Kapitel 05

Mac hielt den Atem an. Das war es also, oder? Ryan würde ihr sagen, dass sie außerhalb des Studios keine Zeit mehr miteinander verbringen sollten - genau wie sie es letzte Nacht geträumt hatte. Sie hatte eine Chance gehabt, ihm zu zeigen, dass sie mit dieser Sache zwischen ihnen umgehen konnte; eine Chance zu beweisen, dass seine Freundschaft das Einzige war, was sie wirklich von ihm wollte, und sie hatte es vermasselt. Heiße Schmach durchströmte sie.

"Brianna und Stone.", fuhr er fort. "Sie werden sich in der nächsten Staffel aufeinander einlassen."

"Was?"

"Sie schreiben uns zusammen; verstärken unsere Romanze."

"Nein. Das ist zu früh."

"Ich weiß, dass es das ist, aber es ist die Richtung, die sie einschlagen werden."

"Ich dachte ... ich dachte, sie würden es in die Länge ziehen wollen."

Er schüttelte seinen Kopf. "Wollen sie nicht."

Ryans Hand war immer noch um ihren Arm geschlungen. Mac hätte ihn losgerissen, wenn sie Vertrauen in ihre Fähigkeit gehabt hätte, aufrecht zu bleiben. Ihr Co-Star war es gewohnt, mit coolen, ruhigen und professionellen Schauspielerinnen umzugehen, aber cool und ruhig war das Letzte, was sie im Moment fühlte. Panisch und verängstigt waren viel näher am Ziel. Sie war nicht bereit dafür. Sie brauchte mehr Zeit, um ihre Gefühle für ihn zu sortieren; um die Anziehung zu überwinden, die sie für ihn empfand.

"Bist du sicher?", hakte sie nach. "Woher weißt du das?"

"Claire hat es mir gesagt."

"Aber wir waren dieses Jahr noch nicht im Studio."

War es möglich, das Ryan sich irrte? Vielleicht spekulierte er nur.

"Ich weiß.", erwiderte er. "Ich habe es letzte Jahr herausgefunden."

"Letztes Jahr?"

"An unserem letzten Drehtag."

"Aber ... du hast nie etwas gesagt. Du hast es mir nicht gesagt."

"Ich habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um es dir zu sagen."

"Und der ist jetzt, oder?"

"Wir sind wieder im Studio, also ... habe ich keine Zeit mehr.", erklärte er.

Sie konnte nicht glauben, dass er so lange damit gewartet hatte, es ihr zu erzählen. Dachte er, sie würde durchdrehen und unter dem Druck zusammenbrechen? Auch wenn die Dinge zwischen ihnen in letzter Zeit angespannt waren, wusste er es seit dem Ende der Dreharbeiten im letzten Jahr - bevor alles seltsam zwischen ihnen geworden war. Warum hatte er es ihr also nicht gesagt? Warum hatte er nicht mit ihr darüber geredet? Hielt er sie für so unerfahren und inkompetent, dass sie damit nicht umgehen konnte?

Ihren Hauptdarsteller zu küssen war Teil ihrer Jobbeschreibung. Das hätte keine große Sache sein sollen. Gott weiß, dass Ryan seinen Anteil an Hauptdarstellerinnen geküsst hatte, aber seine Augen waren mit Sorge gefüllt. Er wartete wahrscheinlich darauf, dass sie den unvermeidlichen Nervenzusammenbruch bekam, von dem er glaubte, dass er kommen würde, besonders nach dem, was sie auf Jazzs Party zu ihm gesagt hatte. Ihr Co-Star hatte immer auf sie aufgepasst, und sie hatte es immer geschätzt, aber heute fand sie es beleidigend.

Ja, sie fühlte sich zu ihm hingezogen, und ja, sie war mehr als nur ein wenig nervös, dass Brianna und Stone eine Beziehung eingehen würden, aber sie war nicht so erbärmlich, dass sie zu einem Haufen zusammen brechen würde und vergessen würde, wie man ihren Job macht. Er hatte bewiesen, dass er nicht zulassen würde, dass die Anziehungskraft, die er für sie empfand, in irgendeiner Weise in sein Leben eingriff, indem er seit ihrem Tanz von einem Bett zum anderen hüpfte. Sie musste ihm beweisen, dass sie sich nicht von ihren Gefühlen für ihn überwältigen lassen würde. Sie konnte immer noch ihren Job machen.

"Mac?"

"Es ist früher, als ich es erwartet hätte, aber es sollte ... Spaß machen."

Ryan starrte sie an, unfähig zu glauben, was er da hörte. Spaß? Die letzten zwei Monate hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er es ihr sagen sollte, und sie hatte es locker abgetan, als ob es nichts weiter als ein ausgelassener Spaß werden würde. Sie hatte es einfach nur nicht verstanden. Brianna und Stone würden miteinander schlafen. Das würde bedeuten, dass die beiden ein wenig von ihrer intensiven Chemie erkunden würden, während sie versuchten, sich daran zu erinnern, dass sie gefilmt wurden.

"Mac, ich glaube, du verstehst nicht."

"Ich verstehe schon.", teilte sie ihm mit. "Aber das sollte keine große Sache sein."

"Das sollte es nicht, aber das ist es."

"Warum? Das ist unser Job, Ryan."

"Das ist mir durchaus bewusst, Mac, aber das heißt nicht, dass man sich keine Sorgen machen muss."

"Warum? Wegen dem, was ich auf Jazz Party gesagt habe? Sieh mal, wenn ich dir den Eindruck vermittelt habe, dass ich mit dem kämpfe, was ich fühle, dann war das falsch. Ich habe das unter Kontrolle. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich kann damit umgehen."

Ryan runzelte die Stirn. Glaubte Mac, dass sie die Einzige war, die mit dieser Sache zwischen ihnen zu kämpfen hatte? Wie konnte sie das nur denken, nach dem Tanz, den sie geteilt hatten? Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr wollte er sie, und desto schwieriger war es, ihr zu widerstehen. Er war sich nicht sicher, wie er mit den Szenen umgehen sollte, die sie in dieser Staffel miteinander teilen würden. Das Potenzial, dass ihre am Set Leidenschaft, eine außerhalb des Sets wurde, war viel zu hoch.

"Ich mache mir nicht nur um dich Sorgen.", versuchte er ihr klarzumachen. "Ich glaube, du verstehst nicht ganz, wie sehr ich diese Sache zwischen uns ausleben möchte, Mackenzie."

"Du hast recht.", erwiderte sie. "Ich verstehe es nicht. Du hast mich drei Wochen lang ignoriert und mit allem geschlafen, was einen Rock trägt. Ich würde sagen, du hast einen sehr guten Job dabei gemacht, nicht darauf zu reagieren."

Mac verfluchte sich im stillen dafür, dass sie verraten hatte, wie sehr es ihr missfiel, dass er seine Zeit in der Gesellschaft anderer Frauen verbrachte. Es ging sie nichts an. Es sollte sie nicht interessieren. Und sie sollte nicht eifersüchtig sein, aber er benahm sich, als verspüre er einen unkontrollierbaren Drang mit ihr zusammen zu sein, obwohl das eindeutig nicht der Fall war.

"Ist es das, was du denkst?", fragte er sie. "Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht an dich denke, Mac."

Sie schluckte und zog schließlich ihren Arm aus seinem Griff, bevor sie einen Schritt zurücktrat. "Wir sollte nur Freunde sein.", sagte sie zu ihm.

"Deshalb erzähle ich dir das."

"Trotzdem konntest du mir bis jetzt nichts von Stone und Briannas Romanze in der nächsten Staffel erzählen?"

"Nein.", antwortete er. "Das konnte ich nicht."

"Warum nicht?"

Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich heute wie eine Masochistin. Sie wollte hören, wie er sagte - er dachte, sie käme nicht damit zurecht.

Er machte einen Schritt auf sie zu. "Was glaubst du warum?"

"Es ist, weil du denkst, dass ich nicht damit umgehen kann - mit uns; weil du denkst, dass ich nicht in der Lage bin, meinen Job zu machen.", antwortete sie ihm, unfähig den Schmerz aus ihrer Stimme zu halten. "Ist es nicht so?"

"Was? Nein. Wie kannst du das nur denken? Ich denke, du bist unglaublich. Du bist besser als die meisten Schauspielerinnen, mit denen ich gearbeitet habe. Ich bin mir sicher, dass ich dir das schon mal gesagt habe."

Erleichterung durchflutete sie. Er hatte es ihr nicht verheimlicht, weil er Angst hatte, dass sie damit nicht zurechtkam. Warum hatte er es dann vor ihr verheimlicht?

Er musste genauso besorgt über diese Sache zwischen ihnen sein wie sie - darüber, wie er auf sie reagieren würde. Vor einem Moment hatte sie es noch nicht geglaubt. Aber jetzt schien es der einzig mögliche Grund zu sein, warum er es vor ihr verheimlicht hatte.

Ein Schauer weiblicher Befriedigung durchfuhr sie, bevor der Ernst dessen, was es bedeutete, einsetzte. Wenn sein Verlangen nach ihr so stark war, wie er sagte, dann war das Potenzial für sie, es zu vermasseln, umso größer. Und was war jetzt mit ihrer Freundschaft? Gab es eine Chance, dass die Dinge zwischen ihnen wieder normal werden konnten?

"Ich wünschte, die Dinge könnten wieder so werden, wie sie waren.", vertraute sie ihm an. "Ich vermisse es, mit dir rumzuhängen. Ich möchte nicht, dass wir nicht mehr zusammen abhängen."

"Ich weiß, aber wir können nicht so tun, als ob nichts anders wäre, wenn es doch so ist. Ich versuche so sehr, dem zu widerstehen. Ich will nicht, dass das, was zwischen dir und Westlaker passiert ist, auch zwischen dir und mir passiert."

"Das würde es nicht."

"Wie sicher bist du dir da, Mac?", fragte er sie sanft und trat einen Schritt näher an sie heran.

Mac wollte einen Schritt zurückgehen, aber sie spürte die Küchentheke hinter sich. Ryan machte einen weiteren Schritt auf sie zu, hob seine Hände, um sich auf beiden Seiten von ihr an der Küchentheke abzustützen und sie vor ihm festzuhalten. Seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt, und seine Augen waren so dunkel, dass sie kaum zu erkennen waren. Sein Körper war voller Anspannung, als würde er es gerade noch schaffen, die Distanz zwischen ihnen nicht zu schließen.

"Wenn wir miteinander schlafen, könnte das alles kaputt machen.", teilte er ihr mit. "Selbst wenn es ... gut zwischen uns wäre."

Ryan beobachtete, wie sich ihre Lippen vor Überraschung über seine Bemerkung teilten; beobachtete, wie die Farbe in ihre Wangen stieg, als sich ihre blauen Augen weiteten und sich in seine verfingen. Sie war so schön. Unwiderstehlich. Er konnte nicht glauben, dass sie daran gezweifelt hatte, wie sehr sie ihn beeinflusste. Er wollte sie küssen, sie schmecken. Er beobachtete, wie das Misstrauen in ihren Augen durch Verlangen ersetzt wurde. Alles an ihr war so verlockend, und er glaubte nicht, dass sie eine Ahnung hatte, wie sehr. Es gab keine Möglichkeit, dass er einer ihrer gemeinsamen Szenen überstehen würde, wenn sie ihm am Set so ansah.

"Du machst es so verdammt schwer, dir zu widerstehen, weißt du das? Du sendest ständig diese Signale aus."

"Welche Signale?"

"Deine Augen, deine Lippen, dein Gesicht; sie verraten mir so viel."

"Was verraten sie dir?", fragte sie ihm atemlos.

"Dass du willst, dass ich dich küsse."

"Oh.", hauchte sie leise.

"Sie sagen mir, dass du mit mir ins Bett gehen willst."

"Ryan."

"Sie sagen mir, dass du mich in dir spüren willst."

Sie keuchte, und Ryan stieß sich von ihr weg. Er hatte gerade die Grenze überschritten. Sein ganzes Blut war in die Mitte geströmt, was zumindest teilweise erklärte, warum er nicht klar denken konnte. Mac stand da und sah so schockiert aus, und sexy, und erregt. Es würde so wenig brauchen, damit die Dinge zwischen ihnen explodierten. Konnte sie das schon sehen? Das war schlecht. Er steckte zu tief drin. Das taten sie beide. Ihre Co-Stars waren nebenan und doch hatte er diese Tatsache für einen Moment vergessen. Mac wahrscheinlich auch.

Warum musste das so verdammt schwer sein? Er sorgte sich um sie. Er wollte sie nicht verletzen. Er wusste, dass sie nicht zusammen sein konnten, während sie beide an Harts Valley arbeiteten, aber jedes Mal, wenn er ihr nahe kam, schien die Tatsache, dass sie nicht zusammen sein sollten, weniger und weniger wichtig zu sein. 

"Es tut mir leid.", sagte er. "Ich weiß, wir sind Freunde. Und ich vermisse auch, was wir hatten, aber ich denke ... ich denke, wir beide können hier etwas Abstand gebrauchen."

Mac schloss die Augen und widerstand dem Drang, Ryan anzuflehen, seine Meinung zu ändern. So sehr sie sich auch wünschte, dass es nicht so wäre, erkannte sie jetzt, dass dies nicht die richtige Vorgehensweise war. Seine bewusst anzüglichen Worte und Handlungen hatten sie aufgewühlt zurückgelassen, aber nicht, weil sie unangemessen gewesen waren. Nein, sie war erschüttert wegen des intensiven Bedürfnisses, dass sie in ihr geweckt hatten. Jedes Mal, wenn sie in letzter Zeit in seiner Nähe war, ließ er sie als zitterndes, unbefriedigtes Wrack zurück. Dieses gefährliche und starke gegenseitige Bedürfnis, dass sie füreinander hatten, würde wahrscheinlich in Schmerz und Herzschmerz enden - jedenfalls für sie. Sie musste ihn erlauben, einen Schritt zurückzutreten, und sie musste das Gleiche tun. 

"Du hast recht. Ich glaube, wir brauchen etwas Abstand.", stimmte sie ihm zu.

"Was ist denn hier los?"

Sie drehte sich um und sah Brad, der in der Küchentür lehnte und sie mit mehr Interesse betrachtete, als ihr lieb war. Schnell machte sie sich wieder an den Abwasch.

"Nichts.", antwortete Ryan.

Jetzt war es nichts, aber vor einen Moment war es nicht nichts gewesen. Tatsächlich fühlte es sich an, als wäre es eine ganze Menge von etwas gewesen.

"Wir gehen runter an den Strand und spielen Cricket.", sagte Brad. "Seid ihr dabei?"

"Ich hau jetzt ab.", antwortete Ryan.

"Ach komm schon.", jammerte Brad. "Könne die Zwillinge nicht warten? Ohne dich haben wir eine ungerade Zahl."

"Tut mir leid.", sagte Ryan. "Du wirst jemand anderen finden müssen, der meinen Platz einnimmt."

Mac versuchte die letzten paar Teller so schnell wie möglich abzuspülen. Sie hatte Ryan zugestimmt, dass er Abstand halten sollte, aber das hieß nicht, dass sie nicht traurig darüber war, dass es so weit gekommen war. Sie war Ryan näher gewesen als jedem anderen in der Stadt, und es würde nicht leicht sein, sich an seine Abwesenheit zu gewöhnen. Mac war auch nicht die Einzige, die ihn vermissen würde. Das würden sie alle.

Die Harts Valley Besetzung hatte während ihrer ersten Staffel eine eng verbundene Familiendynamik genossen. Vielleicht musste sie ihren Teil dazu beitragen und sich aus einigen ihrer Gruppenaktivitäten heraushalten. Es war nicht fair, dass Ryan derjenige war, der von den Gruppenaktivitäten ausgeschlossen wurde. Sie konnten es abwechselnd machen. Wenn sie einige Nächte allein zu Hause aushalten musste, dann würde sie das tun. Mac versuchte, das Gefühl des Verlustes, dass sie bei diesem Gedanken empfand, zu verdrängen.

Sie würde das Beste aus der Zeit machen müssen, die sie mit ihren Freunden verbrachte, wenn sie nicht mehr so viel mit ihnen abhängen würde, beschloss sie.

"So, die sind fertig.", verkündete Mac und stellte den letzten Teller in den Geschirrkorb. "Ich schätze, ich mache mich dann mal auf den Weg."

Brad beobachtete, wie Ryan aus dem Weg ging, um Mac durchzulassen. Als Mac weg war, betrat Brad die Küche.

"Was läuft da zwischen dir und Mac? Und sag mir nicht, 'nichts'. Ich weiß, was ich gesehen habe."

Ryan seufzte. "Du hast gar nichts gesehen."

"Schläfst du mit ihr?"

"Nein." Jedenfalls noch nicht.

"Ist das der Grund, warum du in letzter Zeit nicht mehr hier bist? Weil du mit Mac geschlafen hast, und jetzt gibst du ihr den Laufpass?", blieb Brad hartnäckig.

"Ich habe nicht mit Mac geschlafen.", erklärte Ryan ihm.

"Ich mag diese Show wirklich.", teilte Brad ihm mit. "Ich mag diese Besetzung wirklich."

"So wie ich."

"Wir haben hier einen Gewinner mit Harts Valley.", setzte Brad nach, und warf ihm einen harten Blick zu. "Ich werde das nicht aufs Spiel setzten. Du?"

"Ich gebe mir wirklich Mühe, es nicht zu tun.", gab Ryan zu.

"Gut.", erwiderte Brad. "Mac hat es nicht verdient, wieder verarscht zu werden."

"Das weiß ich."

"Verstehe mich nicht falsch, aber sieh dir deine Erfolgsbilanz an. Du bist nie länger als ein paar Monate am Stück mit jemanden ausgegangen."

"Ich weiß.", wiederholte Ryan, dieses Mal durch zusammengepresste Zähne.

"Du würdest ihr das Herz brachen und dann wäre unsere Show nur noch Staub.", fuhr Brad fort. "Der Hauptgrund, warum die Leute die Sendung sehen, sind Brianna und Stone."

"Sie schauen sie, weil sie ein gutes Drama ist.", konterte Ryan, der nicht bereit war, die Lorbeeren dafür zu ernten, dass ihre Show die Anhängerschaft hatte, die sie hatte.

Brad lachte. "Sie schauen sie, weil sie sehen wollen, wie ihr beide es treibt."

"Ja, nun, sie werden ihren Wunsch bekommen.", teilte ihm Ryan mit.

Brad sah ihn ausdruckslos an.

"Claire hat mir erzählt, dass die Dinge zwischen Brianna und Stone in dieser Staffel heißer werden."

"Ernsthaft? Das sind großartige Neuigkeiten.", rief Brad aus.

Großartig war nicht das Wort, das Ryan benutzen würde, um die Situation zu beschreiben. Desaster, Unheil, Chaos und Katastrophe -  das waren die Worte, die ihm in den Sinn kamen, wenn er daran dachte.

"Die Quoten werden durch die Decke gehen.", strahlte Brad. "Und dein kleines Problem mit Mac ist gelöst. Jeder weiß, dass die Dinge zwischen ihr und Danny erst verrückt wurden, nachdem ihre Charaktere in Junction Hospital zusammen geschlafen hatten. Sie würde sich nie wieder auf ihren Hauptdarsteller einlassen. Alles, was du tun musst, ist, es ihr zu sagen."

"Sie weiß es."

"Und?"

"Und ich gehe jetzt.", antwortete Ryan ihm und klopfte ihm auf die Schulter. "Ihr müsst euren sechsten Mann für Cricket woanders suchen."

Und für alles andere, bis er die Sache mit Mac unter Kontrolle hatte, dachte er traurig. Wenn das überhaupt möglich war.

                                                                                ****

Einen Monat nachdem sie mit den Dreharbeiten zur zweiten Staffel von Harts Valley begonnen hatten, hielt Ryan immer noch Abstand. Auch wenn Mac es hasste, wusste sie es besser, als zu versuchen, ihn aufzuhalten. Glücklicherweise schienen ihre Freunde nichts von der Tatsache zu ahnen, dass sie sich gegenseitig aus dem Weg gingen.

Ryan hatte anfangs gezögert, ihren Platz einzunehmen, wenn die Gruppe zusammenkam, aber sie hatte darauf bestanden, dass sie abwechselnd Einladungen annahmen. Er hatte schließlich zugestimmt, dass es das Beste war. Schließlich wäre es ihm schwergefallen, ihre Freunde immer wieder zu vertrösten. Es war so besser, und es klappte alles - nun ja, bis auf das Gefühl der Einsamkeit, dass sich in ihr Eingenistet hatte.

Trotz der Tatsache, dass sie jeden Tag unter Menschen war, konnte sie das Elend, dass sie zu fühlen begann, nicht abschütteln. Sogar heute hatten sowohl Jazz als auch Vanessa den Umstand kommentiert, dass sie nicht sie selbst zu sein schien. Da half es auch nicht, dass die Gang heute Abend in einem von Macs Lieblings-Pasta-Restaurants in Melbourne essen gehen wollten. Ryan würde mitgehen, also würde sie es nicht tun. Sie würde Freitagabend alleine verbringen.

Mac machte sich auf den Weg zum Set, wo sie die neuste Folge von Harts Valley drehten. Sie schlüpfte so leise wie möglich durch die Hintertür ins Studio. Sie sah Ryan immer noch gerne bei der Arbeit zu. Mac hatte es sich letztes Jahr zur Gewohnheit gemacht, und so sehr sie sich auch bemühte, sich konnte einfach nicht damit aufhören. Sie setzte sich an einen der Tische, hinten im Schatten, wo sie einen guten Blick auf das Set hatte.

Wie immer ließ der Anblick von Ryan in seinem Anzug ihr Herz schneller schlagen und ihren Körper wärmer werden. Die Figur die er spielte, Stone, war ein kühl und berechnender Geschäftsmann, bekannt für seine Rücksichtslosigkeit sowohl in der Liebe als auch in der Vorstandsetage. Sie hatte in diesem Jahr noch nicht allzu viele Szenen mit Ryan geteilt, aber das sollte sich nun ändern. Ihre Romantische Storyline wurde jetzt in Schwung gebracht, obwohl Mac nicht sagen konnte, dass sie mit der Richtung, in der sie beschlossen hatten zu gehen, besonders glücklich war.

Vanessa war mit Ryan in der Szene. Sie spielte Yvette Sullivan, Stones Stiefschwester, und es war ihre Zeile, mit der die Szene begann.

"Ich sehe, du hast einen Plan, Stone"

"Den habe ich in der Tat."

"Einer, der Ärger mit sich bringen wird, wie ich vermute."

"Ja, aber nicht für uns."

"Für wen dann, wenn ich fragen darf?"

"Brianna Davis."

"Du bist böse.", sagte Vanessa.

"Nein, Yvette. Ich bin nur verzweifelt. Wir brauchen ihr Land."

"Sie hat gerade ihren Vater verloren."

"Das heißt, das Land gehört jetzt ihr. Sie kann damit tun was sie will."

"Wie willst du sie dazu bringen, es abzugeben? Sie hasst dich. Sie würde es lieber an Sawyer gehen sehen als an dich."

"Nun, du weißt, was man sagt. Es ist ein schmaler Grat zwischen -"

"Liebe und Hass, ja ich glaube das habe ich schon ein oder zweimal gehört."

"Brianna wird erkennen, dass sie mich liebt." Ryans Stimme war voll von Arroganz.

"Ein bisschen eingebildet sind wir schon, oder?"

"Verführung ist etwas, dass ich zufällig sehr gut kann."

"Das sagst du."

"Glaube mir. Ich bringe Brianna dazu, uns ihr Land im Handumdrehen zu überschreiben."

Mac musste es den Autoren lassen. Sie hatte gedacht, dass es ein schrecklicher Schachzug wäre, Stone und Brianna so früh in der Serie zusammenzubringen, aber dieser Storyverlauf würde ein Gewinner sein. Die Zuschauer würden verzweifelt darauf warten, dass Stone Brianna verführt, obwohl Liebe eindeutig nicht auf Stones Agenda stand. Die Leute würden Woche für Woche einschalten, um zu sehen, ob Stone Briannas Herz in Millionen Stücke zerschmettern konnte.

Mit dem Entschluss, dass heute vielleicht nicht der beste Zeitpunkt war, um diese spezielle Szene zu sehen, stand Mac auf und schlüpfte zur Hintertür hinaus, bevor Ryan das Set verlassen konnte. Kurz vor dem Eingang stieß sie fast mit Jazz zusammen. 

"Mac, da bist du ja.", rief Jazz. "Ich habe schon überall nach dir gesucht."

"Hier bin ich.", erwiderte Mac.

"Es ist beschlossen, du musst heute Abend kommen."

"Ich kann nicht ..."

"Ich weiß, du hast uns schon gesagt, dass du deinen Vater anrufen musst, um sicherzugehen, dass er seine Medikamente nimmt, aber wir werden dich einfach daran erinnern, ihn anzurufen."

Es war eine lahme Ausrede gewesen, die Mac ihren Freunden erzählt hatte, das wusste sie, aber ihr gingen die halbwegs anständigen Gründe aus, ihren Freunden aus dem Weg zu gehen. Wenigstens war dieser Grund die Wahrheit gewesen. Mac hatte vor ihren Vater anzurufen und ihn daran zu erinnern, heute Abend seine Herzmedikamente zu nehmen, da ihre Mutter beim Bingo sein würde.

"Hör zu.", sagte Jazz und holte ihr Handy heraus. "Ich stelle eine Erinnerung ein."

"Ich kann wirklich nicht. Es tut mir leid. Ich bin einfach nur müde."

"Nein, das ziehst du nicht noch einmal mit mir durch.", teilte Jazz ihr mit. "Weißt du, dass es schon über einen Monat her ist, dass wir alle zusammen abgehangen haben? Ich werde alles tun, damit heute Abend klappt. Lies es von meinen Lippen. Alles."

Mac lächelte trotz ihrer selbst, und trotz des Gesprächs, dass sie vor einem Monat mit Ryan geführt hatte, fand Mac, dass ihre Entschlossenheit, sich von ihm meiden zu lassen, zu bröckeln begann. Es war nur ein Abendessen, richtig? Mac brauchte nicht zu lange zu bleiben. Was konnte schon schiefgehen, wenn sie und Ryan in einem überfüllten Restaurant mit ihren Freunden saßen? Sie konnten ja nicht anfangen, sich gegenseitig in der Öffentlichkeit auszuziehen. Außerdem akzeptierte Jazz ein Nein nicht als Antwort. Wenn Mac dieses Mal nachgab, würde Jazz beim nächsten Mal ihre Ausrede vielleicht akzeptieren.

"Okay.", sagte Mac und hoffte, dass Ryan nicht sauer auf sie sein würde, weil sie dem zugestimmt hatte.

Jazz quietschte und umarmte sie. "Gott sei Dank. Du warst in letzter Zeit so distanziert, dass ich schon anfing, mir Sorgen zu machen, ich hätte etwas falsch gemacht."

Mac schüttelte den Kopf. "Natürlich hast du das nicht."

"Es wird genau wie in alten Zeiten.", teilte Jazz ihr mit, bevor sie mit den Augen rollte. "Na ja, bis auf die Tatsache, dass Ryan heute Abend ein Date mitbringt."

"Tut er das?", fragte Mac, wobei sich ihr Herz bei dem Gedanken schmerzhaft zusammenzog.

Ryan würde ein Date mit zum Essen bringen? Oder war diese Frau mehr als das? Er hatte noch nie einer seiner Frauen zum Essen mitgebracht. Mac sollte eigentlich erleichtert sein, dass er eine weitere Ablenkung gefunden hatte, um sich zu beschäftigen, aber statt erleichtert zu sein, fühlte sie sich wütend.

Sie sollten Abstand halten, damit sie nicht auf die gegenseitige Anziehung zwischen ihnen reagierten, aber wenn er jemanden gefunden hatte, mit dem er seine Zeit verbringen konnte, war die Gefahr nicht mehr da, oder? 

Sie konnte nicht sicher sein, dass sie wusste, was in Ryans Kopf vorging oder wie er sich fühlte, erinnerte Mac sich selbst, und es war nicht fair, Vermutungen aufzustellen. Aber wenn er sich mit jemanden traf, würde es sicher nicht schaden, wenn die beiden mit ihren Freunden zu Abend essen würden.

"Ihr Name ist Cindy-Lou, oder so ähnlich.", sagte Jazz. "Ryan hat dir nicht von ihr erzählt?"

"Äh, nein."

"Was ist denn los mit dir?", fragte Jazz, plötzlich völlig ernst. "Du wolltest heute Abend nicht mitkommen, und du und Ryan redet nicht mehr so viel wie früher. Geht es dir gut, Mac?"

"Ja, mir geht es gut. Ich komme doch heute Abend mit, oder?", fragte Mac, als Jazz sie besorgt ansah.

"Nun, ich werde am Set erwartet.", erwiderte Jazz. "Aber ich werde ein Auge auf dich haben, Mac. Du machst mir Sorgen."

"Mir geht es gut.", versicherte Mac ihr.

"Ein paar Drinks heute Abend, und das wird es dann.", sagte Jazz mit einem Augenzwinkern.

Jazz machte sich bereits auf den Weg, bevor sie noch einmal stehen  blieb und sich erneut zu Mac umdrehte. "Übrigens ... ich habe mir gerade das Skript für die nächste Folge angesehen, du und Ryan habt eine große Szene."

"Haben wir?", fragte Mac, als sie spürte, wie ihr Adrenalinspiegel zu steigen begann.

"Oh ja, Baby.", erwiderte Jazz und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. "Stones und Briannas erster Kuss. Ich kann es nicht erwarten, das zu sehen."




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