67. Kapitel

„Es läuft doch gut.", sagt Harry leise und streicht mir meine Haare aus der Stirn. Ich nicke nachdenklich. „Was ist?" – „Drew weiß es auch." – „Dass hier eingezogen bin?" – „Mhm." Harry schweigt daraufhin einen Moment.

„Was meinst du, wie lange dauert es, bis das Team merkt, dass wir beide weg sind?" – „Du meinst, wie lange wir hierbleiben können.", korrigiere ich seine Frage. Er sieht mich ertappt, aber schmunzelnd an. „So könnte man es vielleicht auch sagen." Wir stehen im Flur im oberen Geschoss. Links neben mir ist die Treppe nach unten, und vor mit steht Harry, der sich mit seinem rechtem Arm neben meinem Kopf abstützt. Die Musik, die vorhin irgendjemand angemacht hat, hört man hier nur leise. „Vielleicht fünf Minuten.", überlege ich. „Mhm... besser als nichts.", erwidert Harry und sein Blick fällt auf meine Lippen. Mein Herz überschlägt sich einmal selbst und flattert augenblicklich in meiner Brust, als Harry mich küsst. Meine Augen schließen sich wie von selbst und ich lege meine Arme um seinen Nacken.

Die Angst, dass uns jemand erwischen könnte, verfliegt. Wieso sollte auch jemand hochkommen? Es gibt unten ein Gästebad, gutes Essen, Bier und Musik. Niemand hat einen Grund, die Treppe nach oben zu laufen. Mein Freund drückt mich gegen die Wand. Er steht mit einem Bein zwischen meinen und presst sich gegen mich. Ich seufze leise und spüre, dass Harry daraufhin lächelt. „Was?", frage ich gegen seine Lippen. „Du wirst viel zu schnell hart." Ich möchte wiedersprechen, aber im gleichen Moment, denke ich daran, dass es sowieso nichts bringt, zu lügen. Er spürt es genauso gut wie ich. „Hast du geplant, mich anzumachen, nur damit ich dann schaue, wie ich gleich klarkomme?" – „Eigentlich möchte ich dir nur eine kleine Kostprobe geben." – „Kostprobe?" – „Das ganze Haus, Schatz.", erinnert er mich und mein Schwanz zuckt erregt. „Love.", warne ich, aber er lächelt nur scheinheilig.

„Ich dachte an das Arbeitszimmer. Für heute." Augenblicklich erscheint verschiedene Szenen vor einem inneren Auge; Harry über den Schreibtisch gebeugt. Harry auf dem Rücken auf meinem Schreibtisch. Ich auf dem Stuhl sitzend und Harry auf mir. Herr Gott! Erst einen Moment später bemerke ich, dass er mich wissend ansieht. „Du Arschloch.", antworte ich trocken. Er drückt sich gegen mich und ich unterdrücke ein Stöhnen. „Ich habe nie gesagt, dass du dir vorstellen sollst, wie du mich über deinen Schreibtisch gebeugt nimmst." – „Fuck, Harry." Er grinst und küsst mich erneut. Fordernd und bestimmend ziehe ich ihn zu mir heran. „Du machst mich wahnsinnig.", murmle ich gegen seinen Mund. „Das hoffe ich doch.", antwortet er und lacht leise und glücklich. Wieder drückt seine Lippen auf meine, spaltet sie mit seiner Zunge und taucht in meinen Mund. Es ist ein Tanz, ein wunderbar harmonischer Tanz.

„Ihr könnt es echt nicht lassen, oder?", fragt Ian wenig später, als ich wieder am Grill stehe. Automatisch fasse ich mir an die Lippen. Ertappt. Grinsend hält er mir den Teller hin und ich lege einen der fertigen Hähnchenspieße darauf. „Danke." In diesem Moment kommt Harry wieder. Er hat sich sein Weinglas aufgefüllt. „Ich übernehme mal. Setzt dich ruhig.", meint Duckie plötzlich. „Danke.", nicke ich und setze mich zu Zayn und Liam an einen der Tische auf die Bierbank. Zayn sieht zu mir, dann zu Harry, der sich gerade ebenfalls dazugesetzt hat und schmunzelt. „Sag es nicht.", brumme ich. „Das hat Ian gerade schon." – „Ian?", fragt Liam irritiert und sieht fragend zu Harry. Dieser nickt, schweigt aber. Ich sehe mich kurz um, niemand hört zu. „Wir waren im Gartencenter, er und Ellie auch." – „Und nur weil ihr zusammen unterwegs wart-", setzt Zayn zur Frage an, aber Harry unterbricht ihn. „Es war sehr eindeutig." – „Oh.", versteht er nun. „Er wird nichts sagen.", meine ich daraufhin. „Besser wäre es.", entgegnet Liam. Ich nicke stumm. Allerdings.

Plötzlich setzt Gibson sich zu uns. „Stimmt es, dass geplant ist, zwei oder dreimal pro Saison einen Schwulen-Tag zu machen?", fragt er an Harry gerichtet und augenblicklich sehen wir alle zu Gibson. „Schwulen-Tag?", fragt Ian irritiert. „Pride-Spiele.", korrigiert Harry ihn sofort. „Es werden zwei bis vier Spiele pro Saison die Kampagne fortführen." – „Also diese Saison noch einmal?", fragt Gibson mit großen Augen. „Von wem hast du das?", möchte ich nun irritiert wissen. „Duckie." – „Was?", fragt nun auch Ian verwundert. „Duckie?" – „Er hat Harry und Drew letztens darüber reden hören." Mein Freund nickt. „Der Vorstand hat alles abgesegnet, die Planung hat schon begonnen. Zu Beginn der Playoffs wird das nächste Pride-Spiel stattfinden." – „Scheiße, das ist doch nicht dein ernst?!", fragt Gibson entsetzt. „Ist es sehr wohl. Außerdem hatte ich das bereits angekündigt, erinnerst du dich?", fragt Harry ihn ruhig. „Fuck, ich hätte nicht gedacht, dass der Vorstand das wirklich mitmacht.", flucht er.

„Die Kampagne lief doch gut.", werfe ich unbedacht ein. „War ja klar, dass du das sagst.", brummt Gibson. „Wieso das?", möchte Zayn nun wissen. „Hast du es schon wieder vergessen? Tomlinson hat sich nach England für diese Gala verpisst, ohne es jemandem von uns zu sagen." – „Bist du wirklich noch sauer deswegen?", möchte Liam wissen. „Nicht nur ich. Und ich dachte eigentlich, dass du der gleichen Meinung bist, Liam." Fragend sehe ich den Goalie an. Er schweigt. „Du hast dich doch in der Kabine letztens noch darüber aufgeregt, dass wir bald als Tampa Gay Lightning deklariert werden, wenn das so weiter geht." – „Was?", fragt Zayn perplex. „Du warst noch nicht da.", meint Gibson nur. „Ist das dein ernst, Payne?", fragt Harry merklich angepisst.

„Es ist doch so!", antwortet Liam etwas lauter. „Die Kampagne war ja schön und gut, aber wenn ständig so etwas veranstaltet wird..." Er spricht nicht weiter, aber das ist auch nicht notwendig. Schweigen hüllt uns ein. Die gute Stimmung ist dahin. Liam steht auf und verschwindet im Haus. Stattdessen setzt Duckie sich zu uns. Drew hat den Grill übernommen. Ein anderes Thema wird angeschnitten, aber konzentrieren kann ich mich darauf nicht. Ich halte mich zurück. Stattdessen denke ich darüber nach, wie Liam sich gerade aufgeführt hat. Verdammt, ich dachte inzwischen tatsächlich, dass zumindest Zayn und Liam nichts mehr dagegen haben. Im Goalie habe ich mich sehr offensichtlich getäuscht. Wahrscheinlich sollte mich das nicht einmal wundern. Tut es aber doch. Es ist inzwischen so normal geworden, dass sie von darüber Bescheid wissen, dass ich kaum noch daran gedacht habe, dass sie nur die Klappe halten, weil Harry irgendetwas gegen sie in der Hand hält.

Ich sehe mich um, sehe mein Team in meinem Garten verteilt stehen und sitzen, essen und sich unterhalten. Ich fühle mich von Moment zu Moment unwohler. Am liebsten würde ich augenblicklich die Grillparty für beendet erklären und alle rausschmeißen. Alle bis auf Harry, versteht sich. Mit ihm möchte ich mich auf unser Sofa kuscheln und irgendeinen Film schauen. Wahrscheinlich wäre es eine Romcom. Ich würde ihn aussuchen lassen. Stattdessen gehe ich rein und hole mir eine neue Flasche Bier. Verwundert sehe ich Liam an, der an der Kücheninsel gelehnt steht und nachdenklich geradeaus schaut. Oder besser gesagt, geradeaus starrt.

„Was war das gerade?", möchte ich von ihm wissen und er sieht zu mir. Er hat mich offenbar nicht reinkommen hören. „Du weißt, dass es so ist. Es kann nicht lange dauern, bis Lightning aus der Liga fliegt, wenn Harry weiter diesen Mist macht." – „Es hat bisher funktioniert." – „Er spielt mit unserem Rauswurf.", entgegnet er. Ich öffne den Kühlschrank und nehme mir eine Flasche.

„Meinst du, er macht das wegen dir?" – „Wegen mir?" – „Die Kampagne. Die Pride-Spiele. Das alles.", erklärt er. Ich schüttle den Kopf. „Nein, darüber haben wir mal gesprochen. Den Plan hatte er schon bevor..." – „Ihr was angefangen habt.", beendet er. Ich nicke. „Ja." – „Mhm." – „Wieso zweifelst du das an?" – „Ich sehe, wie er dich ansieht." – „Und?" Er zuckt mit den Schultern. Ich verdrehe genervt die Augen. „Was soll das, Liam? Hast du wirklich nur Angst, dass Lightning aus der NHL fliegt oder gibt es da etwas, was du mir sagen möchtest?" Fragend sieht er mich an. „Tu nicht so blöd." – „Dass ich etwas gegen dich – euch habe?" – „Es könnte kaum offensichtlicher sein.", brumme ich und trinke einen Schluck. „Ich glaube nur nicht, dass das gut ausgehen wird." – „Danke, dein Optimismus ist toll.", antworte ich sarkastisch.

„Denkst du wirklich, dass das auf Dauer funktioniert?" – „Wieso sollte es das nicht?", möchte ich wissen. Liam schüttelt den Kopf. „Du solltest dich entscheiden, Louis. Eishockey und Schwulsein passt nicht zusammen." – „Doch.", widerspreche ich ihm. „Nur, weil du es verheimlichst.", merkt er an.

„Du bist ein beschissener Freund."

Perplex sieht Liam mich an. „Du solltest mich lieber unterstützen. Wenn mir ehrlich sind, ist er einzige Grund, weswegen du mich nicht schon längst verpfiffen hast, der, dass Harry etwas gegen dich in der Hand hat. Das ist so beschissen, Liam." – „Ich würde nicht-" – „Spar dir das. Ich bin bereits einmal fast wegen dir und Zayn aus dem Team geflogen.", unterbreche ich ihn angepisst und wütend. „Natürlich würdet ihr es sagen, du wahrscheinlich noch lieber als er! Es ist mir scheiß egal, was du davon hältst oder ob du denkst, dass das nicht klappen kann. Solange du nur deine Fresse hältst kann ich machen, was ich will!" – „Louis, so habe ich das nicht-" – „Spar's dir.", falle ich ihm ins Wort und gehe wieder nach draußen. Liam und ich sind schon lange keine Freunde mehr.

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Meint ihr, es war gut, dass Louis Liam seine Meinung gesagt hat? Und ist es klug, diese Pride-Spiele zu veranstalten, oder geht das nach hinten los?

Love, L

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