", fuhr er fort.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Die gibt es immer."
Er hatte kein Recht, sie etwas über ihr Privatleben zu fragen.
"Ich bin mit ihm zusammengestoßen, als ich aus Michaels Büro kam. Ehrlich, ich dachte, er würde mir die Zähne ausschlagen. Dann hat er mir gesagt, ich soll mich von dir fernhalten."
"Ich wünschte, du hättest seinen Rat befolgt."
"Mac, können wir versuchen, das, was zwischen uns passiert ist, hinter uns zu lassen?"
"Ich habe nichts mehr von dir gehört, seit ich aus dem Junction Hospital rausgeschmissen wurde, Danny. Warum bist du hier? Was willst du?"
Er seufzte. "Ich weiß nicht, ob du es gehört hast, aber Angel und ich haben uns getrennt."
"Habe ich gehört.", erwiderte sie mitleidslos.
"Ich weiß, dass du das wahrscheinlich nicht hören willst, aber ich war sehr verliebt in sie.", er korrigierte sich. "Ich bin immer noch verliebt in sie."
"Du hast recht. Das möchte ich nicht hören."
"Sie hat mich für einen der Statisten in Junction Hospital verlassen.", bot er mit einem schiefen Lächeln an.
"Mein Herz blutet für dich.", sagte sie, obwohl sie ziemlich amüsiert war.
Sie konnte sich nur vorstellen, welchen Schlag das für sein Ego bedeutet haben musste. Danny Westlaker hatte sich selbst in einer höheren Liga als alle seine Co-Stars gesehen, wenn es um die Schauspielerei ging, sie selbst und Angel eingeschlossen. Für einen Statisten abserviert zu werden, musste etwas gewesen sein, womit er nicht gerechnet haben konnte.
"Sie hat mich betrogen, und als ich sie erwischt habe, hat sie Schluss gemacht, mich aus dem Haus geworfen, dass wir gerade zusammen gekauft hatten, und mir gesagt, dass sie mich nicht mehr liebt."
"Erwartest du, dass ich Mitleid mit dir habe?", fragte Mac ihn.
Er seufzte erneut. "Darf ich hereinkommen? Bitte?"
Mac wollte ihn eigentlich nicht in ihrem Bereich haben, aber er musste offensichtlich etwas mit ihr besprechen. Widerwillig ging sie zur Seite.
"Danke.", sagte er, ging an ihr vorbei und nahm auf dem Sofa im Zimmer Platz. "Weißt du, ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nie, wie schwer es für dich gewesen sein muss .. mit mir zu arbeiten, bis ich versucht habe, mit Angel zu arbeiten, nachdem sie mit mir Schluss gemacht hat."
"Es war nicht leicht, und am Ende konnte ich es nicht.", erwiderte Mac und drehte sich um, um ihn anzusehen.
"Es tut mir leid für den Schmerz, den ich dir zugefügt habe."
Es tat ihm wirklich leid, stellte Mac fest. Seine Augen waren voller echter Sympathie - sein Ausdruck reumütig.
"Ich kann nicht mit ihr arbeiten.", gestand er ihr. "Ich habe es versucht, aber ich kann nicht. Mein Vertrag läuft aus, und ich will ihn nicht verlängern."
"Dann hast du wohl Glück, dass du deinen Filmvertrag hast."
"Der ist geplatzt."
Sie sah ihn ausdruckslos an. "Ich dachte, der Vertrag wäre Felsenfest."
"Das dachte ich auch. Aber dann kam Bryce Webster zu ihnen zurück, nachdem er die Rolle noch einmal überdacht und doch beschlossen hatte, dass er sie haben wollte. Es stellte sich heraus, dass diese Hollywood-Anwälte zaubern können, wenn sie es wollen. Bryce ist drin. Ich bin raus."
Hatte sie jetzt wirklich Mitleid mit ihm? Schon möglich. Nur ein kleines bisschen. Es klang, als hätte er in letzter Zeit ziemlich gelitten. Und es schien ihn aufrichtig leidzutun, was er ihr zugemutet hatte.
"Ich vermute, dass es morgen überall in den Nachrichten zu lesen sein wird.", teilte er ihr mit.
"Wenigstens bist du darauf vorbereitet.", erwiderte sie.
Es war einfacher, mit den Schlagzeilen umzugehen, wenn sie erwartet wurden. Wenn sie aus heiterem Himmel kamen, war es nicht nur der Schaden, den sie hinterließen, mit dem man umgehen musste, sondern auch der Schock.
"So vorbereitet, wie ich nur sein kann. Jedenfalls schmerzt es mich, das zuzugeben, aber ich bin hier, um den Feind nach meinem nächsten Job zu fragen."
Mac lächelte. Die Rivalität zwischen der Produktionsfirma des Junction Hospitals und der von Harts Valley war in der Branche wohlbekannt. Jetzt, wo Danny Westlaker im Grunde wieder auf dem Markt war, würde es Blainesworth jucken, ihn in die Finger und vor die Kamera zu bekommen.
Bedeutete das, dass sie wieder mit ihm arbeiten musste? Vielleicht tat ihr der Kerl ein klein wenig leid, und er hatte sich vielleicht entschuldigt, aber sie wollte nicht noch einmal sein Co-Star sein.
"Du willst mit bei Harts Valley arbeiten?"
Danny schüttelte seinen Kopf. "Blainesworth hat etwas anderes im Sinn." Er hielt einen Moment inne. "Er hat allerdings etwas von einem Gastauftritt in Harts Valley erwähnt. Das hängt natürlich davon ab, ob du einverstanden bist oder nicht."
"Ein Gastauftritt?"
"Nur bis sie mit den Dreharbeiten für den Pilotfilm beginnen, für den ich unterschrieben habe."
Mac schüttelte den Kopf.
"Denk einfach darüber nach.", bat er sie. "Blainesworth hat gesagt, er will innerhalb von achtundvierzig Stunden eine Antwort."
"Hat er das?", fragte sie gelassen.
Der Produzent hatte sie heute Morgen in sein Büro zitiert, um sie über ihre Beziehung zu ihrem aktuellen Hauptdarsteller auszuquetschen, und jetzt wollte er, dass sie mit dem früheren Hauptdarsteller arbeitete, wegen den sie "durchgedreht" war? Sie wollte in sein Büro stürmen und ihm irgendwas zurufen, was ihr zweifellos eine Menge Ärger einbringen würde.
"Er dachte, du möchtest vielleicht eine Chance, die negative Presse, die von unserer Trennung herrührte, ungeschehen zu machen."
Mac glaubte nicht einen Moment lang, dass es das war. Die ausführenden Produzenten interessierten sich nur für eines - Einschaltquoten. Wahrscheinlich saß er gerade in seinem Büro und rieb sich genüsslich die Hände, während er darüber nachdachte, wie er das Junction Hospital in den Einschaltquoten übertrumpfen konnte. Alles auf ihre Kosten. Sie wusste, dass die Leute daran interessiert sein würden, die beiden wieder zusammen arbeiten zu sehen.
"Es wäre nur für zwei bis drei Wochen, höchstens, Mac. Würdest du darüber nachdenken?"
Hatte sie überhaupt eine Wahl? Sicher, sie wurde zuerst gefragt, aber wenn sie nein sagte, würde es sie dann in noch mehr Schwierigkeiten mit ihrem Produzenten bringen? Wäre ihr Job in Gefahr, wenn sie nein sagte? Sie wollte nicht ja sagen, aber war es das wert, um Blainesworth loszuwerden? Es war ein langer Tag gewesen - emotional aufreibend, und sie konnte das im Moment nicht richtig durchdenken.
"Gib mir die achtundvierzig Stunden.", antwortete sie ihn müde.
*****
Mac biss sich auf die Unterlippe und versuchte, sich auf das Skript in ihren Händen zu konzentrieren. Sie hatte damit gerechnet zu Hause zu sein, wenn sie das letzte Mal diese Szene durchlas. Ihr Kuss mit Ryan war jedoch in letzter Minute wegen eines Problems mit dem Drehort verschoben worden. Anstatt gleich morgen früh zu drehen, war es vorverlegt worden, sodass es die letzte Szene war, die sie heute drehten.
Jetzt war es elf Uhr Abends und sie saßen im Pint and Elephant Pub in South Yarra und warteten auf den Dreh. Der Regisseur, Mitch Davis, würde sie jeden Moment herbeirufen und Mac fühlte sich überhaupt nicht bereit oder vorbereitet. Sie hatte die Szene nicht im Griff. Sie war nervös, weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, wenn Ryan sie küsste. Wenn die vergangenen Küsse, die sie bereits geteilt hatten, ein Hinweis darauf waren, was passieren würde, dann war sie in Schwierigkeiten.
So wie es war, hatte sie zu viel Angst, ihn anzuschauen, denn jedes Mal, wenn sie es tat, konnte sie nicht aufhören, auf seinen Mund zu starren und sich daran zu erinnern, wie er sie geküsst hatte, während er tief in ihr vergraben war. Sie spürte, wie sich ihr Unterleib bei der Erinnerung daran vor Verlangen zusammenzog. Gott, was, wenn sie am Set Ryans Namen anstatt Stones sagte? Du musst dich konzentrieren, Mackanzie. Kozentrier dich.
"Du hättest gleich nein sagen sollen."
Als ob sie nicht schon genug um die Ohren hätte, hatte Ryan nicht aufgehört, sie damit zu belästigen, dass sie zugestimmt hatte, über Dannys Gastspot nachzudenken. Mac hatte Ryan nicht sagen müssen, was Danny gewollt hatte, weil ihr Produzent ihn bereits informiert hatte. Dann hatte Ryan alle anderen eingeweiht. Es war unmöglich, Geheimnisse lange für sich zu behalten, wenn sie alle Freunde waren. Wie lange würde es noch dauern, bis die ganze Besetzung wusste, was sie für Ryan empfand?
"Ich verstehe nicht, warum du darüber nachdenkst.", fuhr er fort, als sie schwieg.
"Vielleicht liegt es daran, dass dein Job in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht bedroht war, Ryan."
Mac bereute sofort die Schärfe ihres Tons, aber sie war müde und mürrisch, und nach dem Tag, den sie gehabt hatte, wollte sie nicht mit Ryan über Danny sprechen. Sie wusste, dass Ryan sich um sie sorgte - natürlich nur als Freund - aber es ging ihn wirklich nichts an, ob sie einverstanden war oder nicht.
Es hatte keinen Einfluss auf ihn. Er hatte so oder so nichts zu verlieren und nichts zu gewinnen. Sie waren nicht zusammen. Sie war nicht seine Freundin, und er hatte deutlich gemacht, dass er nicht mehr als Gelegenheitssex wollte, obwohl er dieses Angebot so gut wie zurückgezogen hatte, als der Artikel herausgekommen war.
"Blainesworth kann dich nicht dafür feuern, dass du nicht mit Westlaker zusammenarbeitest."
"Das weiß ich, aber er kann mir das Leben schwer machen, und vielleicht will ich ihn einfach nur loswerden."
"Mac-"
"Hör zu, ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber wir gehen gleich ans Set und ich will jetzt nicht über meinen Ex-Freund reden."
Ryan hielt den Mund geschlossen. Mac wollte offensichtlich nicht hören, was er zu dem Thema zu sagen hatte, was verdammt frustrierend war, denn er hatte eine Menge dazu zu sagen. Er wusste, dass er kein Recht hatte, ein Mitspracherecht in dieser Sache zu erwarten, aber er wollte es trotzdem. Ihre Abneigung, darüber zu reden, trug nur zu seiner schlechten Laune bei.
Seit er mit Blainesworth gesprochen hatte, kochte seine Wut und Frustration hoch. Er war wütend - auf diese ganze Situation. Je länger er darüber nachdachte, dass Blainesworth Mac bedrohte, desto wütender wurde er.
Wie kommt ihr Produzent dazu? Er hatte kein Recht Mac zu drohen, wenn ihre Methoden und Leistungen am Set immer phänomenal waren. Ihr Privatleben ging Blainesworth nichts an. Es sollte keine Rolle spielen, in welcher Beziehung Mac zu ihm stand oder welche Gefühle sie hatte, solange sie bei der Arbeit noch gut funktionierte und der Show kein Schaden zugefügt wurde.
Mac sagen zu hören, dass sie in Erwägung zog, mit ihrem Arsch-Clown von Ex-Freund zu arbeiten, weil sie das Gefühl hatte, dass ihr Job angegriffen wurde, machte ihn ... rasend. Die Szene, die sie drehten, war in einer kleinen Kneipe. Er wusste, dass er in letzter Minute noch einmal alles durchlesen sollte, so wie Mac es tat, aber was er wirklich wollte, war hinter die Bar zu gehen und Dinge kaputt zu machen.
Vielleicht, dachte Ryan, gab es einen Vorteil, sich so zu fühlen, wie er es gerade tat. Er war so wütend, dass er sich keine Gedanken über die Tatsache machte, dass er Mac in ein paar Minuten küssen musste. Sein Fokus lag ganz auf der völlig verkorksten Situation, in der Mac sich befand. Nicht, dass er nicht zweimal hingesehen hätte, als Mac aus der Make-up Garderobe gekommen war, und die Jacke und den kurzen Rock, den sie trug, zu schätzen wusste, aber seine Wut überlagerte alles andere.
"Ryan. Mac. Lasst uns loslegen.", rief der Regisseur ihnen zu.
Erst als Mac ihn einem nervösen Blick zuwarf, wurde er plötzlich auch nervös. Tatsächlich glaubte er, Schmetterlinge in seinem Bauch zu spüren. Schmetterlinge? Wirklich? Er war ein Mann. Er sollte keine Schmertterlinge im Bauch verspüren. Andererseits hatte Mac eine Art, ihn Dinge fühlen zu lassen, die er nie zuvor wirklich gefühlt hatte.
Als ihr Blick zu seinem Mund glitt, spürte er, wie Lust durch ihn hindurch strömte. Ihre Augen verdunkelten sich und sie fuhr sich über die Unterlippe, bevor ihr Blick wieder nach oben wanderte und seinen traf.
"Es wird alles gut.", sagte er zu ihr.
Hoffentlich hatte sie keine Ahnung, dass er versuchte, sich selbst genauso zu beruhigen wie sie. Allerdings nach der Unsicherheit in ihren Augen zu urteilen, vermutete sie es vielleicht.
"Bereit?", fragte der Direktor sie.
Mac wollte den Kopf schütteln. Sie wollte zum Ausgang flüchten und nicht zurückblicken, aber sie konnte nicht. Es hatte zumindest einen Vorteil, dass der Dreh vorgezogen wurde. Alle, die nicht für den Take gebraucht wurden, waren nach Hause gegangen. Es waren nur sie, Ryan, ein paar Statisten, der Regisseur und ihr Kamerateam. Kein Blainesworth. Keine Co-Stars. Sie konnte das schaffen.
Mac nahm wie angewiesen ihre Position auf dem Barhocker ein und wartete darauf, dass sie zur Tat schritten. Ihr Herz begann unregelmäßig zu schlagen, als Ryan sich neben sie setzte, aber sobald sich ihr Blick mit seinem verhakte, konnte sie die Veränderung spüren, die sie immer empfand, wenn sie beide in ihre Rolle schlüpften. Sie stolperte ein wenig über ihre ersten beiden Zeilen, aber niemand rief 'Cut' und sie fuhren fort, die Szene durchzuziehen.
Schon bald spürte Mac, wie sie in das einfache Muster rutschte, in das sie und Ryan normalerweise verfielen, wenn sie zusammen arbeiteten. Sie tat ihr Bestes, um eifersüchtig auszusehen, als die Barkeeperin mit Stone flirtete und wegging.
"Nun, es wäre kein normaler Tag in Harts Valley, wenn nicht jede Frau in der Stadt dich anhimmeln würde, oder?"
"Ist das Eifersucht, die ich in deiner Stimme höre, Brianna? Denn weißt du, sag nur ein Wort, und ich zeige dir, was du verpasst."
"Pfft, warum sollte ich eifersüchtig auf sie sein, Stone? Wenn sie dich kennen würden, würden sie sich von dir fernhalten, so wie ich es versuche."
Er schaute auf seine Uhr. "Du hast dich entschieden, hier zu sitzen und die letzten zwanzig Minuten mit mir zu reden. Du kannst nicht denken, dass ich so schlecht bin.", sagte er mit einem Grinsen, dass ihre Beine wackelig werden ließ.
"Ich habe keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe.", erwiderte sie.
"Weißt du, Brianna, du hast früher viel überzeugender geklungen, wenn du so getan hast, als würdest du mich hassen."
"Ich habe nie nur so getan."
Mac hüpfte von ihrem Hocker, Ryan tat es ihr gleich und packte ihren Arm, damit sie nicht weggehen konnte.
Er strich mit dem Rücken eines Fingers über die Seite ihres Gesichts. "Bist du dir da sicher? Bist du sicher, dass du nicht versuchst zu verbergen, was du wirklich fühlst? Was du wirklich willst?"
"Und was soll das sein?"
"Das."
Ryan senkte seinen Mund auf den ihren. Sie erstarrte, bevor sie ihren Mund von seinem losriss und versuchte ihn wegzustoßen, wie es das Drehbuch vorsah.
"Es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren. Glaub mir, ich habe es versucht.", teilte er ihr mit. "Das ist größer als wir."
Dann pressten sich seine Lippen auf ihre, und Mac vergaß zu atmen. Sie vergaß zu denken . Sie vergaß, was im Drehbuch stand und die Tatsache, dass sie ein Publikum hatten. Ihr Blut rauschte durch ihren Körper und ihr Herz spielte verrückt. Ihre Hände klammerten sich an seine Jacke, um ihn näher an sich zu ziehen.
Einer seiner Hände, verhedderte sich in ihrem Haar, sodass er sie in Position halten konnte, während er den Kuss vertiefte. Das heiße, nasse Gleiten seiner Zunge gegen ihre, ließ sie von dem heftigen Bedürfnis, das sie durchströmte, erbeben. Und als sie spürte, wie sich sein Körper gegen den ihren verhärtete, konnte sie ihr zustimmendes Stöhnen nicht zurückhalten. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr zurückhalten.
Sie ließ ihre Hände über seine Brust streichen, streichelte und berührte die harten Muskeln, bevor sie sich nach oben bewegte und seine breiten Schultern ergriff. Sie wusste nicht, wann sie das wieder tun konnte. Sie wusste nicht, wann er wieder in ihren Armen liegen würde.
Nur allzu bald zog er sich von ihr zurück, ihr Kuss war vorbei. "Willst du wirklich dastehen und leugnen, was du für mich empfindest, Brianna? Nach all dem?"
"Du bist ein arroganter Idiot.", sagte sie nicht annähernd so kühl, wie sie es hätte sagen sollen. "Das ist, was ich für dich empfinde."
"Du kannst mich anlügen, aber belüge dich nicht selbst. Du bist besser als das, Brianna.", sagte er ihr, bevor er von ihr wegging.
Wenigstens hatte sie ihren Text nicht vergessen, dachte Mac, was ein Glück war, wenn man bedenkt, dass Ryans Worte sie wie ein Schlag in die Magengrube getroffen hatten. - auch wenn sie von Stone stammten. Konnte sie so dastehen und leugnen, was sie für ihn empfand? Konnte sie sich selbst anlügen? Nein, nicht mehr.
Sie war nicht dabei sich in ihren Co-Star zu verlieben. Sie war bereits in ihn verliebt. Sie war hundertprozentig, wirklich, wahnsinnig in ihren Co-Star Ryan Moore verliebt. Und sobald er über diese Anziehungskraft, die er für sie empfand, hinwegkam und sich der nächsten Frau zuwandte, wusste sie bereits, dass er sie schlimmer erschüttert zurücklassen würde als Danny es je getan hatte.
Heftiger Applaus holte sie mit einem Krachen zurück auf die Erde. Sie applaudierten - der Regisseur, die Statisten und die Crew klatschten alle. Vielleicht war der Herzschmerz für sie vorbestimmt, aber zumindest hatte sie ihre Szene gut hingekriegt.
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